von süss bis ungeniessbar

Wintermärchen

Die Welt ist weiss, die Sonne scheint,
nirgendwo ein Kind mehr weint,
die Waffen still, die Seelen rein,
Frieden zieht in Häuser ein,
Gebäude strahlen hell und klar,
die Energie fliesst – wunderbar!

Die Menschen leben sehr besonnen,
sie haben viel an Glück gewonnen,
die Jahre haben sie gelehrt,
wie man das Leben schätzt und ehrt.
Sie teilen gern, mit offnen Herzen,
im Dunkeln reichen sie die Kerzen,
miteinander, Hand in Hand,
festigt sich das Freundschaftsband.

Vorbei die Zeit von Gier und Macht,
vorbei die Kälte in der Nacht,
vorbei die Zeit der kalten Seelen,
in denen die Gefühle fehlen.

Wir öffnen wieder Tür und Tor,
und stellen uns ein Leben vor,
in dem es nur gemeinsam geht,
wo keiner ganz alleine steht,
wo Mensch und Umwelt wieder passen,
wo wir einander nicht mehr hassen.

Liebe, Sorgfalt, grosse Herzen,
Dankbarkeit und keine Schmerzen,
Lehren aus vergangnen Jahren,
werden jeden Mensch bewahren,
vor Fehlern, die wir alle machten,
und die uns nach dem Leben trachten.

Mensch ist Mensch, egal woher,
ob weiss, ob schwarz, egal wie schwer,
ob reich, ob arm, egal wofür,
ob Haus, ob Schloss, es gibt die Tür,
die uns den Weg der Zukunft weist,
wenn der Gedanke um uns kreist,
der alles kurz in Frage stellt,
auf dieser ganz besondren Welt.

Normal wird ganz neu definiert,
und leben lassen zelebriert,
sich freuen auf den nächsten Tag,
weil er auch Gutes bringen mag,
gemeinsam durch die Täler gehn,
um Hand in Hand oben zu stehn,
mit Blick nach vorn und nicht zurück,
das Bild von einer Welt im Glück.

D.J.



Betreutes Moderieren

Samstagabend und die Vorfreude auf eine Show, welche uns Jahrzehnte durch unser Leben begleitet hat. Wetten dass …

Jene, die mit Thomas Gottschalk quasi aufgewachsen sind, haben gestern bestimmt mit Chips und Getränk auf das erneute Revival der abendfüllenden Show gewartet. Ich auch!

Was für ein Abend zum Fremdschämen … meine Güte! Nachdem man jahrelang wusste, dass der inzwischen über 70-jährige Talkmaster ein Garant für gute Unterhaltung war, so war ich gestern Abend auf meinem eigenen Sofa quasi dauerhaft peinlich berührt. Ich wage mal zu behaupten, dass man künftig auf ein Revival mit Gottschalk verzichten wird.

Wer von euch mitgeschaut hat, weiss bestimmt, wovon ich rede. Für alle anderen: Er hatte zwar seine Moderationskarten fest im Griff, die Sendung aber kein bisschen. Er tappte von Missgeschick zu Missgeschick, wirkte, als ob ihn die Sendung überhaupt nicht interessieren würde und musste x-fach von seiner Moderationskollegin Michelle Hunziker gerettet werden, um nicht vollends im Fett der Näpfe zu ertrinken. Seine Witze waren allesamt derart flach, dass kein Mensch auch nur ansatzweise lachen konnte und er schlenderte mehr als einmal ziemlich ziellos über die Bühne – so als ob er den Weg zurück zum Sofa suchen würde.

Es war traurig mitanzusehen. Die Maske hatte ihn zwar zum alten Gottschalk aufgepimpt und sein Outfit war glamurös und ausgefallen wie immer. Hinter all dem steckte aber ein total veränderter und ziemlich desorientierter Gottschalk, der die Grenzen nicht mehr kannte und ganz offensichtlich keine Ahnung von dem hatte, was er da tat. Michelle Hunziker war quasi seine Dauerbetreuung und Rettung während der ganzen Sendung.

Heute gibt es ja jenste Varianten von Betreuung: Betreute Senioren, betreute Kinder, betreute Tiere … seit gestern Abend gibt es jetzt betreutes Moderieren. Es konnte einem fast leid tun, die Misere mit anzusehen. Zumal es den Anschein machte, dass der rote Leopardenanzug den ehemals glanzvollen Talkmaster auffressen wollte. Ein Stück Vergangenheit, das gestern vermutlich in dieser Form live und in Farbe zu Grabe getragen wurde. Ich sage nur:

Wetten dass … Gottschalk nicht mehr zurück auf die TV-Bühne kommt?!

ALLES EINE LÜGE!

Mit grossem Interesse habe ich einen Bericht verfolgt, der veranschaulicht hat, dass in unseren Körpern weisse und braune Fettzellen vorhanden sind. Verstanden habe ich vor allem, dass die weissen Fettzellen die Energie speichern und uns demzufolge dick werden lassen, während die braunen die Energie abgeben und uns abnehmen lassen. Aha …

Weil ich ja ein helles Köpfchen bin war klar, dass ich den Forschern unter die Arme greifen würde. Man ist ja schliesslich hilfsbereit und sozial. Und die Umwandlung von weiss Zellen in braune Zellen sollte nun wirklich kein Problem darstellen.

Ja, ihr ahnt es: Ich habe den Liegestuhl in den Garten gezerrt, meine weissen Fettzellen mit Sonnencreme eingeschmiert – was ich notabene hasse, weil sich dann alles irgendwie so klebrig anfühlt – und habe mich mit höchster Konzentration im XXL Bikini auf der Liege platziert. Ich muss dazu sagen, dass ich natürlich den Tag abgewartet habe, an welchem es 30 Grad war. Wenn schon, denn schon!

Nach den ersten 30 Minuten war ich schon mal klatschnass geschwitzt und musste mir dringend Flüssigkeit zuführen. Der Blick in den Spiegel hat mir gesagt: Etwas dunkler, aber immer noch XXL. Mist!

Also habe ich mich erneut auf die Liege gelegt und habe angefangen, im Geiste mit meinen Zellen zu sprechen. „Kommt schon, ihr weissen Dinger, wandelt euch und schmelzt gefälligst davon. Ich verspreche auch, dass ich künftig das ultragrosse Magnum-Eis nicht mehr vor dem Schlafengehen esse. Ich schwöre!“

Nach weiteren 30 Minuten schaute ich an mir runter und hoffte, dass die Schweisstropfen die Fettzellen gleich mitnehmen würden. Irgendeinen Sinn muss es ja schliesslich haben, wenn man sich bei 30 Grad mit klebrigem XXL-Körper in die Sonne legt und schwitzt wie ein Ferkel.

Okay, nach insgesamt zwei satten Stunden Sonnenbad (ohne Bad) habe ich kapituliert. Mein Haut ist wohl etliche Stufen dunkler geworden – den Fettzellen scheint das aber schnurzegal zu sein. Der Spiegel sagt, dass ich nach wie vor den XXL-Bikini brauche. Die Waage sagt dasselbe. Was also ist dran, am Märchen mit den braunen und weissen Fettzellen? Ich habe gegoogelt und folgendes gefunden:

Na wunderbar!!! Lieber Herr Alexander Pfeifer – hätten Sie das vielleicht überall so veröffentlichen können, dass auch ich gleich über diesen Artikel stolpere? Dann hätte ich mir die Schwitzerei sparen können.

Fazit: Der nächste Versuch findet in der Kältekammer der Schlachterei statt – vielleicht habe ich da mehr Glück, meine weissen Zellen zu überreden, sich in Braune zu verwandeln.

Wortschatzerweiterung

Über ein Jahr sind wir schon gefangen im Auge des Hurricans – wow, klingt wie ein Vorspann eines dramatischen Films aus Hollywood. De facto ist es aber so, dass uns seit über einem Jahr ein fieses Virus mit all seinen Mutanten in Atem hält (oder eben den Atem nimmt).

Ich gehöre nicht zu jenen, die dieser Tatsache viel Positives abgewinnen kann. Ich gehöre aber auch nicht zu der Gruppe, die sich tagtäglich deswegen mokiert – es nützt nämlich schlicht und ergreifend nichts. Es ist, wie es ist. Bescheiden! Und das einzige, was wir dagegen tun können, ist uns vernünftig und schlau zu verhalten. Viel mehr können wir dem cleveren kleinen Kerl mit all seinen Kollegen nicht entgegenhalten. Leider gehören „vernünftig“ und „schlau“ bei vielen Mitmenschen nicht zu den Kernkompetenzen ihres Lebens. Drum sind wir nun da, wo wir eben jetzt sind: Ganz schön in der Schei …. !

Was ich an mir beobachte (ja, ich beobachte mich selber … cool oder?) ist, dass sich mein Wortschatz in diesem Jahr sehr verändert und auch erweitert hat. Während ich noch vor einem Jahr beim Wort „vulnerabel“ fragend aus der Wäsche geguckt habe, gehört das Wort inzwischen zum Alltag. Davon gibt es noch eine Menge mehr, oder habt ihr früher Wörter wie:

Inzidenz
R-Wert
Vektor
RNA-Impfstoff
Lockdown
Shutdown
Social Distancing
Triage
Aerosole
evidenzbasiert
exponentiell
Reproduktionszahl
Homeoffice
Homeschooling
Hotspot
Mortalität
Mutant
PCR-Test
Quarantäne
Superspreader
Tracing
Vakzine
Webinar
Flatten the curve
FFP
Long Covid
systemrelevant

in euren Gesprächen in irgend einer Form verwendet? Klar, die Mediziner und Wissenschaftler unter euch haben diese Wörter bestimmt schon vorher gekannt und verwendet. Für mich waren einige davon neu und ich musste mich erst an sie gewöhnen. Und es ist erstaunlich, wie ich sie alle heute in meinen Gesprächsalltag einbaue, ohne es noch zu merken. Das beweist doch einmal mehr, dass auch eine 2-fache Oma noch eine Menge lernen kann. Das ist aber auch so ziemlich einzige, was ich diesem Jahr an Positivem abgewinnen kann – die Wortschatzerweiterung.

Nein, das ist noch was: Man wird nicht mehr bei jeder Begrüssung von Kreti und Pleti abgeküsst!!! Das finde ich wunderbar und das werde ich auch nie wieder einführen in meinem Leben. Never ever!! Wie oft habe ich mich früher darüber geärgert, wenn entfernte Bekannte meinten, bei der Begrüssung drei Küsschen verteilen zu müssen, um anschliessend auszuführen, dass sie die letzten 3 Tage mit Magen-Darm-Grippe im Bett verbracht haben. DANKE AUCH!! Ein bisschen mehr Abstand darf für mich absolut normaler Alltag bleiben. Ausser bei meinen Liebsten. Dort muss er nicht sein. Aber das Pfotenschütteln (inzwischen finde ich das richtig gruselig) und das „Geknutsche“ darf bei den Undingen bleiben, welche diese Pandemie mit sich gebracht hat.

Fazit: Ich bin schlauer geworden, habe verdammt viel gelernt und hätte so langsam genug von dem ganzen Mist. Aber eben: Solange „schlau“ und „vernünftig“ nicht in jedem Kopf angekommen sind, werden wir weiter rudern müssen … mit einem Paddel … und Wellengang … und einem Leck im Schiff …

Das Wandern ist des Müllers Lust …

… wie gut, dass ich nicht Müller heisse!

2020 – Jahr der absoluten Ausnahmesituationen schlechthin. Darauf muss ich wohl kaum mehr besonders eingehen. Aber: Es ist auch das Jahr der Wandervögel! Müllers, Meiers, Kunzes – ganz egal wie sie alle heissen … ES WIRD GEWANDERT, dass sich die Tannen biegen. Früher war ja im Sommer das Internet voll mit Ferienbildern von den schönsten Meerdestinationen der Welt. In diesem Jahr gibt es wohl kaum eine Tanne, einen Baum oder einen Strauch, der es nicht per Foto ins Facebook geschafft hat. Von den Bergspitzen ganz zu schweigen. Ich gucke mir die Bilder immer an und denke: Die waren wohl auch wieder am selben Ort wie die letzten 369 …

Jap, ich kann dem „Latschen durch die Walachei“ einfach nichts abgewinnen. Ich habe es ein paarmal versucht und war jedesmal frustriert und nur am Schimpfen. Ich habe mehr Energie fürs Jammern und Fluchen verpufft, als fürs Wandern! Bei mir war das so nach dem Motto: „Baum, Baum, Baum, Strauch, Strauch, Tanne, Tanne, noch mehr Tanne … Berg … Stein … WANN SIND WIR ENDLICH DA???“

Wenn ich mir die Bilder anschaue, dann denke ich: Warum sehe ich das Wunderbare nicht, von welchem alle so schwärmen? Warum habe ich noch NIE im Leben morgens den Drang verspürt, die Natur per Wanderschuh zu begehen? Es ist ja nicht so, dass ich das Gefühl nicht kennen würde. Schliesslich musste ich als Schulkind die absoluten Horrorwanderungen mit der Schulklasse absolvieren – unserer Lehrer war DER Wanderfreak schlechthin und hat uns mit militärischen Massnahmen über alle Juraketten gescheucht! Tränen waren Pflichtprogramm – von den Blasen an den Füssen gar nicht zu reden.

Und jetzt, mit 53 Jahren ist es nach wie vor so, dass ich Wandern einfach nur doof finde. Ich weiss nicht einmal, ob wir mit unseren Kindern je einmal gewandert sind. Ich glaube nicht. Wir sind Ski gefahren, sind geschlittelt, haben gebadet, sind Fahrrad gefahren oder waren auf der Schlittschuhbahn – wir haben Nüsse gesammelt und bemalt und waren viel unterwegs … aber gewandert? Ich muss sie mal fragen – aber ich würde eher sagen: Nein, haben wir nicht gemacht.

Ja, auch im Jahr der Wanderungen in unserer Schweiz habe ich mal wieder den Trend nicht mitgemacht und habe mich gegen alle Formen der kreativen Bergbegehungen erfolgreich gewehrt. Frau Jäggi wird irgendwann von dieser Welt gehen, ohne die Berge mit Namen gekannt, geschweige denn bezwungen zu haben.

Schlimm mit mir …

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