Ich bin überdurchschnittlich interessiert, wenn es um die Erforschung neuer Medikamente und Therapien im Bezug auf bislang nach wie vor tödliche Erkrankungen geht. Ich lese alles, was es darüber zu lesen gibt. Fremdwörter übersetze ich mir vorgängig so, dass ich inzwischen sogar in der Lage bin, fachliche Studien zu lesen und deren Inhalt auch zu verstehen. Ich bewundere Forscher, die in monate- oder jahrelanger Arbeit etwas entwickeln, was die Medizin wieder einen Schritt weiterbringt. Nur dank diesen Menschen mit dem nötigen Biss und der unglaublichen Hartnäckigkeit ist die Medizin überhaupt soweit, wie sie heute ist. Und doch gibt es da einen grossen Haken:

Die Kosten.

Da steht beispielsweise eine neue Krebstherapie vor der Zulassung in der Schweiz und die grösste Hürde sind die Kosten. Man muss dazu sagen, dass es schier unendlich viele Hürden zu nehmen gilt, bevor eine Therapie oder ein Medikament in der Schweiz die Zulassungvorschriften überhaupt erfüllen kann. Und als ob das nicht schon schwer genug wäre, sind dann die Kosten der nächste Knackpunkt. Die Medikamente kosten zum Teil derart viel, dass eine neue Therapie für einen Patienten locker die Summe einer halben Million Franken übersteigen kann. Dagegen wehren sich natürlich die Krankenkassen, weil die exorbitante Kostenexplosion diese ganz schön ins Strudeln bringt. Und auf der anderen Seite sind die Pharmagiganten, welche nicht auf ihre Milliardengewinne verzichten und deshalb die Preise auch nicht senken wollen. Solange sie die „Alleinherrschaft“ über ein Medikament haben, können sie mit den Preisen machen, was sie wollen. Erst nach Ablauf der 5-Jahres-Patentschutzfrist drücken die Konkurrenten mit Generika auf den Markt und die Preise sinken. Und was passiert in dieser Zeit? Wieviele „Fälle“ werden in dieser Zeit zu den Akten gelegt, weil für sie die unbezahlbaren Therapien leider nicht erschwinglich waren? Mir wird schon beim Gedanken daran übel. Je nach Krankenversicherung und finanziellem Rückhalt kann dem einen Patienten eine Therapie verordnet werden, während sie einem anderen gar nicht erst vorgeschlagen wird, weil er sie ohnehin niemals bezahlen könnte? Leider ja – das gehört mit zum medizinischen Alltag – und wer das verneint, der sagt definitiv nicht die Wahrheit. Unser Gesundheitsystem ist zum kranken Zweiklassensystem geworden und mit dem Überlebenskampf todkranker Menschen wird ein Vermögen verdient, welches ich mit allen Nullen gar nicht mehr aussprechen kann. Eine absolute Sauerei!

Wer aber entscheidet, wieviel ein Menschenleben kosten darf? Und wer definiert die Faktoren, welche zur Bezifferung eines Menschenlebens führen? Spielen da Dinge wie Alter, Geschlecht, Krankheitsbild, Prognose (heilbar, unheilbar) und Status eine Rolle? Gibt es einen Katalog, welchen man mit Kreuzchen ausfüllen und damit errechnen kann, was ein Menschenleben kosten darf? Ich finde das einfach nur pervers!

Irgendwo sitzt ein Gremium, bestückt mit hochintelligenten Individuen und bestimmt, wann und wo welche Therapie eingesetzt werden darf – oder wem diese eben verwehrt bleibt. Und die Krankenkassenkarte tut dann noch das ihrige dazu. Da wird mir speiübel.

Habt ihr euch schon einmal darüber Gedanken gemacht, mit welchem Betrag ihr euer eigenes Leben beziffern würdet. Oder was euch das Leben eurer Liebsten um euch herum wert ist? Mir stellen sich bei dieser Frage die Nackenhaare zu Berge und ich frage mich, ob die Teppichetagen der milliardenschweren Pharmagiganten morgens mit ruhigem Gewissen in den Spiegel schauen können.

In meinem Kopf rotieren aktuell einige Ideen, wie man gerade in unserem überdurchschnittlich reichen Land solche Missstände verbessern oder gar ausmerzen könnte. Und ich werde nicht lockerlassen, wenigstens zu versuchen, etwas zum Positiven zu verändern. Geld darf im Kampf ums Überleben keine Rolle spielen – das ist einfach nur abartig. Ich pushe, supporte und unterstütze bereits, wo ich kann. Und ich werde es weiter tun. Ich bräuchte jetzt einfach noch eine Menge Gleichgesinnter, die mitziehen …