von süss bis ungeniessbar

Glamouröse Festtage?

Ich blättere mich durch die bekannten Hochglanzmagazine und schaue mir die Werbungen und Posts auf Facebook und Co. an und denke: WOZU DIESES GLITZERZEUG?

Die Modebranche versucht mit wunderschönen Pailetten- und Strasskleidern die Kundinnen und Kunden zu ködern – die Schuhgeschäfte bewerben den schwarzen Stiletto mit der roten Sohle – die Kosmetikgiganten haben Rabatte auf den Lidschatten mit Glitzer drin und die Parfümerien promoten DEN erotischen Duft für den Weihnachts- und Silvesterabend. Aha …

Nochmal für mich, um meine Gedanken zu sortieren: Wir sollen auf ein grosses Weihnachtsfest verzichten, was in meinem Verständnis auch Sinn macht. Also eigentlich sollen wir es einfach so klein wie möglich halten, um dem Kollegen Covid bloss nicht das „Familienhüpfen“ zu ermöglichen. Wir sollen es vermeiden, nahe beieinander um den Baum zu sitzen und singen schon gar nicht. Macht für mich auch alles Sinn. Und dann frage ich mich aber: Wozu dann dieses Weihnachtsglitzerschönmachgedöns???

Ich stell mir vor meinem inneren Auge grad vor, wie der Göttergatte und ich im schwarzen Glitzerfummel und aufgebretzelt vor unserem Bäumchen sitzen, uns anschauen und zueinander sagen: Fühlst Du Dich auch nicht wohl in dem Zeug – ziehen wir die Flanellpyjamas an? Und wie wir anschliessend aufatmen und ganz schnell in die bequeme Variante wechseln.

Die glamourösen Roben und der Glitzer gehören doch zu einer genauso glamourösen Weihnachts- oder Silvesterparty. Da diese im Coronajahr ausfallen, frage mich mich, wozu man sich dann all diese Dinge kaufen soll!? Mal ganz im ernst: Da sind wir doch alle besser bedient mit den kuscheligen Pyjamas und der Wolldecke … am besten mit dem Feuer im Kamin und einem Punsch in der Hand.

Und um dem Kollegen Covid seinen Hüpfspass gänzlich zu verderben, würde ich auch dringend raten, nicht wie gestört durch die Geschäfter zu rennen, um Geschenke zu kaufen, die eigentlich in Wahrheit kein Mensch braucht. Ich weiss, der Einzelhandel wird mich nun hassen … aber grad in unserem Land ist es nun mal eine Tatsache: Wir brauchen alle NICHTS, ausser der Gesundheit und die gibts nirgends zu kaufen. Und Kollege Covid zeigt uns ganz brutal auf, dass er solange cleverer ist als wir, bis wir das endlich kapieren. Es geht nämlich auch mal einen Winter lang ohne Shoppingtouren, ohne Skiferien, ohne Fressgelage, ohne Glitzer-Glimmer-Schiessmichtot-Klamotten! Nur so können wir den fiesen Kerl austricksen.

In diesem Sinne: Lasst es doch einfach mal alle ruhig angehen und … seid froh, wenn ihr gesund seit und feiert leise euer Leben. Und der kleine Covid kann sich so draussen seinen winzigen Virenarsch abfrieren!!!

Online Shopping

Hand aufs Herz, liebe Leser-/innen: Wie oft habt ihr schon was online bestellt? Seien es Tickets, Klamotten, Esswaren, Getränke, Blumen oder was auch immer. Noch nie? Wirklich noch GAR NIE?

Also ich war ja die krasseste Gegnerin des Onlinehandels schlechthin! War …

Jetzt bin ich immer mehr in Teufels Küche gekommen, weil viele meiner Lieblingsgeschäfter ganz einfach nicht mehr da sind; und viele Dinge, die es dort zu kaufen gab, gibt es einfach nirgends mehr. Wenn ich dann Tante Google frage, wo ich diese Dinge jetzt stattdessen bekomme, dann kommen da nicht etwa andere Geschäfter, die ihre Sortimente damit aufgestockt hätten – nein! Es spuckt mir Amazon, Galaxus oder Zalando aus. Mist! Und dann frage ich mich: Bin ich mit meinem Anti-Online-Denken noch zeitgemäss? Nein, bin ich offenbar nicht, sonst würden ja nicht diese Giganten inzwischen alles kontrollieren und die Geschäfter vom Erdboden verschwinden. Und es gibt nunmal Dinge, die ich seit Jahren mochte und mag und die es offenbar einfach nur noch dort zu kaufen gibt. Es sei denn, es gibt Onlineportale von hiesigen Läden, dann berücksichtige ich natürlich die!

Jap, ihr merkt schon – die Modepraline hat auch angefangen, online einzukaufen. Und ich würde ja jetzt gerne sagen, dass das überhaupt nicht funktioniert und ein völliger Mist ist. Aber es funktioniert hervorragend und ist total einfach! Und ich überlege mir, wer wohl mein Paket verpackt und verschickt hat. Das ist nämlich auch ein Mensch, der hinter dieser Arbeit steckt. Ich möchte ja kein Jobkiller sein. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es im Detailhandel in Zukunft weniger Leute brauchen wird – dafür mehr in den Versandlagern, welche diese Pakete rüsten und dafür sorgen, dass alles schön verpackt zum Kunden kommt.

Also die Ess- und Trinkwaren nach Hause liefern zu lassen, das habe ich schon lange für mich entdeckt. Diesen Job habe ich nämlich immer schon gehasst. Und was gibt es komfortableres, als Abends auf dem Sofa die Einkaufsliste durchzugeben und anderntags die Einkäufe geliefert zu bekommen. Das find ich richtig Klasse und ich kaufe dann auch nicht noch 100 Dinge, die ich gar nicht brauche … weil die Verlockung an der Kasse nämlich fehlt … clever gelöst!

Und weil ich keine Lust habe, meine Lieblingsjeans in Zürich zu holen oder dafür nach Hamburg zu fliegen, bestelle ich sie halt online … ich kenne ja meine Grösse … sorry for this – aber ONLINE scheint die Zukunft zu werden.

Ob ich so vereinsame? Nein, ich sitze nämlich nach wie vor gerne mit Menschen zusammen und quatsche. Es ist ja nicht so, dass ich nichts mehr in den Geschäften kaufe – im Gegenteil. Es gibt nach wie vor Dinge, die ich NUR im Fachhandel mit Beratung hole. Aber als ich das letzte mal von einem Reisebüro hörte, das schliessen musste, da dachte ich auch: Wann habe ich eigentlich mal ein Reisebüro in Anspruch genommen? Schon seit Jahren nicht mehr. Das mache ich alles selber im Netz … ist viel einfacher!

Okay – die Modepraline (inzwischen ihres Zeichens Oma) ist also jetzt auch online einkaufend unterwegs. Aber keine Angst: Meine Lieblingseinkaufsorte, die noch exisiteren, werden weiterhin Besuch von mir bekommen!

Menschen mit Hirn gesucht!!!

Beim insolventen Modegiganten OVS tobt die Rabattschlacht – sie tobt derart übel, dass manche Filialen verwüstet wurden und der Warennotstand ausgebrochen ist. Das bedeutet, dass diverse Geschäfte bereits in ein paar Tagen schliessen müssen, schneller als geplant. Es gibt sogar Tageszeitungen, welche diese Rabattschlacht als „vollen Erfolg“ betiteln. Da bekomme ich Magenkrämpfe. Wie kann man in diesem Zusammenhang das Wort Erfolg überhaupt auch nur im entferntesten wählen. Es gibt wohl kaum ein schlechter gewähltes Wort …

Was bei OVS (ausgesprochen „Oviess“) abläuft, lässt jedem halbwegs intelligenten Menschen die Haare zu Berge stehen. Da schluckt ein Billiganbieter die desolate Textilkette Charles Vögele und versucht, mit einem neuen Angebot – nämlich jung, hipp und billig – den Schweizer Markt zu erobern. Und wenige Monate später scheitert das ganze Vorhaben und alles geht den Bach runter – zu Lasten von 1000 Mitarbeitenden.

Wie schlecht muss man in der Marktanalyse und im Rechnen sein, wenn man einen solch fatalen Fehler begeht? Neben H&M und Zara als dritter Anbieter im gleichen Segment Fuss fassen zu wollen, ist in etwa so clever wie Skilaufen im Badeanzug! Zumal die Onlinegiganten inzwischen auch so stark sind, dass es kein Entkommen mehr gibt.

Und gleichzeitig bin ich entsetzt, wie dumm viele Menschen zu sein scheinen, die bei diesen Rabattschlachten noch mitmachen und Läden verwüsten, nur um für kein Geld möglichst viel Ware mit nach Hause zu schleppen. Da geht sämtlicher Anstand und jedes normale Verhalten flöten. Da wird mit den Ellbogen gekämpft und getobt, was das Zeug hält. Hauptsache billig. Dieses Einkaufsverhalten hat inzwischen für unzählige schöne und kleine Geschäfte das Aus bedeutet. Aber die Konsumenten scheint das nicht zu interessieren. Unkritisch werden tonnenweise Klamotten „Made in Bangladesh“ oder „Made in China“ mit lausigen Qualitäten nach Hause geschleppt, die kurz darauf in den Müll wandern, weil sie kaum zwei Waschgänge überleben. Und über die Arbeitsbedingungen der Näherinnen in den jeweilien Ländern macht sich offenbar nur eine Minderheit Gedanken.

Mir stellen sich die Nackenhaare zu Berge, wenn ich sehe, was im Textilmarkt abläuft. Und ich werde den Teufel tun, und dieses Treiben unterstützen. Ich werde nach wie vor nur die kleinen Geschäfte unterstützen. Jene eben, wo Qualität, Service und Atmosphäre noch etwas gelten. Und das werde ich so lange machen, bis der letzte schöne Laden auch noch verschwunden ist. Danach fange ich wohl an zu stricken – oder ich trage nur noch meine alten Klamotten. Aber ich werde mich niemals auf diese grässliche „billig-billiger-am billigsten“-Mentalität einlassen. Und das hat überhaupt nichts mit Reichtum oder Armut zu tun: Lieber weniger aber mit Qualität und Fairness als vieles, was zu unfairen Bedingungen und mit schlechter Qualität hergestellt wird. Es wäre schön, wenn ganz viele Menschen auch so denken würden 🙂

Lieber Petrus

So langsam wird es richtig eng in meinem Kleiderschrank. First world problem, ich weiss! Aber echt jetzt: Könntest Du, lieber Petrus, Dich mal entscheiden, welche Jahreszeit Du gerne hättest? Dieses ewige Hin und Her geht mir langsam auf den Senkel.

Die Sommerklamotten nach vorne geräumt, die Jacken in den Keller verbannt und … zack … ist es wieder 10 Grad weniger. Also die Jacken und Pullis wieder an die Front gehängt, steigt das Thermometer auch schon wieder wie eine Rakete in die Schwitzsphären. Ja was denn nun? Und bei den Pyjamas wechslen sich auch die langen und die kurzen beinahe täglich ab. Mal ist es nachts richtig angenehm und schön frisch, sodass man wieder schlafen kann – und anderntags folgt schon wieder eine Tropennacht, die einen ächtzend im Bett wälzen lässt. Also muss der ganze Textilkrempel in Griffnähe bleiben, was zu Platzproblemen führt.

Ich war noch nie ein Sommermensch – ganz und gar nicht. Aber dieses Hin und Her finde ich noch viel mühsamer, als die Dauerhitze. Der Körper kann sich an nichts anpassen. Mal so – dann wieder so.

Lieber Petrus … könnte es sein, dass Du  mal eine Auszeit brauchst? Oder hast Du Dich mit Frau Holle gestritten und versuchst nun, ihre Macht an Dich zu reissen? Oder findest Du den Bucheli und den Kachelmann vom TV-Meteo unsympathisch und willst die mal so richtig auf die Probe stellen? Was auch immer es ist: Wir sind doch alles erwachsene Menschen und können vernünftig über alles reden. Andernfalls komme ich mal eine Runde zu Dir hoch und veranstalte da ein saumässiges Donnerwetter – mir hängt nämlich dieses Theater zum Hals raus.

Früher, vor langer langer Zeit, als ich noch jung war (klingt wie ein Grimm-Märchen …), da hatten wir noch Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Jetzt haben wir Wimmer, Sinter, Wimmer, Sinter, Wimmer, Sinter … und Herling und Frühbst noch so hin und wieder mal. Also ehrlich … Petrus, wir zwei werden wohl keine Freunde mehr!

 

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