von süss bis ungeniessbar

Lang lang ist’s her …

… seit dem Schreiben des folgenden Beitrages. Beim „Blättern“ in meinem Archiv bin ich auf diesen Beitrag aus dem Jahre 2014 gestossen. Ach Du meine Güte … da hab ich noch von den Ü40-igern geschrieben und von jenen, die ohne Brille mit Fehlern schreiben. Heute gehöre ich zu den Ü50-igern und würde ohne Brille nicht mal mehr mein Handy finden. Unfassbar, wie die Zeit rast … das gibt’s doch gar nicht. Und weil so erschrocken bin über die Tatsache, dass alles im Leben so schnell geht, will ich euch den Text nicht vorenthalten und schalte ihn noch einmal auf:

Jallo di, wue geft es dur?

Verstanden? Logisch, oder: Hallo du, wie geht es dir? Welche Sprache? Diejenige der Smartphone-User mit Wurstfingern, welche ohne Brille nichts mehr sehen – und ja, genau zu denjenigen gehöre auch ich. Das hat des öfteren mal zur Folge, dass ich solche Sätze verschicke und mich dann frage, warum der Empfänger mich nicht versteht. Ok, die meisten können sich zusammenreimen, was ich wohl gemeint haben könnte – oder erahnen, dass ich vermutlich mal wieder ohne Brille geschrieben habe. Dann kommt noch hinzu, dass meine Finger irgendwie nicht auf diese iPhone-Buchstaben passen (die meines Göttergatten im übrigen auch nicht…). Meistens erwische ich den Buchstaben neben dem ursprünglich angepeilten – das gibt dann Sätze wie „uxg vub zn twb Zge sa“. Kapiert? Nein? Einfach das ganze jeweils einen Buchstaben nach rechts verschieben und dann heisst es: „Ich bin um zehn Uhr da.“ Ist doch völlig klar, oder!?

Was ich nicht ganz nachvollziehen kann ist, warum die junge Generation dieses Problem weniger oder fast gar nicht hat. Und die flitzen sogar noch blind im Mehrfingersystem über ihre Smartphone-Tastaturen. Wir Ü-40-iger scheinen anatomisch anders konzipiert zu sein. In meinem Freundeskreis kämpfen nämlich alle des öfteren mit ihren Buchstaben in den Mitteilungen. Beruhigend, aber nicht besser lesbar. Ich habe auch schon versucht, grundsätzlich EXTRA immer einen Buchstaben zu weit rechts zu tippen, um dann vielleicht den richtigen zu erwischen. Funktioniert auch nicht…

Wie einfach war doch die Zeit, als die Telefone noch die guten alten Knöpfe hatten. Da konnte sogar ich blind und blitzschnell schreiben. Als ich vor noch nicht allzulanger Zeit in einem Handygeschäft nach einem Gerät mit Tastatur (nicht touchscreen!) fragte, schaute mich der Verkäufer an, als ob ich nach einer Schweinehälfte gefragt hätte. Ok! Man hat heute ein Smartphone, das ist ein MUSS! Und am besten ein iPhone, ausser man will komplett ausserhalb der trendigen Neuzeit sein. Also habe ich mich dem Druck gebeugt und mir mit Widerwillen so ein Teil angeschafft. Echt cool, was man damit alles machen kann. Ich bin sogar zum Instagram-Junkie geworden –  wenn nur dieser doofe Buchstabensalat nicht wäre….

Sollte jemand von euch wieder mal eine komische Mitteilung von mir erhalten, dann bitte folgendes beachten:

Brille war nicht in der Nähe – musste schnell gehen – war unterwegs – auf der Tastatur einen Buchstaben nach rechts oder links verschieben – daran denken, dass ich keinen Alkohol trinke! Sollte all das immer noch nichts ergeben, was verständlich ist, am besten anrufen! Quasseln geht immer, ausser bei 40 Grad Fieber!

Digitale Welt

Der Fortschritt in den letzten 10 Jahren war so schnell, dass es sich anfühlt, als ob es hundert Jahre gewesen sein müssten. Wir leben im Zeitalter der Digitalisierung. Ohne die drei Buchstaben WWW geht nichts mehr. Fast über Nacht wurde das Smartphone zur Pflicht, um nicht unterzugehen. Und damit meine ich nicht nur zur Accessoirepflicht, sondern zum erforderlichen Gegenstand für das tägliche angenehme (Über)Leben.

Reisen werden im Netz gebucht. Schnell und einfach. Kleider, Schuhe, Möbel, Kosmetik, Esswaren und Getränke – alles gibts im Netz. Schnell und einfach. Das gute alte Papierticket für die Bahn, das Parkhaus oder den Flug hat heute jeder auf seinem Smartphone. Und im Handel verschwinden immer mehr Artikel, die es inzwischen nur noch online gibt.

Es ist eine Tatsache, dass wir uns vor dem digitalen Fortschritt nicht verschliessen können und mitziehen müssen. Was aber ist mit jenen Dingen, bei welchen man die Wahl zwischen der alten konventionellen Art und der digitalen Variante nicht mehr hat? Jene Dinge eben, die es nur noch in der fortschrittlichen Version gibt?

Klar, ihr denkt jetzt bestimmt: Kein Thema, dann halt digital. Nun ja, ich denke das auch – aber denken das die 30-er und 40-er Jahrgänge auch? Jene Generation, die ohne Computer und ohne den digitalen Markt gross geworden ist. Was machen diese Menschen? Viele von ihnen haben gar kein Smartphone – bei ihnen ist das Handy mit den Knöpfen das höchste der Gefühle. Sie möchten gerne im Laden noch bedient und beraten werden. Sie brauchen Hilfe bei der Artikelauswahl und sie möchten die Parkuhr mit Münzen füttern – nicht mit der App auf dem Smartphone.

Schon mehr als einmal habe ich am Bahnhof älteren Menschen beim Lösen eines Tickets am Automaten helfen dürfen. Was, wenn gerade keine Hilfe zur Verfügung steht und sie ohne Ticket in den Zug einsteigen. Werden sie dann einfach gebüsst, weil sie vom digitalen Zeitalter überrollt werden? Oder wenn sie ihren Wagen an einer Strasse parken, wo nur noch per App die Parkgebühr bezahlt werden kann – müssen sie dann einfach die (gute alte) Papierbusse unterm Scheibenwischer in Kauf nehmen?

Alles was sich aus dem realen Leben ins Netz verlagert, wird für viele ältere Menschen einfach ganz verschwinden, weil sie nicht wissen, wie sie sich in dieser Welt bewegen müssen. Stehen da auch Hilfen bereit, oder vergessen wir diese Jahrgänge ganz einfach? Ich stelle mir gerade vor, wie ich mich fühlen würde, wenn ich morgen in einer Welt aufwache, in der ich mich einfach nicht mehr zurechtfinde. Ein unschönes Gefühl. Ich finde, für jeden digitalen (Fort)Schritt müsste eine menschliche Hilfe zur Verfügung gestellt werden. Sonst vereinsamen unsere Senioren bald in der digitalen Welt, weil sie sich nicht mehr aus dem Haus trauen. Das darf nicht sein!

Jugendwort 2015

Da hör ich heute Radio und erfahre das Jugendwort des Jahres 2015: SMOMBIE. Ich dachte ja erst, ich hätte mich verhört. Ein bitte was? Ein Smombie? Was soll denn das sein?

Gut, ich gehöre nicht mehr zur Jugend, also müsste ich es ja auch nicht verstehen – aber interessieren tut es mich halt doch ein bisschen. Und so war ich froh, dass die gute Radiofrau gleich die Nachhilfestunde mitlieferte. Ein Smombie ist ein Mix aus den beiden Wörtern Smartphone und Zombie – kurz eben Smombie. Logisch, oder!? Weiterlesen

Hilfe, ich brauche ein neues Handy!

…also eigentlich nicht ich – aber ein lieber Mensch, den ich sehr gut kenne.

Also, besagte Freundin hat sich schon lange über ihr uraltes Handy geärgert, weil es jeden Tag ein bisschen mehr seinen Dienst einstellte. Das Alter machte dem Gerät doch sehr zu schaffen, aber seine Besitzerin wollte sich einfach nicht von ihm trennen. „Solange es noch läuft, will ich kein anderes, das Teil ist doch gut.“ Bis letzte Woche – und dann war Ende Gelände! Feierabend! Tot! Weiterlesen

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