von süss bis ungeniessbar

Der Festivalsommer 2017 geht zu Ende

Eine Kleinstadt in meiner Region hat ein umtriebiges Völkchen an Rockmusikfans. Diese organisieren jährlich ein beachtliches Rockfest, welches zunehmend gross und grösser wird. Dabei werden unendlich viele Stunden Arbeit und ein grosses Engagement aller Beteiligten ehrenamtlich geleistet. Einfach aus Spass an der Musik, am Zusammensein und weil man mit Musik bekanntlich am meisten Menschen erreicht.

Das Ganze hat sich zu einer riesigen Party gemausert, auf welche inzwischen eine riesige Fangemeinde begeistert wartet.

Solche Events kosten eine ganze Menge Geld, welches nicht vom Himmel fällt. Es müssen Sponsoringanträge gemacht werden, man ist auf den Goodwill vieler Musikfreunde angewiesen und so wird versucht, dieses Spektakel für alle zugänglich zu machen. In der Regel kosten nämlich solche Veranstaltungen den Zuschauer einen ganz schönen Batzen Geld in Form eines Eintrittstickets. Üblicherweise werden solche Eventgelände abgesperrt und rein kommt nur, wer ein Ticket hat.

Die Kleinstadt will das aber nicht und rechnet mit dem Verständnis und der Fairness der Besucher-/innen. Dafür spazieren Freiwillige mit Buttons durchs Gemenge und bieten den Besuchern einen Button für CHF 8.— (!!!) an. Der Kauf ist freiwillig und unterstützt die anfallenden Kosten zu einem winzigen Teil. Und man müsste meinen, dass es Ehrensache ist, einen solchen Button zu kaufen, wenn man schon eine Party geboten bekommt. Das ist aber lange nicht für alle Ehrensache. Was die Helfer da zum Teil erleben, verschlug selbst mir die Sprache.

Beispiele gefällig?

„Was quatschst Du mich voll?“
„Ich kann mein Bier trinken, wo ich will. Dafür brauch ich keinen Button.“
„Verpiss Dich mit Deinen blöden Buttons.“
„Ich habe selber eine Behindertenrente und das ist schliesslich ein Fest für Behinderte.“

Mit solchen Pöbeleien werden die frewilligen Helfer-/innen konfrontiert und das, nachdem sie bereits stundenlange Vorarbeit auf dem Buckel haben und all dies letztlich tun, um ein Musikfest von Menschen für Menschen auf die Beine zu stellen.

Mich überrascht nicht, dass die Festivals immer mehr um ihre Existenzen kämpfen müssen. Schliesslich müssen die Kosten gedeckt werden und es gibt so gut wie keine unentgeltlichen Anlässe mehr. Otto Normalverdiener kann sich aber eben auch nicht einfach so einen Festivalpass für 200 Franken leisten … und so kämpfen im Sommer unzählige Veranstaltungen um Besucher. Und wenn dann eine Stadt das Ganze nach wie vor auf der Basis „von uns für ALLE“ macht, dann sollten solche Reaktionen eigentlich verboten sein. Aus Anstand, Fairness und einfach, weil man sowas nicht tut. Es könnte sonst nämlich auf einmal passieren, dass es solche Anlässe einfach nicht mehr gibt – und dann wäre das Gejammere wohl noch grösser. Drum Memo an alle: Wer nächstes Jahr wieder am „Rock am Märetplatz“ dabei sein will, soll die CHF 8.– bitte schon beim Anmarsch bereithalten. Viel Spass an solchen und ähnlichen Events!

 

 

Teile diesen Beitrag

9 Kommentare

  1. Smamap

    Bei solchen Situationen kommt mir immer der Satz hoch: Es gibt die Doofen, die Blöden und auch noch die ganz anderen.
    Aber es gibt GSD auch immer noch die Vielen, die es wert sinf.

  2. paulalinchen

    Schade. 😕 Wegen solcher Menschen wird eine solche Veranstaltung auf Dauer nicht haltbar sein.
    Ich kann es nicht verstehen, sollte es doch selbstverständlich sein, einen kleinen Teil zuzusteuern.

    Letztendlich wird nichts anders möglich sein, als es über Getränkepreise oder evtl Parktickets oder ähnliches „einzutreiben“. Es ist traurig, dass es in der heutigen Zeit nicht mit Anstand machbar ist.

  3. spbeatrice

    sehr traurig, dass solches überhaupt Anlass zum Schreiben gibt. Vielleicht ein Päckli Zigaretten oder ein Getränke weniger und alles wäre wieder im Lot…..wenn es denn gar nicht anders möglich ist diesen fairen und wirklich kleinen Beitrag zu bezahlen. Beschämend und traurig.

  4. Flohnmobil

    Acht Stutz, das ist ja ein lächerlich kleiner Beitrag. Wie frustriert muss man denn sein, um die Freiwilligen derart zu beschimpfen! 🙁

  5. silgil

    ich denke, es ist eine sparte Menschen, die Frust mit sich herumtragen und an solchen Anlässen sich aufmuntern möchten, möglichst billig.
    Fasnacht ist auch sowas, Plakette, nein, aber zuschauen jaaaa…

    • marjo

      genau so ist es: was für ausreden ich schon nicht gehört habe bei der Fasnacht: könnte ein A-4 blatt füllen! und ist sogar mehrere tage gültig!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

© 2024

Theme von Anders NorénHoch ↑