von süss bis ungeniessbar

Integriert???

Wir haben in unserer schönen Barockstadt Solothurn eine Riviera, an welcher sich Bar an Bar und Restaurant an Restaurant reihen. Wunderbar gelegen am Fluss, der Aare. Wer dort entlang flaniert weiss, dass man diese Strecke auch die „Rue de blamage“ nennt, denn alle, die da sitzen, sprechen über jene, die vorbeigehen. Und NEIN, nicht nur die Frauen tun das!

Heute sass ich mal wieder dort und habe mit Freunden das Wetter genossen. Und alles war ganz wunderbar, bis eine Familie vorbeiging, die mir hunderte von Fragezeichen in meine Hirnwindungen schickte. Ganz offenkundig war deren ausländische Herkunft aufgrund der etwas dunkleren Hautfarbe. Dies gab aber selbstverständlich keinerlei Anlass zu Diskussionen. Dass aber der Vater mit dem Sohn rund 7 Meter VOR der Frau und Mama lief, welche mit Kopftuch bestückt die Wasserflasche des Mannes und das Caprisonne des Sohnes hinterher tragen durfte, das löste bei mir einfach nur Kopfschütteln aus. Nein, es war auch kein Zufall. Er wechselte nämlich die Strassenseite und überquerte eine Kreuzung, immer mit dem Sohn neben sich und der Frau und Mutter in gebührendem Abstand HINTER sich.

Witzigerweise waren wir nicht die einzigen, die sich entsetzten. Am Tisch neben uns fragte eine Frau ihren Mann, ob das wohl nur die Wasserträgerin sei. Und eine Familie entsetzte sich, weil sie die Familie wohl kurz zuvor schon in der Stadt angetroffen und sich gefragt hatten, was das soll. Uns gegenüber sass eine deutsche Familie mit einem kleinen Jungen der fragte: „Warum guckt diese Frau mit dem Kopftuch so traurig?“ Was antwortet man da? (Meine Antwort im Kopf ist nicht tauglich für die Öffentlichkeit …).

Liebe ausländische Mitbewohner. Wenn ihr schon das Gastrecht unserer Landes in Anspruch nehmt, dann passt euch doch bitte unseren Gepflogenheiten an. Wir leben hier nicht in einem frauenverachtenden Sozialgebilde oder Zeitalter. Bei uns herrscht Gleichberechtigung und ich werde stinksauer, wenn ich solche Bilder sehe. Wie jetzt? Das geht mich nichts an? Doch – tut es wohl! Mein Heimatland sollte nämlich solche Gepflogenheiten ganz einfach nicht akzeptieren – schliesslich wachsen hier unsere Kinder heran, die lernen, dass Frau und Mann denselben Stellenwert haben. Wollten wir es anders, würden wir nicht in der Schweiz leben. Passt euch doch einfach an – alles andere entspricht uns nicht. Schliesslich ziehen wir aus Respekt vor euren Gepflogenheiten und Religionen in euren Ländern auch ein Kopftuch an, wenn wir eine Moschee oder Kirche besuchen wollen. Also bitte!

 

Schokokugel?

Einmal angenommen, ihr liebt diese süssen Dinger, die innen das luftige-klebrig weisse Zeug haben und aussen mit Schokolade überzogen sind. Diese politisch inkorrekt benannten Süssigkeiten, die jede Foodkette im Sortiment hat. Was genau verlangt ihr dann?

Einst waren es mal Negerküsse – geht GAR NICHT MEHR!

Dann waren es Mohrenköpfe – geht GAR NICHT MEHR!

Dann waren es Schaumküsse – in der Schweiz total atypisches Wort!

Danach kamen die Schokoküsse – irgendwie auch sehr Schriftdeutsch!

Und seit heute wissen wir, dass man sie … Schokokugeln nennen sollte!!!

Hä? Schokokugeln?? Tschuldigung, aber wer von euch kommt bei Schokokugeln auf einen Mohrenkopf? Zumal diese Dinger weder rund (Kugel) noch komplett aus Schokolade sind. Für mich ist eine Schokokugel sowas wie eine Lindorkugel oder so. Aber doch kein Mohrenkopf. Es hat sich aber tatsächlich so zugetragen, dass in einem hiesigen Geschäft diese süssen Dinger mit dem Schild „Mohrenköpfe“ beschriftet waren, bei der Bestellung aber von der Bedienung die klare Ansage kam: „Entschuldigen sie, aber das dürfen sie so nicht mehr sagen. Das nennt sich jetzt Schokokugeln.“

Echt jetzt??? Wo zum Geier leben wir? Auf dem politisch korrekten Foodplanet, auf welchem man selbst beim Essen aufpassen muss, dass man nicht Gefahr läuft, wegen Rassismus im Knast zu landen. Was soll der Mist? Nur wer verdorben denkt, kommt überhaupt auf diese kranken Ideen. Für mich ist und bleibt der Mohrenkopf ein Mohrenkopf – und wenn ich deswegen hinter Gitter muss, dann meinetwegen. Es kommt noch soweit, dass wir die schwarze Schokolade politisch korrekt „maximalpigmentierte“ Schokolade nennen müssen … schwarz ist nämlich irgendwie auch überhaupt nicht korrekt. Oder die ausländische Küche wird zur Küche mit Migrationshintergrund. Wir haben in unserer hiesigen Stadt hier sogar ein Ausländerfest – mit viel leckerem Essen … ach Du meine Güte. Wie nennen wir das nun? Das Migrationsdingensnichtschweizerleute Fest?

Gerade fällt mir ein: Wie nennt sich Schwarzgeld politisch korrekt? Geld mit Migrationshintergrund oder aber farbiges Geld? Oder vielleicht doch maximalpigmentiertes Geld? Was denn nun? Ich komm noch so durcheinander, dass ich nicht mehr weiss, wie man was nun richtigerweise nennt. Ich weiss nur, dass ich als Kind NICHTS schlimmes hinter einem Neger oder einem Schwarzen gesehen habe. Auch ein Ausländer war kein Schimpfwort – zumal ich ja selber als halbe Italienerin zu den Ausländerkindern gehört habe. Aber mir wäre im Traum nicht in den Sinn gekommen, deswegen ein Theater zu machen … geschweige denn meine Eltern. Und dies, obwohl mein Papa damals sogar noch als „Tschingg“ (vom italienischen Wort Cinque abgeleitet) beschimpft wurde. Da kam deswegen niemand in Teufels Küche. Im Gegenteil: Die Tschinggenküche war sogar sehr beliebt – Pizza und Pasta nämlich.

Wenn wir so weiterfahren, dann wird es eines Tages soweit sein, dass wir uns nicht mehr artikulieren können, ohne nicht mit einem Bein im Gefängis zu stehen. Hallo! Entspannt euch – schliesslich heulen wir Schweizer auch nicht rum, weil im Ausland überall das Vorurteil herrscht, dass wir ALLE eine Bank, eine Kuh, einen Berg UND Käse besitzen. Wir lachen und gehen zur Tagesordnung über. Und wenn man uns im Ausland „Chuchichäschtli“ nachruft, dann gehen wir auch nicht mit der Faust auf die Leute los. Etwas mehr Toleranz bitte. Ich weigere mich, eine Schokokugel zu bestellen, wenn ich einen Mohrenkopf will. So, ich habe fertig!

Politisch korrekt?

Meine Güte – so langsam weiss ich nicht mehr, wie ich mich noch ausdrücken soll/darf, dass es politisch korrekt ist. Wenn es noch mehr Regeln gibt, was man darf und was nicht, dann wird mein Wortschatz vermutlich auf blubb und grmpf reduziert. Echt anstrengend, diese politische Korrektheit. Ich erinnere mich an meine Kindheit: Da durften wir noch die Negerküsse essen, ohne dabei ein Gerichtsverfahren zu riskieren. Was isst man eigentlich heute? Die Schwarzenküsse ist ja politisch auch inkorrekt. Sind es die Maximalpigmentiertenküsse? Oder wie heissen die Dinger heute?

Genauso kompliziert ist es, wenn man über jemanden sprechen oder schreiben möchte, der aus dem Ausland ist. Ausländer ist offenbar nicht nett. Ist Mensch mit Migrationshintergrund richtiger? Also: Früher waren ja die eingewanderten Italiener die „Tschinggen“, ohne dass man dabei riskierte, ein Verfahren am Hals zu haben. Heute ist es schon gefährlich, wenn man das Wort Jugo (Jugoslave) in den Mund nimmt. Das tut man nämlich auch nicht. Das ist ein Schimpfwort – wer auch immer das bestimmt hat.

Und weil man ja auf die Religionshintergründe jeder Volksgruppe auch Rücksicht nehmen muss, ist ein nettes „Grüss Gott“ auch nicht mehr korrekt. Womöglich ist das Gegenüber ja muslimischer Abstammung. Und dann? Dann wäre Grüss Gott ja eine Beleidigung. Also einfach nur noch Hallo, damit sichergestellt ist, dass es politisch und religionstechnisch korrekt ist…?

Echt jetzt, meine lieben Freunde. Ich finde dieses Getue total übertrieben und ich habe keine Ahnung, wer eigentlich wann bestimmt hat, was man wann und wo noch wie sagen darf, dass man nicht in den Knast wandert. Aber ich merke, dass ich politisch manchmal total inkorrekt bin und mir das ziemlich egal ist, weil mir dieses heuchlerisch Korrekte total auf den Senkel geht. Ich möchte reden können, wie mir der Schnabel gewachsen bin. Ich habe nämlich auch früher beim Wort Neger nie eine negative Assoziation damit gemacht. Eigentlich sind es doch diejenigen, die schlechte Gedanken mit sich rumtragen, welche solche Sprachverbote aufstellen. Hätte man nämlich keine schlechten Gedanken, käme man auch nicht auf die Idee, dass ein Neger, ein Jugo oder ein Ausländer etwas Schlimmes sein könnte.

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