von süss bis ungeniessbar

Wasser oder so…

Ich wohne mit meiner Familie am Schweizer Jurasüdfuss. Das bedeutet, dass wir am Fusse einer Bergkette und im Sandwich zwischen Berg und Fluss leben. Klingt bestimmt wunderbar – für viele – nicht für mich. Hier hat es nämlich Wasser! Nein, nicht jenes, welches aus dem Wasserhahnen tropft. Ich rede von Adern, welche tief unter uns durchfliessen. Vom Berg oben bis runter zum Flusslauf. Und da lässt es sich nicht vermeiden, dass man sein Haus auf irgendwelchen Adern baut. Weiterlesen

Auf dem falschen Fuss erwischt

Ich habe mich in Kommunikation über zwei Jahre ausbilden lassen. Und danach habe ich Kommunikation geschult – ich kann mich nicht mehr erinnern, wieviele Kurse ich insgesamt gegeben habe, aber es waren einige. Dann habe ich die Thematik einige Jahre ruhen lassen, weil andere Prioritäten kamen. Und nun bin ich gerade wieder voll im Kommunikationskarussell. Ich habe wieder angefangen, mich mit dem Thema zu beschäftigen, weil ich wieder Schulungen mache. Gerade weil ich seit den letzten aktiven Schulungszeiten ein paar Jährchen gealtert und gereift bin, ist das für mich eine unfassbar spannende Sache. Die Sichtweise verändert sich mit den Jahren und manches scheint auf einmal so viel einfacher.

Meine Gegenüber in den Einzelcoachings sind sehr jung. Das macht die Situation für mich noch viel interessanter – ich muss auf der Hut sein, dass ich nicht vom Coach zum Mamatier werde. Schliesslich schlägt in meiner Brust ein grosses Mamaherz und, wenn meine „Schülerinnen“ gut und gerne meine Töchter sein könnten, kann es schon passieren, dass ich auf einmal auf die Mamaebene rutsche. Konzentration ist gefragt. Und Disziplin! Eine anstrengende Geschichte – und ich liebe es!

Was ich aber eindeutig korrigieren muss, ist die Aussage: „Du hast mich auf dem falschen Fuss erwischt.“ Diese wird ja gerne eingesetzt, wenn man auf etwas oder jemanden komisch reagiert, weil ein Missverständnis vorliegt (nicht selten an Tagen, an welchen man selber schlecht gelaunt ist). Richtigerweise, und gemäss dem Kommunikationsmodell von Friedemann Schulz von Thun empfangen wir nämlich eine Nachricht mit einem von vier Ohren. Mit dem Sachohr (Information), dem Selbstoffenbarungsohr (wie geht es mir?), dem Beziehungsohr (wie stehe ich zu meinem Gegenüber?) oder dem Appellohr (was will ich erreichen?). Je nachdem, auf welchem Kanal (Ohr) der Empfänger also gerade empfängt, kann eine Information total falsch ankommen. Und da wäre es doch nicht mehr als richtig, wenn man sagen würde: „Du hast mich auf dem falschen Ohr erwischt!“

Ich masse mir also hiermit an, diese Aussge zu korrigieren – schliesslich höre ich nicht mit den Füssen. Und ergänzend muss ich noch sagen, dass ich grundsätzlich für klare, eindeutige und nicht interpretierbare Aussagen bin. Wie eine Katze um den heissen Brei zu reden liegt mir nicht – und meine Schüler lernen das auch nicht so. Drum: Es gibt nur die Variante „verstanden“, oder „nicht verstanden“. Die Variante „möglicherweise zum Teil vielleicht ein bisschen verstanden“, die gibt es bei mir nicht.

Fertig gebrüllt, Löwe!

Zauberspray

Immer noch läuft die Fussballeuropameisterschaft. Zwar sind unsere Jungs der Schweizernati heute im Elfmeterschiessen ausgeschieden, und das finde ich extrem schade. Aber viel mehr hat mich während des ganzen Spiels dieser unglaubliche Zauberspray der medizinischen Spielerbetreuer interessiert. Ich möchte auch so ein „Aua-wegmach-Teil“.

Da wird ein stattlicher Fussballspieler in die Wade getreten und kringelt sich auf dem Boden, als ob er die nächsten zwei Minuten auf gar keinen Fall überleben würde. Selbst wenn der Schiedsrichter ihn antippt, um zu fragen, ob er Hilfe brauche, kann er weder sprechen noch sonstwie reagieren. Er zieht sich mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammen wie ein Embryo und als Zuschauerin am Fernsehapparat habe ich das Gefühl, dass der arme Mann vermutlich nie wieder wird gehen können.

Das ist der Moment, in welchem die zwei medizinischen Betreuer mit ihren Koffern übers Spielfeld rennen, um den sterbenden Spieler zu retten. Und dann kommt der Zauberspray zum Einsatz. Durch Socken, Schuhe und Wadenschoner wird aus einer riesen Dose gesprayt, was das Zeug hält. Kurz darauf steht der Spieler wieder auf, hinkt noch ein oder zwei Schritte, um dann gesundgesprayt wieder loszuspurten. Ich will auch einen solchen „Aua-wegmach-Spray“. Dann könnte ich bei der nächsten Migräneattacke meinen Kopf damit einsprayen und … wie durch ein Wunder wäre ich schmerzfrei.

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