von süss bis ungeniessbar

Autogenes Training für Anfänger

Anfänger sind Menschen wie ich, die noch nie ein Entspannungstraining in irgendeiner Form gemacht haben. Solche halt, die sich unter autogenem Training oder Yoga so eine Art Schlafstunden vorstellen. Unwissende eben!

Nun gut, da ich irgendwie bei meiner Geburt schon mit Duracell-Batterien im Kopf ausgestattet wurde, hört das Gedankenkarussell bei mir eigentlich nie auf zu drehen. Das hat sein Gutes, absolut! Ich habe 1000 Ideen und mir wird eigentlich nie langweilig (ausser in den Ferien am Meer, aber das wisst ihr ja schon). Dieses ständige Kopfkarussell kann aber manchmal auch ganz schön anstrengend sein und einen am Schlafen hindern. Oder einfach am Entspannen. Also habe ich mich für einen Kurs in autogenem Training eingeschrieben. Das kann ja nicht so schwer sein – dachte ich.

Kursstunde eins: Man beschnuppert sich, lässt sich alles erklären, schnappt sich eine Matte und sucht sich ein Plätzchen, um diese auszurollen und sich auf den Boden zu setzen. Die Atmung ist ja ein grosses Thema im autogenen Training. Erst die Erklärung von der Kursleiterin, dann die Übung. Atmen kann ich, mache ich schliesslich dauernd – so in etwa stelle ich mir das zumindest vor. Fehlanzeige! Ich atme total falsch (nur im Brustkorb) und bin total unentspannt (ich merke davon einfach nichts). Rechts und links von mir atmet es wie verrückt, mit lustigen Zusatzgeräuschen, die mit Worten kaum zu erklären sind. Anstatt mich auf meine Atmung zu konzentrieren, versuche ich die Beherrschung zu behalten und nicht loszulachen. Also irgendwie verstehe ich hier etwas total falsch. Ok, es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen, die nächste Stunde wird bestimmt besser. Und die Tatsache, dass ausser mir alle total relaxt sind, stresst mich zu diesem Zeitpunkt noch nicht allzu sehr.

Stunde zwei: Matte fassen, Platz suchen, hinlegen. Los geht’s! Atmen, tief in den Bauch und alle Glieder bewusst spüren. Also auf dem Atemweg in meinen Bauch scheint irgendwo etwas im Weg zu sein. Bei mir hört die Atmung unterhalb der Brust auf. Beim Versuch, das zu ändern, verkrampfe ich mich noch mehr. Von Entspannung kann also keine Rede mehr sein. Weil die Kursleiterin sieht, dass sich mein Bauch nicht hebt und senkt, stresst sie mich mit meiner falschen Atmung noch zusätzlich. Also schummle ich, indem ich meinen Bauch einfach rhythmisch einziehe, herausdrücke, einziehe usw.! Nützt zwar nichts, aber wenigstens lässt sie mich jetzt in Ruhe. Das Grunzen meiner Nachbarin beim Atmen macht mir die Entspannung auch nicht leichter, denn ich muss leider immer kichern und….störe dabei die Gruppe. Mal wieder typisch für mich!

Beim Visualisieren, was auch ein wichtiger Punkt im autogenen Training ist, kommts richtig Dicke! Wir stellen uns ein wunderschönes Meer (ich hasse das Meer) mit türkisfarbenem Wasser (Wasser ist nass, wie hässlich) und einem Delfinschwarm vor (Delfine sind quasi Fische, also nicht gerade meine Favoriten im Tierreich). Dabei fühlen wir die Wärme der strahlenden Sonne (ich hasse Hitze und gehe der Sonne aus dem Weg) und lassen alle Sorgen fallen (meine Sorgen beschränken sich aktuell auf das Meer und die Fische, die ich mir vorstellen soll). Ich blinzle nach rechts, dann nach links – alle total entspannt! „Die Augen bleiben geschlossen“, höre ich die ruhige, aber bestimmte Stimme der Kursleiterin. Ich mag es nicht, wenn ich nicht sehe, was rechts und links von mir passiert. Und ich stelle mir lieber Fischstäbchen vor, nicht Delfine! Oh weh, ich trotze ja. Ich merke, wie mir das Ganze ziemlich auf die Nerven geht und ich innerlich jede Faser anspanne. Ich möchte gerne auf die Uhr schauen, traue mich aber nicht, die Augen wieder aufzumachen. Diese Stunde scheint endlos zu sein.

Stunde 3: Fehlanzeige! Ich habe beschlossen, die Gruppe nicht mehr mit meiner Anwesenheit zu stören und mich künftig wieder auf meine Art zu entspannen – mit Arbeit, Schreiben, Fernsehen, Lesen und meine Atmung lasse ich auch wieder in Ruhe, sonst ersticke ich möglicherweise beim Versuch, meine Blockade im Bauch zu lösen. Ich gestehe: Ich bleibe eine Unwissende in Sachen autogenes Training und Yoga!

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4 Kommentare

  1. huggi1963

    Manchmal ein bisschen durchgeknallt 😝

  2. danielajaeggi

    Wir sind einfach die Besten! 🙂

  3. huggi1963

    hihi, DU wieder 😉 Ich war auch mal an einem Kurs und musste mich meiner Freundin gegenübersetzen und in der STILLE eine Übung machen. Ich weiss nicht mehr genau um was es ging, aber ich glaube es handelte sich um Gedankenübertragung! Wie auch immer – plötzlich habe ich einen Lachanfall bekommen und meine Freundin natürlich angesteckt! Wir konnten uns nicht mehr beherrschen, denn je mehr wir das Lachen unterdrücken wollten, umso schlimmer wurde es (das ist wie bei einem Hustenanfall)! Es ging so weit, dass wir den Raum unter den bösen Blicken der anderen Teilnehmern verlassen mussten!!!!
    Oh, jetzt kommt mir noch ein 2. Lacher in den Sinn!!! Ist schon 30 Jahre her und es war bei einer Rede an einem Offiziersball. Ich weiss nur noch, dass sich mein Bruder in Grund und Boden geschämt hat 😉
    ..und Lacher Nr. 3 war bei einer Predigt in der Kirche!!!! Mein Cousin war dabei und ER hat angefangen – Gott (im wahrsten Sinne des Wortes 🙂 ) was DAS peinlich!!!
    Ich kann also nachvollziehen, wie es Dir betr. LACHEN ergangen ist 🙂 Entspannen in der Gruppe und visualisieren kann ich mittlerweile ganz gut 😉

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