von süss bis ungeniessbar

Wie umgehe ich eine Regel?

Ich war gestern mit einer Freundin einkaufen. Die Geschäfte haben auf „Herbst“ umgestellt und das verhasste Ausverkaufschaos ist fast überstanden. Es lohnt sich also wieder, durch die schönen Läden zu ziehen und die wunderbar präsentierte Herbstmode zu bewundern. Und da war sie, die Verwirrung gleich zu Beginn unserer Shoppingtour.

Im ersten Geschäft stand eine Familie total maskenlos gemütlich beim Einkauf. Ein komisches Bild. Wir haben uns schon so an die Masken gewöhnt, dass wir uns irritiert anguckten und uns fragten, ob die Maskenpflicht gefallen sei und wir das verpasst hätten. Das Personal war aber maskiert … unlogisch …! Also fragte ich am Geschäftseingang, ob die Maskenpflicht für Kunden nicht mehr sei. Antwort: „Doch, die ist schon noch, aber diese Kunden haben ein ärztliches Attest, welche sie von der Maskenpflicht befreit.“

Hä?????

Ihr hättet die Synapsenexplosion in meinem Kopf sehen sollen. Ein Attest, welches mich von der Maskentragpflicht befreit? Ich habe natürlich sofort auf der Seite des BAG gegoogelt. Logisch, ich bin nun mal interessiert – immer und überall. Was brauche ich, um an dieses Attest zu kommen?

Das BAG sagt:

„Sie können nachweisen, dass Sie aus besonderen Gründen keine Maske tragen können. Dazu zählen beispielsweise Gesichtsverletzungen, Atemnot, Krankheiten wie Demenz und Alzheimer, Angstzustände beim Tragen einer Maske und Behinderungen, die das Tragen einer Maske nicht zumutbar oder umsetzbar machen. Für den Nachweis sämtlicher medizinischer Gründe ist ein Attest einer Ärztin bzw. eines Arztes oder einer Psychotherapeutin bzw. eines Psychotherapeuten erforderlich.“

Aha. Also ich konnte bei dieser Familie nicht den Hauch einer Gesichtsverletzung erkennen. Demenz und Alzheimer schliesse ich auch aus – sie waren schliesslich allesamt in der Lage, selbständig einzukaufen, zu bezahlen, Gespräche zu führen und mit meiner kleinen Ellie zu schäkern. Also kommen nur noch die psychischen Probleme in Frage. Und unter selbigen scheint die ganze Familie zu leiden. Meine Güte – wie schrecklich!

Also echt jetzt: Veräppeln kann ich mich selber. Ich weiss, dass es Maskenverweigerer gibt. Aber dass man dann mit einem ärztlichen Attest rumwedelt, um die Maskentragpflicht zu umgehen, das beleidigt meine Intelligenz. Es ist nämlich nicht nachvollziehbar, dass eine ganze Familie dasselbe psychische Problem hat. Es sei denn, das Problem heisst „Rücksichtslosigkeit“ – DAS wiederum kann ich mir sehr gut vorstellen. Schliesslich schützt man bekanntlich mit der Maske sein Gegenüber. Und dann kommt bei mir aber sofort die Frage auf: Welcher Arzt stellt ein solches Attest aus? Oder anders gefragt: Wieviele Flaschen Wein kostet ein solches Attest? (Das war jetzt laut und ketzerisch gedacht …).

Liebe Maskentragverweigerer: Wenn ihr diese Regeln schon so schlimm findet, dann habt doch wenigstens das Rückgrat, die Regel offiziell zu brechen und die Busse zu bezahlen, wenn ihr erwischt werdet. Oder geht ganz einfach nicht zum Shopping und bleibt im heimischen Garten. Diese ärztlichen Atteste (ich schliesse da Menschen mit Behinderungen selbstverständlich aus) sind ein totaler Witz und eine Beleidigung für alle, welche sich an die Regeln halten.

P.S.: Ob ich meine Wallungen und die Tatsache, dass die Maske dann an meinem Gesicht klebt und ich eine mittlere Krise schiebe auch medizinisch verwenden kann, um an ein solches Attest zu kommen?

Fritz, Klaus und Bertha …

… so heissen die drei ersten Bäume am Wegesrand einer meiner diversen Spazierrouten mit klein Ellie. Woher ich das weiss? Nun ja – Covid hat dazu geführt, dass meine Aussenaktivitäten sich ausschliesslich auf Spaziergänge beschränken. Alles andere ist zu gefährlich. Und was tut Frau, wenn sie seit Monaten täglich unzählige Schritte absolviert und dabei jede Route inzwischen in- und auswenig kennt?? Sie fängt an, den Bäumen, Sträuchern und inzwischen auch Schneemännern Namen zu geben. Warum? Nun ja, es fühlt sich persönlicher an, wenn ich weiss, dass ich jetzt bei Klaus vorbei gehe, als wenn ich einfach so ins Leere laufe. Bertha ist auch nicht immer gleich gut drauf – hängt sehr vom Wetter ab bei ihr. Manchmal lässt sie ihre Zweige ganz schön hängen – um sie dann tags darauf wieder in Richtung Himmel zu strecken.

Ihr macht euch Sorgen, dass ich den Verstand so langsam aber sicher verliere? Da seid ihr nicht alleine! Diese Sorge beschäftigt mich beinahe täglich. Was, wenn diese seit Monaten andauernde Situation unser „Alltag“ wird? Was, wenn das nun der kalte Krieg mit unsichtbarem Gegner ist? Als Familienmitglied von Risikopatienten fällt bei uns seit Monaten alles flach. Mit alles meine ich: Ausser Spaziergängen in der Natur geht gar nichts mehr! Klar, wir haben ein wunderbares Zuhause … aber wenn ich auf dem Klo sitze, dann taufe ich inzwischen sogar unsere Badezimmerfliesen – jede einzeln … der Mensch braucht Herausforderungen!!

Als kontaktfreudiger Mensch fällt es mir nicht immer leicht, die Bäume, Sträucher und Badezimmerfliesen als neue Kumpels zu akzeptieren. Und auf der anderen Seite denke ich: Hey, ich bin gesund – also KEIN GEJAMMERE! Dieser überschwenglich positive Groove hält in der Regel nicht mehr als ein paar Tage an. Dann muckst der kleine Jammerer in mir wieder auf und wird zum lauten Schreihals, der verdammt nochmal Mühe hat, diesen Dauerzustand positiv zu sehen.

Klar, ich habe auf meinen Spaziergängen ganz oft meine Familie oder eine Freundin dabei – und ich habe sogar schon mit Freunden Kaffee getrunken – auf Abstand, versteht sich – in der Einstellhalle, wo die Autos parkiert sind.

Alles kleine Seelenwärmerchen, die es etwas erträglicher machen. Ich weiss auch, dass es Menschen gibt, denen es um Welten schlechter geht!!! Sehr viele sogar!!! Aber es ändert nichts an der Tatsache, dass ich irgendwann angefangen habe, meine immer gleichen Gefährten am Wegesrand mit Namen zu versehen. Und wenn Fritz, Klaus und Bertha finden, ihre Namen seien unpassend, dann sollen sie sich gefälligst wehren. Die Welt ist eine andere – damit müssen wir alle leben. Also können Bäume und Sträucher auch anfangen zu sprechen – wir müssen uns schliesslich alle den neuen Gegebenheiten anpassen!

P.S.: Ich stelle mir grad vor, wenn die Natur wirklich auf einmal sprechen könnte – meine Güte, was für ein Lärm im Wald …:-)

Konversation auf 2021-isch

„Gehen wir heute – ähm … Moment mal …“, A scrollt durchs Handy während B fragt:
„Was suchst Du?“
„Ist jetzt heute das Möbelhaus in Hinterarschfaltigen geöffnet oder nicht?“
B so: „Wie geöffnet, ich dachte, alles hat zu!“
A interventiert: „Nein, in manchen Kantonen nicht:“
B erwidert: „Und in welchen?“
A genervt: „Das suche ich doch grad auf meinem Handy!“

C läuft dazu. „Na Leute, was läuft?“
A und B unisono: „Wenn wir das wüssten!“
C so: „Hä, wieso das denn?“
A nervös am Handy suchend: „Weil wir nicht wissen, ob in Hinterarschfaltigen der Möbelladen geöffnet hat.“
C versichert: „Nö, die haben alle zu – nur Güter des täglichen Bedarfs haben geöffnet.“
B fragt: „Wenn ich meinen Stuhl täglich brauche – ist er dann nicht ein Gut des täglichen Bedarfs?“
A zischt: „Stimmt – wer zum Teufel bestimmt, was wir täglich brauchen?“
C so: „Geh doch mal auf die Bundesseite – da steht das bestimmt drauf!“

… und dann lachen A und B und C herzlich und spazieren mit insgesamt drei Metern Abstand von dannen …

… wäre es nicht so traurig, wärs lustig!

Soviel Energie für nix …

Eigentlich habe ich gedacht, ich würde nie wieder zum leidigen Thema COVID19 schreiben – aber ich komme nicht drum herum! Warum? Weil die Nörgler, Motzer und Besserwisser mir so derart auf den Senkel gehen – ganz einfach darum!!! Irgendwo muss der Frust ja raus … und bevor ich mir die Haare raufe, schreibe ich hier, was ich denke.

Ich lese gerne, sehr viel und sehr gezielt. Die sozialen Medien machen dabei einen grossen Teil meines Lesebedarfs aus, weil auch die Zeitungen und die Fachartikel inzwischen dort aktiv sind. Aber eben nicht nur sie: Auch die hochintelligenten Kommentatoren, die ihre Fachprofessur auf COVID19 in den letzten Monaten absolviert haben, tummeln sich auf diesen Plätzen. Und die Aktivisten für und gegen Irgendwas … die Maskengegner, die Politwissenschaftler mit ihren selbstgebastelten Diplomen und was es da noch so alles gibt.

Wenn ich mir schon alleine bei den Masken überlege, was da an Energie in die Welt hinaus geschossen wird, um sich darüber zu ärgern und die Regeln in Frage zu stellen, dann könnten unsere Kraftwerke allesamt den Dienst einstellen und wir hätten genügend Motzenergie bis in alle Ewigkeit. Vermutlich würde es in jedem zweiten Haushalt die Sicherungen raushauen, bei soviel negativer Energie! Highlife also für alle Elektriker …

Echt jetzt, Leute – euch fällt allen kein Zacken aus dem Gebiss, wenn ihr einfach diesen Mund- und Nasenschutz anzieht und aufhört, ständig zu motzen. Es gibt da draussen unfassbar viel Pflegepersonal, dass das seit Jahren tagtäglich zu eurem Schutz tut, wenn ihr Pflege nötig habt. Wenn die soviel Zeit mit Motzen und Jammern verbringen würden, dann hätten wir akuten Pflegenotstand.

Für alle, die es immer noch nicht begriffen haben: Mit der Maske in eurem Gesicht schützt ihr euer Umfeld, nicht euch!!! Euer Umfeld schützt euch, indem es dasselbe tut. Es nützt also nichts, wenn ihr immer wieder argumentiert mit: Ich habe keine Angst vor Covid19, ich brauche die Maske nicht. Euer Gegenüber hat nämlich möglicherweise grosse Angst – ist möglicherweise ein Risikopatient – wäre möglicherweise froh um Rücksichtnahme – und möglicherweise wäre es nicht mehr als anständig, sich jetzt ENDLICH nicht mehr wie ein trotziger Knirps im Sandkasten zu verhalten.

Die Schweiz hat ein verdammtes Luxusproblem: Wir sind es nicht gewohnt, uns an Auflagen zu halten. Wir stellen diese in Frage, demonstrieren, motzen, schreien, begehren auf und haben das Gefühl, man klaue uns unsere Freiheit! Blödsinn!!! Was mir an den vielen Motzern auffällt ist, dass es oft jene sind, die im Alltag kaum auf etwas verzichten und weiterleben, wie vor COVID19.

Ich bin eine kritische Menschin mit nicht schlechter Bildung – ich hinterfrage, lese, höre zu, vergleiche und hirne. Aber in Zeiten einer globalen Pandemie käme es mir nicht im Traum in den Sinn, soviel Energie in den Widerstand gegen Regeln zu investieren. Meine Gedanken sind nämlich auch hinter diesem Stöffchen oder Papierchen frei. Und selbst meine kleine Enkelin hat sich schon lange daran gewöhnt, dass man sich die Hände desinfiziert und dass ihre Eltern und Grosseltern Masken tragen, wenn sie einkaufen gehen. Sie ist 1 1/2-jährig und nimmt die neue Normalität einfach an. Tut das doch bitte auch – diese Normalität könnte nämlich künftig zu unserem Leben gehören – ob euch das passt, oder nicht! Und der kleine Kollege COVID interessiert sich einen Deut für euer Gezeter …

Covid’s unterwegs …

Hey ihr Leute da draussen

Ich heisse Covid, bin 19 (Tage, Monate, Jahre … egal!) und lebe seit einer Weile unter euch. Als ich mich auf den Weg gemacht habe, da dachte ich nicht im Traum daran, dass ihr mir so leichtes Spiel machen würdet. Ich hatte ja die Befürchtung, ihr würdet euch hermetisch abriegeln und dafür sorgen, dass ich nirgendwo eine Chance hätte, Fuss zu fassen. Ein Weilchen sah es sogar danach aus, als ob ihr das tatsächlich durchziehen möchtet … aber dann, als ihr dachtet, ihr hättet mich durchschaut, da habt ihr euch wieder sicher gefühlt und seid zurück zum normalen Alltagswahnsinn gegangen.

Als ihr alle mit den lustigen Dingern vor dem Gesicht rumgerannt seid, da hatte ich echt ein Problem … jeder Anlauf von mir wurde durch diese weissen, blauen und bunten Sachen in euren Gesichtern geblockt! Und meine Sprungkraft war zu wenig stark, als dass ich es geschafft hätte, von einem zum anderen zu hüpfen – ihr hattet ja auch immer soviel Luft dazwischen. Da hab ich mich ein paarmal ganz schön auf die Schnauze gelegt. Ich hatte auf einmal das Gefühl, bei euch nicht willkommen zu sein. Das war ganz schön hart für mich und meine Familie. Wir hatten in dieser Zeit ein schweres Los bei euch. Ich war schon drauf und dran, für mich und mein Gefolge den Untergang zu planen … doch dann: Auf einmal war alles wieder anders! Die Barrieren vor euren Gesichtern waren weg – ihr seid wieder zusammengerückt, ihr kommt wieder in grossen Mengen und unser Spiel bei euch macht wieder Spass. Ich habe wieder meinen alten Spazierweg gefunden … ich muss nicht einmal mehr springen – mit offenen Armen empfangt ihr mich wieder in eurer Mitte. Selbst die Barrieren sind fast alle abgebaut. Ihr habt sogar angefangen, euch laut schreiend auf Plätzen zu versammeln, um meinetwegen zu protestieren – das finde ich besonders cool. Da lasse ich jeweils meine ganzen Freunde noch kommen und wir hüpfen gemeinsam mit euch mit – mal beim einen, dann beim anderen. So macht das Leben als Covid so richtig Spass!

Als ich mich auf den Weg zu euch gemacht hatte, da wusste ich noch nicht, dass ihr dümmer sein würdet, als ich. Man hatte mir mal erklärt, dass ihr mit euren zwei Beinen intelligent und mit allen Wassern gewaschen seid. Ich bin froh, dass nichts davon stimmt! Man hat uns auch vor dem Ding namens „gesunder Menschenverstand“ gewarnt! Ich bin echt froh, dass wir dem noch nie begegnet sind – uns wurde nämlich prophezeit, dass dieses Ding uns womöglich den Garaus machen könnte. Macht doch bitte einfach weiter so, ich und meinesgleichen finden es bei euch echt gemütlich und wir denken, dass wir nicht nur bleiben werden, sondern dass wir uns so auch wunderbar vermehren können.

Danke für eure Gastfreundschaft,

euer Covid19

Ich hab mich raus getraut!!!

Ja, nach 10 Wochen war ich heute tatsächlich das erste mal wieder in der Stadt. Da ich alles, was da draussen in der Zwischenzeit passiert ist, nur vom Hörensagen kenne, war ich gespannt; und ich habe mir bewusst den Montag ausgewählt, weil ich dachte, dass es da immer am wenigsten Menschen unterwegs hat. Zumindest war das früher so. Wetter gut, nicht zu heiss – also bin ich mit klein Ellie losgezogen.

Und ich wurde überrascht – oder überrannt! Irgendwie beides!!

Da stand ich also mit der Fellnase am Tor zum Stadteingang und in meinem Kopf ratterten Sätze wie:

„Halten Sie sich an den empfohlenen Abstand von 2 Metern.“
„Befolgen Sie die nötige Distanz.“
„Wann immer dies nicht möglich ist, empfiehlt sich das Tragen einer Maske.“
„Verhalten Sie sich rücksichtsvoll.“
„Befolgen Sie die Weisungen des BAG’s.“

Entgeistert starrte ich in die menschengefüllte Gasse und dachte: „Bin ich die einzige, die diese Empfehlungen gehört hat?“ Ich hatte schon von vielen Menschen rund um mich herum gehört, dass sich offenbar seit längerem kaum mehr jemand um Covid19 zu scheren scheint. Dass es aber SO aussehen würde, das hatte ich nicht erwartet. Ich war mir nicht sicher, ob ich auf dem Absatz umdrehen, oder mir die Stadt mit den vielen Menschen nach 10 Wochen anschauen sollte. Während meine Gedanken wild ratterten,  wurde ich bestimmt fünf bis sechs mal angerempelt … schliesslich stand ich ja mitten auf der Gasse.

Ich schlich wie ein verschüchtertes Huhn die ersten Meter und wusste nicht so recht, ob mich gleich einer aus dem Corona-Albtraum aufwecken würde und ich drum so überfordert war. Leute, ich kann euch gar nicht sagen, wie froh ich war, als ich eine Herzmenschin entdeckte! Sie hat sich schon seit längerem immer wieder in der Öffentlichkeit bewegt und war definitiv sicherer unterwegs als ich. Und ich habe mich an sie ranhängen können – mit Abstand, versteht sich. Obwohl sie und ich vermutlich die einzigen in der Gasse waren, die das interessierte!

Da ich gerne Leute gucke, setzten wir uns in ein Kaffee an der zentralsten Gasse und wir taten dies ganz am Rand, mit 2 Metern Abstand zum nächsten Tisch. Dieser Abstand nützt nur leider nichts, wenn sich die Passanten beim Flanieren durch die Tische schlängeln. Absperrung? Fehlanzeige! Und das Servicepersonal kann beim besten Willen den Kaffee nicht mit 2 Metern Distanz servieren – Maske aber auch Fehlanzeige. Habe ich da etwas falsch verstanden? Auf der Toilette hatte es weder Desinfektionsmittel noch Einweghandtücher – wie gut, dass ich immer mit Desinfektionsmittel, Maske UND Handschuhen ausgerüstet bin.

Bei den meisten Geschäften stehen die Regeln und das Desinfektionsmittel am Eingang bereit – leider scheint das viele Kunden einen Scheiss zu interessieren. Es gibt aber glücklicherweise Geschäftsinhaber, die mit einer Engelsgeduld den lieben langen Tag erklären, was es zu erklären gilt. Und die uneinsichtigen und sturköpfigen Kunden, die es nicht kapieren wollen, schnauzen zum Dank blöd zurück und laufen gleich wieder aus dem Geschäft. Hä?

Von wegen: Corona sitzt den Leuten in den Knochen. NICHTS dergleichen tut es! Es ist bereits wieder alles, wie es einmal war – einfach mit Schildern überall, die von den meisten gar nicht mehr beachtet werden. Ich bin entsetzt, wie wenig wir offenbar gelernt haben und ich befürchte, die prophezeite zweite Welle im Herbst wird nicht auf sich warten lassen – dafür hat Schuss Nummer eins zu wenig Eindruck hinterlassen.

Das dümmste Wesen auf diesem Planeten? Der Mensch, eindeutig!

Als Mama und Oma ein Weichei

Es ist erstaunlich, wieviel man rückblickend über sich als Mutter erfährt, wenn man Grossmutter wird. Das passiert mir grad andauernd …

Meine kleine Enkelin bringt mich jeden Tag zum Lachen, zum Staunen, zum Lieben und zum Wachsen über meine eigenen Grenzen. Die Krux an dem kleinen Bündel Mensch? Ich kann ihr nichts abschlagen – ich schaffe es nicht, ohne schlechtes Gewissen NEIN zu sagen. Okay, es gibt Ausnahmen – zum Beispiel, wenn sie mal wieder klein Ellie ärgern will – da kann ich gut einschreiten und auch mal schimpfen. Oder wenn sie sich selber in Lebensgefahr bringen würde … dann kann ich es auch.

Aber sonst: Ich bin eine Oma aus Zuckerwatte – schlimm! Wenn sie mich mit ihren grossen Kulleraugen anguckt und „DAS … DAS … DAS …“ jammert und mit ihrem kleinen Zeigefinger auf etwas zeigt, was sie unbedingt haben möchte – nun ja … ihr wisst schon …!

Ihre Eltern können das natürlich nicht immer, schliesslich müssen sie das Kind ja erziehen. Wenn sie also NEIN sagen und klein Gwen mit Krokodilstränen laut „DAS … DAS  … DAS …“ weint, dann brechen bei mir die Dämme auch. Und dann kann es schon mal vorkommen, dass ich alle Hebel in Bewegung setze, um ihr zu helfen. Also, eigentlich helfe ich ihr andauernd. Grauenhaft, ich bin ein totales Weichei. Ich kann dieses Kind nicht weinen sehen. Und was habe ich dabei doch dauernd für Geistesblitze aus der Vergangenheit?!

Jap – extrem antiautoritäre Mama. Ich konnte schon bei meinen eigenen Kindern nicht durchgreifen. Ich fand es immer ganz grauenvoll, meinen Kindern etwas zu verbieten, was ich selber machen durfte, nur weil ich erwachsen bin. Ich kam mir dabei immer so schlecht vor und wenn sie weinten, dann hatten sie immer schon gewonnen. Ich bin wohl das Paradebeispiel der misslungenen Erziehung, was Regeln und Verbote angeht. Aber: Dafür sind unsere Beiden doch ganz gut gelungen. Sie haben beide ein gutes Herz, sind hilfsbereit und grosszügig und … können schlecht NEIN sagen. Woher sie das wohl haben?

Ich habe KEINE AHNUNG, wie die autoritären Obermütter es schaffen, ihre Kinder zu „dressieren“. Ich habe es nie verstanden und werde es nie verstehen – seit ich Oma der kleinen Gwen bin, verstehe ich es noch viel weniger. Ich gucke in ihre Kulleraugen mit den grossen Tränen und denke: „Wie soll ich da jetzt NEIN sagen?“ Ich schaffe es nicht.

Ich werde den Erziehungs-Award nicht gewinnen, weder als Mama, noch als Oma – aber ich würde für meine Kinder und meine Enkelin durchs Feuer gehen … und ich denke, das ist mehr wert.

Corona und der Mensch

Jap – ich greife das Thema auch auf. Warum? Weil es mich echt beschäftigt und weil man nicht mehr ausweichen kann. Bekanntlich sind nämlich Corona und der Mensch keine Freunde, ganz im Gegenteil. Nachdem uns all die Stürme und Unwetter der vergangenen Monate nicht vom Planeten fegen konnten, versucht es nun Corona. Ganz offensichtlich hat die runde Kugel, auf der wir leben, die Schnauze gestrichen voll von uns!

Es gibt etwas zwischen Hysterie und Risiko … das heisst RÜCKSICHT!

Ich bin nicht dafür, dass wir uns nun hysterisch zu Hause einigeln sollten; noch viel weniger lustig finde ich aber jene, die über Corona nur lachen und absichtlich alles tun, um sich zu gefährden. Das ist nämlich nicht nur dumm, das ist absolut rücksichtslos. Ja! Wer sich gerne anstecken möchte und deshalb weder auf Partys, noch auf Konzerte oder Theaterbesuche, Ferienflüge oder weiss der Geier was verzichten möchte, der stellt nicht nur sein Immunsystem auf eine harte Probe; nein! Er könnte Träger eines Coronas werden, das ihm vielleicht nicht viel anhaben kann, danach aber möglicherweise unendlich viele Menschen gefährdet, die mit Vorsicht durch den Alltag gehen. Manche haben nämlich einfach keine Wahl, weil sie entweder alt, krank oder sonst besonders gefährdet sind. Schon mal an jene gedacht?

Alle, die sich nun sicher fühlen, weil sie jung sind oder weil ihre Kinder noch klein sind und damit nicht zu den Hochgefährdeten gehören: Dann haltet euch bitte aber auch daran, mit KEINEN älteren oder kranken Menschen Kontakt zu haben. Auch nicht, um möglicherweise den Knirps mit Schnupfen zur Oma zu bringen, um selber arbeiten zu gehen. Der Schnupfen des Kleinen könnte nämlich Corona sein – und die Oma könnte danach ein ziemlich grosses und tödliches Problem haben. Oder all die Onkopatienten, deren Lebensradius oft ohnehin schon eingeschränkt ist – die finden es auch nicht witzig, wenn ihr hustend durch die Einkaufscenter latscht und denkt: Alles nicht so schlimm! DAS IST NÄMLICH EINFACH NUR RÜCKSICHTSLOS!!!

Also bitte: Man wird wohl mal für ein paar Monate auf all die Gefährdungspunkte verzichten können und das Händeschütteln und Verteilen von Küsschen ist ohnehin schon lange nicht mehr zeitgemäss … wir leben im Zeitalter der Multikulturen und unsere Immunsysteme haben ohnehin ziemliche Hochleistungen zu vollbringen. Drum wäre ich dafür, dass man das Gedrücke und Geknutsche überall grad ganz abschafft – und anstelle des Pfotenschüttelns tut es auch ein Nicken und Lächeln!

Rücksicht, Weitsicht – sonst sehe ich eine extrem düstere Aussicht 🙁

Das Gipfelipolitikum

Es gibt Dinge, die muss ich nicht verstehen. Selbst wenn ich mich noch so bemühe, will mein Verstand die einfach nicht in meinen grauen Zellen sortieren. So passiert, vor ein paar Tagen in einer Coop Filiale.

Da gehe ich mit meinem Tochterkind in besagter Coop Filiale einkaufen. Und weil diese Coop Filiale ein Coop Kaffee (Mini-Restaurant) angeschlossen hat (mit offenem Durchgang vom Laden ins Kaffee) setzen wir uns nach dem Einkauf dort rein. Wir haben Durst und ein Hüngerchen. Wir bestellen einen Kaffee und einen Saft und … sonst hat es nicht gerade ein grosses Angebot, ausser abgepackten Biberli und Kägifret. Also düst das Tochterkind nochmal in den Laden und holt sich ein Gipfeli dazu.

Schliesslich haben wir unsere Getränke ja vor uns und sitzen unter dem Coop-Dach.

Das Tochterkind setzt sich wieder zu mir und ZACK … stellt uns die Servicekraft mit angewidertem Blick folgendes Schild vor die Nase:

Ich sage anständig: „Schon klar, dass man hier nicht einfach picknicken darf – aber wir haben ja Getränke bestellt, im Coop eingekauft und das Gipfeli ist – wie sie sehen können – auch aus dem Coop.“
Sie daraufhin: „Interessiert mich doch nicht, wo das her ist. Wir sind hier ein Restaurant – wo kämen wir da hin, wenn jeder sein Zeug selber mitbringt?“
Ich so: „Wir haben Getränke bestellt, hätten ja gerne bei Ihnen was geknabbert – leider hat es nicht wirklich ein Auswahl.“
Sie so: „Mir egal – sie dürfen das hier nicht essen!“

Über soviel Unfreundlichkeit sind wir dermassen geplättet, dass wir wie begossene Pudel am Tisch sitzen und unsere Getränke schlürfen und das Gipfeli unberührt auf dem Tisch liegen lassen. Das dürfen wir nämlich. Man darf nur nicht in die Plastiktüte reingreifen und davon essen … das geht nicht!

Nun ja – dass DIESES Kaffee um Kunden kämpfen muss, überrascht uns gar nicht. Bei diesem Sonnenschein von Bedienung vergeht einem auch die Lust am einem Besuch dort. Und der Kunde ist dort nicht König, sondern Prügelknabe! Wir haben noch nie so schnell unsere Getränke konsumiert – KEIN Trinkgeld gegeben und das Kaffee wieder verlassen. Das Gipfeli kam im Auto dorthin, wo es hingehörte: In den Magen des Tochterkindes.

Hach … solch unsinnige Regeln machen das Leben doch immer wieder spannend!

Vorsorge ist besser …

… als das bittere Nachsehen zu haben!

Habt ihr euch auch schon mit dem Ende eures Lebens beschäftigt? Ganz egal, wie alt ihr gerade seid oder wie gesund, fit, krank oder gebrechlich – das spielt überhaupt keine Rolle. Ich bin immer wieder überrascht, wie sehr Herr und Frau Schweizer ein Problem damit haben, sich mit der eigenen Endlichkeit zu beschäftigen. Alles wird versichert – und wir sind vermutlich das überreglementierteste Volk der Welt. Aber wehe, es geht um den eigenen Tod oder die Grauzone zwischen Leben und Tod. Darüber möchte „man“ bitte nicht sprechen – und sich schon gar nicht damit auseinandersetzen.

Meine lieben Leser-/innen: Wir werden geboren, wir leben, und es ist noch keiner lebend aus der Nummer rausgekommen – was heisst: Wir sterben alle auch irgendwann.

Früher, als es noch nicht gefühlt 700 Paragraphen gab, die den Tod auch noch per Gesetz festnagelten, da konnte einfach noch gestorben werden. Es gab zwar auch damals schon üble Familienstreitigkeiten wegen der Erbschaft. Und auch damals schon wurden die vorher ach so geliebten Verwandten zu Hyänen, wenn es ums Geld ging. Aber es war doch noch so einiges einfacher als heute.

Im Zeitalter der Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde (kurz KESB) ist es leider nötig geworden, dass man alles regelt, solange man gesund und munter ist. Wenn man nämlich schon zu krank dafür ist, dann ist es zu spät. Oder ältere Menschen, die meinen, wenn sie tot seien, dann sei ihnen das ohnehin egal … die machen ihren Nachkommen damit gar keinen Gefallen.

Wer nichts regelt, der landet spätestens ganz unsaft in der heutigen Realität, wenn mal etwas sein sollte. Und auch eine Ehe oder mündliche Absprachen mit der Familie gelten dabei null und gar nichts. Was nirgends geschrieben steht, das hat auch keine Gültigkeit. Und da kommt es regelmässig vor, dass Ehegatten bei wichtigen Fragen einfach übergangen werden und die Behörde das letzte Wort hat. Ist beispielsweise ein Ehepartner schwerkrank (im Koma) im Krankenhaus und es geht darum, Entscheide zu fällen bezüglich weiterem Vorgehen etc., dann kommt das böse Erwachen. Stirbt der Ehepartner (oder Lebenspartner), ohne vorher noch etwas geregelt zu haben – dann steht der Zurückgebliebene mit gesperrten Konti und einer Behörde am Hals da. Ungeregelte Dinge landen über kurz oder lang auf dem Tisch des KESB und man wird zu einer Fallakte, zu der man nichts mehr zu sagen hat (und die Angehörigen schon gar nicht mehr).

Drum mein Tipp, meine Lieben:

Kümmert euch um eure Patientenverfügung, den Vorsorgeauftrag und euren Nachlass. Am wichtigsten aber ist der Vorsorgeauftrag mit der Patientenverfügung. Ist keine lange Geschichte, hat aber eine immense Wirkung, wenn etwas passiert. Und es passiert leider täglich und überall. Wir sind nämlich alle nicht unsterblich. Hier nützliche Links:

Vorlage

https://www.fmh.ch

Schon klar – der Tod ist nicht gerade ein sexy Thema für den Familientisch. Er gehört aber dazu und: Wenn man sich einmal gemeinsam darüber unterhält, dann merkt man nämlich, wieviel man vom anderen Menschen nicht gewusst hat. Wir haben dieses Thema in unserer Familie schon vor-, rück- und seitwärts durchdiskutiert und wir sind froh darum. Es verliert so den Schrecken, den es in den Köpfen der meisten Menschen hinterlässt.

Alles, was man unter dem Tisch lässt, wirkt einschüchternd. Legt man es einmal auf den Tisch und sieht es an, dann verliert es an negativer Wirkung.

P.S.: Es ist schnurzegal, ob ihr 20, 50 oder 80 seid. Der Zeitpunkt ist nie falsch, um zu regeln, was man regeln kann 🙂

 

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