von süss bis ungeniessbar

Ich hab mich raus getraut!!!

Ja, nach 10 Wochen war ich heute tatsächlich das erste mal wieder in der Stadt. Da ich alles, was da draussen in der Zwischenzeit passiert ist, nur vom Hörensagen kenne, war ich gespannt; und ich habe mir bewusst den Montag ausgewählt, weil ich dachte, dass es da immer am wenigsten Menschen unterwegs hat. Zumindest war das früher so. Wetter gut, nicht zu heiss – also bin ich mit klein Ellie losgezogen.

Und ich wurde überrascht – oder überrannt! Irgendwie beides!!

Da stand ich also mit der Fellnase am Tor zum Stadteingang und in meinem Kopf ratterten Sätze wie:

„Halten Sie sich an den empfohlenen Abstand von 2 Metern.“
„Befolgen Sie die nötige Distanz.“
„Wann immer dies nicht möglich ist, empfiehlt sich das Tragen einer Maske.“
„Verhalten Sie sich rücksichtsvoll.“
„Befolgen Sie die Weisungen des BAG’s.“

Entgeistert starrte ich in die menschengefüllte Gasse und dachte: „Bin ich die einzige, die diese Empfehlungen gehört hat?“ Ich hatte schon von vielen Menschen rund um mich herum gehört, dass sich offenbar seit längerem kaum mehr jemand um Covid19 zu scheren scheint. Dass es aber SO aussehen würde, das hatte ich nicht erwartet. Ich war mir nicht sicher, ob ich auf dem Absatz umdrehen, oder mir die Stadt mit den vielen Menschen nach 10 Wochen anschauen sollte. Während meine Gedanken wild ratterten,  wurde ich bestimmt fünf bis sechs mal angerempelt … schliesslich stand ich ja mitten auf der Gasse.

Ich schlich wie ein verschüchtertes Huhn die ersten Meter und wusste nicht so recht, ob mich gleich einer aus dem Corona-Albtraum aufwecken würde und ich drum so überfordert war. Leute, ich kann euch gar nicht sagen, wie froh ich war, als ich eine Herzmenschin entdeckte! Sie hat sich schon seit längerem immer wieder in der Öffentlichkeit bewegt und war definitiv sicherer unterwegs als ich. Und ich habe mich an sie ranhängen können – mit Abstand, versteht sich. Obwohl sie und ich vermutlich die einzigen in der Gasse waren, die das interessierte!

Da ich gerne Leute gucke, setzten wir uns in ein Kaffee an der zentralsten Gasse und wir taten dies ganz am Rand, mit 2 Metern Abstand zum nächsten Tisch. Dieser Abstand nützt nur leider nichts, wenn sich die Passanten beim Flanieren durch die Tische schlängeln. Absperrung? Fehlanzeige! Und das Servicepersonal kann beim besten Willen den Kaffee nicht mit 2 Metern Distanz servieren – Maske aber auch Fehlanzeige. Habe ich da etwas falsch verstanden? Auf der Toilette hatte es weder Desinfektionsmittel noch Einweghandtücher – wie gut, dass ich immer mit Desinfektionsmittel, Maske UND Handschuhen ausgerüstet bin.

Bei den meisten Geschäften stehen die Regeln und das Desinfektionsmittel am Eingang bereit – leider scheint das viele Kunden einen Scheiss zu interessieren. Es gibt aber glücklicherweise Geschäftsinhaber, die mit einer Engelsgeduld den lieben langen Tag erklären, was es zu erklären gilt. Und die uneinsichtigen und sturköpfigen Kunden, die es nicht kapieren wollen, schnauzen zum Dank blöd zurück und laufen gleich wieder aus dem Geschäft. Hä?

Von wegen: Corona sitzt den Leuten in den Knochen. NICHTS dergleichen tut es! Es ist bereits wieder alles, wie es einmal war – einfach mit Schildern überall, die von den meisten gar nicht mehr beachtet werden. Ich bin entsetzt, wie wenig wir offenbar gelernt haben und ich befürchte, die prophezeite zweite Welle im Herbst wird nicht auf sich warten lassen – dafür hat Schuss Nummer eins zu wenig Eindruck hinterlassen.

Das dümmste Wesen auf diesem Planeten? Der Mensch, eindeutig!

Das perfekte Zuhause

In Gedanken stricke ich mir manchmal mein perfektes Zuhause und merke, dass dieses gar nicht möglich ist. Alles unter einen Hut – beziehungsweise unter ein Dach – zu bringen, scheint nicht machbar zu sein.

Wie müsste das perfekte Zuhause für mich aussehen?

Es müsste ruhig gelegen sein, aber dennoch zentral. Da haben wir schon einen grossen Widerspruch. Wie schafft man es, am besten mitten in einer Stadt zu wohnen, ohne dass man Lärmemissionen hat? Es scheint so, dass ruhig UND zentral zwei Begriffe sind, die sich gegenseitig beissen. Extrem ausgedrückt bedeutet das: Entweder ich wohne am Arsch der Welt, wo ich meine Ruhe habe, oder ich wohne am Puls des Lebens, nehme aber den Lärm in Kauf. Ja was denn nun?

Dann kommt der nächste Faktor: Alles auf einer Etage. Ich wünsche mir ein Zuhause, welches alle auf einer Ebene vereint. Wohnen, Schlafen, Kochen, Büro und Waschen mit grosser Terrasse oder Umschwung ohne eine einzige Treppe. Das heisst, es müssten sich irgendwo rund 200 Quadratmeter finden, die all das beinhalten und die sowohl für Mensch als auch für Tier optimal wären. Und da bin ich schon mit fliessendem Übergang bei der nächsten Hürde gelandet.

Unsere geliebten Tiere. Wir haben Hund und Katz – was bedeutet, dass wir Umschwung brauchen. Damit wäre also das wunderschöne Penthouse schon gestorben. Und ein Haus mit Umschwung, wie wir es jetzt haben, hat leider mehrere Etagen. Ich drehe mich im Kreis!

Hinzu kommt, dass ich eigentlich eine Landmenschin bin, gerne aber in der Stadt wohnen würde, weil dort viel mehr Leben ist. Irgendwie passt das auch so gar nicht zusammen. Und weil meine ganze Familie rund um mich herum auf dem Land wohnt, hängt mein Herz irgendwie fest. Der Kopf möchte gerne in ein neues Zuhause an einem lebendigen und zentralen Ort; das Herz hängt auf dem Land fest. Ja was denn nun?

Inzwischen habe ich mich schon damit abgefunden, dass ich mich mit meinem perfekten Zuhause in meinen Gedanken zufrieden geben muss. In der Realität scheint es dieses nämlich ganz einfach nicht zu geben. Selbst wenn ich mir dieses Zuhause irgendwo selber bauen könnte: Zentral, ruhig, treppenfrei, mit Umschwung, gross und tierfreundlich lässt sich einfach nicht unter einen Hut bringen. Und wo die Abstriche nun gemacht werden sollten, weiss ich auch nicht. Solange mir kein Wunder in den Schoss fällt, werde ich also bleiben, wo ich bin.

T o t

Ich wohne mit meiner Familie in einem Dorf am Rande einer kleinen Stadt. Diese Stadt hat rund 17’000 Einwohner, wovon vermutlich 15’000 spurlos verschwunden sind. Anders kann ich mir die Einöde in dieser Kleinstadt nicht erklären.

Früher, als ich noch dort zur Schule ging, hatte es Geschäfte aller Art. Vom Spielwarengeschäft über den Eisenwarenhandel bis zum Textilgeschäft, den Schuhläden, dem Buchladen, den Metzgereien, den Bäckereien, der Käserei, den vielen Kaffees und was man sich sonst noch alles so vorstellen kann. Und es war irgendwie immer Leben in der Stadt. Das ist inzwischen gut 30 Jahre her. Weiterlesen

Und da ist…

…nichts!

So fühlte es sich an, als ich gestern seit ein paar Wochen das erste mal wieder durch die Stadt gegangen bin, ich welcher ich bis vor kurzem noch meine Geschäfte hatte. Jetzt sind diese seit einer Weile geschlossen, meine ehemaligen Angestellten haben – bis auf eine Ausnahme – alle einen neuen Job und die Nachfolgemieter sind kurz vor dem Einzug in meine ehemaligen Geschäftslokalitäten. Weiterlesen

Es gibt Journalisten und Journalisten

Wie gut, dass es in jeder Berufsgattung viele unterschiedliche Gesellen gibt – und wie gut, dass es in jeder Berufsgattung zum Glück mehrheitlich anständige Fachleute gibt. Da ich selber lange als „Schreiberling“ und Radioredaktorin tätig war, weiss ich in etwa, wie das Handwerk funktioniert. Und ich habe gelernt, dass Anstand und Fairness in diesem Beruf an erster Stelle stehen. Diese Eigenschaften sollten eigentlich auch über dem Rennen um den Primeur (Primeur = erste Zeitung, welche eine Meldung veröffentlicht) stehen. Es sei denn, man arbeitet für eines der reisserischen Boulevardblätter. Dort steht der Primeur an oberster Stelle und dafür geht man über Leichen. Aber das ist eine andere Geschichte. Weiterlesen

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