von süss bis ungeniessbar

Kleidergrösse? Keine Ahnung!

Die ganze Welt schreit überall nach Normen. Alles muss irgendeiner Norm entsprechen. Nur in einer Beziehung scheint das absolut unmöglich zu sein: Im Textilbereich. Die einen Kleidermarken haben englische Nummerierungen und auch englische Massstäbe, die anderen haben italienische Vermassungen, die oft nicht mal von den Italienern selber verstanden werden. Die deutschen/schweizer Normmasse entsprechen auch keinem einheitlichen Massstab. Ganz offensichtlich hat jeder Designer einen anderen Massstab. Und in jedem Land ist ein Zentimeter eine andere Masseinheit … vermute ich mal.

Das macht das Einkaufen für den Endverbraucher nicht einfacher. Man weiss nie so genau, welche Grösse man nun in die Kabine mitnehmen soll, um nicht dreimal in der Unterhose durchs Geschäft rennen zu müssen, um die Grösse zu wechseln. Dabei könnte doch alles so einfach sein, wenn man eine Weltnorm einführen würde. In meiner Vorstellung gäbe es einfach noch XS (extra small), S (small), M (medium), L (large), XL (extra large) und XXL (extra extra large). Und diese Vermassungen würden alle einem fix vorgegebenen Index entsprechen. Abweichungen von bis zu 10 Zentimeter wären damit ausgeschlossen und der Kunde wüsste endlich, welche Grösse er für seinen Po oder seinen Oberkörper braucht.

Aber eben: Wunschedenken. Wir schaffen es ja nicht einmal, eine Euronorm zu machen. Ja was sage ich da? Wir schaffen es selbst innerhalb eines Landes nicht, dass die Grössen einheitlich sind. So kommt es, dass in meinem Schrank Kleidungsstücke von S – XL oder anders gesagt von Kleidergrösse 36 – 44 hängen. Da frage ich mich immer, wie es Leute schaffen, ihre Klamotten im Internet zu bestellen. Jede Marke misst anders und benennt ihre Grössen demzufolge auch anders. Ich würde von 10 bestellten Teilen vermutlich 9 zurückschicken, weil sie fernab der erwartenden Grösse liegen würden.

Im Zeitalter der Globalisierung scheint es nach wie vor nicht möglich, in einer simplen Branche wie der Textilbranche eine einheitliche Lösung zu finden. Und wenn es schon da nicht funktioniert, wie sollte es dann in anderen, viel wichtigeren Bereichen funktionieren? Drum lautet meine Antwort auf die Frage: „Welche Grösse darf ich Ihnen bringen?“ immer noch: „Ich habe KEINE AHNUNG!“ Mir sagt mein Auge, ob was passt, oder nicht. Die Nummer ist dabei völlig irrelevant, weil die ohnehin nichtssagend ist.

 

Wer trägt sowas?

Ja, ich sollte mich schämen: Besitzerin eines Modehauses und mache mich über Mode lustig. Ich mag schöne Stoffe, Kuschelpullis, coole Jeans, bequeme Jacken und hübsche Mäntel – das ist alles keine Frage. Besonders gerne mag ich Blusen aus fliessenden Stoffen, die der Figur so schön schmeicheln. Aber was derzeit bei den ganz grossen Designernamen so über die Laufstege tingelt, schlägt echt dem Fass den Boden aus.

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Wer zum Geier trägt sowas? Wenn ich meine Leintücher vom Bett nehme, mir diese um den Körper wickle, das Handtuch als Gürtel verwende und den Vorhang über die Schulter schmeisse, dann sehe ich in etwa gleich bescheuert aus. Ich kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, dass man damit gehen kann, ohne sich alle paar Meter auf den Schnabel zu legen. Da ist doch stolpern Pflicht, oder nicht? Also wenn ich mit dem Streifenhörnchenlook bei uns durchs Städtchen gehen würde … ich bin mir nicht sicher, ob mich noch irgend jemand ernst nehmen würde. Und der Knitter-Knatter-Vielzulang-Überwurflook in beige sieht auch eher aus, als ob man unter der Brücke hervorgekrabbelt wäre. Das ginge ja noch, wenn es Selbstgebasteltes aus Stoffresten wäre. Aber nein: Das sind Designerklamotten, welche locker den Wert eines Kleinwagens haben. Nur fahren diese Stoffdinger eben nicht.

Wie gesagt: Ich mag schöne Kleider – aber das!? Nein danke! Bitte, liebe Designer: Wir möchten gerne Kleider, die man auch tragen kann!

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