von süss bis ungeniessbar

Jetzt ist es also soweit

Woran merkt man, dass man so langsam aus den Jungendschuhen rauswächst; um nicht sagen zu müssen, dass man langsam zum alten Eisen gehört? Es gibt dafür ein paar sichere Anzeichen:

  • Die Gespräche am runden Tisch drehen sich auf einmal nicht mehr um PS und die coolsten Clubs, sondern um Wehwehchen und gute Hausärzte.
  • Aus der Handtasche werden nicht mehr die Lippenstifte, sondern die Fächer gezückt, um die Wallungen in Schach zu halten.
  • Man tauscht sich darüber aus, wie unvernünftig sich die heutige Jugend doch benimmt.
  • Die Krampfadern machen einem definitiv mehr zu schaffen, als die Pickel im Gesicht.
  • Auf der Nase sitzt nicht mehr die coole Sonnenbrille von damals, sondern die Lesebrille von heute.
  • Man versucht beim Betrachten aller Bilder (egal ob auf Papier oder auf dem Laptop) ständig mit der Streichbewegung der Finger das Bild zu vergrössern, weil man das nun doch endlich gelernt hat.
  • Die Arbeitsdiskussionen drehen sich nicht mehr um neue Jobs, sondern darum, ob man den alten Job noch bis zur Pension behalten kann.
  • Die Ferienreisen müssen sich in ihren Abenteuern nicht mehr toppen, sondern eher im Komfort und der Bequemlichkeit.
  • Bei den Absätzen geht es auf einmal nicht mehr um die Höhe der Stöckelschuhe, sondern um Duschkabinen ohne lästige Stolperfallen.
  • Und zu guter Letzt sind es auf einmal nicht mehr die Lehrer der Kinder, welche unendlich nerven, sondern jene der Grosskinder.

Und weil ich weiss, dass es allen in etwa gleich geht, sehe ich es ziemlich gelassen. Bis auf wenige Ausnahmen. Es gibt nämlich auch Tage, da finde ich die Tatsache, dass die wirklich jungen Jahre vorbei sind, ganz schön bescheiden!

 

Sorry, falsche Frage

Jedes Elternpaar, welches sein Kind anständig zu erziehen versucht, lernt mit dem Sprössling von Anfang an das Einmaleins der Anstandsregeln. Dazu gehören Dinge wie das Grüssen der Mitmenschen, seinem Gegenüber in die Augen zu schauen, in der Öffentlichkeit nicht in der Nase zu bohren und nicht zu fluchen. Und beim Fahren mit dem öffentlichen Verkehrsbus lehrt man den Spross, dass man aufsteht, wenn eine ältere Person den Bus betritt und keine Sitzplätze mehr frei sind. Es ist nämlich tatsächlich nicht mehr als anständig, jemandem, der vielleicht nicht mehr gar so gut auf den Beinen steht, seinen Sitzplatz anzubieten. Junge Beine stehen schliesslich besser. Weiterlesen

Schreiben von A – Z: J = Jung

Ob jung, jugendlich oder jung geblieben – alles Dinge, die etwas Positives an sich haben. Ich meine: Mit jung werden doch lauter schöne Eigenschaften in Verbindung gebracht. Eigenschaften wie fit, munter, aufgestellt, hübsch, unbeschwert, frei, sorglos oder weltoffen. Mit jugendlich werden unzählige Dinge entschuldigt, die später nicht mehr gehen. Dinge wie betrunken sein, zu schnelles Autofahren, dämliches Aufführen, in die Patsche treten oder sich so richtig daneben benehmen. Ab einem gewissen Alter werden solche Taten weit weniger verziehen, als in der Jugend. Weiterlesen

Aus meiner Kindheit

Man sagt, dass ich meine ersten Texte verfasste, als ich gerade mal einen Stift in der Hand halten konnte. Offensichtlich wurde ich schon bei der Geburt mit dem Schreibvirus infiziert. So kam es, dass ich in Grundschulzeit (11-jährig) mein erstes Gedichtbüchlein drucken durfte und dieses von Tür zu Tür im Wohnort verkaufen konnte.

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Beim Aufräumen ist mir besagtes Büchlein in die Hände gekommen und ich habe es wieder einmal gelesen. Es gibt Müsterchen daraus, die ich euch nicht vorenthalten möchte:

Egoismus ist ungesund

Eine Raupe dick und fett,
die benahm sich gar nicht nett.
Sie war auf Wanderschaft mit Würmchen klein,
bei Beiden stellte Durst sich ein,
als sie kamen zu einer Flasche hin,
die da lag, mit Milch noch drin.
Die böse Raupe, stolz und dick,
schob den kleinen Wurm zurück
und sprach mit falscher Stimme fein:
„Du wartest hier, ich krieche rein,
und schmeckt sie gut, so ruf‘ ich Dich,
dann kommst Du nach und trinkst wie ich.“
Der Wurm bemerkt die Falschheit nicht,
in der Raupe bösem Gesicht.
Ahnungslos sah er doch,
wie diese durch die Öffnung kroch.
Widerspruchslos sah er auch zu,
wie allein sie trank die Milch im Nu.
Das Ganze war doch sonderbar,
nun sah der Wurm so langsam klar.
Sein Freund übte an ihm Verrat,
nie zugetraut ihm diese Tat.
Sein Durst ward mehr und mehr zur Qual,
doch der Raupe war das jetzt egal.
Sie war stolz auf ihre Masche
und wollte kriechen aus der Flasche.,
doch ging’s nicht mehr, sie war zu dick,
sie konnte nun nicht mehr zurück.
Ihr Egoismus war ihr Verderben,
sie musste in der Flasche sterben.
Der Wurm, zwar durstig, jedoch lebend,
kriecht heute noch durch unsere Gegend.

Und weil ich selber so Freude an meinen alten Texten habe, hier gleich noch einer:

Falsches Fernweh

Es lockt Dich in die Ferne,
wo die Exoten blüh’n,
wo leuchten gold’ne Sterne,
wo Menschen reich und kühn.

Erfüllt wird bald Dein Traum
vom Land der vielen Früchte,
Deine Träume sind nicht mehr Schaum,
doch Du glaubtest an Gerüchte.

Nun bist Du angekommen,
kein Mensch ist Dir vertraut,
Dein Glück ist weggeschwommen,
bös‘ wirst Du angeschaut.

Zuerst hältst Du Dich gut
und redest selbst Dir zu,
doch langsam geht Dein Mut
und schwindet dann im Nu.

Du hast Dir vorgenommen,
zu ziehen in die Welt
und erst nach Haus‘ zu kommen,
wenn Du schwimmst in Geld.

Das Geld macht Menschen gross,
das Geld verschafft Dir Macht,
ohne Geld ist gar nichts los,
so hast Du stets gedacht!

Und jetzt, jetzt steckst Du mittendrin,
beginnst nun zu erkennen:
Das Ganze hat doch keinen Sinn,
dem Geld so nachzurennen.

Geborgenheit und Liebe fehlen Dir
und viele Dinge mehr,
schuld daran ist Deine Gier,
die Einsicht fällt Dir schwer.

Du sehnst Dich so nach Wärme,
nicht mehr nach vielem Geld.
S’ist, als bekämst Du Hiebe,
dort in der fremden Welt.

Ich muss gestehen, dass ich selber überrascht war, mit welchen Themen ich mich in meinen Kinderjahren auseinandersetzte. Und ich bin jetzt, Jahrezehnte später, ziemlich stolz darauf!

 

 

 

Jugendslang

Die deutsche Sprache – eine anspruchsvolle, aber sehr schöne Sprache. Und zum Glück versteht die Mehrheit der deutschsprachigen Menschen auch, wie man damit umgeht. Ich möchte festhalten, dass diejenigen, von welchen ich hier jetzt erzähle, wohl der Minderheit angehören – zumindest hoffe ich das inständig.

Also: Ich war letzthin im Zug unterwegs und neben mir im Abteil nahmen vier Jungendliche (zwei Jungs und zwei Mädchen) Platz. Vermutlich waren diese so zwischen 15 und 16 Jahre alt. Modisch gekleidet, die Mädels etwas zu sehr geschminkt, die Jungs mit Mützen auf dem Kopf. Alles nicht sehr spektakulär – bis die Gespräche begannen. Also erst dachte ich ja, ich hätte einen Knick im Gehörgang. Aber nein, hatte ich nicht. Ich stellte die Lauscher auf besonders guten Empfang und: Schock! Was zum Geier sollte das für eine Sprache sein? Weiterlesen

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