von süss bis ungeniessbar

Fritz, Klaus und Bertha …

… so heissen die drei ersten Bäume am Wegesrand einer meiner diversen Spazierrouten mit klein Ellie. Woher ich das weiss? Nun ja – Covid hat dazu geführt, dass meine Aussenaktivitäten sich ausschliesslich auf Spaziergänge beschränken. Alles andere ist zu gefährlich. Und was tut Frau, wenn sie seit Monaten täglich unzählige Schritte absolviert und dabei jede Route inzwischen in- und auswenig kennt?? Sie fängt an, den Bäumen, Sträuchern und inzwischen auch Schneemännern Namen zu geben. Warum? Nun ja, es fühlt sich persönlicher an, wenn ich weiss, dass ich jetzt bei Klaus vorbei gehe, als wenn ich einfach so ins Leere laufe. Bertha ist auch nicht immer gleich gut drauf – hängt sehr vom Wetter ab bei ihr. Manchmal lässt sie ihre Zweige ganz schön hängen – um sie dann tags darauf wieder in Richtung Himmel zu strecken.

Ihr macht euch Sorgen, dass ich den Verstand so langsam aber sicher verliere? Da seid ihr nicht alleine! Diese Sorge beschäftigt mich beinahe täglich. Was, wenn diese seit Monaten andauernde Situation unser „Alltag“ wird? Was, wenn das nun der kalte Krieg mit unsichtbarem Gegner ist? Als Familienmitglied von Risikopatienten fällt bei uns seit Monaten alles flach. Mit alles meine ich: Ausser Spaziergängen in der Natur geht gar nichts mehr! Klar, wir haben ein wunderbares Zuhause … aber wenn ich auf dem Klo sitze, dann taufe ich inzwischen sogar unsere Badezimmerfliesen – jede einzeln … der Mensch braucht Herausforderungen!!

Als kontaktfreudiger Mensch fällt es mir nicht immer leicht, die Bäume, Sträucher und Badezimmerfliesen als neue Kumpels zu akzeptieren. Und auf der anderen Seite denke ich: Hey, ich bin gesund – also KEIN GEJAMMERE! Dieser überschwenglich positive Groove hält in der Regel nicht mehr als ein paar Tage an. Dann muckst der kleine Jammerer in mir wieder auf und wird zum lauten Schreihals, der verdammt nochmal Mühe hat, diesen Dauerzustand positiv zu sehen.

Klar, ich habe auf meinen Spaziergängen ganz oft meine Familie oder eine Freundin dabei – und ich habe sogar schon mit Freunden Kaffee getrunken – auf Abstand, versteht sich – in der Einstellhalle, wo die Autos parkiert sind.

Alles kleine Seelenwärmerchen, die es etwas erträglicher machen. Ich weiss auch, dass es Menschen gibt, denen es um Welten schlechter geht!!! Sehr viele sogar!!! Aber es ändert nichts an der Tatsache, dass ich irgendwann angefangen habe, meine immer gleichen Gefährten am Wegesrand mit Namen zu versehen. Und wenn Fritz, Klaus und Bertha finden, ihre Namen seien unpassend, dann sollen sie sich gefälligst wehren. Die Welt ist eine andere – damit müssen wir alle leben. Also können Bäume und Sträucher auch anfangen zu sprechen – wir müssen uns schliesslich alle den neuen Gegebenheiten anpassen!

P.S.: Ich stelle mir grad vor, wenn die Natur wirklich auf einmal sprechen könnte – meine Güte, was für ein Lärm im Wald …:-)

Sonnige Herbsttage = Wandertage

In den letzten Tagen sehe ich überall nur Bilder von wunderschönen Bergpanoramen, geschossen von aktiven Wandervögeln. Es gibt im Moment kaum eine Bergspitze, die auf Facebook, Instagram und all den anderen Sozialen Netzwerken nicht fotografisch dokumentiert und textlich beschrieben ist. Und ich gucke mir die Bilder an und denke nur WARUM???

Kurz zur Erklärung: Alles, was über zwei Stunden an Fussmarsch dauert und wobei man schwitzt, gilt für mich als Wandern. Und alles, was eine Steigung beinhält, bei der man ausser Atem kommt, gilt für mich schon als Extremsport. Und die Tatsache, dass ich durch die Wälder und Wiesen streife, bedeutet natürlich nicht, dass ich eine Wanderfrau bin – nein: Ich habe eine kleine Hündin. Deshalb halte ich mich viel an der frischen Luft auf. Hätte ich dieses Fellknäuel nicht … nun ja, Couchpotatoe wäre dann wohl der richtige Ausdruck.

Wer nun denkt: „Die gute Modepraline jammert immer über ihr Gewicht und die überflüssigen und locker angefressenen Pfunde – die würde mal besser mit Sport anfangen“, denen muss ich sagen: Ihr habt ja recht. Aber es will nicht klappen. Mein innerer Schweinehund ist riesengross und mein Suchtpotential in Bezug auf Bewegung am Berg gleich null. Ich habs unzählige Male (freiwillig und unfreiwillig) versucht, das Resultat bleibt immer dasselbe: Ätzend!

Ganz besonders amüsant finde ich auch all die wirklich tollen Bilder überall, welche von den Pilzsammlern geschossen werden. Ich latsche durch den Wald und sehe diese Dinger nicht mal – und wenn ich sie denn doch sehe, dann habe ich weder eine Ahnung was es ist, noch freue ich mich darüber. Grässlich, oder? Unfassbar ignorant von mir, ich weiss. Ich versuche mich ja zu schämen, schliesslich weiss ich, dass Outdoorsportarten voll im Trend sind und ich gucke mir die Bilder ja wirklich gerne an. Das wars dann aber auch schon. Okay, ich habe eine Ausrede: Ich bin selten im Trend. Ich schwimme viel lieber gegen den Strom und reagiere antizyklisch. Vielleicht werde ich ja im nächsten Leben eine Bergführerin – so quasi als Strafe für mein Unverständnis gegenüber den rucksacktragenden Schwitzkeuchern, die jeden Berg erklimmen und dann erzählen, dass es süchtig mache und man nicht mehr ohne sein könne. Also ich kann EXTREM GUT ohne sein.

Und noch zur Info für alle Tierschützer: Mein Hund hat genügend Auslauf, und zwar bei jedem Wetter. Ich bin nämlich viel und ausgiebig draussen, aber halt nur, wenn es keine Berge im Weg hat. Aber eben – alles im Sinne meines Hundes. Letzthin wurde ich nämlich zu einem Stadtparkspaziergang animiert, bei welchem unsere Hündin nicht dabei war. Und ich habe mich gefragt: Was zum Geier mache ich hier inmitten der Bäume und Sträucher ohne Hund? Einmal mehr wurde mir dabei klar – das mit dem Wandern wird bei mir nix mehr. Der Zug ist abgefahren – schon lange!

Politisch korrekt?

Ich bin heute mit einer lieben Frau und mit klein Ellie der Aare entlang spaziert. Wir haben geredet, gelacht und die Natur genossen. Dabei haben wir über die verschiedenen Gräser und deren Namen sinniert. Weize, Gerste oder wie auch immer die Dinger heissen. Einzig bei den Weihnachtsbäumen in der Baumschule wussten wir mit Sicherheit, dass das Weihnachtsbäume sind … obwohl das wohl kaum der Fachbegriff für die verschiedenen Tannen ist.

Bei den Tieren war ich da schon bewanderter. Der Graureiher, der im Feld stand und stolz den Hals gegen den Himmel streckte – oder die Störche, welche für die liebe Frau etwas ganz Besonderes waren, weil es diese in ihrer Heimat nicht einfach so am Strassenrand hat. Dann habe ich ihr natürlich auch von den vielen Zecken erzählt, die bei uns leider heimisch sind und die erst noch zu den giftigsten der Schweiz gehören. Wir wohnen nämlich inmitten eines Hochrisikogebietes. Mit dieser Story habe ich übrigens die liebe Frau dazu gebracht, Socken anzuziehen – und das will was heissen. Sie trägt nämlich NIEMALS Socken. Man könnte sogar behaupten, dass sie Socken hasst. Aber das mit den Zecken fand sie derart gruselig, dass sie sogar plante, im Kampfanzug anzurücken, um sich bloss keine Zecke einzufangen. Und ich dachte immer, ich sei extrem ängstlich in Bezug auf diese Viecher. Es gibt aber noch ängstlichere Wesen als mich.

Und dann waren auf der Aare noch die Schwäne, die Enten und … zwei äusserst komische Fiederwesen, die ich noch nie hier gesehen habe. Zwei Ententiere mit braunen Hälsen, terracottafarbenen Köpfen, identisch farbigen Augen (die man deshalb nicht erkennen konnte) und roten Kämmen auf dem Kopf. Die Rückenpartie war äusserst bunt. Ich gehe beinahe täglich an der Aare spazieren, aber diese Tiere habe ich hier noch nie gesehen. Und da stellte sich mir doch die weltbewegende Frage: „Sind das nun Tiere mit Migrationshintergrund?“ Wenn die aus einem anderen Gebiet in unsere Witilandschaft umgezogen sind, ist das dann in Ordnung oder gibt das in der Tierwelt einen Aufstand? Werden Tiere mit Migrationshintergrund geächtet oder lässt die Tierwelt die gewähren. Ja, genau das habe ich mich gefragt … aber ich habe noch keine Antwort gefunden … 🙂

Es grünt so grün…

Wir haben vor Jahren unser Grundstück, auf welchem unser Haus steht gesehen, uns verliebt und es gekauft. Ausschlaggebend war damals in erster Linie die unglaubliche Aussicht auf die Alpenkette. Ich weiss noch, wie der Göttergatte und ich auf dem noch unbebauten Grundstück sassen und diesen wahnsinnigen Blick genossen. Und uns war klar: Hier sollte unser neues Zuhause entstehen. Weiterlesen

Orientierungssinn

Jedes Wesen hat seinen eigenen Orientierungssinn. Manche mit den Augen, andere mit den Ohren, wieder andere mit der Nase. Menschen und Tiere orientieren sich auf die unterschiedlichsten Arten nach dem Woher und dem Wohin. Nur bei mir, da ist dieses gewisse Orientierungsdings vermutlich vergessen gegangen. Ich komme irgendwo her und finde nicht mehr zurück. Ich gehe dreimal am selben Ort vorbei und behaupte jedesmal, dort noch nie gewesen zu sein. Weiterlesen

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