von süss bis ungeniessbar

Was für eine Sicht!

Wow, ihr Lieben da draussen – solltet ihr mir in den nächsten Tagen irgendwo begegnen: ICH SEH EUCH!!! Ich habe seit gestern eine Brille – eine GLEITSICHTBRILLE. Ich gleite also durch die Gassen und sehe alles … oder so ähnlich!

Alle, die mit einer Gleitsichtbrille auf der Nase durch die Welt marschieren, wissen vermutlich, wovon ich rede. Sich an das Ding zu gewöhnen, ist nicht ganz einfach. Die Gläser sind so fein und mit fliessenden Übergängen geschliffen, dass man den Kopf immer genau justieren muss, um das Objekt der Sicht richtig zu zoomen. Das ist eine kleine Wissenschaft. Ich bin gestern mit meiner neuen Brille wie ein kranke Eidechse durch die Stadt gewandelt – den Kopf immer so leicht quer in der Landschaft, um mich daran zu gewöhnen. Und wehe, man dreht sich mal schnell um … uppala … da dreht die ganze Welt mit. Seekrank!!! Man hat mir versichert, das sei nur zu Beginn so. Nicht aufgeben, Dani!

Was mich aber am meisten an meiner neuen Brille und der ganz neuen Weltanschauung fasziniert ist, dass ich in ein Restaurant oder ein Geschäft gehen kann, und einfach lese, was da auf der Karte oder dem Artikel steht. Bislang war das ganz anders. Ich musste immer genervt meine Lesebrille aus der Tasche kramen (die sich notabene immer unter all dem anderen Tascheninhalt versteckte), oder ich musste jemanden fragen. Jetzt gleite ich mit meiner Brille durch den Einkaufsdschungel und sehe sogar, was ich einkaufe. Es sind also keine Zufallstreffer mehr!

Das Highlight meines gleitenden Sichttages: Meine Armatur im Auto hat jede Menge Knöpfe MIT Beschriftungen!!! Ich wusste gar nicht, dass da Buchstaben drauf stehen. Und mein Navigationssystem zeigt mir Strassen MIT Namen an. Das habe ich echt noch nie gesehen. Neuerdings sehe ich jetzt sogar, wie schnell ich fahre. Das war bisher eher eine Gefühlssache; möglicherweise der Grund, warum ich hin und wieder unerwünschte Post von der Polizei bekommen habe.

Ich werde heute wieder mit scharfem Blick durch den Tag gleiten und versuchen, mich dabei nicht auf die Nase zu legen, weil es etwas schwankt … 🙂

Gefunden!!!

Nach meinem letzten Post über die Midlifecrisis und die lustigen oder unlustigen Begleiterscheinungen haben mich viele Leute lachend darauf angesprochen. Den besten Kommentar hat aber meine liebe Freundin abgegeben:

„Also, ich möcht ja auch mal sowas Irres tun, wie viele in der Midlifephase tun. Aber mich selber suchen, das wär mir dann doch zuviel. Stell Dir vor, ich finde mich!!!! Hilfe!!!! Ich möchte mir nicht begegnen – was für eine grässliche Vorstellung. Dann komme ich da ums Eck und da steh ich schon und winke mir zu. Ne!“

Man muss dazu sagen, dass die Gute diesen Monolog im Auto während des Fahrens rausgehauen hat. Und ich war die Fahrerin – auf der Autobahn – bei 120 km/h. Ich hatte Mühe, mich mit dem Lachflash noch auf die Strasse zu konzentrieren.

Und dann habe ich im Verlauf des folgenden Abends versucht, mir das bildlich vorzustellen. Ich wandere über die sieben Berge zu den sieben „Was weiss ich was“ und dann steht da … ähm … ICH??? Und ich würde mich angucken und vermutlich sagen: „Wow, bist Du alt geworden. Und weniger Kilos hattest Du auch schon auf den Rippen. Irgendwie dachte ich ja, Du sähest besser aus. Zumindest habe ich mir das immer eingebildet.“

Wenn man auf dem Weg ist, um sich selber zu finden … was genau sucht man dann da? Ich bin zu einfach gestrickt, um es zu kapieren. Und ich habe den Reaktionen meines letzten Posts entnommen, dass es offenbar den meisten Leserinnen und Lesern so geht. Ich weiss schliesslich, wo ich gerade bin und was ich gerade tue. Warum muss ich mich denn dann suchen? Oder ist diese Selbstfindung einfach ein Modewort? Jeder sagt er täte es, also macht man mal mit? Genauso schräg finde ich auch Bücher mit Titeln wie „Der Weg zum eigenen Ich“. Ist das nicht ein Pleonasmus? Ich bin doch eigen. Wie kann ich dann mein eigenes Ich suchen? Und wo geht dieser Weg entlang? Einmal um sich selber drehen und dann merken, dass ich immer noch da bin?

Fragen über Fragen – mit welchen ganz viele selbsternannte Gurus ganz viel Geld verdienen. Schliesslich findet man sich heute in teuren Thearpien mit ausführlichen Atemtechniken gemeinsam und verlässt mit den neusten Erkenntnissen über sich selber total überrascht die Therapie. Und dann wird das Ich neu erfunden, mit neuer Frisur, neuer Brille, Ernährungsumstellung und Laufschuhen.

Fazit: Meine Freundin hat recht. Ich will mir gar nicht irgendwo auf einem Berg oder einem Wanderweg selber begegnen … sonst finde ich mich womöglich ätzend und verändere mich total. Und dann kenn ich mich selber nicht mehr und muss tatsächlich auf die Suche nach mir gehen. Ne, alles viel zu kompliziert! Es ist ganz gut so, wie es ist 🙂

Lang lang ist’s her …

… seit dem Schreiben des folgenden Beitrages. Beim „Blättern“ in meinem Archiv bin ich auf diesen Beitrag aus dem Jahre 2014 gestossen. Ach Du meine Güte … da hab ich noch von den Ü40-igern geschrieben und von jenen, die ohne Brille mit Fehlern schreiben. Heute gehöre ich zu den Ü50-igern und würde ohne Brille nicht mal mehr mein Handy finden. Unfassbar, wie die Zeit rast … das gibt’s doch gar nicht. Und weil so erschrocken bin über die Tatsache, dass alles im Leben so schnell geht, will ich euch den Text nicht vorenthalten und schalte ihn noch einmal auf:

Jallo di, wue geft es dur?

Verstanden? Logisch, oder: Hallo du, wie geht es dir? Welche Sprache? Diejenige der Smartphone-User mit Wurstfingern, welche ohne Brille nichts mehr sehen – und ja, genau zu denjenigen gehöre auch ich. Das hat des öfteren mal zur Folge, dass ich solche Sätze verschicke und mich dann frage, warum der Empfänger mich nicht versteht. Ok, die meisten können sich zusammenreimen, was ich wohl gemeint haben könnte – oder erahnen, dass ich vermutlich mal wieder ohne Brille geschrieben habe. Dann kommt noch hinzu, dass meine Finger irgendwie nicht auf diese iPhone-Buchstaben passen (die meines Göttergatten im übrigen auch nicht…). Meistens erwische ich den Buchstaben neben dem ursprünglich angepeilten – das gibt dann Sätze wie „uxg vub zn twb Zge sa“. Kapiert? Nein? Einfach das ganze jeweils einen Buchstaben nach rechts verschieben und dann heisst es: „Ich bin um zehn Uhr da.“ Ist doch völlig klar, oder!?

Was ich nicht ganz nachvollziehen kann ist, warum die junge Generation dieses Problem weniger oder fast gar nicht hat. Und die flitzen sogar noch blind im Mehrfingersystem über ihre Smartphone-Tastaturen. Wir Ü-40-iger scheinen anatomisch anders konzipiert zu sein. In meinem Freundeskreis kämpfen nämlich alle des öfteren mit ihren Buchstaben in den Mitteilungen. Beruhigend, aber nicht besser lesbar. Ich habe auch schon versucht, grundsätzlich EXTRA immer einen Buchstaben zu weit rechts zu tippen, um dann vielleicht den richtigen zu erwischen. Funktioniert auch nicht…

Wie einfach war doch die Zeit, als die Telefone noch die guten alten Knöpfe hatten. Da konnte sogar ich blind und blitzschnell schreiben. Als ich vor noch nicht allzulanger Zeit in einem Handygeschäft nach einem Gerät mit Tastatur (nicht touchscreen!) fragte, schaute mich der Verkäufer an, als ob ich nach einer Schweinehälfte gefragt hätte. Ok! Man hat heute ein Smartphone, das ist ein MUSS! Und am besten ein iPhone, ausser man will komplett ausserhalb der trendigen Neuzeit sein. Also habe ich mich dem Druck gebeugt und mir mit Widerwillen so ein Teil angeschafft. Echt cool, was man damit alles machen kann. Ich bin sogar zum Instagram-Junkie geworden –  wenn nur dieser doofe Buchstabensalat nicht wäre….

Sollte jemand von euch wieder mal eine komische Mitteilung von mir erhalten, dann bitte folgendes beachten:

Brille war nicht in der Nähe – musste schnell gehen – war unterwegs – auf der Tastatur einen Buchstaben nach rechts oder links verschieben – daran denken, dass ich keinen Alkohol trinke! Sollte all das immer noch nichts ergeben, was verständlich ist, am besten anrufen! Quasseln geht immer, ausser bei 40 Grad Fieber!

Neue Brille

Mir scheint, als hätt ich eine neue Brille auf. Also: Nicht eine, die man auf die Nase setzen kann … eher eine, die mich die Welt mit anderen Augen sehen lässt. Und das ist ein äusserst schräges Gefühl.

Die letzten Monate haben mich zu einem anderen Menschen gemacht. Ich bin zusammen mit meiner Familie ganz schön durchgeschüttelt worden … und die Achterbahn fährt weiter. Im Moment fährt sie im Gleis und ich hoffe, dass das noch lange so bleibt. Aber: Es ist und bleibt eine Achterbahn.

Dieses Auf und Ab hat mich gelehrt, dass man sorgsam mit dem Leben umgehen muss. Mir ist auch sehr bewusst geworden, dass jede Sekunde des Lebens nur einmal kommt – dann nie wieder. Jeder Moment im Leben ist einmalig … es gibt niemals den gleichen Moment zweimal. Und anstatt immer auf das Morgen oder das Später zu warten, bin ich dankbar für jeden einzelnen Moment, den ich mit meiner Familie und meinen Freunden habe.

Dinge, die früher wichtig waren, sind mir auf einmal total egal. Dinge, über die ich mich früher ärgern konnte, lassen mich nicht einmal mehr den Kopf schütteln. Stattdessen sehe ich auf einmal Dinge in einem neuen Licht, die ich früher vielleicht nicht einmal beachtet habe. Und nichts, aber auch gar nichts erscheint mir mehr selbstverständlich. All dies hat mich dazu bewogen, das Leben druch die neue Brille kritischer zu beäugen und mit manchen Dingen aufzuräumen. Wichtiges und weniger Wichtiges wird nun strikte getrennt und ich versuche meine Kräfte zu bündeln, um sie dort einzusetzen, wo sie wirklich gebraucht werden. Mein Leben lang hatte ich das Gefühl, die Welt retten zu müssen. Dass dies nicht funktioniert, habe ich zwar immer wieder erfahren – aber ich hab’s dennoch stets aufs Neue versucht. Inzwischen weiss ich, dass es schon ein grosser Erfolg ist, wenn man sich und seine Lieben auf der rettenden Insel halten kann.

Egoismus war noch nie eine Eigenschaft, mit der ich mich hätte schützen können. Ich lerne nun von Tag zu Tag ein bisschen mehr, mir die Egobrille anzuziehen und mich vor Psychovampiren in Sicherheit zu bringen. Nur so kann ich meine Insel daran hindern, im Sturm unterzugehen … die Insel, auf welcher nur noch Platz hat, was mir wirklich wichtig ist!

Ohne Brille geht einfach nicht

Okay, jetzt ist es also soweit: Ohne meine Lesebrille geht GAR NICHTS mehr. Zumindest nichts mehr, was kleiner als 10 Millimeter geschrieben ist. Ja, das musste ich also letzthin mal wieder erfahren.

Da sass ich vor der Glotze und studierte meine ausgetrockneten Füsse, welche von der Bodenheizung und dem Winter ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Ich dachte mir, dass es doch eine gute Idee wäre, meinen Füsschen etwas Gutes zu tun und sie während dem Glotzen einzuschmieren. Am besten mit einer mega fettigen Crème, welche die Haut gut nährt und den Füssen wieder etwas Leben verleiht. Also habe ich in meiner Allerleischublade mit Nagellack, Nagelfeile, Crèmetöpfchen und Tuben gekramt und ein Töpfchen rausgefischt, auf welchem irgendwas geschrieben stand. Keine Ahnung was, aber der Inhalt roch gut und war fettig. Ich nahm also an, dass es sich um Nagelcrème handeln muss. Schliesslich passt sowas in den Reigen der Lacke, Feilen etc. Weiterlesen

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