von süss bis ungeniessbar

Lauter Fussballprofis

Die Fussball-Europameisterschaft läuft seit Tagen auf allen TV-Kanälen. Die Zeitungen sind voller Berichte über die Fussballspiele und es wird analysiert bis zum Erbrechen. Ich gestehe: Ich bin kein Fussballfan, schaue aber sehr wohl zu, wenn unsere Schweizernati spielt. Aber ich werde mich hüten, mitzureden, denn ich verstehe null und gar nichts davon. Ich sehe nur, dass (im Normalfall) 22 Männer hinter ein und demselben Ball herrennen, um ihn in ein Netz zu befördern (im Idealfall ins Netz der gegenerischen Mannschaft). Soviel zu meinem Fachwissen. Das war es dann aber auch schon. Ich verstehe bis heute nicht, warum nicht jeder seinen eigenen Ball bekommt!

Wenn ich aber den selbsternannten Sachverständigen in den Restaurants, auf der Strasse oder im Moment überall auf der Welt zuhöre, dann lache ich mich scheckig. Da hat auf einmal Frau von Welt, die bislang vermutlich noch nie selber an einem Fussballfeld gestanden hat, die allergrösste Ahnung, wie es zu gehen hätte.

„Hätte er den Pass nicht so steil gespielt, der wäre reingegangen – 100 Prozent, ich sag’s euch!“

„Dieser Schiri ist ein Vollidiot. Das war doch offensichtlich, dass es ein Foul war. Jeder hat es gesehen, nur der Schiri nicht!“

„Mann, nun renn doch!!!! Los, da stehen zwei frei – renn endlich!!!“

Da wird in Restaurants oder an Grossleinwänden geschrien, aufgesprungen und mitgekreischt, was das Zeug hält. Jede/r weiss es besser, alle fiebern mit und die 22 Spieler auf dem Platz bekommen zum Glück nicht mit, was da alles abgeht. Sonst wären die nämlich damit beschäftigt, sich ein Loch in den Bauch zu lachen.

Okay: Fussball verbindet, das mag stimmen. Aber es ist trotzdem nicht so, dass die Welt auf einmal nur noch aus Sachverständigen besteht. Schlimm genug, dass wir alle Alain Sutter am Bildschirm mit seinen dämlichen Kommentaren ertragen müssen. Selbst wenn er etwas davon verstehen mag – langweiliger kann man Spielkommentare einfach nicht von sich geben. Und dafür bekommt er auch noch Honorar bezahlt. Schnarchenslangweilig und teuer – das ist meine fachliche Meinung zu seinen fachlichen Auskünften! Und das war dann auch schon alles, was ich von Fussball verstehe.

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22 Kommentare

  1. Dampfbloque

    Dass es lediglich einen Ball gibt, ist tatsächlich ein Schwachpunkt in diesem System. Mit 22 Bällen wäre jeder zufrieden und könnte nach Hause gehen. Die Fachkompetenz, über die hier in Deutschland aktuell beinahe 80 Mio. Menschen verfügen, ist beizeiten unerträglich, weil sie stets destruktiv verwendet wird. Es sei alles schlecht und man werde definitiv früh ausscheiden. Dass bei der WM 2014 lediglich ein Spiel ein Feuerwerk war, scheint vergessen. Vollkommen überzogene Erwartungshaltungen gepaart mit der Arroganz, dass die deutsche Nationalmannschaft eigentlich alles gewinnen müsste.

    • modepraline

      Ja, das habe ich auch schon mitbekommen. Schade eigentlich, denn mit diesem Psychostress und Druck im Vorfeld (von Medien extrem geschürt) kann vermutlich manch eine Mannschaft gar nie zeigen, was sie wirklich könnte…

    • senftopfherausgeber

      Viele reden sich vielleicht nur ein, dass die Nationalmannschaft frühzeitig ausscheiden könnte, um am Ende positiv überrascht zu werden, wenn es doch weiter geht, als gedacht (jedoch innerlich stets gehofft!).
      Die teils recht omnipräsent überkritisch-destruktive Art, dies allem und jedem kund zu tun, ist aber sicherlich noch verbesserungswürdig.

      Ständige Schwarzmalerei von extern geht mir auch auf den Keks. Manchmal bin ich aber auch nicht besser. 🙂

      • Dampfbloque

        Am Ende, das zeigte das sozialmediale Echo nach der WM2014, wird gespöttelt, dass man ja nur leichte oder formschwache Gegner hatte. Dass man gegen Spanien verloren hätte. Nun war Spanien in der Vorrunde sang- und klanglos ausgeschieden. Aber gegen diese Art der Argumentation kommt man nicht an. Kennt man auch aus anderen Kontexten, die tatsächlich relevanter sind.

      • senftopfherausgeber

        Tja, wie man es macht, macht man es falsch.
        Einem jeden recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann.
        🙂

      • modepraline

        Bingo! 🙂

      • senftopfherausgeber

        Das erlebe ich fast tagtäglich auf Arbeit.
        Manche wissen auch gar nicht, was sie überhaupt wollen.
        Man ist dann als „Bestimmerle“ in jedem Fall der Arsch, egal wie es ausgeht, schließlich können Meinungen und Wünsche täglich nach Belieben wie eine Unterhose gewechselt werden.
        Mich schockiert daher nichts mehr.
        🙂

      • modepraline

        Die Kunst der klaren Kommunikation!

      • senftopfherausgeber

        (siehe auch meinen Beitrag „Heißer Brei“ vom 24.06.2016.)

        🙂

      • modepraline

        Cooler Beitrag! 🙂

      • senftopfherausgeber

        Echt?
        Danke!

        *vereinbartes Bestechungsgeld übergeb*
        🙂

      • modepraline

        🙂

      • modepraline

        Machen wir diesen Fehler nicht alle immer mal wieder? Ich finde schon!

      • senftopfherausgeber

        Es sollte nur nicht zur Gewohnheit werden.
        🙂

  2. Smamap

    JA GENAU …. DAS ist das eigentlich Thema: „Fußball verbindet“.
    Ich stellte es am Dienstag wieder fest, als La Mannschaft spielte, und wird zu einem Dutzend uns getroffen hatten, um „zu schauen“. Die Stimmung war bombastisch, es gab zu lachen, zu trinken, zu essen. So wie es halt sein soll.
    Und das mit dem Ball, warum nicht jeder einen bekommt ??? Ganz einfach: Es steht so in den Regeln. Punkt.

  3. sabine

    für mich der optimale zeitpunkt um mit wuffi gassi zu gehen😉 genauso mache ich es,wenn formel 1 läuft…. wunderschön….ganz alleine…nur hund und ich.

    • modepraline

      Wieso kommt mir das bekannt vor – die Strassen sind im Moment während Matchzeiten fast leer – schön! 🙂

      • senftopfherausgeber

        Und in der Halbzeitpause wissen die örtlichen Wasserwerke nicht, woher mit dem Wasser, weil alle gleichzeitig auf Toilette rennen.

    • Alltagsseele

      Solche sich stetig wiederholenden Wochen (EM,WM..) sind voller Besserwisser. Gemeinschaftsgefühl ja, aber nur aufgrund des gefühlten Elitedaseins allen beruflichen Sportexperten (im TV, aufm Platz) gegenüber. Gönnen wir ihnen einmal im Jahr diese „Überlegenheit“, wenn sie auch sonst nichts stolz sein können. Alle anderen wie Sabine und Co. genießen die freien Straßen, leehren Sommerwiesen und die Fernsehalternativen mit Herzschmerz.. Auch das ist nur tageweise erträglic ;o). Dann bitte wieder ein spannender Thriller.

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