von süss bis ungeniessbar

Blindes Huhn

Da bin ich mit meiner Tochter und der kleinen Fellnase Ellie in Hamburg unterwegs und lasse mich weder von Regen noch von düsterem Licht davon abhalten, ein Fulltimeprogramm In- und Outdoor abzuspulen. Unterwegs muss das Tochterkind amtliche Besorgungen machen und ich denke mir, dass ich diese Zeit nutze, um mich mit dem Vierbeiner in ein Kaffee an die Fensterfront zu setzen, etwas zu essen und den Menschen zuzusehen. Prima Plan! Bis die Speisekarte kommt … und da erweist sich der Plan als schwierig. Warum? Ich habe mich ohne Brille auf den Weg gemacht. Und: ich bin ohne Brille blind wie ein Maulwurf.

Ich klappe mutig die Speisekarte auf und halte sie so weit von mir weg, wie nur möglich. Leider sehe ich nur die Überschriften, sonst nichts. Und ich muss gestehen, dass ich es etwas doof finde, mir die Karte vom Kellner vorlesen zu lassen. Beim Eingang des Restaurants hängt ein grosses Plakat, auf welchem steht „Pizzabrot mit Dip und ein Getränk für Euro 4.50“. Nicht, dass ich auf Schnäppchenjagd wäre, aber das ist nunmal das einzige, was ich ohne Brille erkennen kann. Also sage ich dem netten Kellner sehr souverän, dass ich doch gerne das Angebot vom Plakat hätte. Lust auf Pizzabrot? Geht so! Da ich aber sonst nichts lesen kann, habe ich keine andere Wahl.

Geschmeckt hat das bestellte Essen erstaunlich gut und ich habe mich nur wenig geärgert, als ich – zurück in der Wohnung – gemerkt habe, dass ich die Brille doch dabei gehabt hätte, einfach im falschen Fach im Rucksack verpackt. Gut gemacht, blindes Huhn!

Brief an meine Schultern – Challenge

Liebe Schultern

Herzlichen Dank, dass ihr seit Jahren meinen Kopf mit euch rumtragt. Zwischenzeitlich wurdet ihr sogar noch mit dem Gewicht meiner Kinder belastet, wenn diese auf den Schultern getragen werden wollten. Meine Güte, bin ich froh, dass diese Zeit schon lange vorbei ist. Ihr habt mir solche Aktionen nämlich immer mit üblen Schmerzen gedankt.

Heute seid ihr hängend (Tendenz nach vorne), asymetrisch (nicht gleich hoch) und runder als früher (mehr Fleisch am Knochen). Wie asymetrisch ihr wirklich seid, merke ich immer dann, wenn ein BH-Träger immer runterrutscht, während der andere hält. Ich muss alles, was mit Trägern versehen ist, immer ungleich einstellen oder ungleich nähen lassen, damit es hält. Eine schiefe Angelegenheit.

Man sagt, dass man sich bei Sorgen viel aufbürdet. Diese Last tragt dann – im übertragenen Sinne – ihr. Ja, das stimmt wirklich. Auch körperlich spürbar. Wenn ich gestresst bin, dann schmerzt ihr tatsächlich. Es ist, als ob ihr dann mit mir kommunizieren würdet. So nach dem Motto: „Hey Du da, könntest Du bitte aufhören, uns noch mehr aufzuladen. Wir können all das nicht mehr tragen.“ Ihr fühlt euch dann an, als ob mir jemand einen viel zu schweren Rucksack angehängt hätte. Und die Signale, die ihr an mein Gehirn schickt, sind dann mehr als eindeutig. Manchmal höre ich darauf, manchmal versuche ich es solange zu ignorieren, bis ihr komplett auf stur stellt und so richtig übel schmerzt.

Nackt trage ich euch nie zur Schau, ausser im Wellness, wenn ich einen Bikini anziehen muss. Sonst seid ihr immer schön verpackt. Das war schon immer so. Nicht einmal in jungen Jahren rannte ich mit Tanktop durch die Gegend. Man hat mich schon immer als hochgeschlossen gekannt, deshalb kommt ihr selten an die frische Luft. Sorry! Keine Ahnung, ob ich verklemmt bin, aber ich habe niemals mein Fleisch zur Schau gestellt – auch nicht, als es noch straff und knackig war. Manche behaupten sogar, wenn es für den Strand einen Ganzkörperbikini gäbe (analog Neoprenanzug), dann würde ich ihn tragen. Stimmt! Am liebsten mit Rollkragen…

Hipster – Einheitsbrei

Da sitze ich also im Starbucks an der grossen Glasfront und schaue dem Leben auf der Strasse zu. Ich liebe es, zu sitzen und zu beobachten. Aber ich finde es gerade ein bisschen langweilig, dieses Strassenbild der Mode. Beinahe alles, was zwischen 16 und 30 Jahre alt ist und mit dem Trend geht, sieht nämlich gleich aus. Das ist mir noch nie so krass aufgefallen, wie gerade eben. Irgend ein Hochglanzmagazin hat den grünen Parka zum Must have der Hipsters erklärt.

FullSizeRender 24 Weiterlesen

Berge bezwingen

Ja, ihr habt richtig gelesen – ich bezwinge die Berge, ich erklimme sie nicht. Die Waschberge! Und das tue ich jedes Wochenende aufs Neue. Ich weiss nicht, ob Bergschuhe und ein Rucksack die Sache leichter machen würden; Fakt ist, dass sich diese Berge immer wieder türmen, als ob ich sie nie bezwungen hätte.

IMG_3636

Eine Vierpersonen-Waschbergwanderung ist an sich locker zu meistern. Besonders toll wäre aber, wenn sich beim Besteigen des Gipfels auch das Gefühl des „Geschafft, fertig, zufrieden!“ einstellen würde. Dem ist aber nicht so, denn während die Maschinen waschen und trocknen und ich die Berge sortiere nach Farbe, Material und Personen, fällt in den oberen Stockwerken schon wieder neue Wäsche in die Waschkörbe. Ich glaube, man könnte das auch eine Neverending-Story nennen. Oder Wanderung ohne Ziel? Weiterlesen

Neuere Beiträge »

© 2024

Theme von Anders NorénHoch ↑