von süss bis ungeniessbar

Helfen, um verarscht zu werden …

Stellt euch mal vor, ihr helft jemandem, dem das Schicksal übel mitspielt. Und dann merkt ihr, dass ihr verarscht werdet und versucht verzweifelt, den Glauben an das Gute im Menschen nicht zu verlieren. Was tut man da?

Kurzer Abriss der Geschichte: Ein aufgestellter und durchwegs positiver junger Mann aus Deutschland hat vor etwas mehr als einem Jahr erfahren, dass er einen unheilbaren und äusserst fiesen Hirntumor hat. Da das Deutsche Krankenkassensystem in einem absolut desolaten Zustand ist, hat die Mutter des Jünglings einen Spendenaufruf gemacht, um die teuren Therapien bezahlen zu können. Ich bin diesem Aufruf gefolgt – nachdem ich mich mit dem jungen Mann persönlich in Verbindung gesetzt habe. Er hat nämlich sofort nach der ersten Operation im Krankenhaus angefangen, einen Blog über seine Krankheit zu führen. So konnte er die Leute immer alle gleichzeitig updaten und konnte sich und seine Familie vor 1001 täglichen Frage schützen.

Hier gehts übrigens zu seinem Blog: http://rummelschubser.de/blog/

Ich habe versucht, mich in die Mutter hineinzuversetzen und dachte sofort: Was muss in einem vorgehen, wenn man weiss, dass das eigene Kind mit einer tödlichen Diagnose konfrontiert wurde? Und was würde ich alles in Bewegung setzen, um meinem Kind zu helfen?

Und so war für mich in Sekundenschnelle klar, dass ich helfen will. Ich habe eine Spende auf das Konto überwiesen, welches die Mutter für den Sohn als Spendenkonto eingerichtet hat. Auf meiner Überweisung habe ich geschrieben: „Spende für Erik“ und ich habe dem Jüngling gesagt, dass er damit die erforderlichen Therapien machen kann. Ich habe ihn aber auch wissen lassen, dass er grundsätzlich mit der Spende tun und lassen kann, was er möchte. Wenns etwas sein sollte, was ihm einfach so wichtig sei, dann sei auch das okay. Und glücklicherweise hat auf dem Therapieweg die Krankenkasse endlich eine Kostengutsprache gemacht, sodass auf dem Spendenkonto von mir und diversen anderen Spendern Geld liegt, welches er nun zu seiner absolut freien Verfügung hat … oder NEIN: Haben sollte! Warum? Nun ja, die Frau Mama hat im Verlauf der Krankheit des Sohnes offenbar entschieden, dass sie schliesslich die Initiantin des Spendenaufrufs gewesen sei und – dass die Kohle ohne ihr Engagement gar nie zusammengekommen wäre. Kurz und gut: Die leidende Mutter hat beschlossen, ihrem Sohn den Zugriff auf das Konto (welches sie natürlich auf ihren Namen eröffnet hatte – der Jüngling lag ja damals im Krankenhaus) zu verweigern und ihm auch das Geld nicht zur Verfügung zu stellen.

Warum ich mich nicht wehre? Nun ja, ich wehre mich – mit allen Mitteln. Der ursprünglich Begünstigte tut dies übrigens auch – sogar mit Unterstützung von juristischer Seite. Resultat: Die ach so besorgte Mutter blockiert sämtliche Anrufe, Mitteilungen, Briefe und selbst auf das Klingeln an der Tür reagiert sie nicht mehr. Inzwischen müssen wir leider davon ausgehen, dass der Zustand des Sohnes sie weit weniger interessiert, als der Kontostand des Spendenkontos, welches sie sich unter den Nagel gerissen hat.

Alle Mütter da draussen, die nun denken, dass es sowas doch gar nicht geben kann: Doch, das gibt es tatsächlich. Ich konnte es zuerst auch nicht glauben, aber inzwischen habe ich genug Informationen und war im Austausch mit besagter Mutter. Der Sohnemann wird – wenn die düstere Prognose stimmt – sterben, bevor er die Möglichkeit hatte, mit dem Spendengeld noch etwas Sinnvolles machen zu können. Und die ach so liebende Mutter redet mit dem Sohn nicht einmal mehr (warum auch immer) und wartet nun offenbar darauf, dass er stirbt und sie mit dem Geld machen kann, was sie möchte. Falls ihr der lieben Frau Mama etwas mitteilen möchtet, so dürft ihr das gerne auf meinem Blog oder auf dem Blog des Betroffenen machen. Schimpfwörter lassen wir dabei lieber weg – es gibt keine, welche treffend beschreiben würden, was in so einem Menschen wohl vorgeht.

Ich verstehe die Welt nicht mehr!

Wann läuft das Fass über?

Fazit nach einer Woche Ferien im Schweizer Nobelort Gstaad: Der Göttergatte und ich haben unsere Ruhe in einer kleinen gemieteten Ferienwohnung genossen. Trotz Regen sind wir spazieren gegangen. Auch durch Hiobsbotschaften haben wir uns unsere Chillout-Tage nicht vermiesen lassen. Wir sind bis Mittags im Pyjama rumgelümmelt, haben unser Müesli selber zubereitet und haben uns infolge des knapp bemessenen Platzes in der Miniwohnung zum Teil mit lustigen Provisorien behelfen müssen. Aber es war gemütlich und schön. Einziger Wehmutstropfen:

Gstaad ist offenbar im Verlauf der letzten Jahre zur Insel der absolut dekadenten Gesellschaft verkommen.

Schlägt man im Duden Dekadenz nach, so bekommt man folgende Erklärung: „kultureller Niedergang mit typischen Entartungserscheinungen in den Lebensgewohnheiten und Lebensansprüchen; Verfall; Entartung“

Jap, das trifft es ziemlich genau. Ich war nicht das erste mal in Gstaad. Mein letzter Besuch liegt aber ein paar Jahre zurück und so hatte ich im Kopf immer noch das schöne und beschauliche Gstaad von damals. Im Gegensatz zu St. Moritz war Gstaad immer sehr adrett, nicht aufgemotzt und auch nicht übertrieben. Die Preise waren immer hoch, aber bezahlbar.

Das sieht heute leider ganz anders aus. An der wunderschönen, verkehrsberuhigten Promenade des Bergdorfes reihen sich Geschäfte wie Dolce & Gabbana und Prada an Louis Vuitton, Monclér und Ralph Lauren. Dann hätten wir da noch die Juweliere Graff, Chopard oder Cartier und die Stores von Loro Piano oder Brunello Cucchinello. Bei den Sportgeschäften sind Monostores wie Bogner oder Jet Set vertreten. So! Und auch wenn jetzt jemand diese Marken nicht kennt, so ist es ein leichtes zu googeln, in welcher Preisklasse diese Anbieter spielen. In einer total eigenen nämlich. High end ist da noch untertrieben. Das geht schon unter highest end. Zumal die Stores in Gstaad nur ihre teuersten Schätzchen dort zum Verkauf anbieten. Schöne Pullis ab 1’000 CHF bis ins Endlose sind überall erhältlich. Pelze in sämtlichen Farbvariationen ab 20’000 CHF gibts in jedem Geschäft und – nur so am Rande – die Deklarationen „Käfighaltung mit Gitterböden“ interessiert dort keinen Menschen. Bei den Juwelieren sind die Preise „nur“ bis zu einer Million CHF angegeben … ab da heisst es auf dem Preisschild „auf Anfrage im Geschäft“.

Viele der Geschäfte sind nur in der Hochsaison (Dezember bis März) in Gstaad vertreten und machen dann die Pforten für den Rest des Jahres zu. Dann ist tote Hose. Das bedeutet, dass in dieser Zeit der Umsatz für das ganze Jahr eingefahren werden muss. Und das wird gemacht – koste es, was es wolle. Da spielt der Anstand keine Rolle mehr. Da dürfen kaugummikauende Teenies die Füsse auf die Polster legen während Mama den Nerz aussucht. Quengelnde und total übermüdete Hosenscheisser dürfen die Wellnesslandschaften der Nobelhotels stürmen und in den ehemals schönen Café’s sieht es um 17 Uhr aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte. Pommes und ganze Stücke Brot inklusive Salat unterm Tisch – und von Schamgefühl keine Spur. Warum auch? Die fette Brieftasche scheint zum Benehmen jenseits von Gut und Böse zu berechtigen.

Ich gebe zu: Der Göttergatte und ich haben es uns zum Sport gemacht, uns in bekannteste Dorfcafé zu setzen und dem Treiben zuzuschauen. Entsetzt, wortlos und mit 100 Fragezeichen in den Augen. Jede Asi-Sendung auf RTL2 ist dagegen kalter Kaffee!

Das schlimmste daran ist für uns die Frage, was aus dem Nachwuchs einmal wird, der von den neureichen Eltern so dermassen verkorkst wird. Diese Kinder sehen in den Eltern keinerlei Anstand oder Benehmen … da werden wahre Terrortouristen aufgezogen. Mir tun die Einheimischen leid, die von diesem Tourismus leben und sich deshalb nicht trauen, den Finger draufzuhalten. Mir würde dort täglich x mal der Kragen platzen und bei mir hätten mindestens die Hälfte der Besucher Hausverbot.

Schade um den schönen Ort – ich frage mich, wie es dort in 10 Jahren aussehen wird …

Hallo Anstand?

In trauter Zweisamkeit machen der Göttergatte und ich uns auf zum Abendessen in einem wunderbaren Restaurant in Gstaad. Letzter Abend – besonderer Genuss! Ein Ambiente wie es im Buche steht; eine erlesene Menuauswahl die ihresgleichen sucht und ein Service, der nur schwer zu toppen ist. Einfach perfekt … wenn da nicht nach kurzer Zeit des zufriedenen Geniessens plötzlich Tischnachbarn eintreffen würden, die das Prinzip „Unfall“ in Perfektion ausleben. Für alle, die nicht verstehen, was ich mit dem Prinzip „Unfall“ meine, folgende Erklärung: Man möchte nicht hinschauen bzw. hinhören – aber es lässt sich nicht vermeiden – man MUSS einfach!

Herr und Frau „Wohlhochgeboren“ mit Zürcher Dialekt setzen sich hin und fangen sogleich an, sich zu zoffen. Wohlverstanden, wir sprechen von einem Restaurant mit weissen Tischtüchern, gedämpftem Licht und ruhigem Ambiente. Frau Wohlhochgeboren interessiert das aber einen Deut. Sie erklärt ihrem Gatten in aller Deutlichkeit, dass sie NICHT betrunken sei (oh doch, sie war schon bei der Ankunft betrunken) und dass er ihr absolut gar nichts zu sagen habe. Und sie hat dabei eine laute Whiskystimme, die durch Mark und Bein geht. Ihm ist es sichtlich peinlich und er versucht anfänglich noch, sie im Zaum zu halten. Dummerweise provoziert sie so lange, bis sein Puls offenbar derart hochfährt, dass auch seine Stimme unüberhörbar ist und es einen Disput daraus gibt, den absolut kein Gast überhören kann.

Sie: „Du hast mir nicht zu sagen, wie ich zu reden habe!“
Er: „Du hast absolut keine Ahnung, wie sehr ich Dich zum Kotzen finde!“
Sie: „Oh doch, ich finde Dich nämlich nicht weniger zum Kotzen!“
Er: „Könntest Du jetzt einfach aufhören, es hören und sehen alle, was Du hier abziehst!“
Sie (schmatzend mit Essen im Mund): „Kein Mensch hört etwas. Nicht diese da (Fingerzeig zu uns) und nicht diese da (Fingerzeig zum nächsten Tisch) … niemand hört etwas.“
Er: „Hör doch jetzt einfach auf, ich ertrage das nicht mehr:“
Sie: „Das ist mir scheissegal – Du erträgst nichts, was mich betrifft.“

Dies nur ein kleiner Ausschnitt aus einem ausgewachsenen Ehestreit eines 66-jährigen Paares (das haben wir im Verlauf des Gesprächs auch mitbekommen), welches besser zu Hause geblieben wäre. Es ist derart irritierend, dass der Göttergatte und ich uns weder vernünftig unterhalten, noch auf das Essen konzentrieren können. Wir sind gezwungen, mitzuhören und mitzusehen – die Beiden sitzen uns schliesslich genau gegenüber.

Ich ärgere mich derart, dass ich finde, die Beiden müssen das wissen. Und so bezahlen wir unsere Rechnung und stehen auf. Ich gehe zum Tisch des besagten Ehepaars und frage ganz ruhig: „Darf ich Ihnen etwas sagen?“ Beide total perplex: „Ja bitte?“

„Man versteht jedes Wort, ob man will oder nicht – und dass ist so unfassbar unanständig gegenüber den anderen Gästen, dass sie sich schämen sollten.“

Ich habe selten zwei so betretene Gesichter gesehen. Er zischt zu ihr: „Ich hab es doch gesagt“, worauf sie mich ansieht und sagt: „Tut mir sehr leid, pardon.“

Also: Wenn man sich gegenseitig so zum Kotzen findet und schon zerstritten aus dem Haus geht, muss man dann noch die ganze Umgebung daran teilhaben lassen? Eher nicht. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie deren Abend weiterverläuft …

Hundemode?

Seit ich eine kleine Vierbeinerin habe, befasse ich mich mit Themen, welche mich früher entweder nicht tangiert oder nicht interessiert haben. Meine Ellie ist eine Mischlingshündin aus dem Tierheim und ist in etwa so perfekt, wie ich. Was das heisst? IMG_4229

Wir sind prima, auch wenn an uns so manches gar nicht stimmt. Das ist uns aber egal. Da Ellie keine Unterwolle hat (und deshalb auch nicht haart), friert sie im Winter ziemlich schnell und bei Regen ist sie sofort bis auf die Haut klatschnass. Also musste ich – wohl oder übel – einen Regenmantel anschaffen. Ellie findet das Teil ziemlich bescheiden und mag es gar nicht gerne. Sie stellt sich damit hin, als ob sie sich schämen würde. Möglicherweise tut sie das sogar. Aber andersrum zittert sie wie Espenlaub.

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Wenn ich aber sehe, was es in den Hundeboutiquen alles zu kaufen gibt, dann stehen mir die Haare zu Berge.

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Wer zum Teufel kommt auf die Idee, sein Tier als Modeobjekt zu missbrauchen. Das hat mit funktionalem Hintergrund gar nichts mehr zu tun. Kleidchen mit Rüschen, Haarmaschen oder Halsketten haben wohl kaum mehr einen tierischen Hintergrund. Eher erinnern sie an eine Barbiepuppe. Und genau diese Barbiepuppe sollten sich Leute anschaffen, die ihre Tiere so verpacken. Ich habe keine Ahnung, ob Tiere ein Schamgefühl kennen, aber ich habe das Gefühl, dass Ellie sich schämt, wenn sie ihren verhassten Regenmantel anziehen muss. Wie müssen sich dann wohl die kleinen Modepüppchen fühlen, die so rein gar nichts mehr mit einem Hund zu tun haben? Offensichtlich scheint diese Hundemode aber grossen Absatz zu finden, denn es gibt immer mehr Anbieter solcher Puppenkleider für Tiere … schrecklich!

Ich fänd es richtig cool, wenn die Hunde uns mal einen Tag lang so anziehen könnten, wie sie uns gerne sehen möchten. Vermutlich gingen dann dem einen oder anderen Hundebesitzer die Augen auf. Schliesslich möchten wir ja auch nicht mit Fell am ganzen Körper rumrennen (hoffe ich zumindest) – und genauso wenig möchten Hunde mit Puppenkleidern spazieren geführt werden (oh, sorry – die spazieren ja nicht, die werden in der Handtasche getragen). Tierliebe bis der Arzt kommt…

Schaulaufen der Peinlichkeiten

Es ist heiss – sehr heiss. Und es ist weit und breit keine Abkühlung in Sicht. Da ich ein bekennender Winterfan bin und den Sommer ohnehin nicht mag, ist die aktuelle Hitze für mich einfach nur HORROR! Ich mag es nicht, weil man sich nicht davor schützen kann. Im Winter ziehe ich einfach soviel über, bis mir warm ist. Was aber tun, wenn es derart heiss ist, dass es nur noch im Keller erträglich ist? Ein Kellerkind werden? Weiterlesen

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