von süss bis ungeniessbar

Mein Fussabdruck

Kennt ihr sie auch, die tiefgründigen Gespräche mit lieben Freunden? Ich schätze solche Momente sehr und in der Regel klingen die Inputs aus diesen Gesprächen noch lange in meinem Kopf nach. Genauso wie bei einem Gespräch über die Frage:

„Was hinterlasse ich für einen Fussabdruck, wenn ich nicht mehr da bin?“

Ich habe mir diesbezüglich bislang nicht wirklich Gedanken gemacht. Und ihr so? Seit diesem Gespräch habe ich mir diese Frage aber schon ein paarmal gestellt. Wenn ich morgen nicht mehr da bin, was bleibt dann von mir? Klar, pragmatisch gesehen die Asche, welche irgendwo verstreut wird. Sonst nichts. Oder doch?

Ich habe versucht, mir vorzustellen, woran man sich erinnern wird, wenn ich nicht mehr als irdisches Wesen präsent sein werde.

An mein Geschreibsel?
An meinen Schuhtick?
An meine grosse Klappe?
An meine direkte Art?
An meine Ecken und Kanten?
An meine Grosszügigkeit?
An meine beruflichen Tätigkeiten?
An mein Grinsen?
An meine blitzenden Augen, wenn ich wütend bin?
An meine Geduld?
An meine Ungeduld?
An meine unerschöpflichen Ideen?
An meine Kreativität?
An meinen Lätsch, wenn mal etwas nicht so läuft, wie ich mir das vorstelle?
An ….
An ….
An ….

All das sind Dinge, die extrem schnell verblassen.

Es gibt ja Menschen, die verabschieden sich von uns und bleiben trotzdem für immer. Menschen wie Beethoven, Michael Jackson, Albert Anker, Steve Jobs oder Goethe. Die hinterlassen ihr Wirken mit einem derart grossen Fussabdruck, dass dieser nie verschwindet. Über Generationen bleibt deren Vermächtnis bestehen.

Was aber, wenn man nicht zur Gilde dieser Übermenschen gehört? Bleibt dann der Fussabdruck nur für ein paar Monate – und dann ist er weg? Für immer weg? Oder: Wie könnte man es anstellen, dass man nicht einfach von dieser Welt verschwindet uns sich ein paar Monate später kein Mensch mehr erinnert, wer da mal war?

Mein Fussabdruck wird nicht besonders gross sein, dafür sind meine Füsse zu klein. Deshalb habe ich es mir zum Ziel gemacht, eine Menge kleiner Fussabdrücke auf meinem Weg zu hinterlassen. Überall trete ich zielgerichtet fest ab, in der Hoffnung, dass weder Wind noch Regen meine Abdrücke verschwinden lassen. Es wäre doch ein schöner Gedanke, wenn man im Wissen gehen kann, dass Menschen auf ihrem Weg immer mal wieder ein Grinsen im Gesicht haben, weil sie einen Fussabdruck von mir entdecken.

Wünscht ihr euch auch, dass man euch nicht vergisst, oder ist euch das nicht wichtig?

Zwei Herzen in meiner Brust

Ich bin Schweizerin – mit Leib und Seele. Oder doch nicht? Genetisch bin ich ja eine Italoschweizerin – der Papa ist Vollblutitaliener, die Mama Vollblutschweizerin. Ich bin hier geboren und absolut verschweizert aufgewachsen – bis auf ein paar Ausnahmen: Ich durfte in jungen Jahren nämlich vieles nicht, was meine Freundinnen durften. Der strenge Papa hat mit Argusaugen geschaut, dass ich nicht einen Zentimeter über die Gartenhecke gucken konnte.

Jetzt, als zweifaches Grosi und mit 54 Jahren merke ich, dass in meiner Brust definitiv zwei Herzen schlagen. Ich habe wohl typische Eigenschaften, die total zur Schweizerin passen:

Pünktlichkeit
Zuverlässigkeit
Zielstrebigkeit
Durchhaltevermögen

Irgendwie sind da aber noch vielmehr Eigenschaften, die ganz und gar zur Italienerin passen:

Enges Familienverhältnis
Sturheit
Erweiterter Horizont
Nachbarschaftshilfe
Grosszügigkeit
Offenheit
Entspannter Umgang mit Regeln

Als Mama habe ich mit der Kraft der beiden Herzen erzogen – offen, frei, ohne enge Grenzen und mit viel Liebe. Als Ehefrau bin ich sehr schweizerisch: Freiheitsliebend, autonom und nicht einzuschränken (armer Göttergatte). In der Küche bin ich ganz bestimmt nicht eine Italienerin – Kochen ist nämlich so gar nicht mein Ding.

Als Grosi bin ich nun tatsächlich froh um meine beiden Herzen in meiner Brust – ein schweizer Italogrosi oder ein italienisches Schweizergrosi hat nämlich ganz viel Liebe und Geduld für seine allersüssesten Enkel der ganzen Welt. Und bei den beiden kleinen Menschen kommt alles zum Vorschein, was ich an Positivem weitergeben kann.

Ich bin dankbar für meine beiden Seiten – jede hat ihr Gutes und wenn man all das richtig bündelt, dann kommt am Schluss manchmal tatsächlich etwas Brauchbares bei raus! Aber nur manchmal … 🙂

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… wenn Du willst, dass nix passiert!

Kennt ihr sie auch, diese Sprüche, Bilder, Spiele und Aufforderungen, die man täglich überall ungefragt bekommt oder irgendwo liest. Sei es auf Whats App, wo um Weitersenden geben wird; sei es auf Facebook, wo um Teilen oder Kopieren gebeten wird (oder eher aufgefordert); sei es auf dem Messenger, wo ziemlich aggressiv um Mitmachen gefordert wird …

An dummen Sprüchen ist das ganze Schneeballsystem kaum zu überbieten. Zum Beispiel hätten wir da:

Teile dieses Bild, wenn Du auch stolz auf Deine Tochter bist.
Teile dieses Bild, wenn Du auch stolz auf Deinen Sohn bist.
Teile diesen Text, wenn Du auch jemanden kennst, der an Krebs erkrankt ist und …. blablablabla …
Schicke dieses Herz an all Deine Freunde weiter, wenn Du sie auch so liebst wie ich Dich.
Sende diese Umarmung an 10 Deiner Freunde und Dir wird Gutes widerfahren.

Und so könnte man die Liste bis ins Endlose ergänzen und ich bin immer wieder erstaunt, wieviele Menschen diesen Quatsch mitmachen. Das erinnert mich an die Kettenbriefe von damals, als es noch kein WWW gab. Jene Briefe eben, die man 10 mal kopieren und weitersenden musste, wenn man nicht an einer schlimmen Krankheit sterben wollte. Und schon damals habe ich mich immer gefragt, ob es wirklich Leute gibt, die den Mist glauben.

Wenn ich aber sehe, wie oft solche Sachen vielfach geteilt auch bei mir landen, dann kräuseln sich meine Hirnwindungen. Wozu???? Wem hilft das???

Ich bin stolz auf meine ganze Familie, auch ohne dass ich diese Bilder und Sprüche teilen muss. Und ich kenne Menschen, die an Krebs erkrankt sind und weiss drum, dass es ihnen gar nichts nützt, wenn ich diese dämlichen Krebstexte teile (im Gegenteil … es macht die Betroffenen oft eher wütend!). Und ich liebe meine Freunde, auch ohne dass ich diese Herzen und blinkenden Blumen weitersenden muss. Und dass mir Gutes widerfahren wird, wenn ich imaginäre Umarmungen um die Welt schicke, daran glaube ich erst recht nicht. Mir widerfährt eher Gutes, wenn ich einen Menschen in echt umarme und diese Umarmung direkt erwidert wird.

Ich bin bis heute nicht dahinter gekommen, was dieses Phänomen ausmacht und was dahinter steckt. Und ich verstehe bis heute nicht, wem all dieses Geteile und Weitergeleite etwas nützt. Verdient daran jemand etwas, oder wo ist der Reiz daran? Könnte mich Unwissende bitte jemand aufklären?

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