von süss bis ungeniessbar

… tschüss 2020 …

… Du hinterlässt tiefe Spuren – nicht nur in den Geschichtsbüchern, sondern auch in unseren Köpfen, Seelen, Körpern und Familien.

Ich habe viel gelernt – soviel wie selten in meinem Leben. Lernen bringt einen vorwärts. Ja, das hat es getan, schliesslich habe ich 2020 überlebt – und das ist nicht selbstverständlich!

Leider habe ich aber auch gelernt, dass der Mensch ganz offensichtlich lange nicht so gut ist, wie ich immer dachte. Solidarität ist wunderbar, aber für die meisten nur kurz – dann ist genug Solidarität! Zusammenhalt ist wichtig, aber für die meisten auch nur solange, bis es an ihre persönliche Freiheit geht. Verzicht ist nötig; wirklich kapieren tun das aber nach wie vor ganz viele nicht.

Alle verschicken munter Sprüche und Bilder für ein bessere neues Jahr. Hinter jedem dieser Bilder steckt für mich die Frage: Ihr wisst aber schon, dass nur WIR ALLE es in der Hand haben? JEDER EINZELNE von uns!!! Und weil ich das weiss, macht mir das neue Jahr eigentlich nur Angst. Ich habe begreifen müssen, dass ich nicht für die anderen aufpassen kann. Ich kann es nur für mich tun. Was andere aus den Ereignissen lernen, das kann ich leider nicht beeinflussen. Und deshalb habe ich in diesem Jahr unglaublich Mühe, mich auf ein besseres Jahr zu freuen. Stattdessen befürchte ich, dass 2020 nur der Trailer für 2021 war, welches all das noch toppen wird.

Ich stelle fest:

Gesunder Menschenverstand – nicht vorhanden …
Mutige Politiker – zu schwach vertreten …
Klare Ansagen – nie da gewesen …
Einheitliche Richtung – abhanden gekommen …
Vertrauen – bröckelt vor sich hin …
Zuversicht – ersetzt worden durch Frust …

Und weil mich das alles sehr erschüttert, habe ich unendlich Mühe, Silvester zu zelebrieren und auf ein gutes neues Jahr zu hoffen. Letztlich ist es nur ein Kalenderblatt, das in dieser unbegreiflichen Geschichte umgedreht wird.

Bleibt gesund – das ist das einzige, was ich euch wünsche!

Wer hat an der Uhr gedreht?

Die Modepraline hat sich nach langem mal wieder an der Versform versucht:

 

Wer hat an der Uhr gedreht?

Ist es wirklich schon so spät?

Wir hatten doch noch so viel Zeit,

und auf einmal nicht mehr weit,

bis zum nächsten Stresstermin,

in Hamburg, Bangkok und Berlin

die Agenda berstend voll,

das Gefühl nicht ganz so toll,

Jetset um die ganze Welt,

und es eilt, denn Zeit ist Geld,

iPhone, Laptop, iPad und Co.

immer online, Stress und so …

vier Termine zur selben Zeit

und zuoberst Pünktlichkeit,

dabei niemals den Gedanken

irgendwo auch Kraft zu tanken,

schliesslich geht es nur um Zeit

und nicht um Vergänglichkeit

niemand denkt zu gerne nach

über Krankheit, Ungemach

lieber rennen durch die Tage,

immer lächelnd, keine Frage.

 

Gesellschaftstauglich ist, wer rennt

und wer keine Pausen kennt,

Helden haben Herzinfarkte

und sonst keine Krankenakte,

Burnout gehört zum guten Ton,

schliesslich hat man was davon

wenn man hetzt und niemals ruht

und mehr als gut ist immer tut

Zeit ist Geld und Geld ist Macht

alles sonst bleibt ausser Acht.

 

Kinder werden so erzogen,

schon als Knirps zurechtgebogen,

kaum geboren ist schon klar,

kleiner Mensch wird Superstar,

Baby-Gym ist montags dran,

Dienstags „English with much fun“,

Mittwochs wird brav buchstabiert

Donnerstags im Klavier pariert,

Freitags geht es früh aufs Green,

man steuert auf Karriere hin,

nur wer einlocht ist dabei,

also hat Knirps niemals frei,

das Wochenende wird genutzt,

und der Knirps zurechtgestutz,

mit Frisur und Poloshirt

adrett und so dass niemand stört

sich an einem frechen Goof,

ungebildet ist gleich doof,

doof verdient zu wenig Geld

und nur darum dreht die Welt

Lernen, Schule, Studium,

möglichst straight, nicht drumherum

Bachelor, Master – up on top

niemand wartet auf den Flop,

zu beschäftigt um zu leben

oder sich die Zeit zu geben

einmal einfach schwach zu sein,

schwach heisst automatisch klein,

klein heisst automatisch schlecht,

wer nicht kommt damit zurecht,

wird ausrangiert, aufs Abstellgleis,

bleibt dort stehen, still und leis,

lebt vor sich hin mit Schand und Scham

im Gesicht nur Frust und Gram,

in der Seele tief geschunden,

abgestumpft, mit vielen Wunden,

interessiert nicht, weit und breit

hat dafür doch keiner Zeit

denn das Blatt würd’ sich nur wenden,

wenn wir lernen zu verschwenden,

Zeit verschwenden für die Lust

entgegen allem Stress und Frust,

doch keiner wagt sich, quer zu denken,

und andern seine Zeit zu schenken,

was ist denn schon populär,

wenn nicht stimmt das Topsalär?

Schneller, besser, grösser, teuer

das sind all die Ungeheuer

die da draussen auf uns warten,

um mit uns den Tag zu starten

gedankenlos wird losgerannt

ganz egal wie oft gebrannt.

 

Die Zeiger laufen immer schneller

die Tage werden doch nicht heller,

sie werden dunkler durch den Druck

und er endet nicht, der Spuk

mit einem Lächeln im Gesicht

startet jede Tagesschicht

zur Not kommt noch die Nacht dazu

und das Gesicht wird alt im Nu,

unter diesen Stressgewalten,

legen sich die tiefen Falten,

lassen sich nicht mehr verstecken,

und schon gar nicht überdecken,

und nur jung ist stets gefragt,

also wird zum Doc gejagt,

schnell die Falten unterspritzen,

um dann frisch im Job zu sitzen

ohne Frage nach dem Ziel,

diese Frage wär zu viel,

alle rennen, alle jagen,

ohne nach dem Ziel zu fragen

schliesslich fehlt dafür die Zeit,

und die Musse, weit und breit,

bis der Zeiger nicht mehr dreht,

und die Uhr auf einmal steht.

 

Niemals nach dem Grund gefragt,

immer nur die Zeit gejagt,

und die Bremse nicht gefunden,

alle Glieder so geschunden,

alle Zeichen übergangen,

im Netz der Schnelligkeit gefangen,

bis die Lampen stehn auf rot …

und gebremst wird durch den Tod.

 

Entsetzen macht sich ganz schnell breit,

wie konnte es nur komm’n so weit,

dieser Mensch war doch gesund,

für den Tod noch keinen Grund,

viel zu jung um schon zu gehen,

hätte man das kommen sehen,

hätte man die Brems gezogen,

und sich damit selbst betrogen,

denn ein Held in unserer Zeit,

treibt dieses Spiel stets viel zu weit,

bis es eben nicht mehr geht,

und dann ist’s halt schon zu spät.

 

Nehmt euch Zeit – und nicht das Leben,

denn es wird kein Zweites geben!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dämliche App

Der Göttergatte ist der Sammler der App’s auf seinem Mobilephone. Er macht das unglaublich gerne und freut sich immer, wenn er mal wieder was Neues zum veräppeln (neu kreiertes Wort von mir) hat. Leider wurde er von der App unserer Schweizerischen Bundesbahnen (kurz SBB) diesmal selber veräppelt. Und ich gleich mit. Er hat nämlich unsere Zugtickets via App auf sein Mobile bestellt und diese personalisiert auf den terminierten Zug gebucht (so ist es drum günstiger). Alles prima, wenn die App uns auch den richtigen Zug angezeigt hätte. Zielort und Abfahrtszeit stimmten nämlich nicht überein. Weiterlesen

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