von süss bis ungeniessbar

Du hast doch alles…

…also sei gefälligst glücklich! Was für ein komisches Denken. Aber leider landläufig absolut gängig und normal. Obwohl es sowas von falsch ist – mehr falsch geht gar nicht. Wenn ich mal traurig bin, keine Kraft habe, mich einfach nur verkriechen möchte und auch keine Lust auf Unternehmungen habe, dann kommt es nicht selten vor, dass ich auf Unverständnis stosse. Und Sätze wie: „Hä, aber Du hast doch alles, warum bist Du denn nicht glücklich?“ gehören dann zu den meistgehassten Sätzen überhaupt. Ich muss jetzt hier mal eines grundlegend klären, und zwar für alle und ganz langsam, wenn nötig auch zum Abschreiben:

– Das Einfamilienhaus im Grünen
– Der schnelle Wagen in der Garage
– Die schönen Klamotten
– Die coolen Schuhe
– Die regelmässigen Ferien
– Das schuldenfreie Leben
– Das neue Handy
– Der Zweitwagen

…und all das andere scheinbar wichtige Zeug im Leben macht nicht glücklich. Nicht einmal ein klitzekleines bisschen.

Wer also glaubt, dass Leute, die auf dem Konto ein paar Franken mehr haben als andere, immer glücklich zu sein haben, der irrt gewaltig. Die wirklich wichtigen Dinge im Leben sind nämlich nicht mit Geld zu bezahlen. Auch wenn die Fernsehfamilie Geiss das vielleicht so erscheinen lässt. Oder habt ihr schon mal versucht,

– Gesundheit
– Zurfriedenheit
– eine intakte Familie
– Motivation
– Sinn
– Lebenselixier
– Kraft
– Freunde

…und andere wichtige Dinge im Leben zu kaufen? Funktioniert nicht! Noch viel weniger funktioniert es,

– Krankheit
– Schmerzen
– Leid

– Unglück
– Kraftlosigkeit
– Müdigkeit
– Trauer

…und weitere einschneidende Ereignisse mit Geld aufzuwiegen? Geht nicht! Keine Chance!

Drum muss ich mich manchmal echt fragen, wenn ich Leuten zuhöre, die zu wissen meinen, dass materiell gutgestellte Menschen per se glücklich zu sein haben. Schliesslich haben die ja keine Probleme. Also nur, weil man keine Betreibungen hat, bedeutet das noch lange nicht, dass man gesund, glücklich und schmerzfrei ist. Mich ärgert das immer wieder. Dann kommen noch intelligente Stammtischsätze wie: „Jaja, die Reichen, die können schon erzählen – denen fehlt es ja an nichts!“ und ich werde zum hochexplosiven Dampfkochtopf. Reiche Menschen sind nicht die Bohne anders als arme Menschen. Der einzige Unterschied ist das Bankkonto. Sonst nix! Und Bankkonti scheinen generell im Volksmund überbewertet zu sein. Über reiche Menschen wird gesprochen, als ob sie entweder „Götter“ oder „totale Idioten“ wären. Und zwar immer. Ich muss euch schon wieder enttäuschen: Selbst Superreiche verdauen ihre Nahrung per Magendarmtrakt und … man höre und staune – beim Austritt aus dem Körper stinkt es keine Bohne weniger, als beim ärmeren Nachbarn. Da fallen also keine Goldtaler ins Klo. Und das Toilettenpapier besteht nicht aus Noten. Ach ja – und habe ich schon erwähnt, dass sich 40 Grad Fieber bei einem Superreichen mindestens genaus bescheiden anfühlen, wie beim armen Schlucker? Und die Diagnose einer unheilbaren Krankheit haut jeden aus den Schuhen, ganz egal, wie der Kontostand aussieht.

So, das musste jetzt hier mal raus! Mich nervt dieses bescheuerte Schubladendenken. Dieses …
… reich = doof
… dick = undiszipliniert
… arm = faul
… arbeitslos = dumm
… dünn = krank
… hässlich = asozial
… hübsch = erfolgreich

…ist einfach nur zum Ko…., ehm, tschuldigung: Erbrechen! Jeder ist, wie er ist – und jeder hat seine Probleme. So ist das Leben. Furchtbar einfach – und überhaupt nicht spektakulär. Sorry, wenn ich nun womöglich die schubladisierte Gedankenwelt vieler zerschlagen habe. Aber ein Reset wäre dringend nötig!

Und nun?

Die regelmässigen Leser-/innen meines Blogs wissen, dass ich in den nächsten Wochen meine Geschäftstätigkeit in Solothurn aufgeben werde. Nach 10 Jahren ist nun definitiv Schluss mit dem Kampf an der textilen Front und ich habe – mit Verlaub – die Schnauze gestrichen voll und bin froh, wenn ich die Schlüssel drehen kann. Ich habe zwar viel gelernt, aber dabei auch ganz schön viel einstecken müssen. Verdient habe ich niemals daran – aber das ist ein anderes Thema… Weiterlesen

Mit 50 auf dem Abstellgleis?

Ich gehe ziemlich eindeutig auf die 50ig zu. Und ich kenne diverse, denen es genauso geht. Manche von ihnen haben die 50ig auch schon überschritten. Dabei handelt es sich sowohl um Männer, als auch um Frauen. Und diverse dieser Menschen sind auf Jobsuche. Ein schwieriges Unterfangen, wenn man eben die 50iger-Grenze mal überschritten hat. Ich dachte ja immer, dass Erfahrung Gold wert ist. In Tat und Wahrheit scheint für die meisten Erfahrung einfach nur viel zu teuer zu sein. Also, eigentlich wäre ein Wunschkandidat 25-jährig, müsste aber trotzdem 15 Jahre Erfahrung haben und sollte mit dem Mindestlohn zufrieden sein. Hallo? Weiterlesen

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