von süss bis ungeniessbar

Frisch drauflos beworben….

…und doch gescheitert.

Seit ich als aktive Bloggerin im Netz unterwegs bin, lese ich oft Geschichten von frustrierten Arbeitssuchenden, die nur Absagen kassieren. Bestimmt sind es immer mehrere Gründe, die zu einer Absage führen. Ganz viele äussere Einflüsse wie Konjunktur, Land, Beschäftigungsgrad etc. können einfach nicht beeinflusst werden. Dann gibt es aber noch sehr viel, worauf man selber achten MUSS. Ich habe eine Weile Arbeitssuchende auf ihrem Weg zurück ins Arbeitsleben begleitet und ihnen geholfen, Bewerbungen zu schreiben und Dossiers sauber und besonders zu kreieren. Und ich war immer wieder überrascht, wie krass das Gefälle von „perfekt“ bis „unbrauchbar“ innerhalb einer Gruppe Stellensuchender sein konnte. Es war eine echte Herausforderung, bis zum Schluss eines Kurses alle in etwa auf das gleiche Niveau zu bringen. Also: Eigentlich war es unmöglich, aber wir mussten immer unser Bestes geben.

Inzwischen bekomme ich als Unternehmerin regelmässig Bewerbungen zugeschickt, bei welchen ich mich nicht einmal mehr frage, warum die Guten keinen Job haben. Da bleibt oft nur noch verzweifeltes Kopfschütteln. Ich meine, wenn schon in der Anschrift zwei Schreibfehler sind, stellt sich die Frage, ob ich überhaupt weiterlesen soll. Zumindest eine Adresse sollte man schon fehlerfrei abschreiben können. Weil ich lange in der Materie drin war, lese ich aber jede Bewerbung bis zum Schluss. Und bei mehr als der Hälfte der Bewerbungen stelle ich mir die Frage, ob die Kandidaten überhaupt jemals in der Schule waren. Da reihen sich Schreibfehler an Schreibfehler und üble Missgeschicke, die nicht passieren dürfen. Wenn man reihenweise Blindbewerbungen verschickt, dann sollte man in der Anrede schon den Namen ändern. Oder der adressierte Brief sollte in den richtigen Umschlag. Da waren tatsächlich schon Exemplare mit dabei, welche auf dem Umschlag, auf dem Briefkopf und in der Anrede drei Arbeitgeber zur Auswahl hatten. Dumm gelaufen! Sowas darf einfach nicht passieren.

Ich kann eines mit Sicherheit sagen: Wenn ein Dossier mit schöner Anschrift, einem ansprechenden und kreativen Deckblatt und einem logischen Ablauf in meine Hände kommt, ist die Chance schon mal sehr gross, dass ich genauer hinschaue. Wenn der Text dann noch fehlerfrei und besonders ist, dann bekomme ich Argusaugen. Und wer mit Wissen über unser Unternehmen punktet, der hat sich im Vorfeld Gedanken gemacht – schon wieder ein Pluspunkt. Und Sätze mit würde/hätte/könnte/täte sollte man tunlichst vermeiden. Die klingen devot und geben mir das Gefühl, dass ein komplett eingeschüchtertes Wesen eine Arbeit sucht. Sätze mit werde/habe/kann/tue etc. wirken sicher und zielorientiert. Auch das ist ein Trick, auf den man achten muss. Schreibt jemand: „Ich würde mich sehr freuen, bei Ihnen vorsprechen zu dürfen.“, dann wirkt das sehr unsicher. Lautet der Satz aber: „Ich freue mich darauf, Sie persönlich zu besuchen.“, dann habe ich das Gefühl, dass da jemand schreibt, der weiss, was er will. Schliesslich sucht man keinen Job in der Möglichkeitsform – nein! Man will ihn in der Realität!

Ich sage nicht, dass jeder, der auf der Jobsuche scheitert, selber schuld ist. Absolut nicht! Aber man kann doch einiges dafür tun, um die Chancen zu erhöhen. Wer Hilfe braucht, kann sich über meinen Mail-Account gerne an mich wenden. Bewerben ist eigentlich ganz einfach, wenn man sich selber etwas zutraut. Nur Mut!

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26 Kommentare

  1. keepshowkeeper

    Ich bin in unserem kleinen Büro ebenfalls für BewerberInnen zuständig und habe auch schon lange vor, darüber etwas zu bloggorn. Vieles davon, was ich sagen wollen würde, finde ich hier wieder. Großes Lob aus meinem Eckchen!
    Natürlich entscheidet nicht die Bewerbung alleine über die Einstellung. Da zählen Qualifikationen und Auftreten im Bewerbungsgespräch mehr, jedenfalls bei uns. Allerdings kann eine schlampige Bewerbung dazu führen, dass wir die Person gar nicht erst einladen, obwohl sie vielleicht geeignet wäre.
    Ich muss dem Beitrag in zwei Punkten widersprechen, oder zumindest ergänzen. Oder zumindest meinen Senf dazugeben:
    1. Ein zu selbstsicheres Auftreten kann mehr Schaden anrichten als übertriebene Zurückhaltung. Wir beobachten gerade bei älteren Bewerbern oft ein Verhalten, das in die Richtung „Jetzt zeig ich den jungen Hüpfern aber mal, was Sache ist!“ geht. Ein Bewerber unterbrach den Chef (!) einmal mit den Worten „Jaja, aber kommen wir jetzt wieder zum Thema zurück!“. So ein Verhalten ist 1000 Mal schlimmer als nervös rumstammeln.
    2. Ich finde nicht, dass zurückhaltende Formulierungen in Bewerbungsschreiben immer unangebracht sind. „Ich freue mich auf unser Gespräch“ ist eigentlich unsinnig, denn hier wird sich auf etwas gefreut, das noch gar nicht existiert. Es impliziert, dass das Gespräch bereits geplant ist. „Ich würde mich über die Einladung zu einem Gespräch freuen“ ist da viel sinnvoller und auch glaubwürdiger, denn man freut sich ja erst dann, wenn die Einladung tatsächlich ausgesprochen wird.
    Was wir auch immer wieder beobachten, ist, dass jüngere Leute offenbar nicht richtig geschult werden, wie man sich ordentlich bewirbt, was wir dann immer recht traurig finden. Aber jetzt was Lustiges: In den Köpfen unserer Mitbürger hat sich offenbar das Vorurteil festgefressen, dass Personalabteilungen immer von Frauen geleitet werden. Daher sendet mir ca. jeder zehnte Bewerber ein Anschreiben mit der Anrede „Sehr geehrte Frau Keepshowkeeper …“, obwohl in den Stellenanzeigen explizit steht „Senden Sie Ihre Bewerbung an Herrn Keepshowkeeper“. Schön ist, die Gesichter der Bewerber zu beobachten, wenn sie fürs Gespräch vorbeikommen, und ihnen klar wird, dass sie den bärtigen, alten Mann, dessen Hand sie gerade schütteln, in ihrem Bewerbungsschreiben mit „Frau“ angeredet haben. 🙂

  2. hansarandt

    Diesmal erinnert mich die Geschichte an meinen Vater. Er hat in Schlesien eine Dorfschule besucht, in der alle Klassen gemeinsam unterrichtet wurden. Er hat in der ganzen Schulzeit nur ein einziges Zeugnis bekommen, das Abgangszeugnis.
    Jeder Jahrgang saß in einer Reihe. Links vorne saß der Jahrgangsbeste und rechts hinten saß der schlechteste. Mein Vater saß während der gesamten Schulzeit auf der Position links außen. Er wurde nie vom Lehrer verprügelt, die anderen täglich.
    Als er die Schule verließ beherrschte er die Grundregeln der Mathematik und die Deutsche Sprache in Wort und schöner! Schrift.
    Wenn heute in der Mittelschule die Schüler die Aufgabe bekommen, ein Buch im Unterricht vorzustellen, müssen sie erst in den Buchladen gehen und eins kaufen, weil sie noch keins haben.
    Ich habe es immer wieder mit Jugendlichen zu tun gehabt, die nicht sinnverstehend lesen konnten.
    Das trifft nicht auf alle zu. Es gibt eine Elite, die in der Regel den nötigen familiären Hintergrund hat, und morgen die Führungspositionen in unserer Gesellschaft einnehmen wird. Leider ist das nicht immer auch die moralische Elite.

  3. anettburri

    Sehr gut geschrieben. Ein gutes Bewerbungsdossier ist viel wert.

  4. marianne

    ich hab in meinem Leben nur zwei Bewerbungen schreiben müssen und bin jedesmal sofort eingestellt worden. in dem ersten Betrieb war ich nur ein jahr dann hab ich mich dort verabschiedet weil es ausbeuter waren, im zweiten Betrieb hab ich 30 Jahre gearbeitet in Vollzeit, das war die Deutsche Telekom, damals Fernmeldeamt.

    • modepraline

      Glück gehabt. Das ist heute nicht mehr so! 🙂

      • marianne

        ja ich weiss

  5. Katha

    Ich stimme dir absolut zu, dass Rechtschreibfehler und Massenadressierung absolute „No Go“s sind, was Bewerbungen betrifft. Oftmals ist es aber so, dass gerade junge Menschen oder ältere Arbeitnehmer, die ihren Job verloren haben, nicht (mehr) wissen, wie eine Bewerbung auszusehen hat und wie sie am optimalsten gefüllt sein sollte. Die Schule kann nicht alleine dafür verantwortlich sein, dieses Wissen zu vermitteln, aber ich selbst habe es erlebt, dass die Berater beim Arbeitsamt a) keine Lust haben, zu helfen, b) schwächenorientiert sind und nur auf Fehler hinweisen oder c) selbst nicht genau wissen, wie es richtig ist. Und sich auf’s Internet zu verlassen, ist ja auch immer so eine Sache … teure Seminare für Bewerbungsschreiben kann sich ein Arbeitssuchender meist nicht leisten … tja, und schwupps, befinden wir uns in einem Teufelskreis. Ich finde, dass manchmal trotzdem einfach Chancen vergeben werden sollten, da viele Arbeitnehmer ihr Potential erst dann entdecken, wenn jemand an sie glaubt. Und diese Personen sind dann meist so dankbar, dass sie ihren schlechten ersten Eindruck mehr als wettmachen.

    • modepraline

      …und sonst hat man bestimmt irgendwo einen Freund oder eine Freundin, der das Dossier gegenliest! 🙂

  6. keinbisschenleise

    Da bin ich ganz bei dir !!!

    Wenn man, wie ich, mit 50 eine Umschulung geboten bekommt und danach los legt, sich zu bewerben, ist es ein MUSS, sich über das Unternehmen zu informieren, bei dem man gerne einsteigen will.
    Hat auch geklappt bei mir 😉

  7. allemeineleidenschaften

    Super Beitrag! Sehr interessant für mich zu erfahren, dass ich wohl auch in der Handelsschule vor vielen Jahren schon alles falsch gelernt habe….. oder heute wird alles anders gemacht, kann ja auch sein. Ist halt schon lange her, lach 🙂
    Liebe Grüße!
    Suse

    (meine nicht Rechtschreib- oder Blödheitsfehler, ich meine schon deinen Satz mit würde/hätte/könnte…) 😉

    • modepraline

      Ja, die Bewerbungen früher sahen tatsächlich genauso aus, wie man es heute nicht mehr machen sollte – hat was! 🙂 Danke!

  8. Joey

    Ich hatte mit meiner (nicht fehlerfreien) Bewerbung vor einem Jahr ein riesen Glück. Ich wurde gleich genommen. Und dazu noch mit freier Kost und Logi, einer warmen Stube, einem kuscheligen Bett, auf Aufforderung liebevolle Streicheleinheiten, 24 Stunden Betreuungs- und Pflegedienst und vieles mehr. War allerdings auch der einzige Bewerber auf die freie Stelle, hat Herrchen mir anvertraut.
    P.S.: Wenn ich vorher gewusst hätte, dass ich dauernd zu irgendwelchen Spaziergängen mit muss, hätte ich meine Bewerbung zurück gezogen.

    • modepraline

      Siehst Du: Umziehen! Ich bin total spazierfaul! 🙂

  9. Simmis Mama

    Stimmt. Vieles kann man gar nicht wissen. Und dann gibt es ja noch die Stellen die ausgeschrieben werden aber gar nicht existieren … nur für die Politik damit das Unternehmen aussieht als ob es expandiert …

  10. arianezuber

    Schöner Artikel, aber ehrlicherweise fällt mir dazu ein, dass die meisten ja heute nicht ma mehrl richtig sprechen können, selbst im Radio oder Fernsehen nicht, wo soll’s denn mit dem Schreiben herkommen? Ganz schön traurig, ich finde Sprache so reizvoll…aber auch eine Herausforderng, die mir jedoch Spaß macht… Und was Bewerbungen als Künstler auf Ausschreibungen angeht, das ist nochmal besonders schwierig mit Bildauswahl und Konzept etc. pp….Aber naja, das ist eine andere Geschichte 😉

    • modepraline

      Leider hast Du nicht unrecht – manche scheitern schon daran, einen fehlerfreien Satz zu schreiben. Schade! Ja, im Kunstbereich ist das Ganze noch einmal viel komplexer, das weiss ich von meiner Tochter… 🙂

  11. kietzemaze

    Hallo modepraline,

    ich habe selber eine Zeit lang in der Personalabteilung gearbeitet und muss dir recht geben, dass wirklich über 50 % von vornherein Ausschuss sind. Am liebsten waren mir die gefalteten Lebensläufe kommentarlos in einen kleinen Briefumschlag gesteckt.
    Trotzdem muss ich sagen, dass wir beispielsweise so viele Bewerbungen bekommen haben, dass sich niemand das Anschreiben komplett durchlesen konnte. Erster Blick fiel auf den Lebenslauf. Wenn der interessant war, hat man sich auch das Anschreiben genauer angesehen.
    Ich habe für mich mitgenommen, dass es nicht DIE perfekte Bewerbung gibt. Jeder Personaler scheint das ein wenig anders zu sehen. Und selbst mit guter Bewerbung gibt es noch so viele andere unternehmensinterne Faktoren, die die Bewerber gar nicht wissen können.
    Trotzdem: guter Beitrag 🙂

    Liebe Grüße

    • modepraline

      Ja, bin ganz bei Dir. Habe ich ja drum auch geschrieben, dass es unzählige Faktoren gibt, die man nicht beeinflussen kann. Aber die eigene Bewerbung hat man definitiv selber in der Hand – und die sollte man nach Möglichkeit nicht verhauen. Danke 🙂

  12. Simmis Mama

    Upps und da waren sie schon die vielen Tippfehler. Sorry. Ich meinte „früher“ und „alles“

  13. Simmis Mama

    Ach ja und friert habe ich mit den Tips die du gibst verrückt gemacht und als tausend mal korrigiert. Heute lasse ich nicht mal mehr jemanden Korrektur lesen. Ich habe gemerkt, dass es viel mehr darauf ankommt den Nerv zu treffen. Werbung für sich zu machen. Ich halte mich nicht mal mehr immer an die tradierten Regeln. Kreativ. Spaß. Positiv auffallen.

    • modepraline

      Das ist genau der Weg – so sehen auch meine erarbeiteten Dossiers aus! 🙂

  14. Simmis Mama

    Oh ich habe es auch schon mit mehreren Schreibfehlern zum Bewerbungsgespräch geschafft. ; D Ich bin vor Scham fast im Boden versunken als ich sie entdeckte und wurde dann zu meiner Riesenüberraschung eingeladen. Die Tipps die du gibst sind toll, aber es gibt wirklich Leute die wunderbare Bewerbungen schreiben und nicht genommen werden. Ein Freund von mir mit Dr und Veröffentlichung in einem renommierten Fachblatt suchte und fand erst nach knapp 50 Versuchen etwas. Und dann in einen Traumkonzern. Jetzt macht er da Karriere. Und er schrieb nie im Konjunktiv. Ich schreibe gerne in Konjunktiv weil ich mich nicht aufdrängen möchte, aber wie ich gesehen habe führt das zu medizinischer Unterversorgung meiner Tochter. Also in Zukunft lieber ICH WILL (:

    • modepraline

      Ja – eine perfekte Bewerbung ist kein Garant, aber es erhöht die Chancen doch sehr, wie ich geschrieben habe. 🙂

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