von süss bis ungeniessbar

Ich hatte ein Date mit Berset!!!

Andere haben den Quarantäne-Koller … ich hatte ein Date mit Alain Berset! Wer kann das sonst noch so von sich behaupten?

Jap, reif für die Klinik bin ich vermutlich demnächst. Ich habe nämlich tatsächlich geträumt, dass ich ein Abendessen mit Alain Berset und noch 500 anderem Menschen hatte. Natürlich durfte ICH bei Alain (wir sind per Du) am Tisch sitzen und er hat mir auf seinem Handy die Fotos seines Hauses (welches notabene mitten in der Stadt Bern steht) gezeigt. Wir haben über die Schulen, unsere Kinder und Corona diskutiert. Unsere Gemeindepräsidentin sass am Tisch neben uns (sorry Barbara) – Leute, ich habe vermutlich einen totalen Knall! Ob Corona sich auch in den Hirnwindungen festkrallt?

Ja, ich gebe zu, dass ich Alain Berset äusserst sympathisch, kompetent und bewundernswert finde. Er macht in meinen Augen einen guten Job und für seine Engelsgeduld hat er meine Bewunderung verdient. Warum ich aber träume, dass ich am selben Tisch mit ihm beim Abendessen sitze und wir per Du sind … man weiss es nicht!

Der Lagerkoller wirkt sich bekanntlich bei allen anders aus. Dass ich aber von Bundesräten träume, das hätte ich mir auch nicht träumen lassen (Wortspiel …). Bis vor ein paar Wochen hätte ich unsere Bundesräte nicht mal aus dem effeff mit Namen nennen können. Jetzt kenn ich sie auf einmal alle namentlich mit dem zugehörigen Departement. Krass, was so ein Virus alles für Auswirkungen hat.

Also, lieber Alain, wir sind jetzt beste Freunde. Wäre schön, wenn Du Dich mal melden würdest! 🙂

„Es hat alles einen Grund“

Kennt ihr dieses Sprichwort? „Es hat alles einen Grund.“ Ich könnte jedem die Zähne ausschlagen, der diesen Satz von sich gibt. In mir ist Wut, Trauer, Hilflosigkeit und zum Glück noch Kampfgeist, der mich hoffentlich auch in den beschissensten Lebenslagen nicht verlässt.

Das Leben spielt uns gerade wieder übel mit. Kurz vor der Geburt unseres ersten Enkelkindes schlägt das fiese Krabbentier bei meinem Göttergatten wieder zu. Diesmal auf eine besonders gemeine und hinterlistige Art. Auf eine Art, die für uns auch neu ist und mit der wir uns erst einmal zu arrangieren versuchen müssen. Nicht einfach! Im Gegenteil!!!

Aber die Familien-Kampffront und das Netz wird in Sekundenschnelle wieder aktiv. Von jetzt auf gleich ändert sich alles – und von jetzt auf gleich steht unser „Hilfskonvoi“ zur Unterstützung unseres Kämpfers bereit. Es wird uns gerade wieder viel abverlangt und der Kampf um Lebenszeit geht in eine neue Runde. Mein Herzmensch hat den Kampf in rasantem Tempo aufgenommen … er hat nicht eine Sekunde überlegt oder gehadert. Und wir haben uns einmal mehr in der Kampfstellung mit ihm positioniert.

„Alles hat einen Grund.“ Meine Lieben, ich kann es drehen und wenden wie ich will – ich finde nicht einmal ansatzweise auch nur den Hauch einer vernünftigen Erklärung. NEIN! Und dass wir inzwischen selbst mit dem noch ungeborenen Enkelchen im Bauch unserer Tochter alle geschlossen dem fiesen Krabbentier die Stirn bieten – das lässt mich den Grund auch nicht finden. Hätte der Zeitpunkt doch nicht gemeiner gewählt worden sein. Dieses Vieh scheint uns keinen Weg ohne Steine, Umwege, Hürden oder gar Felsen zu gönnen!

Das Netz funktioniert glücklicherweise in all der Misere hervorragend und ich sage allen ein DANKE aus tiefstem Herzen, die mit uns Mitkämpfen, Mitbangen, an uns denken oder sonstwie Kraft senden.

Wie sagt der Göttergatte immer so schön: „AUFGEBEN IST KEINE OPTION.“ Und genauso auch diesmal nicht. Aber hey: Nicht alles hat zwingend einen Grund … zumindest sehen wir ihn nicht – und mir geht dieser Satz sowas von auf den Senkel! Ich wetze jetzt einmal mehr die Messer für den neuen Kampftag … und sollte der Grund mir begegnen, dann wird er „verhackstückelt“ … so!!!

Woher kommt …

… die unbändige Lust auf Eiscrème? Welche Hirnsynapsen explodieren, wenn ich von jetzt auf gleich das Gefühl habe, ich müsste jemanden ermorden, wenn ich nicht sofort irgendwo an eine Portion Eiscrème komme?

Jetzt kommt bestimmt die einzig logische Erklärung: Die Hormone sind schuld. Könnte durchaus sein. Es könnte aber auch genauso gut die Bise, der Mond, die Sonne, die Dunkelheit, die Laune oder weiss der Geier was sein. Ich habe das mit nichts anderem so sehr wie mit Eiscrème.

Die Werbungen von den Foodgiganten, die allabendlich über die Mattscheibe flimmern, die lösen bei mir in der Regel nicht viel aus. Es sei denn, ich bin wirklich hungrig. Aber es kann durchaus sein, dass ich irgendwas am Werkeln bin und auf einmal der Eiscrème-Impuls im Kopf zuschlägt. Zack! Eis her oder ich töte!

Als ich schwanger war – vor gefühlt 100 Jahren – da hatte ich immer eine Erklärung für solche Anfälle. Mit wachsendem Bauch wuchsen auch die Gelüste. Jetzt wächst der Bauch höchstens wegen der Gelüste!!! Irgendwie läuft da etwas gehörig falsch. Warum kommt dieser Impuls nicht bei Fenchel oder Äpfeln? Das wäre mal richtig cool.

Ich meine: Beim Bügeln der Wäsche könnte doch auch einfach mein Hirn auch mal das Signal senden „Ich brauche sofort eine Karotte!“. Tut es aber nicht. Es sendet – wenn überhaupt – immer den Impuls „Eiscrème haben wollen – JETZT!“.

Ich habe es im übrigen schon versucht mit einer leeren Schublade im Tiefkühler. So nach dem Motto: Wenn ich es nicht hier habe, dann kann ich es auch nicht essen. Funktioniert nicht! Wenn der echte, fiese und unbändige Drang kommt, dann fahre ich zur Not auch im Pyjama durch den Drive bei McDonald’s, um an ein Eiscrème zu kommen. Kein Prozent normal, ich weiss … aber mich würde echt interessieren, was diese Gelüste auslöst! Any ideas?

Mal angenommen…

…es gibt Tage, an welchen…

…ich meine Hausschuhe einfach nicht finde…
…ich meinen Pincode von der Bankkarte nicht mehr weiss…
…ich mich frage, warum ich in die Waschküche gegangen bin…
…mir der Name der netten Dame bei der Post nicht mehr einfallen will…
…ich in meinen Rucksack starre und mich frage, was alles noch fehlt…
…mich das komische Gefühl beschleicht, dass ich etwas wichtiges vergessen habe…
…ich morgens einfach nicht aus dem Bett komme…
…sich meine Glieder wie Blei anfühlen…
…ich auch nach 10 Stunden Schlaf noch gerädert bin und kaum durch den Tag komme…
…ich mich einfach nicht konzentrieren kann…

muss ich mir dann ernsthaft Sorgen machen? Es ist ja nicht so, dass dies ein Dauerzustand wäre. Aber es gibt echt Tage, da frage ich mich, wozu ich eine Agenda habe, wenn ich diese auch nicht finde. Man sagt ja, dass in der Schwangerschaft aufgrund der Hormone eine grössere Vergesslichkeit und Müdigekeit normal sind. Ist das in den Wechseljahren auch so? Kann es sein, dass der Wandel der Hormone auch im Gehirn einen Wandel auslöst? Oder habe ich ganz einfach viel zu viel im Kopf und es hat keinen Platz mehr? Weiterlesen

Hirnknoten und Synapsenexplosion

Kennt ihr jene Tage, an welchen man denkt, das Gehirn habe sich über Nacht aus dem Staub gemacht? Ich habe keine Ahnung, woran es liegt und was der Auslöser für solche Tage ist, aber ich finde sie echt mühsam.

Da marschiere ich zum Telefon, weil ich … ja weil ich irgendjemanden anrufen wollte – beim besten Willen aber nicht mehr weiss, wer es war. Also gehe ich zurück in die Küche, wo meine Kaffeetasse mit dem kalten Kaffee immer noch in der Maschine steht, weil ich ihn einfach vergessen habe (und ich hasse kalten Kaffee). Weiterlesen

Warum einfach nicht immer einfach ist – Gastbeitrag von Christian N.

Was ihr heute hier lest, stammt nicht aus meiner Feder – ich habe einen Gastautor. Lasst euch überraschen!

 

Wenn man versucht, mir Ratschläge zu geben
werde ich wütend.
Das hat mehrere Gründe.
Nummer 1:
Ich fühle mich unglaublich schnell persönlich angegriffen.
Das ist ein Manko meiner Persönlichkeit.

Das muss über kurz oder lang ändern.
Nummer 2:
Die Ratschläge sind oft repetitiv oder wurden von mir
bereits ausprobiert.
Das langweilt mich eher, als dass es mich wütend macht.
Nummer 3:
Und das ist der grosse Punkt.
Früher oder später fällt die Aussage „mach doch
einfach …….dies oder jenes“.
An diesem Punkt werde ich sauer.
An diesem Punkt fühle ich mich derart hilflos, ob dem Unverständnis,
welches mir entgegenschlägt.
Diese Unmöglichkeit, nachzuvollziehen, wieso ich NICHT „einfach“ mache.
Diese offensichtliche Abscheu im Bezug auf meine Unfähigkeit, meine

Situation zu verbessern.
Die Hilflosigkeit, manchen Menschen nie klarmachen zu können, was mein
Problem ist.
Die Verzweiflung, Dinge nicht mit derselben Leichtigkeit anpacken zu können,
wie dies andere tun.
Dies ist der Grund, weshalb das Wort „einfach“ manche Menschen für mich
sehr schwierig macht.

Mein Name ist Christian. Ich bin intelligent, ich bin kreativ. Ich kann gut schreiben, ich kann gut programmieren. Ich liebe es, Probleme zu lösen. Ich kann gut zuhören. Ich kann Menschen zum Lachen bringen.
Und ich verschwende mein Potenzial auf der ganzen Linie!
Ich lebe in einem sensationellen Zeitalter. Es war in der gesamten Geschichte der Menschheit noch nie einfacher, etwas aus sich zu machen, wenn man das Privileg hat, in der ersten Welt geboren zu sein. Computer und Internet bieten dem Menschen unglaubliche Möglichkeiten, Millionen von Menschen zu erreichen.
Und ich sitze zu Hause, gucke mit wehmütigem Blick auf mein Indoorfahrrad und steige doch nicht drauf. Self-improvement (zu deutsch: Selbstverbesserung) ist ein Trend, eine Sekte, eine Erwartungshaltung der Gesellschaft. Niemand hat wirklich einen guten Grund, nichts aus sich selbst zu machen. Und trotzdem erdrückt micht mein Potenzial an vielen Tagen. Die Ideen sprudeln, wollen heraus, schreien meinen faulen Körper aus ihrem bequemen Hirnsitzplatz an und beklagen sich darüber, dass sie nicht umgesetzt werden. Sie halten mich wach, lassen mich im Bett wälzen, anstatt zu schlafen. Sie fordern mich auf, doch nochmal an den Computer zu sitzen und endlich den Artikel zu schreiben, der seit 2 Tagen in meinem Hinterkopf sitzt. „Morgen“, denk ich in diesem Moment. Es ist vernünftiger, jetzt zu schlafen. Und am nächsten Morgen geht die Jagd nach Unterhaltung von vorne los und die Ideen ruhen wieder bis zum Abend.

Ich rede mit anderen Menschen, höre von ihren „realen“ Problemen. Manchen geht es wirklich nicht gut. Burnout. Depressionen. Angstzustände. Alkoholismus. Manche verdrängen ihre Probleme, andere akzeptieren sie und versuchen, an sich zu arbeiten. Wiederum ganz andere wollen sich keine Hilfe holen. „Uns geht es doch so gut in der Schweiz. Was hab ich das Recht, mich schlecht zu fühlen?“ Ich staune. Es ist ein Gedanke, den ich ähnlich auch hatte. Aber das war es nie, was mich davon abhielt, mir helfen zu lassen. Es war immer das Verdrängen. Die Überzeugung: „Ich komm hier selber raus. Morgen fange ich an.“ Nie wäre mir in den Sinn gekommen, dass das Elend anderer Menschen mir nicht das Recht gibt, mich schlecht zu fühlen. Ein schlechtes Gewissen, ja. Eine Verantwortung, ja. Das Gefühl, mein Talent nutzen zu müssen. Aber nie der Gedanke, dass ich es nicht verdient hätte, mich schlecht zu fühlen.

Meine Motivationsschwierigkeiten fühlen sich nichtig an im Vergleich zur Not auf der ganzen Welt, aber auch schon um mich herum. Aber ich akzeptiere, dass es mir schlecht geht und ich das Recht dazu habe. Und ich hoffe, jeder der daran zweifelt, lässt sich dieses Recht in Zukunft nicht mehr nehmen und sucht sich ebenfalls Hilfe.

Meine Name ist Christian, und ich bin auf dem langen Weg zur Besserung.

Ich danke meinem Gastautor und werde ihm demnächst wieder eine Plattform auf meinem Blog zur Verfügung stellen!

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