In der Schweiz stehen bald schon die Nationalratswahlen an. Das bedeutet, dass die Autofahrt ins Grüne in den nächsten Wochen einer Fahrt durch den Schilderwald entspricht. Die Strassenränder sind gespickt mit Wahlplakaten, die sich in ihren Farben, Formen und Grössen einen Wettkampf liefern. Der Wahlkampf findet also nicht nur auf dem Politparkett statt, sondern definitiv auch auf der Strasse.

Ich bin immer wieder überrascht, dass in der überreglementierten Schweiz, wo eigentlich jede Kleinigkeit per Gesetz festgehalten ist, dieses Plakatwettkämpfe erlaubt sind. Es gibt Strassenabschnitte, wo der Blick auf die Strasse beinahe unmöglich wird. Alle paar Meter steht ein Schild, welches das vordere zu toppen versucht. Die einen sind so hoch, dass sie die Sonne verdecken, andere sind breiter als die Häuserlandschaft dahinter. Die Konterfeis auf den Plakaten werden also künstlich entweder in die Höhe, oder in die Breite gezogen und es wird derart um die Wette gegrinst, dass Pepsodent und Colgate mit ihren Werbungen einpacken können.

Am besten sind aber die Wahlslogans, welche einen doch schon sehr vom Strassenverkehr ablenken. Entweder, weil sie in ihrer Kreativität in etwa so toll sind wie eingeschlafene Füsse, oder aber weil sie so aggressiv sind, dass man glatt das Bedürfnis hat, das Schild umzufahren.

Im Moment sind also Wegbeschreibungen in der Schweiz sehr besonders. Es heisst nicht mehr: „An der zweiten Kreuzung biegst Du links ab, dann fährst Du bis zu der riesigen Eiche. Dort siehst Du den Parkplatz, auf welchem Du Dein Auto abstellen kannst.“ Nein – aktuell lautet die Beschreibung eher: „Bei der 3. Plakatwand mit dem Typen mit der Knollennase biegst Du links ab, dann fährst Du bis zu jenem Schild mit den überdimensionierten roten Buchstaben drauf. Dort siehst Du, wenn Du Glück hast, den Parkplatz, auf welchem Du parkieren kannst.“

Ich warte auf den Tag, an welchem die Wahlplakate noch an den Ampeln montiert werden…