von süss bis ungeniessbar

Die Krux mit der Lesebrille

Stellt euch folgende Situation vor: Da ist ein grosser Anlass mit fast 400 Gästen. Davon sind nahezu alles Frauen, da es sich um eine Ladiesnight handelt. Das spielt aber eigentlich für meine Geschichte keine Rolle. Fakt ist, dass ich mich darauf vorbereitet habe, diesen Gästen etwas inhaltlich Wertvolles zur Begrüssung zu erzählen. Wohlverstanden: Mit Mikrofon, was darauf schliessen lässt, dass jeder Versprecher gnadenlos gehört wird.

Um allfällige Unsicherheiten auszuschliessen, schreibe ich mir die wichtigsten Stichworte also auf eine Karte; vor allem Jahreszahlen und wichtige Punkte, die ich nicht vergessen darf. Eigentlich ein Leichtes für mich, bekanntlich habe ich eine ziemlich grosse Klappe. Mit Leuchtstift streiche ich noch die besonders wichtigen Dinge an, 10 Minuten vorher – damit ich sie ja nicht wieder vergesse. Gut! Let the show begin.

Da steh ich nun, mit Headset-Mikro auf dem Kopf, Zettel in der Hand und versuche auszublenden, dass unzählige Augenpaare auf mich gerichtet sind. Die Begrüssung habe ich einwandfrei im Griff. Schliesslich ist es ein Kinderspiel, ein freundliches Hallo und die Freude über den Besuch ins Mikrofon zu sprechen. Dazu braucht es keine Notizen. Dann stelle ich mich kurz vor; auch kein Problem, ich kenne mich ja. Und dann: Der Blick auf meine Notizen, oder besser gesagt, auf meinen Zettel, denn ich sehe NICHTS!

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Ich bin nämlich ohne Lesebrille stockblind! Es ist ja nicht so, dass ich keine Brille hätte. Die Dinger liegen überall – aber in diesem Moment ganz einfach nicht in meiner Nähe. Und schon gar nicht auf meiner Nase! In Sekundenschnelle jagen tausend Gedanken durch meinen Kopf. Was nun? Sag was! Alle warten! Ok, Improvisation ist gefragt.

„Ich würde Ihnen allen nun wahnsinnig gerne erzählen, was hier auf meinem Zettel steht. Das Problem ist, dass ich absolut gar nichts sehe, weil ich meine Brille vergessen habe.“ Grosses Gelächter! Uff, wenigstens ist diese Situation halbwegs gerettet, aber sehen kann ich immer noch nichts. Und wie vom Himmel streckt mir jemand seine Lesebrille entgegen! Meine Rettung! Auf einmal sehe ich die Zahlen und Buchstaben auf meinem Zettel wieder.

Zugegeben, den roten Faden in meiner Rede hätte ich in dieser Situation niemals wieder gefunden, aber wenigstens konnte ich die Jahreszahlen und Eckpunkte wieder ablesen, und die Tatsache, dass alles andere nur noch Improvisation war, hat für etliche Lacher gesorgt. Was lerne ich daraus? Künftig bereite ich keine Reden mehr vor. Offensichtlich sind beim Publikum Pleiten, Pech und Pannen gemischt mit Improvisation viel beliebter und lockern die Stimmung auf. Kurzer Stressmoment für mich, aber schlussendlich vergeblich. Fazit: Notizzettel sind nur dazu da, um etwas in den Händen zu halten. Was drauf steht, ist eigentlich völlig egal!

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2 Kommentare

  1. Kimey

    Dini Red isch ömu guet gsi und mä het nimau gmerkt dass gstresst, nervös oder süstigs bisch gsi!

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