von süss bis ungeniessbar

Clevere Strategie

Wie macht man aus einer simplen Handtasche ein Teil, welches so heiss begehrt ist, dass Frau fast alles dafür bezahlt und zur Not auch sechs Jahre auf einer Warteliste steht, bevor sie das Objekt der Begierde endlich bekommt.

Ich muss zugeben, dass ich dieses Phänomen nie so ganz begriffen habe. Jetzt habe ich aber in der hiesigen Tageszeitung einen Artikel über dieses Phänomen gelesen und muss zugeben: Die Strategie dahinter ist clever!

Anfang der 80-iger Jahre sass die Schauspielerin und Sängerin Jane Birking im Flugzeug von London nach Paris und ärgerte sich über ihre Strohtasche, welche einfach nicht ins Gepäckfach passen wollte und alle Habseligkeiten ausspuckte. Sie jammerte bei ihrem Sitznachbarn darüber, dass es keine anständige Lederhandtasche mit Platz und Verschluss auf dem Markt gebe. Zufälligerweise war ihr Sitznachbar der Chef des Modehauses Hermès. Dieser begann noch während des Fluges auf der Serviette eine Tasche zu skizzieren und drei Jahre später präsentierte Hermès die „Birkin Bag“. Ein schlichte, unspektakuläre Handtasche, welche fortan der Dauerbegleiter von Jane Brikin war. Auf jedem roten Teppich, bei jedem Anlass – einfach überall wurde sie mit dieser Tasche fotografiert, was zur Folge hatte, dass die Nachfrage nach dieser Tasche gross wurde.

Hermès beschloss, diese Tasche nur ausgewählten Personen zu verkaufen und keine ganzen Serien zu produzieren. Also kamen anfänglich nur Promis in den Genuss der Tasche, deren Grundpreis bei CHF 9’000.– liegt – mit viel Luft nach oben. Um aber auch dort nicht einfach Taschen rauszugeben, bestand nach kurzer Zeit eine Warteliste für die Birkin Bag. Es wäre ein Leichtes für Hermès gewesen, die Tasche in einer grossen Stückzahl zu produzieren. Doch der Effekt der künstlichen Knappheit wirkte und so konnte Hermès über Jahrzehnte sowohl sich als auch die Tasche in aller Munde halten. So kann man die Exklusivität eines Artikels sichern: Man hält ihn künstlich knapp und der Mensch funktioniert genau so, wie die cleveren Marketingleute sich das vorstellen. Was ich nicht einfach haben kann, muss unbedingt her – irgendwie! Koste es, was es wolle!!! Damit sichert man das Begehren und kann irgendwann mit dem Preis machen, was man will. Die Fangemeinde bezahlt, was verlangt wird.

So hat die Birkin Bag sich bis heute als DIE Handtasche gehalten. Insider behaupten ja, es bestehe sogar eine Warteliste für die Warteliste. Ganz schön schräg, dieses Taschenvolk. Ich bin mal – zum Spass – bei Hermès reinspaziert und habe gesagt, ich hätte gerne eine Brikin Bag. Ihr hättet die Gesichter des Personals sehen sollen. Ich glaube, wenn ich nach einem rosafarbenen Einhorn gefragt hätte, wären die Blicke weniger entsetzt gewesen. Sorry – es war ja auch nur ein Spass! 🙂

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55 Kommentare

  1. Silvergranny

    Ich weiß, viele sagen so eine Handtasche ist eine Geldanlage aber ich verstehe es einfach nicht.
    Sorry!
    Ich verstehe auch nicht warum man ein Plastiktasche von L.Vitonngg oder von M.Kooors haben muss, die erstens sauteuer und auch noch grottenhässlich (also meine Meinung) sind. Und in Asien gefertigt. Oder liege ich da komplett falsch? Also Chinakrempel für hunderte oder tausende Euro.. Wenn ich das Geld für den Schrott hätte, würde ich echt lieber eine günstigere Tasche kaufen und den Rest ans Tierheim spenden. Mache ich auch, aber in meinem Rahmen halt!
    Diese M.Kooors Produkte haben ausserdem auf jeder Tasche oder auf jedem Stiefel dieses schreckliche M.K Emblem in fürchterlichem goldfarbenem Material..uähhh !
    Aber ist halt momentan angesagt. Wie gesagt, ich verstehe es nicht.

    • modepraline

      Also bei M.K. muss ich mich leider übergeben – bei LV liegt die Sache etwas anders. Das ist Kult der ersten Stunde – entstanden in den Königshäusern und nicht totzukriegen. 1A Qualität. Aber das es die meistkopierten Taschen der Welt sind, kann ich sie echt auch fast nicht mehr sehen. Ist leider so!

  2. senftopfherausgeber

    „So kann man die Exklusivität eines Artikels sichern: Man hält ihn künstlich knapp und der Mensch funktioniert genau so, wie die cleveren Marketingleute sich das vorstellen. Was ich nicht einfach haben kann, muss unbedingt her – irgendwie! Koste es, was es wolle!!! Damit sichert man das Begehren […].“

    Ich mache mich auch immer möglichst rar. 🙂

    • modepraline

      Eben, drum bist DU so wertvoll!

      • senftopfherausgeber

        Du machst mich ganz verlegen!

        Wobei…so oft wie ich mich hier herumdrücke…dann bin ich ja doch nicht so wertvoll. Ich sollte mich künstlich verknappen. *kicher*

      • modepraline

        Bloss nicht…das wäre echt schaaaaaade!

      • senftopfherausgeber

        Vor lauter Bauchpinselei weiß ich gar nicht mehr wohin mit mir.
        Da erscheinen ja die 34 Tomaten, die ich heute Nachmittag geerntet habe, grasegrün gegen mein Antlitz. 🙂

      • modepraline

        🙂

  3. sanftmut

    Ich habe noch nie von dieser Marke und noch nie von dieser Tasche gehört…

    • modepraline

      Echt wahr jetzt?

      • sanftmut

        ja >_<

      • modepraline

        Wo genau hast Du gesagt, dass Du lebst?

      • sanftmut

        In Deutschland 🙂

      • modepraline

        Ich dachte schon, am Rande von Timbuktu oder so….

      • sanftmut

        weil ich eine unwichtige Luxusmarke nicht kenne 😉

      • modepraline

        Rescht haste….

      • sanftmut

        Danke 🙂

    • senftopfherausgeber

      Dito. 🙂

  4. ninahagn

    Das nennt meine Mum immer das „Tante Jolesch Prinzip“ (stammt glaub ich aus einem Roman). Und tatsächlich gehört künstliche Knappheit (oder zumindest der Eindruck davon) zum 1×1 des Marketing. Das mit der Birkin Tasche (ein Statussymbol, bei dem Exclusivität das A und O ist) ist sogar ein eher extremes Beispiel. Etwas subtiler sind da z.B. Angaben bei Amazon – nur noch 5 Stück auf Lager oder noch 10 Min. kann dieses Sonderangebot für diesen Artikel genutzt werden – das basiert dann eher auf der Angst, was zu verpassen (wobei zweiteres den elitären Gedanken schon auch gut einbindet).

  5. Smamap

    Muss mich outen. ……. wie sieht sowas aus? Keine Ahnung hab…

  6. Ingwer

    Na ja! Das muss es einem wert sein.

    Andererseits kann Hermès auch nicht mehr raus aus der Nummer.

  7. Carmilla DeWinter

    Ein Imitat vom Schuhmacher der Wahl wäre offensichtlich billiger … und: Die Innenfächer wären da, wo ich sie wollte.

    • modepraline

      Tja, aber eben keine Birkin Bag – also auch kein IT-Girl! 🙂

      • Carmilla DeWinter

        Wer ein It-Girl sein will, hat m.E. schon verloren. Mit ist ein ordentliches Unikat zehnmal lieber, ich komme ja auch nicht von der Stange …

      • modepraline

        Kluge und wahre Worte! Daumen hoch!

  8. Es Marinsche kocht

    Au fein – ich nehm die pinkig-beerenfarbige aus Straussenleder für schlappe 24.900 Euro 🙂 fast geschenkt wenn de den Preis nich rechnest :-p Sponserer gesucht….anyone??? ;-)))

    • modepraline

      Echt jetzt? Kostet die wirklich 24’900?

      • Es Marinsche kocht

        Joa……aber…..pffffffff……

      • modepraline

        Sorry, aber das Teil ist ja nicht mal schön!!!!!

      • Es Marinsche kocht

        Also ich find sie pinkig-beerig schön….aber Du hast recht….etwas edel-dezent sollte zum wechseln dabei sein…..die in ganz dunkelbraun gefällt mir auch ( hust )

      • modepraline

        Okay – ich wiederhole: Eine kackbraune Tasche für den Wert eines Wagens … eine, die dazu noch sehr schwer ist und total unpraktisch mit diesem doofen Verschluss. Ich lach mich gerade ein klein wenig schlapp….:-)

      • Es Marinsche kocht

        Zum Glück nur ein wenig bei den hohen Temperaturen 😉 nein, ich meine eine sehr dunkelbraune Tasche….und die ist auch gaaaar nicht soooo teuer wie die pinkig-beerige 😀 aber auch Straussenleder….hach….seufz….

      • modepraline

        Der arme Strauss….

      • Es Marinsche kocht

        Jetzsachnichdubistunterdieveganergegangen….

      • modepraline

        Nö, aber Straussenleder oder Exotenleder geht gar nicht!

      • Es Marinsche kocht

        Was ist da der Unterschied zu Kuh, Schwein oder süssem Kälbchen?

      • modepraline

        Nutztiere…

      • Es Marinsche kocht

        Hm….

      • paulalinchen

        Ich z.B. frage mich grade, wieviele Eidechsen für eine Nr.25 sterben müssen und finde das tatsächlich einen Unterschied zum Rin/Schwein, wo ja immerhin auch noch der Rest „verwertet“ wird (bzw eher umgekehrt).

        Glücklicherweise finde ich die Taschen nicht mal schön. Auf mich wirkt das kantige etwas gewöhnlich plump. Aber jedem das Seine. 🙂

      • Es Marinsche kocht

        Ähm…..das ganze ist für mich eher humorig gemeint….mit einem Augenzwinkern und Blick auf Menschen, die so etwas unbedingt haben müssen 😉

      • modepraline

        🙂

      • modepraline

        Könnten meine Worte sein!

    • senftopfherausgeber

      Würde ich bekommen, was ich verdiene, dann tät ich es dir glattweg aus der Portokasse zahlen. So musst du dich für zwei oder drei Tage länger gedulden. 😉

      • Es Marinsche kocht

        Ach…..das ist aber nett….na ja……nicht gerade lukrativ nett….aber nett….. 😀

      • senftopfherausgeber

        Man tut, was man kann. 😉

      • modepraline

        🙂

      • senftopfherausgeber

        Nicht lachen!
        Aber 24.000 Euronen stehen eben leider doch nicht ganz auf der monatlichen Gehaltsabrechnung.

      • modepraline

        Ach neeeeeeee????

      • senftopfherausgeber

        Es sind monatlich nur 23.999€.
        Total unterbezahlt, nicht wahr?!

        Das Marinsche müsste also 2
        Monatsgehälter abwarten, damit es noch zum fehlenden Euro reicht. 😉

      • modepraline

        Mist! 🙂

      • senftopfherausgeber

        Das Leben ist hart. Doch mit etwas Spucke und Geduld….

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