Ich hatte das Vergnügen, an einer Party zwischen einem Schulmediziner (Kardiologe) und einer Verfechterin der Homöopathie zu sitzen. Das ist ein hervorragender Platz, solange nicht das Thema Krankheiten und deren Behandlung auf den Tisch kommt. Und vor allem, solange beide Parteien tolerant sind. Sobald aber das Missionieren und Belehren anfängt, wird es in der Sandwichposition ganz schön ungemütlich.

Die Globuli-Frau ist der festen Überzeugung, dass nahezu alles mit diesen Wunderkügelchen zu behandeln ist. Der Schulmediziner steht drüber und gibt höchstens ein breites Grinsen, gefolgt von: „Also, mit Sicherheit schadet es nicht…“, von sich. Mit diesem Satz holt er aber die Globuli-Frau bereits aus dem Busch. „Soll das heissen, dass Homöopathie nichts nützt?“ Der Arzt: „Nein, das habe ich nie gesagt – ich sage nur, dass es bestimmt nicht schadet.“ Sein schelmisches Grinsen sagt aber in Wahrheit eigentlich: „Glaub daran und geniess das Zuckerwasser in Kügelchenform.“

Ich muss gestehen, dass ich mich bei solchen Diskussionen  köstlich amüsiere. Und ich beobachte immer wieder, dass die Verfechter der Homöopathie in der Regel viel aggressiver reagieren, wenn man ihre Philosophie in Frage stellt, als dies die Schulmediziner tun. Ich bin selber eine Verfechterin der Devise: Alles was nützt, ist ok. Worum es sich dabei handelt, ist völlig egal. Kräuter, Kügelchen, Tabletten, Crèmes, Sirup, Antibiotika – total egal, Hauptsache, der Patient ist danach geheilt und fühlt sich besser. Selbst wenn es Bunte Smarties sind … wenn der Glaube daran Berge versetzt, ist es doch auch gut. Der Placeboeffekt hat nicht selten die grösste Wirkung überhaupt. Weiss ein Patient nicht, dass er ein „leeres“ Medikament zu sich nimmt, besteht durchaus die Möglichkeit, dass trotzdem eine Wirkung eintritt. Sein Gehirn stellt sich nämlich nach der Einnahme auf die Besserung ein und nicht selten tritt diese tatsächlich kurz darauf ein. Die Kraft der Selbstheilung scheint also stärker zu sein, als man oft annimmt. Diejenigen, die allerdings Krebs, Aids oder andere tödliche Krankheiten auf Gedeih und Verderben mit Globuli bekämpfen wollen – die lösen bei mir nur Kopfschütteln aus. Eine gesunde Verbindung aus Alternativ- und Schulmedizin ist in meinen Augen die Lösung. Und bei der Alternativmedizin gibt es auch noch unendlich viele Verzweigungen. Manche machen mehr Sinn, andere weniger. Pflanzenheilkunde, welche die Indianerstämme schon praktizierten und die in der heutigen Zeit verfeinert eingesetzt wird, kann irgendwie nicht komplett daneben sein. Schliesslich gab es früher nur Pflanzen, welche als Heilmittel eingesetzt wurden. Die Herstellung chemischer Medikamente ist noch gar nicht so lange üblich. Viel länger hat die Menschheit sich mit den Ressourcen der Natur geholfen. Etwas anderes war ganz einfach nicht da.

Aber spannend sind Diskussionen zwischen der Globuli-Brigade und den Schulmedizinern allemal – vor allem, wenn man dazwischen sitzt!