von süss bis ungeniessbar

Morgens um halb sechs …

… im Pyjama durch den Garten zu watscheln … sich zu fragen, warum noch kein Vogel zwitschert (selbst denen ist das zu früh), sich zu strecken und sich zu überlegen, ob man wieder ins Bett kriechen soll … seine Glieder zu recken und strecken bis es knackt und kracht überall … das tue ich NIEMALS freiwillig! Dazu bringt mich meine kleine Hündin, die findet, dass es jetzt noch cool wäre, mal so ein bisschen durch den Garten zu marschieren und zu frühstücken. Und weil ich dann in der Regel wach bin von der frischen Luft und vom Strecken und allem, was halt so dazu gehört, sitze ich nicht selten in aller Frühe in der Küche mit Kaffee und Zeitung und frage mich, was das um diese Zeit schon soll. Es ist zwar wunderbar ruhig – ich kann lesen, schreiben, die Ruhe geniessen und meine Hündin fragend angucken, die sich inzwischen schon lange wieder in ihrem Korb eingerollt hat und weiterschläft. Könnte das Tier vielleicht merken, dass sie dieses Ritual locker drei Stunden nach hinten verschieben könnte? Das fände ich wunderprächtig!

Manchmal krieche ich tatsächlich wieder unter die Decke. Wenn ich es aber nicht tue, dann habe ich um halb zehn schon die Wäsche erledigt, die Zeitungen gelesen, die Mails gecheckt, gehe unter die Dusche und denke: „Mensch, noch so früh – jetzt könnte ich eigentlich mit Ellie schon mal eine Runde laufen gehen.“ Im Gegensatz zu mir lässt sich das Fellknäuel aber nicht zu Bewegung um diese Zeit motivieren. Mich wecken, und selber dann einen auf faul machen … das ist ja wunderbar, oder nicht?

Ich arbeite daran, Ellie noch zur Langschläferin zu erziehen … also: Ich arbeite seit knapp drei Jahren daran …mit null Erfolg. Und so kommt es, dass meine Finger morgens schon über meine Tastatur flitzen. Mit Kaffee und Porridge und einem schlafenden Hund daneben. Und ja: Sowas tut man sich selber an, wenn man sich ein Tier zulegt, nachdem die Kinder erwachsen sind. Früher wollten die Kinder um 6 Uhr spielen oder Frühstück und ich habe mir immer geschworen: Wenn die einmal gross sind, dann wird mich keiner mehr vor Mittag aus dem Bett bekommen. Und dann … dann kam Ellie … 🙂

Die Lösung für schlechte Tage?

Da stand ich kürzlich mit meiner nicht biologischen Schwester (genannt Sis‘) in einer Parfümerie, um Nagellack zu kaufen, als der Verkäufer uns je eine Gesichtsmaske als Geschenk in die Hand drückte und meinte: „Wenn ihr morgens mal das Gefühl habt, dass das nicht euer Tag ist, dann benutzt diese Maske.“ Nun ja, wir haben ihn selbstverständlich gefragt, ob er uns einen Lastwagen voll davon mitgeben könnte – gegen den Novemberblues und so. Oder einfach gegen trübe Tage. War aber leider nicht möglich.

Heute habe ich dieses Wunderding also ausprobiert. Nach einer Nacht mit viel zu wenig Schlaf bin ich gerädert ins Bad gewatschelt und habe den Inhalt der kleinen Tube in meinem Gesicht verteilt. Der gute Mann hat uns gesagt, dass man das Zeug auf dem Gesicht behalten kann, weil es von selber einzieht. Man muss also die Maske nicht runterwaschen. War mir noch so recht – dazu hatte ich nämlich so gar keine Lust.

Mit einem weissen Gesicht sass ich beim Frühstück und mein Göttergatte guckte etwas irritiert. Männer! Schliesslich steckte ich alle Hoffnungen in dieses weisse Etwas. Ich würde danach frisch und munter durch die Welt tanzen – in meinen Gedanken zumindest.

Nach einer Stunde verspürte ich – entgegen meiner Erwartungen – auf einmal den unsäglichen Drang, mein Gesicht zu waschen, weil meine Haut zu ersticken drohte. Es fühlte sich fettig und klebrig an; zwar nicht mehr weiss, aber nicht angenehm. Also schrubbte ich die Crème runter und … was prangte da auf meinem Kinn? Ein hässliches und fettes Pickel! Das durfte doch nicht wahr sein. Der Mann hatte versprochen, dass diese Tube die Rettung für schlechte Tage sein würde. Hä? Mit einem fetten Pickel im Gesicht? Also ich hatte nicht das Gefühl, dass ich mich nun dadurch besser fühlen würde – im Gegenteil: Ich hatte ungefähr fünf Minuten, um das hässliche Dings halbwegs vernünftig abdecken zu können.

Okay – wenn ich das nächste Mal in der Nähe besagter Parfümerie bin, werde ich dem netten Herrn Verkäufer sagen, dass Pickel meinen Tag nicht retten. Gesichtsmasken werden also auch künftig nicht in mein Beautyrepertoire gehören …

 

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