von süss bis ungeniessbar

Chaotin trifft auf Ordnungsfreak

Mal angenommen, ich arbeite in einem neuen Umfeld. Schöner Gedanke! Mal angenommen, dass ich dort in ein bereits bestehendes Raster komme. Schwieriger Gedanke! Warum? Ganz einfach:

Bei mir liegt am Arbeitsplatz während meiner Einsatzzeit überall etwas rum. Hier ein Bleistift, da ein Notizblock, dort ein Locher, daneben ein Radiergummi – nicht zu vergessen die Brille und mein Handy. Und wenn ich mich für eine Minute vom Platz entferne, um die Hände zu waschen, dann kommt ganz bestimmt genau in diesem Moment ER. Nennen wir ihn Scheff. Klingt cool! Einziges Problem: Scheff ist ein Ordnungsfreak. Also wird in Windeseile mein wunderschönes Chaos aufgeräumt und ich komme zurück und muss wieder von vorne anfangen. Schliesslich finde ich jetzt meine Brille nicht mehr, kann ohne die Brille nichts mehr lesen, suche verzweifelt den Notizblock und fluche, weil mein Handy auf einmal verschwunden ist.

Wie soll man den Überblick über das eigenen Chaos behalten, wenn der Scheff im Vorbeigehen immer alles sofort wieder ordnet? Und meine hübschen Notizzettel, welche ich mit Magneten an den Magnetstreifen über dem Pult hänge, ordnet der Scheff so, dass sie in regelmässigen Abständen genau gerade in Reih und Glied hängen. Hä? Und auf dem Desktop des Computers sind meine wunderbar kreativ abgelegten Dokumente auf einmal im Abstand von jeweils 7,5 mm nebeneinander sortiert. Wie kleine Soldaten glotzen sie mir entgegen. Wozu?????

Der Scheff versucht täglich gefühlte 20 mal, meine Kreativität mit seinem Ordnungsfimmel zu killen. Und ich bin inzwischen schon froh, wenn er mich nicht während der Arbeit mit dem Glasputzmittel und dem Wischtuch vom Pult fegt, weil er auch Fingerabdrücke nicht ausstehen kann. Wie bringt man einen Ordnungsfreak dazu, das organisierte Chaos zu schätzen? Oder: Muss ich nun ordentlich werden? In meinem Alter noch? Ach Du meine Güte, das wäre ja schrecklich…

Tierische 15 Sekunden

Wusstet ihr, dass 15 Sekunden tierisch lange sein können? Ich meine, wortwörtlich tierisch lange. Hier die Erklärung: Meine kleine Fellnase Ellie hat vor knapp einem Monat beschlossen, die Nächte zum Tag zu erklären und ihre Duracell-Batterien 24 Stunden auf Vollbetrieb laufen zu lassen. Mit Augenringen und am Rande eines Nervenzusammenbruchs habe ich alles versucht, um den Hund zur Ruhe zu bringen. Ohne Erfolg! Ich habe ihr gefühlt 100 mal am Tag gedroht, sie zusammen mit einer Orange in den Mixer zu stecken und einen Fruchtzwerg aus ihr zu machen (als ob sie das verstehen würde). Nachts, beim x-ten erfolglosen Versuch, endlich schlafen zu können, habe ich sie ins Pfefferland gewünscht. Und dabei war mir klar, dass ich irgendwas falsch machen musste. Also suchte ich mir Hilfe bei einer Hundetrainerin, welche nun mit Ellie und mir bei uns zu Hause arbeitet.  Ja, und seither ist alles anders bei uns.

Neue Kommandos, neue Körperhaltung, neue Gestik – also eigentlich lernen wir gerade eine neue Sprache. Hundisch! Und dabei haben wir einen Laut, der verinnerlicht werden muss. Einen Zischlaut! Und die fixe Konstante, dass Ellie die Ruhe im Sitzen lernen muss. Ein Hund braucht 15 Sekunden, um eine Handlung zu verknüpfen – also heisst es laut und deutlich: „Sitz!“ und dann wird 15 Sekunden gewartet (ohne Blickkontakt), bevor man sich entfernt. Steht der Hund wieder auf, wird der Zischlaut zur Korrektur gebraucht – und wieder 15 Sekunden. Hey Leute – wisst ihr, wie lange sich 15 Sekunden anfühlen, wenn man darauf wartet, dass sie endlich rum sind? Und wenn man dabei noch von einem kleinen Hund fixiert wird, den man angestrengt zu ignorieren versucht. Meine Güte … ganz schön anstrengend.

Fakt ist: Es ist krass, wie sehr sich ein Tier mit solchen Massnahmen, Ausdauer und Disziplin sozialisieren und beruhigen lässt. Und noch viel krasser, wieviel man selber dabei über sich und seine Körpersprache lernt.

Ich muss lernen, dass ab sofort ICH die Rudelführung habe und Ellie muss lernen, dass sie NICHT auf mich aufpassen muss. Klingt total einfach, ist aber eine ziemliche Herausforderung! Wir arbeiten daran…

Vorstellungsgespräch

Schweissausbruch – Herzrasen – nasse Hände – Magenschmerzen – Stottern – Blackout – alles sichere Anzeichen für eine nervöse Kandidatin oder einen nervösen Kandidaten, der unmittelbar vor dem Vorstellungsgespräch steht. Hinter der Türe wartet der Boss mit dem vermeintlichen Traumjob, vor der Tür macht sich der nervöse Bewerber beinahe in die Hose. Weiterlesen

Wenn ich mal gross bin…

…dann werde ich Chef! Eine Antwort, die viele Kinder prompt parat haben, wenn man sie nach ihrem Berufswunsch fragt. Viele haben zwar auch noch den Piloten oder die Tierärztin im Kopf, aber der Chef wird immer mehr suggeriert. Überall gibt es Kaderportale, Vereinigungen für Spitzenleute, Treffen für Führungskräfte und wie sie sonst noch so heissen, die Reigen der Bosse aus allen Herren Ländern. Da auch die Knirpse diese Nachrichten heute mitbekommen, liegt der Berufswunsch Chef sehr nah. Zumal sich auch die meisten Eltern für ihren Nachwuchs eine höhere Position wünschen. Von klein auf wird der Spross darauf getrimmt, eine gute Ausbildung zu machen, um es im Leben einmal ganz nach oben zu schaffen. Also wird dem Knirps schon sehr früh eingeimpft, dass man nur jemand ist, wenn man eben ganz oben ist.

Angenommen, diese Rechnung ginge für alle auf: Wer macht dann an der Basis noch die Arbeit? Alle jammern, dass sie keine qualifizierten Arbeitskräfte mehr finden, die auch arbeiten können. Aha! Könnte das vielleicht daher kommen, dass der Nachwuchs auf den Weg nach ganz oben vorbereitet und getrimmt wird? Gute Handwerker sind kaum noch zu finden und die Anforderungen im Berufsleben steigen stetig. Vor allem die Anforderungen an die schulischen Zertifikate. Am besten wäre es, wenn man als Kandidat/in immer 25 Jahre alt wäre, Bachelor- und Masterabschluss bereits in der Tasche hätte, mindestens 4 Sprachen sprechen könnte und über 10 Jahre Berufserfahrung verfügen würde. Schwierig, sehr schwierig, es sei denn, man wird bereits mit der Grundausbildung geboren. Weiterlesen

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