von süss bis ungeniessbar

Geschrieben vor 1 1/2 Jahren … Reblog-Serie Teil 7

Wo sind Heidi und Peter hin?

Als wir Eltern wurden, war das noch etwas ganz Persönliches. Die Familie und die Freunde bekamen eine Geburtsanzeige und das kleine Bündel wurde in den eigenen vier Wänden behütet. Heute wird jede Geburt von der Klinik per Inserat publiziert, mit dem Namen des Kindes, dem Geburtsdatum und dem Namen der Eltern. Ich lese diese Anzeigen auch immer, aber eigentlich eher, weil mich die Namen faszinieren – manchmal auch irritieren.

Da freuen sich Eltern über die Geburt ihrer Dakota-Lumara (die Eltern heissen Müller mit Nachname, wie passend). Oder über die Ankunft von Runar-Tobin (Junge oder Mädchen, keine Ahnung). Narvik-Maddox wird sich wohl auch darüber freuen, wenn er sein Leben lang überall seinen Namen buchstabieren muss, weil ihn sonst kein Mensch fehlerfrei schreiben kann. Und Savannah-Cheyenne kann sich schon mal auf eine Abkürzung ihres Namens gefasst machen, denn bis man diesen Namen über den Spielplatz gerufen hat, ist die Kleine schon lange über alle Berge.

Auffallend finde ich, dass Eltern mit ziemlich normalen Familiennamen wie Müller, Meier, Huber, Arni oder Kaufmann ihren Kindern besonders gerne exotische Vornamen verpassen. So nach dem Motto: Wenn schon der Nachname langweilig ist, dann soll wenigstens der Rufname etwas ganz Besonderes sein. Dass die beiden Namen dann zusammen oft einfach nur lächerlich klingen, merken sie nicht. Ich meine, schon nur Samantha-Jennifer Kunz (als Beispiel) schreit doch buchstäblich nach „Bitte verprügelt mich auf dem Pausenplatz“. Zu den hiesigen Familiennamen passen nunmal die hiesigen Vornamen weit besser, als diejenigen aus den USA oder den arabischen Emiraten. Und es wäre doch echt erleichternd, wenn man beim Namen auch erkennen könnte, ob es sich um einen Jungen oder ein Mädchen handelt. Als kleines Kind ist es nämlich nicht toll, wenn man optisch noch nicht so richtig erkennt, ob nun Mädchen oder Junge und der Name dann auch nicht wirklich weiterhilft. Ich war so ein Mädchen, das lange aussah, wie ein Junge. Kurze Locken, freches Gesicht und praktische Kleidung. Viele hielten mich für einen Jungen. Wurde ich aber nach dem Namen gefragt, war klar, dass ich ein Mädchen war. Hätte man mich Sidney, Jamie oder Andie getauft, wäre das Rätselraten weitergegangen.

Manche Eltern scheinen sich in ihrer Kreativität bis an die Schmerzgrenze auszutoben. Ob sie dabei an ihren heranwachsenden Spross denken, der mit diesem Namen durch sein ganzes Leben gehen muss? Und die Tatsache, dass man in Hollywood den Kindern nun sehr gerne ihren Zeugungsort als Vornamen aufdrückt, macht es auch nicht besser: Paris, London und Rome können vermutlich damit noch leben. Hoffen wir, dass keine Hollywood-Sprösslinge in Hodenhagen, Hinterkappelen oder Arguineguin gezeugt werden…

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2 Kommentare

  1. senftopfherausgeber

    „Narvik-Maddox“
    Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker!

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