von süss bis ungeniessbar

Modepraline goes „Gesunde Ernährung“

Der Zeitpunkt ist gekommen, in welchem man sich mit Freundinnen trifft und nicht mehr über die Kinder redet, sondern über die Beschwerden, die einen gerade plagen. Oder darüber, wer möglicherweise was an sich hat machen lassen, weil die Haut so glatt oder die Figur so schön ist. Also hab ich vor ein paar Wochen beschlossen, mich mit Ü52 und als Oma auch wieder ein bisschen in shape zu bringen. Man sagt ja: Ist der Körper gesund, so ist es der Kopf auch (oder war das umgekehrt?).

Egal: Ich habe meine Ernährung auf vitaminreich, mit wenig Industriezucker, mit gesunden Fetten und Proteinen umgestellt. Klingt total einfach, weil man nie Hunger hat, aber halt einfach das Richtige essen muss. Und DAS ist manchmal verdammt schwierig; zumal meine Hormone mitten im Wechsel mit mir Achterbahn fahren. Gestern war so ein Tag: Ich war aggressiv und hätte alles mampfen können, was mir in die Quere kam. Auch Schuhe kaufen hat daran nichts geändert – und dann ist es wirklich schlimm! Mit einer lieben Kampfgenossin, die ihre Ernährung auch umgestellt hat, habe ich mich in der Stadt in ein Café gesetzt. Und was haben die da rund um uns herum serviert? Vermicelles mit Meringue, Eis und Schlagrahm! Ich dachte, ich drehe am Rad.

Ich so: „Ich würde töten für ein Vermicelles!“
Sie so: „Nix da, wir bleiben stark!“
Ich so: „Denkst Du, dass das wirklich sooooo schlimm ungesund und fett ist?“
Sie so: „Nun ja, in einer Miniversion bestimmt nicht so – aber schau Dir die Portionen hier an.“
Ich so: „Was machen wir dann?“
Sie so: „Wir nehmen einen Fruchtsalat und stellen uns vor, es wäre ein Vermicelles!“

Das auf dem Bild war also unser Vermicelles 2.0 – und ich habe weiterhin auf die Nebentische geschielt. Meine Freundin hat genüsslich ein Früchtchen nach dem anderen in den Mund gesteckt und dabei gemurmelt:

„Hmmmmm … so ein feines Vermicelles ist das!“
Ich so: „Echt jetzt? DAS kannst Du Dir vorstellen? Ich schmecke nur Früchte.“
Sie so: „Nein, Du musst Dir das nur ganz fest einreden.“

Liebe Leute da draussen: Auch wenn ich die Augen schliesse und mir dabei ein Stück Mango in den Mund stecke – es riecht beim besten Willen nicht nach Vermicelles! Aber ich war tapfer und habe durchgehalten. Ohne meine Kampfgenossin wäre ich bestimmt schwach geworden und hätte mich geärgert – aber irgendwann in diesem Herbst muss noch ein Vermicelles sein. Ein Echtes!!! Gesund hin oder her …

#Promi-Krankheit

Die Tagesmeldungen der Presse haben mir heute den Tag gerettet. Ich weiss jetzt vermutlich endlich, warum ich so dick geworden bin (und es immer noch werde) – Robbie Williams hat mir die Erklärung in einem Statement heute geliefert: „Nocturnal Sleep-related Eating Disorder“. Noch nie gehört? Ich vorher auch nicht. Und ich muss gestehen, dass ich ihm das auch nicht glaube.

Diese absolut gefährlich klingende Wahnsinnskrankheit soll nämlich daher kommen, dass man nachts schlafwandelnd zum Kühlschrank geht und sich den Bauch vollstopft, ohne es zu merken. Und morgens hat man dann wieder ein Kilo mehr auf der Waage. Also: Ich dachte ja bis anhin, dass man das einfach Fressgelüste und mangelnde Disziplin nennt. Zumindest ist das für mich meine Erklärung. Ich ess ganz einfach viel zu viel, zur falschen Zeit und erst noch ungesundes Zeug. Wenn man aber ein Promi wie der Herr Williams ist, dann steht man nicht dazu, wenn man etwas nicht im Griff hat – NEIN. Da wird kurzerhand eine wahnsinnig gefährlich klingende Krankheit kreiert, welche einen von sämtlichem Selbstverschulden freispricht. Und die Fans können den armen Star nun bedauern, dass er so zunimmt und doch gar nichts dafür kann. Man muss dazu sagen, dass noch vor kurzem das Management von Robbie Williams als Erklärung für seine Gewichtszunahme ein Rückenleiden nannte, welches ihm den Sport unmöglich mache. Aha! Das habe ich auch – dann hab ich ja schon wieder etwas mit dem Herrn Williams gemeinsam 🙂

Was ist so schlimm daran, in einem gewissen Alter (Wechseljahre gibts bei Frau UND Mann), in einer Welt wo alle ungesunden Verlockungen überall „Hallo“ rufen und man nicht mehr unbedingt dem unrealistischen Schönheitsideal der Grösse XS entsprechen muss, einfach zuzugeben, dass man zuviel und zu gerne isst? Ich erlebe immer wieder, dass die meisten Leidensgenossinnen und -genossen irgend eine krankheitsbedingte Erklärung haben … oder noch danach suchen. Stoffwechselerkrankungen scheinen wie Pilze aus dem Boden zu schiessen.

Ich glaube ganz einfach, dass wir ein Luxusproblem haben: Wir haben von allem immer und jederzeit zuviel und die körperliche Betätigung, welche früher in den Berufen noch üblich war, kommt viel zu kurz. Nicht jede/r geht nunmal gerne ins Gym. Und so kommt es, dass man auf einmal mit Pfunden zu kämpfen hat, die über Nacht auf die Waage gesprungen sind. Ich habe es inzwischen tatsächlich geschafft, mir in nicht einmal einem Jahr satte 10 Kilo Übergewicht anzufressen … anders kann ich es leider nicht nennen. Ich habe nämlich meines Wissen weder die Robbie Williams-Krankheit, noch sonst eine Stoffwechselstörung. Der einzige Stoffwechsel, der bei mir schneller stattfindet, als mir lieb ist, findet in meinem Kleiderschrank statt. Mit zunehmender Kleidergrösse wechselt nämlich auch die Garderobe regelmässig … das bringen die Pfunde so mit sich. Also habe ich im weitesten Sinn auch eine Störung … mit Stoff … und Wechsel … und so! Aber futtern tue ich immer noch bewusst und selber – im Wachzustand. Also gilt diese Ausrede leider nicht!

In diesem Sinne: Guten Appetit, Herr Williams – vielleicht treffen wir uns ja nachts mal am Kühlschrank … oder so …

Geschrieben vor 2 Jahren … Reblog Teil 5

Trotzphase

Was habe ich mich früher geärgert, wenn meine Kinder trotzig waren. Wobei ich sagen muss, dass ich diesbezüglich glimpflich weggekommen bin. Diese Phasen waren bei uns von kurzer Dauer und vermutlich auch weniger intensiv, als bei manch anderen. Tobsuchtsanfälle blieben zum Glück ganz aus. Und wer nun denkt, dass die Pubertät dafür umso extremer wurde, der hat leider recht (arme Eltern…). Aber zurück zur Trotzphase:

Ich war letzthin am Bahnhof im Kiosk, um mir eine Zeitschrift für die Zugfahrt zu besorgen. Da war auch eine junge Mutter mit ihren zwei Kleinkindern. Der Junge sass im Buggy und war vielleicht 2-jährig, das Mädchen war so um die 4 Jahre alt. Schon beim Eintreten in den Kioskbereich hörte ich, wie die junge Mutter erklärte, dass sie nur Getränke für die Zugfahrt bräuchten. Keine Süssigkeiten. Und das an einem Ort, wo alle Süssigkeiten auf Kinderaugenhöhe platziert sind. Na toll! Weiterlesen

Hundetrainerin

Meine Güte, Leute – ich werde sowas von erzogen … mehr geht gar nicht! Ich gehe durch eine echt harte Schule. Eigentlich hatte ich ja die Hundetrainerin engagiert, um meinem Hund beizubringen, dass er nachts schlafen soll. Dumm nur, dass die Hundetrainerin der Meinung ist, dass das Problem eigentlich bei mir liegt. Zu wenig konseuqent, zu wenig ernst, zu wenig dominant. Und all das, obwohl ich immer dachte, ich wäre Misses Perfect.

Das Schlimmste daran: Ich bezahle Geld dafür, dass ich mich mit fast 50 Jahren noch erziehen lassen muss. Hilfe! Wie gut, dass ich mich mit der Trainerin so gut verstehe, sonst würde ich es ihr vermutlich übel nehmen. Ich meine, Sätze wie:

„Stell Dich gerade hin – Deine Körperhaltung ist zu wenig dominant.“
„Setz Dich mal durch, auch wenn es bedeutet, dass Du laut werden musst!“
„Die kleine Motte verarscht Dich, und Du merkst es nicht.“
„Du bist doch eine gestandene Frau, also zeig der Kleinen, wo es lang geht, los.“

…ja, das sind Sätze, die mir nicht jeder einfach so sagen dürfte. Und ich finde es lustig, dass die Hauptarbeit eines Hundetrainers eigentlich jene mit dem Hundehalter ist. Nicht etwa mit dem Tier – nein, mit dem Halter … oder in meinem Fall eben mit der Halterin.
Gerade kürzlich musste ich mir nämlich von der Hundetrainerin anhören: „Nun ja, ich glaube ja, dass Ellie es schon lange kapiert hat. Jetzt müssen wir es einfach noch in Deinen Schädel bringen.“ Dankeschön!

Ja, ich bezahle also Geld dafür, dass man mich regelmässig auf meine Defizite aufmerksam macht, und ich bin dankbar dafür. Ich lerne unglaublich viel über mich, meine Körpersprache und meine Zeichen, die ich unbewusst gebe. Ich bin in Sachen Erziehung einfach ein Weichei – das habe ich inzwischen definitiv kapiert. Und ja, die Hundetrainerin hat recht. Ich arbeite an meiner konsequenten und disziplinierten Linie! Und wenn ich die Veränderung bei mir und meinem Hund so anschaue, dann hat sich die Investition bereits sehr gelohnt. Hätte ich mal vor der Pubertät meiner Kinder gewusst, was eine Hundetrainerin so alles kann – ich hätte eine gebucht. 1000 mal effizienter als jede Kinderpsychologin oder Mütterberaterin!

Tierische 15 Sekunden

Wusstet ihr, dass 15 Sekunden tierisch lange sein können? Ich meine, wortwörtlich tierisch lange. Hier die Erklärung: Meine kleine Fellnase Ellie hat vor knapp einem Monat beschlossen, die Nächte zum Tag zu erklären und ihre Duracell-Batterien 24 Stunden auf Vollbetrieb laufen zu lassen. Mit Augenringen und am Rande eines Nervenzusammenbruchs habe ich alles versucht, um den Hund zur Ruhe zu bringen. Ohne Erfolg! Ich habe ihr gefühlt 100 mal am Tag gedroht, sie zusammen mit einer Orange in den Mixer zu stecken und einen Fruchtzwerg aus ihr zu machen (als ob sie das verstehen würde). Nachts, beim x-ten erfolglosen Versuch, endlich schlafen zu können, habe ich sie ins Pfefferland gewünscht. Und dabei war mir klar, dass ich irgendwas falsch machen musste. Also suchte ich mir Hilfe bei einer Hundetrainerin, welche nun mit Ellie und mir bei uns zu Hause arbeitet.  Ja, und seither ist alles anders bei uns.

Neue Kommandos, neue Körperhaltung, neue Gestik – also eigentlich lernen wir gerade eine neue Sprache. Hundisch! Und dabei haben wir einen Laut, der verinnerlicht werden muss. Einen Zischlaut! Und die fixe Konstante, dass Ellie die Ruhe im Sitzen lernen muss. Ein Hund braucht 15 Sekunden, um eine Handlung zu verknüpfen – also heisst es laut und deutlich: „Sitz!“ und dann wird 15 Sekunden gewartet (ohne Blickkontakt), bevor man sich entfernt. Steht der Hund wieder auf, wird der Zischlaut zur Korrektur gebraucht – und wieder 15 Sekunden. Hey Leute – wisst ihr, wie lange sich 15 Sekunden anfühlen, wenn man darauf wartet, dass sie endlich rum sind? Und wenn man dabei noch von einem kleinen Hund fixiert wird, den man angestrengt zu ignorieren versucht. Meine Güte … ganz schön anstrengend.

Fakt ist: Es ist krass, wie sehr sich ein Tier mit solchen Massnahmen, Ausdauer und Disziplin sozialisieren und beruhigen lässt. Und noch viel krasser, wieviel man selber dabei über sich und seine Körpersprache lernt.

Ich muss lernen, dass ab sofort ICH die Rudelführung habe und Ellie muss lernen, dass sie NICHT auf mich aufpassen muss. Klingt total einfach, ist aber eine ziemliche Herausforderung! Wir arbeiten daran…

© 2024

Theme von Anders NorénHoch ↑