von süss bis ungeniessbar

Unheimlich

Der Göttergatte und ich standen kürzlich in einem Krankenhaus im Aufzug, als ein schwarzes Etwas zustieg. Und in meinem Magen zog sich für einen Moment alles zusammen. Ein schwarzes Etwas? Ja, es war eine Frau, die sich total verhüllt hatte. Nicht nur mit Burka, sondern mit einem Niqab. Das heisst, dass man bis auf ihre Augen (und auch diese nur ganz knapp) rein gar nichts von ihr erkennen konnte. Scheckliches Gefühl!

Wir hatten einige Stockwerke und Haltestellen lang Zeit, die Frau zu beobachten. Sie hatte den Blick immer zum Boden gesenkt, nahm keinen Gruss ab und schien sich sichtlich unwohl zu fühlen. Genau wie wir. Ich meine: Wer sagt mir, was sie da alles unter ihrer Verschleierung mit sich rumträgt? Ich weiss, das klingt total dämlich – aber nach allem, was in der Welt passiert ist, stellen sich mir die Nackenhaare zu Berge, wenn mir so jemand in die Nähe kommt. Und im Fahrstuhl lässt sich Nähe bekanntlich nicht umgehen. Ich habe sogar einen Moment lang überlegt, ob ich aussteigen soll…und dann dachte ich, dass ja der Göttergatte dabei sei. Was für ein unlogischer Gedanke. Als ob er etwas tun könnte, wenn unter den Umhängen gefährliches Gut mitgeführt würde.

Zu Hause habe ich mir überlegt, wie ein Arzt wohl eine solche Patientin handhaben muss. Bekanntlich ist es nicht möglich, Krankheiten zu behandeln, wenn die Patientin sich nicht von der Verhüllung trennen will. Das würde mich ja brennend interessieren. Ich gehe nämlich nicht davon aus, dass fiese Krankheiten sich von einer Burka oder einem Niqab abhalten lassen.

Und ich hatte – ohne das planen zu können, wieder einmal das ungute Gefühl, in meinem Heimatland mit etwas konfrontiert worden zu sein, was mir so gar nicht gefällt und was mir Angst macht. Ich will wissen, wer mir gegenüber steht. Ich möchte, dass man den Gruss abnimmt, wenn ich grüsse und … ich finde dieses Verhalten nicht nur unpassend in unseren Breitengraden – ich finde es sogar vermessen. Für mich hat das etwas mit Respekt gegenüber einer Kultur zu tun, in welcher ich zu Gast bin. Ich passe mich an, wenn ich Gast bin – so habe ich das gelernt. Als Kind hatte ich das Glück, mit meinen Eltern viel reisen zu dürfen. Da haben auch Länder mit Kleidersitten dazu gehört, die wir uns nicht gewohnt sind. Mir wurden diese aber erklärt und wir haben uns den jeweiligen Regeln immer angepasst. Stell sich nur mal einer vor, wir hätten im Minirock und im Tanktop eine Moschee besucht … !!!

Ich habe nichts gegen Burka, Niqab und Co. – aber nicht in unseren öffentlichen Räumen. Da gehören die schlicht nicht hin. Wer so rumrennen möchte, soll bitteschön zu Hause bleiben. Das erspart mir nämlich auch das ungute Gefühl in der Magengegend … in meinem Heimatland, wo dies nun ganz einfach nicht hingehört. Etwas mehr Rücksicht wäre angebracht – und zwar von den Verhüllten gegenüber den Einheimischen in diesem Land. Nicht umgekehrt!

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12 Kommentare

  1. S[Punkt]

    Ich möchte nicht unter solch einer Verhüllung stecken müssen. Es ist schwer vorstellbar, dass sich das jemand freiwillig antut.
    Kopftuch ist das eine, aber wenn nur noch die Augen herausschauen dürfen…ich weiß nicht recht…
    Persönlich möchte ich zudem schon gern die Mimik meines Gegenübers studieren dürfen.

  2. SaMaTe

    Ich finde auch, dass dies in unserer Kultur nichts zu suchen hat. Meine halbe Familie stammt aus dem mittleren Osten, ich bin regelmäßig dort, allerdings ist das Totalvermummen da auch nicht gerne gesehen, gilt als zu arabisch (gemeint sind damit die Saudis). Es wäre hier auch sehr einfach umzusetzen, natürlich darf man sich bedecken, wie es Nonnen ja auch machen, aber bitte nicht so, dass man darunter auch einen Mann verstecken könnte. Grad in der heutigen Zeit nicht.

  3. katrinhilger

    Ich verabscheue diese Art Verschleierung für zutiefst. Was steckt da für eine seltsame Ideologie dahinter, dass alle Männer sofort wild werden, wenn sie nur ein Haar der Frau zu sehen bekommen – das ist männer- und frauenfeindlich. Menschenfeindlich. Auf meinem Blog habe ich vor kurzem zu einem tollen Beitrag auf arte gebloggt, über Frauen in den Emiraten, die verzweifelt versuchen, ihren Stoffgefängnissen zu entkommen. Ich habe keine Angst vor solchen Leuten, aber zutiefst Mitleid.

  4. silberkopf

    Quelle MDR

    Im Alltag erlaubt – mit Einschränkungen

    Das Vermummungsverbot in Deutschland ist im Versammlungsgesetz verankert. Es verbietet Teilnehmern öffentlicher Versammlungen, ihre Identität zu verschleiern. Sturmhauben oder Motorradhelme etwa fallen darunter, aber auch Burkas. Das Verbot zielt darauf ab, mögliche Straftäter zu erkennen und zur Strafverfolgung zu identifizieren.
    Doch kann mit dem Vermummungsverbot auch das Tragen der Burka im Alltag untersagt werden? Verfassungsrechtler Winfried Kluth von der Universität Halle erklärt: „Diese Vorschrift gilt nur für öffentliche Versammlungen. Wenn man normal über die Straße geht, zum Einkauf oder sich an andere Orte bewegt, gilt das nicht. Allerdings gibt es hier indirekt auch eine Ausnahme: Nämlich überall dort, wo man sich gegenüber Behörden ausweisen muss, ist auch eine Vermummung verboten.“ Auch Unternehmen wie zum Beispiel Banken dürfen aus begründeten Sicherheitsbedenken Verschleierungen in ihren Gebäuden verbieten.

    Also das Gesetz ist nicht Fisch und nicht Fleisch oder ?
    Sind drei tratschende verschleierte Frauen auf der Straße vielleicht schon eine ‚Versammlung‘?
    Muss die Verschleierte auf der Behörde oder bei der Bank die Haube abnehmen, oder nur wenn das am Eingang explizit angeschrieben ist?
    Oh je oh je !

    Ich finde es auch gruselig, wenn mir vermummte Personen gegenüber stehen und bin somit ganz deiner Meinung.

    • modepraline

      Und hier in der liberalen Schweiz sind wir ja inzwischen soweit, dass WIR uns anpassen müssen … würg!

    • angstundliebeblog

      „Der Begriff der Versammlung ist im Grundgesetz selbst nicht erklärt. Das Bundesverfassungsgericht hat den Versammlungsbegriff des Art. 8 GG definiert als „eine örtliche Zusammenkunft mehrerer Personen zur gemeinschaftlichen, auf die Teilhabe an der öffentlichen Meinungsbildung gerichteten Erörterung oder Kundgebung.“[7][8] Bloße Menschenansammlungen, beispielsweise Schaulustige bei Unfällen oder sonstiges zufälliges Zusammentreffen, gelten nach allgemeiner Auffassung nicht als Versammlungen und werden daher nicht von der Versammlungsfreiheit geschützt. Ihnen fehlt es am gemeinsamen Zweck.“ Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Versammlungsfreiheit

  5. Es Marinsche kocht

    Mal abgesehen davon das ich selbst bis zum achten Stockwerk zu Fuß laufe weil ich Fahrstühle nicht mag….na ja…..lief…🙄…ich wäre ganz sicher ausgestiegen wenn mich so ein mulmiges Gefühl ereilt hätte….und sei es nur um beim nächsten Fahrstuhl gleich wieder einzusteigen 😉

    • modepraline

      Es hatte noch andere Fahrgäste im Fahrstuhl und die Luft war zum Abschneiden vor lauter komischem Gefühl …

      • Es Marinsche kocht

        Dann mit dem GöGa vereinbaren das es manchmal mehr der Taten als der Worte benötigt….er solle sich also nicht wundern wenn Du ihn das nächste Mal ruckzuck am Jackenärmel da raus ziehst wo es Dir äusserst mulmig wird und dann nebenan wieder einsteigen….vor dem Drücken vom Etagen-Knöpsche bitte nicht vergessen das Foto vom verdutzten GöGa zu machen….und dann: weidä geeeht die gude Foahrt 😎

  6. Edith Sutter

    Und da haben wir Politiker die Befürworten, dass man in der Schweiz den Burka nicht verbieten muss…… Daniela du Beschreibst es so klar es würde auch uns so ergehen Aussteigen in der nächsten Etage oder nicht…..

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