von süss bis ungeniessbar

Ein Tag Facebook in echt

Seit ich bei Facebook vertreten bin – und das ist noch nicht wirklich lange – überlege ich mir immer wieder, wie ein Facebook-Tag im echten Leben aussehen würde.

Ich meine: Manche haben ja soviele „Freunde“, dass man sich gar nicht vorstellen kann, wie man soviele Freunde überhaupt haben könnte (vorausgesetzt, man versteht unter der Definition „Freund“ nicht einfach nur ein Mensch, den man vielleicht irgendwann mal gesehen hat…). Und dann wird geliked, was das Zeug hält. Es wird gratuliert, gelobt, geteilt, eingeladen und und und…..!

So, und jetzt nehmen wir doch als Beispiel mal einen Facebook-Benutzer mit rund 2’000 Freunden und machen daraus einen realen Tag. Der oder die Gute rennt wie ein wildgewordenes Huhn durch die Gassen, umarmt mindestens 2’000 Menschen (ganz schön viele…), denn liken kann man in der Realität ja sonst nicht. Dann gratuliert der oder die Gute irgendwelchen Menschen zu ihrer tollen Frisur, lobt deren unbekannte Kinder, motzt ungefragt über die politische Situation im Land und drängt jedem seine Meinung auf. So nach dem Motto: „Ich hatte heute voll keine Lust, die Zähne zu putzen!“ „Ich werde demnächst einen Tanzkurs im Studio XY machen.“ „Ich fliege morgen nach Rio in die Ferien und bleibe dort ganze 4 Wochen.“

Interessant! Und um das ganze abzurunden hat besagter Facebook-Benutzer natürlich einen Berg Fotos dabei. Jeder, der an ihm vorbeigeht wird angehalten und genötigt, die Bilder seiner Kinder, der letzten Ferien und seiner Tiere anzuschauen. Entkommen? Keine Chance! Das hat gefälligst alle „Freunde“ zu interessieren – schliesslich sind es ja seine Freunde…. Besonders prickelnd fände ich die Idee, alle Freunde zum Essen einzuladen. Ach du grüne Neune! Da bekämen aber viele ein ziemliches Problem! (Ich im übrigen inklusive!)

Ob ich besser bin? Keinen Deut! Ich poste auch Dinge, die bestimmt keinen Menschen interessieren – und ich like Beiträge, welche ich gut finde, auch wenn ich die Urheber nicht kenne. Zudem habe ich bestimmt keine 600 Freunde … da hat es unendlich viele Bekannte oder einfach interessante Menschen dabei, die ich nicht wirklich persönlich kenne. Obwohl: Die meisten kenne ich tatsächlich, aber viele nur flüchtig! Das ist aber kein Grund, warum ich mich darüber nicht lustig machen kann – denn ich nehme mich schliesslich selber nicht so ernst. Aber es würde mich schon reizen, mal so einen Facebook-Tag in die Realität zu transferieren und zu testen, wie lange es dauern würde, bis man mich einfangen und einsperren würde!

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31 Kommentare

  1. Sugar Mountain Official

    Paul Ricoeur hat das Konzept der narrativen Identität zur Sprache gebracht. Danach sind wir Geschichten, die wir von uns erzählen. Und wir sind ein anderer, je nachdem welche Geschichte wir gerade von uns erzählen. Demnach wären wir auch das, was wir ‚posten‘. Aber jetzt kommt die Krux. Unserer narrative Identität konstruieren nämlich nicht nur wir selbst (wahrscheinlich als idealisierte Vorstellung von uns selbst), sondern auch die Anderen. Also eine Mischung zwischen beiden letztendlich. Das heisst, damit sich so etwas wie Identität von Facebook ablesen liesse, müssten die Anderen durch ständige und wahrheitsgetreue Interaktion ein ständiges Korrektiv bilden. Aber das ist eben abwesend…

    Für mehr, wenn auch weniger profunde, Weisheiten besucht uns doch mal bei Sugar Mountain.

  2. Tinka Beere

    Ja, wenn man darüber nachdenkt, dann ist es wirklich unheimlich. Doch leider nutzt Facebook genau das aus, was wir offensichtlich brauchen: Kontakt zu anderen Menschen, die wir durch Umzüge vielleicht nicht mehr in unserer Nähe haben. Es ist erstaunlich einfach, Leute danach zu fragen, ob sie bei Facebook sind als nach ihrer Handynummer oder eMail-Adresse, oder?
    Doch auch unser Bedürfnis nach Anerkennung stillt Facebook wunderbar. Wir wollen gesehen werden, uns selbst darstellen und Komplimente bekommen (deswegen gibt es wahrscheinlich auch keinen Dislike-Button).
    Zum Thema, wie sehr wir unser Privatleben nach außen Kehren, lese ich hin und wieder einen interessanten Artikel in der Welt oder auf Huffington Post (deren Beiträge ich auch über Facebook bekomme 😀 ). Die Entwicklung ist wirklich spannend und interessant, aber auch beängstigend und mich würde es nicht wundern, wenn es in einem Szenario gipfelt, das in „Der Circle“ auf erschreckende Weise dargestellt wird.

    So viel zu meinen Gedanken dazu ^^
    Ich wünsche dir ein schönes Wochenende. Tinka 🙂

    • modepraline

      So beängstigend sehe ich es nicht – oder zumindest hoffe ich das nicht! Ich wünsche Dir ein noch viel schöneres Wochenende! 🙂

  3. Belinda

    Heute bin ich deine gute Fee und erfülle dir diesen Wunsch 🙂
    https://www.youtube.com/watch?v=7Wn5yFOVVWE
    https://www.youtube.com/watch?v=jVAIxiHsKAE

    • modepraline

      Ich habe mich gerade schlapp gelacht, danke!!!!!!!! 🙂

  4. cutybook

    Ja ich poste auch vielen Sachen, die mich wahrscheinlich bei anderen genau so wenig interessieren würde hihi

  5. Querbeet

    lol

  6. puenktchenundwortgestoeber

    Allein die Vorstellung bei Facebook zu sein und mir das antun zu sollen…. mich gruselt es…
    Schöne Pfingsten
    Liebe Grüße
    Pünktchen

    • modepraline

      Ich übertreib halt gerne! 🙂

      • puenktchenundwortgestoeber

        Und ich habe da eine lebhafte Phantasie und stell mir das immer bildlich vor… man kann gar nicht mit so viel Leuten befreundet sein und was macht man , wenn man nicht befreundet sein möchte?? LG Pünktchen

      • modepraline

        Ablehnen! 🙂 Ziemlich einfach…

  7. schnipseltippse

    Es gibt ein Video, da ist jemand zu leiten gefahren die ihn als FB-Freund angenommen hatten, die er aber gar nicht wirklich kennt. Er steht dann einfach vor der Tür und filmt die Reaktionen. Ich weiß leider nicht mehr, wo das zu finden war. War interessant, wie sich die anderen in den Moment erst bewusst wurden, was sie da einem Fremden gegenüber eigentlich alles preisgegeben haben.

  8. Plietsche Jung

    FB hat mich seltsamerweise noch nie interessiert.

    • modepraline

      Mich bis vor kurzem auch nicht, aber nun find ichs total spannend! 🙂

      • Plietsche Jung

        Ich hab auch beruflich damit zu tun und ich weiß wie die mit den Daten arbeiten.

        Nee, lass mal …

      • modepraline

        Jeder wie er möchte….:-)

      • Plietsche Jung

        Na klar … kein Problem

  9. michathecook

    genialer gedanke der aber auch angst macht. wenn man das ganze so sieht und die virtuelle in die reale welt transferiert bekommt man es schon ein wenig mit der angst zu tun.
    wobei ich die diversen sozialen netzwerke eher als kontaktpflege den als nervfaktor sehe. im ausland lebend und menschen auf der ganzen welt kennend sind diese netzwerke schon recht hilfreich.

  10. Es Marinsche kocht

    ❌⭕️❌⭕️ 😀

  11. sternchenschnuppe

    IRGENTWIE ÄHNELN SICH JA ALLE SOZIALE NETZWERKE; WOBEI FÜR MICH FACEBOOK ABSOLUT KEIN MUß IST DIE DEFINOTION FREUNDE HAT MIT BEFREUNDET SEIN WOHL NICHTS MEHR ZU TUN

  12. Blinde Simulantin

    Dazu gibts irgendwo ein tolles Video zum schieflachen ! L.g.Anja

  13. Sabine Depew

    Zuerst habe ich die sozialen Netzwerke als großes Adressbuch, nur interaktiver, erlebt. WordPress ist ja auch nix anderes, nur, dass die Posts länger sind. Mittlerweile bin ich überrascht, welch interessante mensc ich kennenlernt. Der Horizont wird weiter. Dank oder trotz Facebook 🙂

    • modepraline

      Stimmt genau, ich habe unglaublich viele Menschen so wiedergefunden! 🙂

  14. reinerwende2014

    Facebook ist anstrengend das stimmt. Wie fast alles in dem Blog. Es hat nur den Vorteil das man immer über das meiste informiert ist. Die Moderne Tageszeitung der Familien

  15. Sylvia Kling

    Ich kann gleich nicht mehr vor Lachen. Ja, so ist es. Ich erzähle von Möchtegern-Handwerkern und mißratenen Küchenschränken, die auf meinem Gesicht landen und poste noch fleißig mit einer Gehirnerschütterung. Mein Gott, Daniela, wir werden mit der Welt irre. Das nenne ich doch mal Solidarität ;-).

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