von süss bis ungeniessbar

Brief an meine Ohren – Challenge

Liebe Ohren

Ich spreche euch hier als Paar an. Eigentlich sollte ich euch aber einzeln ansprechen. Du auf der rechten Seite siehst nämlich richtig gut aus. Du links bist einfach nur ein Löffel. Seit ich ein Baby bin, stehst Du von meinem Kopf ab. Aber nicht etwa als Ganzes, nein! Nur der obere Teil von Dir steht ab – das Läppchen nicht. Meine Mutter sagt, das sei so gekommen, weil ich nicht trinken wollte, wenn ich Dich nicht umklappen durfte. Also liess man mich mit meiner Ohrumklapperei gewähren. Resultat: Löffelohr! Da ich immer kurze Haare hatte, konnte ich euch nie verstecken. Ich musste also mit einem Löffel rumlaufen und fand das meistens nicht so toll.

Trotzdem habe ich es mir nicht nehmen lassen, euch zu verlöchern. Wenn schon Ohren, dann mit Löchern. Meine ersten Ohrringe habe ich als Kleinkind gestochen bekommen. Da lag es auf der Hand, dass ich in der Jugend noch weitere Löcher nachstechen würde. Aktuell sind es immer noch sechs. Jedes von euch hat schliesslich immer noch drei hübsche Diamäntchen im Läppchen (was für ein doofes Sätzchen…).

Früher hörte ich dank euch das Gras wachsen. Und ihr habt mir diverse Mittelohrentzündungen beschert. Beim Fliegen habt ihr mich regelmässig in den Wahnsinn getrieben, weil ihr den Druck drinn behalten wolltet. Schmerzen ohne Ende. Inzwischen höre ich manchmal nicht mehr gar so gut und Du da auf der linken Seite (Löffelohr) hast sogar einem Tinnitus Asyl gewährt. Das finde ich überhaupt nicht witzig, aber ich wurde ja nicht gefragt. Ich habe euch deswegen schon spülen lassen, habe euch mit Ohrkerzen behandeln und unzählige Male kontrollieren lassen. Hat alles nichts gebracht. Die komischen Geräusche, die ihr mir beschert, bin ich nicht mehr losgeworden.

Du, mein liebes rechtes Ohr machst mir weniger Kummer. Du hörst immer noch gut und siehst nach wie vor passabel aus. Du, mein linkes Löffelohr machst Krach, verunmöglichst mir inzwischen auch das Telefonieren auf der linken Seite und stehst ab wie eh und je. Ganz offensichtlich hätte ich Dich nicht immer so hassen sollen, vermutlich bestrafst Du mich nun dafür, dass ich Deinen Kollegen auf der anderen Seite immer bevorzugt habe. Tja, ist halt so – das Leben ist kein Ponyhof! 🙂

 

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13 Kommentare

  1. beastmodebrina

    Oh man, Tinnitus ist echt ein A***loch! Hast du es schon mal mit ein paar Sitzungen in einer Unterdruckkammer versucht? Das soll auch manchmal helfen.

    Ansonsten erinnert mich deine Rubrik “ Briefe an mich“ gerade sehr an die alten Witze von Otto. So in der Art – Großhirn an Kleinhirn: Sei ruhig ich will mehr trinken! 😀

    • modepraline

      Alles schon probiert – er weigert sich standhaft, mein Ohr wieder zu verlassen! Wow, mit Otto verglichen zu werden, nehme ich als Kompliment! 🙂

  2. Silvergranny

    Langsam wird mir das unheimlich hier, oder haben nur ganz viele Leute die gleichen Probleme?
    Mein Herr Tinnitus, so nenne ich den Untermieter, ist vor ein paar Jahren nach einem Hörsturz bei mir eingezogen und weigert sich standhaft wieder abzuhauen. Die Klage wegen Eigenbedarf hat bisher auch noch nicht geholfen. Der blöde Depp lässt sich nicht mehr vertreiben. Also wenn er schon die Wohnung besetzt, sollte er doch lieber rauchen..sähe zwar auch blöd aus..aber dann könnte er wenigstens nicht immerzu pfeifen!!

    • modepraline

      Ich stell mir gerade vor, wie das aussähe, wenn in regelmässigen Abständen ein Räuchlein aus Deinem Ohr käme?!! *totlach* Das wäre ein herrliches Bild, echt! 🙂

      • silvergranny

        Ja eben…aber lieber hätte ich Rauchzeichen aussen, als das Pfeifen im Kopf!
        Das hört ja keiner, ausser uns Tinnitusgeplagten.

      • modepraline

        Wir sind vermutlich wirklich Schwestern…:-)

  3. BloggerIn50+

    Also, jetzt muß ich mal zusammenfassen: habe Locken (schwarz, kinderblond, straßenköterblond, brünett mit so komischen weißgrauen Fäden), aber Frisur??????? Ist noch nie was draus geworden. Meine Augen sind tiefbergseeblau und meine Wimpern lang, dicht und schwarz. So, danke lieber Gott, Mama, Papa. Lesen geht trotzdem nur noch mit Hilfsmitteln und weil die gerne verschwinden -so ähnlich und geheimnisvoll wie die Socken in der Waschmaschine, hab ich eine ganze Battalion davon aus den überall sprießenden 1-€-Läden strategisch deponiert. Verschwinden irgendwie trotzdem immer ………
    Meine Ohren sind unterschiedlich groß und stehen im Wind, angeblich auch wg. kleinkindlicher Umklapperei. Hab ich was vergessen? Dünner war ich auch schon mal, geht aber noch. Bauch, Beine, Po haben ihre beste Zeit auch schon hinter sich. Aber sonst geht’s gut, der Frühling steht in den Startlöchern und überhaupt…

    • modepraline

      Bist Du meine Schwester und ich weiss nichts davon? Klingt fast so!!! 🙂 🙂 🙂

      • BloggerIn50+

        Zumindest im Geiste …..

  4. schnipseltippse

    Hihi, ich frage mich, was für ein Bild sich hier jeder Leser im Laufe der Challenge von dir zusammenpuzzelt. ^^

    • modepraline

      Das würde mich auch interessieren. Wäre schön, wenn die Zeichner und den Bloggern mir dann eine Zeichnung schicken könnten 🙂

  5. Joey

    Ich habe da so ähnliche Probleme mit einem Ohr. Aber ich kann das steuern (ha, ha,).
    https://joeyofleed.wordpress.com/2013/09/21/fotoshooting/

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