von süss bis ungeniessbar

Luxusproblem

Ich führe mit meiner Familie ein ziemlich unspektakuläres Leben – und wir haben in den letzten Monaten noch mehr gelernt, jede Minute, jeden Tag, jede Woche, jedes Erlebnis und einfach alles sehr bewusst zu geniessen. Nichts wird mehr auf morgen verschoben und wir dürfen alles, müssen aber nichts! Das hat uns das Leben auf dem Onkoplaneten gelehrt. Gewusst haben wir das auch vorher, aber so richtig bewusst geniesst man leider oft erst dann, wenn einem die Endlichkeit des Lebens vor Augen geführt wird. Und so kommt es auch, dass wir genug echte Sorgen haben, als dass wir uns um Luxusprobleme kümmern könnten.

Bis auf jetzt: Ich habe ein wahnsinnig extremes und ausserordentlich essentielles Luxusproblem!!! Ich habe aus Hamburg eine wunderschöne Halskette mit einem Elefanten mit nach Hause genommen. Mein Seelentier hängt nun seither um meinen Hals. Und jetzt … jetzt kommt es: Ich habe vor Monaten schon eine schöne Halskette anfertigen lassen, die jetzt endlich fertig wurde. Und nun ist die bei mir eingetroffen und … ich habe ein Problem: ICH HAB NUR EINEN HALS!!! Das geht doch nicht. Was mache ich denn jetzt? Schrecklich … ich werde den beiden Halsketten nicht gerecht …!!! Und beide tragen geht nicht, sie sind nämlich gleich lang und würden einander die Glitzershow stehlen. Furchtbar – ich mache mir schon den ganzen Tag Gedanken darüber, was ich nun tun soll.

So – genug verarscht! Also, die Geschichte an sich ist wahr – ich habe tatsächlich jetzt zwei wunderbare Halsketten. Aber man kann ja abwechseln. Und es ist mir auch nicht wichtig. Aber ich habe heute für einen kurzen Moment gedacht: So müssen sich richtig gelangweilte Menschen fühlen, deren Lebensinhalt aus nichts anderem besteht, als aus der Frage, was denn nun heute für ein Schmuckstück zu welchem Schuh und welcher Handtasche und so ….

Ich gebe zu: Ich würde unsere Sorgen sofort gegen Luxusprobleme tauschen. Aber ich stelle mir ein Luxusleben mit Luxusproblemen ohne wirklichen Inhalt grauenvoll vor. Wie langweilig muss das sein? Und was machen die Hirnzellen in diesen Köpfen? Vor sich hinglitzern? Oder reicht es womöglich wirklich, sich über den Schmuck, die Jachtlänge, die Absatzhöhe oder das Uhrenband Gedanken zu machen?

Grauenvoll stelle ich mir das vor. Mein Gehirn würde einschlafen und ich wüsste gar nicht so recht, was ich mit meinem Leben anfangen sollte. Jeder Tag in unserem Leben ist eine neue Herausforderung. Jeder Tag ist ein neues Erlebnis. Job, Familie, Haus und unzählige Aufgaben sorgen dafür, dass mir NIEMALS langweilig ist … ich kenne diesen Zustand nur vom Hörensagen.

Und jetzt muss ich mich wieder meinen Halsketten widmen … sonst haut mir mein Luxusproblem womöglich ab und ich merke es nicht … 🙂

Singlejob hat Vorteile

Seit ich meine Arbeit an der textilen Verkaufsfront eingestellt habe, hat sich mein Leben sehr verändert. Ich arbeite viel zu Hause. Mit meiner Hündin bin ich oft alleine in der Natur unterwegs. Mein Fokus liegt auf Projekten, welche ich alleine oder mit meiner Familie bearbeite. Und das Schreiben findet auch am heimischen Esstisch statt. Alles Dinge also, welche mich sozial vereinsamen lassen müssten. Tun sie aber nicht. Wenn ich das Bedürfnis habe, Menschen zu sehen, dann habe ich ja glücklicherweise ein gutes Netzwerk an Freunden. Und meine kleine Hündin lässt mich immer wieder neue Kontakte knüpfen.

Der grösste positive Punkt am Singlejob ist, dass ich verschont bleibe von Klatsch und Tratsch. Und das geniesse ich – man kann es sich kaum vorstellen. Jahrelang war ich tagtäglich mit dem Alltagsklatsch von Kreti und Pleti konfrontiert. Früher, als die Kinder noch zur Schule gingen, war meist der Schulhof der Ort des Geschehens. Oder die verhassten Elternabende. Später, im Berufsleben, waren es die mehr oder minder interessanten Geschichten jener Menschen, die mir tagtäglich begegneten. Da erfuhr man Dinge, die man lieber gar nicht erfahren hätte. Es gab aber kein Entkommen.

Jetzt wird mir so richtig bewusst, wie schön es ist, wenn man selber filtern kann, was man wann und wo hören möchte. Und ich spüre, dass das Leben sehr viel einfacher ist, wenn man nicht jeden Mist mitbekommt, der am Stammtisch, im Dorf oder wo auch immer erzählt wird. Die Seele wird dadurch entlastet und selbst wenn die Menschen weiterhin tratschen und lästern, so belastet es mich nicht mehr – ich weiss es nämlich nicht! Eine echt gute Nebenerscheinung des Singlejobs!

Wo bleibt der Anstand?

Ich weiss noch, wie es früher war, wenn man auf Jobsuche ging. Im optimalsten aller Fälle machte man einen Anruf und hatte ein Vorstellungsgespräch, ohne jemals eine Bewerbung geschrieben zu haben. Im zweitoptimalsten Fall schickte man eine Bewerbung und bekam kurze Zeit später Post. Ein grosser Umschlag im Briefkasten bedeutete eine Absage, weil man das Bewerbungsdossier zurückgeschickt bekam. Ein kleiner bedeutete, dass man sich ein paar Tage gedulden solle, um dann hoffentlich eine Einladung zum Vorstellungsgespräch zu bekommen. Tatsache ist aber: Man hat eigentlich immer eine Antwort bekommen. Weiterlesen

Rettung schafft Abhängigkeit

Ich habe mir in letzter Zeit bei all den vorherrschenden Themen auf der Welt sehr viele Gedanken über Rettung und Hilfe gemacht. Flüchtlinge werden von Ländern gerettet und aufgenommen, Arbeitslose werden von grossherzigen Arbeitgebern wieder beschäftigt und in den Arbeitsprozess integriert, schutzlose Tiere werden gerettet und resozialisiert.

All dies sind wunderbare Taten, Eigenschaften und Charakterzüge. Aber was ist danach? Was zieht eine Rettung – egal welcher Art – für Gefühle und Erwartungen nach sich? Und zwar auf beiden Seiten! Weiterlesen

Mit 50 auf dem Abstellgleis?

Ich gehe ziemlich eindeutig auf die 50ig zu. Und ich kenne diverse, denen es genauso geht. Manche von ihnen haben die 50ig auch schon überschritten. Dabei handelt es sich sowohl um Männer, als auch um Frauen. Und diverse dieser Menschen sind auf Jobsuche. Ein schwieriges Unterfangen, wenn man eben die 50iger-Grenze mal überschritten hat. Ich dachte ja immer, dass Erfahrung Gold wert ist. In Tat und Wahrheit scheint für die meisten Erfahrung einfach nur viel zu teuer zu sein. Also, eigentlich wäre ein Wunschkandidat 25-jährig, müsste aber trotzdem 15 Jahre Erfahrung haben und sollte mit dem Mindestlohn zufrieden sein. Hallo? Weiterlesen

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