von süss bis ungeniessbar

Brief an meinen Busen – Challenge

Hallo ihr zwei Brüste

Was wir schon alles zusammen erlebt haben, will ganz bestimmt nicht jeder wissen. Aber es ist einiges, soviel steht fest. Ich weiss noch, wie ich als Teenager darauf gewartet habe, dass ihr euch zu grossen Wunderdingern entwickelt. Leider habe ich vergeblich gewartet, ihr wolltet einfach nicht so werden, wie ich mir Wunderdinger vorstelle. Ihr habt beschlossen, klein zu bleiben. Auch gut! Schliesslich gibt es Push up BH’s, mit denen man wunderbar mogeln kann. An euch rumzuschnippeln kam für mich nie in Frage. Erstens war es damals noch nicht üblich und zweitens habe ich panische Angst vor jeglicher Art von operativem Eingriff. Ach ja: Drittens finde ich, dass man dankbar sein muss, wenn man gesund ist. Und das seid ihr zum Glück bis heute.

Einmal habt ihr euch – für eine kurze Zeitspanne von rund drei Monaten – zu Wunderdingern entwickelt. Nämlich nach der Geburt unseres ersten Kindes. Meine Güte! Über Nacht habt ihr beschlossen, euch grössentechnisch rund zu verdreifachen. Ich weiss noch, wie ich morgens vor dem Spiegel stand und dachte: „Wow, woher seid ihr plötzlich gekommen und könntet ihr bitte da bleiben?“ In der Stillzeit habt ihr als Milchbar gedient, und das fand ich fürchterlich. Nichts von tollem Gefühl und trauter Zweisamkeit mit dem Kind. Ihr wart zum Platzen voll Milch, habt geschmerzt und ich hätte euch am liebsten abgeschraubt. Nach drei Monaten habe ich euch dann – mit allen nur zur Verfügung stehenden Mitteln – wieder zu meinem Eigentum umfunktioniert, indem ich abgestillt habe. Und beim zweiten Kind kamt ihr schon gar nicht mehr als Milchbar zum Einsatz. Für nichts hätte ich mir das ein zweites Mal angetan. Rabenmutter hin oder her – auf diese Tortour als Milchkuh hatte ich echt keine Lust mehr.

Die Tatsache, dass ihr euch in der Stillzeit kurz zu Wunderdingern verwandelt und anschliessend wieder zurückgebildet habt, hat ein paar fiese Dehnstreifen hinterlassen. Aber damit lässt sich leben. Und auch die Optik, die sich in dieser Zeit nicht unbedingt zum Positiven verändert, lässt sich unter der Kleidung gut wegmogeln. Die Wanderung des Busens in Richtung Süden scheint bei meinen Altersgenossinen allgemein bekannt zu sein. Und trotzdem lasse ich euch so, wie ihr seid. Ich hoffe, dass ihr mich bis an mein Lebensende begleitet, denn bekanntlich ist das nicht selbstverständlich! Und ich bin dankbar dafür, dass ihr mir bislang keinen Kummer machtet. Klar, für ein Shooting im Playboy kämt ihr nicht mehr in Frage, aber: Wer will schon ein Shooting im Playboy, wenn er im Ganzkörperpyjama vor der Glotze liegen kann?

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26 Kommentare

  1. ninahagn

    Hach ja, auf das Busenwunder hab ich als Teenie auch immer gehofft, aber nicht mal ein Hügerl gabs für mich, bis ich 15 war ^^ Heute hab ich mich ebenfalls mit klein aber fein angefreundet, und rein figurtechnisch würd mir Doppel D auch gar nicht stehn.

    Und ja, gesund ist auf jeden Fall das Wichtigste, zu meiner Schulzeit gabs eine Lehrerin mit nur einer Brust, eben wegen Brustkrebs, und ich dachte mir damals „Wie furchtbar muss das sein“ ausgerechnet an so einer Stelle, was natürlich psychisch gleich doppelt reinhaut, so bezüglich Weiblichkeit (und auch rein das Thema Krebs war mir durch meinen Vater nicht fremd).

    Und unters Messer würd ich mich auch nicht legen, einerseits weil ich dazu tendiere zu versuchen mich so zu akzeptieren, wie ich nun mal bin, andererseits hab ich mir sagen lassen, dass sich die upgedateten Brüste ziemlich eigenartig anfühlen sollen (und da hätte nicht nur ich was dagegen, sondern auch meine bessere Hälfte).

    Find deinen post wirklich toll, so offen über das Thema zu schreiben, is ja doch recht persönlich. Und ja auch wirklich gut geschrieben, bringt einen wirklich dazu, über die Beziehung zum eigenen Körper nachzudenken, allgemein deine „Briefe“.

    Danke dafür! 🙂

  2. TINE

    Gabs damals schon Push ups?? Hätte ich wissen sollen…

  3. silvergranny

    Vielen Dank, gut geschrieben..wie immer..!
    Und ja, nachdem ich in nächster Nähe, bei einer sehr lieben Verwandten und einer Freundin momentan leider mitbekomme wie dieser Sch….brustkrebs wütet und was die Bestrahlungen und sonstigen Behandlungen und Medikamente bewirken, ist mir eigentlich total egal ob der Busen hängt, tropft (?) und nur noch in eine einigermaßen gute Form gebracht wird durch gute BH’s !!!

    Sorry, ich wollte niemanden runterziehen, aber das lag mir jetzt auf der Zunge und musste raus!

  4. keinbisschenleise

    Super geschrieben…

    in meiner Familie sind die weiblichen Mitglieder alle mit der großen Variante des Busens ausgestattet und auch nicht immer glücklich damit 😉

    Aber das allerwichtigste ist doch, dass alles gesund blieb, denn dafür muss man wirklich dankbar sein.

    Liebe Grüsse in den Abend,
    Uschi

  5. Querbeet

    hast du mal wieder sehr gut geschrieben, Daniela

  6. anettburri

    Wieder einmal super geschrieben! Danke für das schmunzeln auf meinen Lippen.

  7. babs

    im übrigen hängen die brüste nicht. nein, im fachjargon heißt das „tropfen durch“….o-ton plastischer chirurg. *grins*
    auf das sie wirklich gesund bleiben. das ist die hauptsache.
    lg babs

  8. wildfrechwunderbar

    Wie immer hast du mir ein großes Lachen entlockt, super Beitrag! 🙂

  9. beastmodebrina

    Schockierenderweise ist mir eben erst aufgefallen, dass ich deinem Blog gar nicht folge. Gleich mal geändert ^^

    Und hey, wer große Brüste hat, der hat sicher auch oft Rückenschmerzen. Wir sind also sicher was das angeht 😀

    • modepraline

      Ich hab trotz kleinem Busen Rückenprobleme – eines schliesst das andere also nicht aus….:-)

      • beastmodebrina

        Ach komm, irgendwie muss ich mir die Situation doch schön reden 😀

      • modepraline

        Okey, na dann – kleiner Busen, nix Rücken! Recht hast Du! 🙂

  10. Sylvia Kling

    Daniela, die inneren Organe lässt Du aber aus, oder ;-)?

  11. BloggerIn50+

    Bingo!

  12. Mme Lila

    *lach
    Pyjama ist bequemer: Sich blutt am Strand für eine Kamera zu räkeln, kann nicht annähernd so entspannt sein.
    Gut beschrieben 🙂

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