Bekanntlich ist im World Wide Web nichts vertraulich. Keine E-Mail-Adressen, keine Kontakte, kein Wort, welches jemals ins Netz gestellt wurde. Und so kommt es, dass auch in meinem E-Mail-Postfach immer wieder Mitteilungen landen, von denen ich keine Ahnung habe, woher sie kommen. In den letzten Tagen geht da aber komisches vor sich: Ich scheine nämlich demnächst ganz wahnsinnig viel Geld zu erben. Von verschiedenen Leuten mit haargenau demselben Deutsch (Kauderwelsch), die haargenau gleichen Summen – einfach einmal am Morgen und einmal am Nachmittag. Zufälle gibt’s! (??)

Selbstverständlich sind es immer wahnsinnig vertrauliche Informationen, die da durchs Netz geschickt werden. Und selbstverständlich wollen alle immer auch eine vertrauliche Antwort. Ey, ihr komischen Jeff’s, Basel’s oder wie auch immer ihr euch noch nennen mögt: Wenn ihr mir schon gerne Geld vererben möchtet, dann packt es doch einfach in eine Tüte und bringt es gleich persönlich vorbei. Das würde uns ganz viel Geschreibe ersparen und ich würde euch alle (ihr scheint euch ja zu vermehren) persönlich kennenlernen.

Für alle, die nicht wissen, wovon ich hier schreibe: Die nachfolgenden E-Mails hatte ich heute beide fast gleichzeitig in meinem Postfach:

Guten Morgen
Ich kontaktierte Sie über den Fonds $ 5,2 Millionen Dollar hinterlegt in einer Bank hier von meinem verstorbenen Klienten, die den gleichen Nachnamen mit Ihnen tragen. Darüber hinaus, in dieser Transaktion möchte ich Sie vertraulich Antwort auf mich direkt für weitere Details.
Danke,
Jeff Edward Esq

Guten Nachmittag
Ich bin Basle Kunle Ich kontaktierte Sie über den Fonds $ .5.2 Millionen Dollar hinterlegt in einer Bank hier von meinem verstorbenen Verstorbenen, die den gleichen Nachnamen mit Ihnen tragen. Darüber hinaus möchte ich in dieser Transaktion vertraulich antworten
Basel Kunle

Besonders neu ist für mich dabei, dass Verstorbene tatsächlich verstorben sind (man beachte die zweite E-Mail). Und der zweite Schreiberling scheint nicht so genau zu wissen, wie er heisst (Basle oder Basel???). Also bitte: Es ist eine Beleidigung jeglicher Intelligenz, dass solcher Schrott im Netz rumgeistert. Ich hoffe bloss, dass es keine armen Seelen gibt, die auf den Quatsch reinfallen. Bestimmt sitzen nun der Basle und der Jeff in Basel unter einer Brücke an ihren Laptops und sinnieren darüber, auf welchem Weg sie am besten an die Kontodaten ihrer Opfer kommen. Zynismus Ende …