von süss bis ungeniessbar

Menschen mit Hirn gesucht!!!

Beim insolventen Modegiganten OVS tobt die Rabattschlacht – sie tobt derart übel, dass manche Filialen verwüstet wurden und der Warennotstand ausgebrochen ist. Das bedeutet, dass diverse Geschäfte bereits in ein paar Tagen schliessen müssen, schneller als geplant. Es gibt sogar Tageszeitungen, welche diese Rabattschlacht als „vollen Erfolg“ betiteln. Da bekomme ich Magenkrämpfe. Wie kann man in diesem Zusammenhang das Wort Erfolg überhaupt auch nur im entferntesten wählen. Es gibt wohl kaum ein schlechter gewähltes Wort …

Was bei OVS (ausgesprochen „Oviess“) abläuft, lässt jedem halbwegs intelligenten Menschen die Haare zu Berge stehen. Da schluckt ein Billiganbieter die desolate Textilkette Charles Vögele und versucht, mit einem neuen Angebot – nämlich jung, hipp und billig – den Schweizer Markt zu erobern. Und wenige Monate später scheitert das ganze Vorhaben und alles geht den Bach runter – zu Lasten von 1000 Mitarbeitenden.

Wie schlecht muss man in der Marktanalyse und im Rechnen sein, wenn man einen solch fatalen Fehler begeht? Neben H&M und Zara als dritter Anbieter im gleichen Segment Fuss fassen zu wollen, ist in etwa so clever wie Skilaufen im Badeanzug! Zumal die Onlinegiganten inzwischen auch so stark sind, dass es kein Entkommen mehr gibt.

Und gleichzeitig bin ich entsetzt, wie dumm viele Menschen zu sein scheinen, die bei diesen Rabattschlachten noch mitmachen und Läden verwüsten, nur um für kein Geld möglichst viel Ware mit nach Hause zu schleppen. Da geht sämtlicher Anstand und jedes normale Verhalten flöten. Da wird mit den Ellbogen gekämpft und getobt, was das Zeug hält. Hauptsache billig. Dieses Einkaufsverhalten hat inzwischen für unzählige schöne und kleine Geschäfte das Aus bedeutet. Aber die Konsumenten scheint das nicht zu interessieren. Unkritisch werden tonnenweise Klamotten „Made in Bangladesh“ oder „Made in China“ mit lausigen Qualitäten nach Hause geschleppt, die kurz darauf in den Müll wandern, weil sie kaum zwei Waschgänge überleben. Und über die Arbeitsbedingungen der Näherinnen in den jeweilien Ländern macht sich offenbar nur eine Minderheit Gedanken.

Mir stellen sich die Nackenhaare zu Berge, wenn ich sehe, was im Textilmarkt abläuft. Und ich werde den Teufel tun, und dieses Treiben unterstützen. Ich werde nach wie vor nur die kleinen Geschäfte unterstützen. Jene eben, wo Qualität, Service und Atmosphäre noch etwas gelten. Und das werde ich so lange machen, bis der letzte schöne Laden auch noch verschwunden ist. Danach fange ich wohl an zu stricken – oder ich trage nur noch meine alten Klamotten. Aber ich werde mich niemals auf diese grässliche „billig-billiger-am billigsten“-Mentalität einlassen. Und das hat überhaupt nichts mit Reichtum oder Armut zu tun: Lieber weniger aber mit Qualität und Fairness als vieles, was zu unfairen Bedingungen und mit schlechter Qualität hergestellt wird. Es wäre schön, wenn ganz viele Menschen auch so denken würden 🙂

Lädelisterben

Vermutlich handelt es sich bei meinem Titel um ein Schweizerdeutsches Wort. Aber es wird in Schriftdeutsch wohl auch verständlich sein. Das Sterben der kleinen Geschäfte … Lädelisterben eben. Leider inzwischen ein weit verbreitetes Phänomen – und ich frage mich, wo es noch hinführt.

In den schönen Innenstädten der Schweiz wechselt das Bild beinahe monatlich. Kleine, inhabergeführte Geschäfte müssen schliessen, weil sie nicht mehr kostendeckend (geschweige denn rentabel) arbeiten können. Ersetzt werden sie durch Filialen von grossen Billigketten, oder durch Banken und Versicherungen. Grässlich! Und der Trend sieht definitiv nicht nach einer Besserung aus. Im Gegenteil: Die Mieten sind viel zu hoch, der Onlinehandel legt zu, der Trend zum Einkaufen in den Euroländern ist voll am Boomen und der Schweizer Franken einfach viel zu stark. Es war irgendwie klar, dass das über kurz oder lang zum Genickbruch der kleinen Geschäfte führen würde.

Und wer nun denkt, dass es nur in den kleinen Städtchen so ist, der hat sich aber geirrt. Auch in der Shoppingmetropole Zürich hat sich das Bild massiv verändert. Viele, der alteingesessenen und schönen Geschäfte an der Bahnhofstrasse mussten die Türen schliessen und den Billiggiganten Platz machen. Oder aber Uhrengeschäft Nr. 365 hat das Geschäft übernommen (davon hat es dort inzwischen echt unzählige!).

Zu meinem grossen Erstaunen hat sich aber auch das Bild in Hamburg verändert. Jedesmal, wenn ich zum Tochterkind auf Besuch bin und ins Stadtzentrum zum Shoppen fahre, steht wieder irgendwo ein Ladenlokal leer. Kaum habe ich mir eine süsse, kuschelige Boutique endlich gemerkt, ist sie auch schon wieder weg. Aktuell sind an den besten Adressen inmitten von Edelboutiquen Billigfaschingstores, welche sich einfach solange dort austoben dürfen, bis ein neuer Mieter gefunden ist. Hamburg sagt sich: Besser sowas als Leerstand. Warum auch nicht?

Wo führt das hin und … wollen wir das so? Gehört ihr auch zu jenen, die Geiz geil finden und im Internet einkaufen? Ich habe viele Jahre an die Solidarität der Menschen geglaubt und dachte, dass es klar wäre, dass man das hiesige Gewerbe unterstützt. Leider musste auch ich bitter lernen, dass dem schon lange nicht mehr so ist. Und ich finde es schrecklich! Ich habe nämlich keine Lust, im Internet zu shoppen. Und dass ich für jedes Stück Käse zum Grossisten fahren muss, weil es die kleinen Dorfgeschäfte auch schon lange nicht mehr gibt, finde ich grässlich. Sind wir alle derart dämlich, dass wir nicht begreifen, dass der Wirtschaftsmotor nicht mehr laufen kann, wenn wir unser Geld nicht dort investieren, wo wir es verdienen? Ist das so schwierig zu verstehen? Ich verstehe echt manchmal die Welt nicht mehr … aber vielleicht könnt ihr sie mir erklären!

Meine Güte…

…wie verwöhnt wir doch sind. Oder soll ich sagen ICH? Nein, ich glaube, wir Schweizer/innen sind extrem verwöhnt und wissen es manchmal so gar nicht zu schätzen. Ich bin kürzlich in Hamburg mit einem lieben Pärchen der schreibenden Gilde essen gegangen. Also mal ganz abgesehen davon, dass die beiden einen unverwüstlichen Humor und wir dadurch einen saulustigen Abend hatten, wurde mir mal wieder bewusst, wie verdammt gut es uns doch geht. Weiterlesen

Lügen habe kurze Beine

Ich dachte immer, solche Geschichten wie diese, gäbs nur in schlechten Filmen. Ich wurde kürzlich eines besseren belehrt und wer nun denkt, dass ich – als Meisterin im Ausschmücken und Übertreiben – dies hier und jetzt auch täte, der irrt tatsächlich. Die folgende Geschichte basiert auf wahren Gegebenheiten, kürzlich gerade erlebt und nicht ausgeschmückt. Leider. Weiterlesen

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