von süss bis ungeniessbar

Wo ist mein Strand????

Ich bin zurück auf der wunderbaren Hippie-Insel Ibiza. Nach meinem ersten Urlaub hier vor 6 Wochen (mit meinen Girls) war mir klar, dass ich diese Insel meinem Göttergatten zeigen muss. Und was habe ich vom Traumhotel am Traumstrand auf der Trauminsel geschwärmt.

Und dann – DIE TRAGÖDIE … (hört ihr die Ironie?) …

Gelandet auf der bewölkten Sonneninsel tröstete ich mich sofort mit: Egal, baden im Meer am hoteleigenen Strand (was gar nicht so einfach zu finden ist) macht auch bei Wolken Spass. Also hüpft das Herz auch trotz Wolkenhimmel wieder und wir lassen uns zum Hotel fahren. Zimmerbezug mit Sicht … auf … den … nicht mehr vorhandenen Strand!!!!! 🙁

Da, wo jetzt Tonnen von stinkendem Seegras liegen, war mal der schöne Sandstrand. Leider habe ich die Rechnung ohne die dramatischen Stürme von vor 10 Tagen gemacht. Diese haben wahre Berge und Türme von Seegras in die Bucht von Talamanca gespült. Im Hotel hat man uns erzählt, dass 9 Schiffe, welche in der Bucht vor Anker lagen, gegen die Klippen und zum Hotel katapultiert wurden und gesunken sind. Und dass es leider bis zum nächsten Jahr gehen wird, bis da wieder ein Strand zum Vorschein kommen werde.

Könnt ihr euch mein Gesicht vorstellen? Das ist, als ob man Skiferien bucht und dann hat es keine Skilifte und Gondeln.
Du sitzt also am Meer, kommst aber nicht rein. Na toll!!!

Weil der Göttergatte und ich uns aber von dieser miefenden Tatsache nicht das Baden vermiesen lassen, haben wir nach Alternativen gesucht. Mit einem Taxi sind wir quer über die Insel gebrettert und haben uns eine Bucht gesucht, wo der Strand noch intakt, das Wasser glasklar und die Fische beissfreudig waren (und wieder tröpfelt die Ironie aus den Tasten). Okay, zugegeben, diesen Hotspot haben offenbar gefühlt 50% aller Hotels ihren Gästen gegeben, anders ist nicht zu erklären, warum sich dort die halbe Insel getummelt hat.

Aber die Bucht: EINE WUCHT!!!

Und dann kam das Unmögliche: Es hat angefangen zu regnen. Da es warm blieb, hat das den Göttergatten und mich nicht die Bohne gestört. Wir hatten ja Badehosen am Körper und Strandtücher dabei – und das Meer ist ja bekanntlich auch nass.

Das sahen aber viele der Mitbesucher dieser Bucht gaaaaanz anders. Sie rollten sich in ihre Tücher ein, rannten in Sicherheit oder kauften beim Strandverkäufer des Vertrauens (jener, der auch die Lolex und die Luis Vüttong hat) panisch Sonnenschirme, die sie zu Regenschirmen umfunktionierten! Der Göttergatte schaute schmunzelnd dem Schauspiel zu und meinte: „Ich warte nur noch darauf, dass jemand mit dem Schirm im Meer baden geht, damit er von oben nicht nass wird.“

Wir wurden – dank dem stoischen Sitzenbleiben und Ausharren – danach noch mit wunderschönem Wetter belohnt. Und beim Baden mit leicht aggressiven Fischen, die einen in die Waden zwicken (Brassen). Durch die hohe Wassertemperatur (Klimaerwärmung) hat sich deren Stoffwechsel erhöht und sie brauchen mehr Nahrung, was sie zu leicht aggressiven Beissern macht.

Fazit: Man hat mir meinen Strand geklaut, es hat geregnet und die Fische beissen – ganz zu schweigen von den Mücken, die uns beim Abendessen verspeisen wollten. Sogar den Göttergatten haben sie mehrfach erwischt!

Normalerweise für mich genügend Gründe, um abzureisen. Nicht so auf Ibiza – hier ist man im Chillmodus und es ist schlicht egal! Keine Ahnung, ob es an den vielen Joints liegt, die rund um uns herum geraucht werden, oder einfach am Spirit der Insel. ES IST EGAL!! 🙂

Reif für die Insel

Vermutlich kennt jeder das Gefühl, so richtig reif für die Insel zu sein. Für mich bedeutet das, sich müde, überarbeitet, umgeben von zu viel Lärm, überlastet mit Problemen und einfach überfordert zu fühlen. Irgendwann hat irgendwer für den Notausgang aus diesem Teufelskreis ein Bild kreiert, welches sich „Reif für die Insel“ nennt. Vermutlich liebt diese Person die Ruhe und Kraft, die eine Insel haben kann. Und das dazugehörende Wasser! Ich sage zwar in Sresssituationen manchmal auch, dass ich mich reif für die Insel fühle. Aber wirklich meinen tue ich ganz bestimmt keine Insel, denn ich bin eine bekennende Insel- und Meerhasserin!

Meine Insel ist mein Zuhause. Wenn mir draussen alles zuviel wird, wenn mir die Leute auf die Nerven gehen, wenn der Lärm in meinem Kopf widerhallt, wenn die Hektik mich überrollt und die Arbeit mich zu erdrücken droht, dann rette ich mich – nach Hause. Dort ist meine Insel! Mein Strand ist 3.50 lang und 2.50 breit und hat einen kuschligen Bezug mit Animalprint. Im meiner Sprache nennt sich dieser Strand auch Polstergruppe oder Couch. Dort lege ich mein Badetuch aus (Kuscheldecke) und umgebe mich mit Kissen in allen Variationen (das ist mein Sand).

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Anstelle des Rauschens des Meeres lausche ich dem Schnurren meiner Katzen. Anstatt des Geruchs von Salzwasser und Sonnencrème duftet es im Haus nach Vanille von meiner Lieblingsduftkerze und anstelle der Musik aus der Beachbar schalte ich den Fernseher ein.

Meine Insel ist also eingerichtet und ich bin reif. Kuschelalarm im höchsten Grad. Und wehe, das Telefon klingelt. Das wird stur ignoriert. Ich liege jetzt auf meiner ganz privaten Insel zu Hause im Wohnzimmer. Was gibt es Schöneres. Wenn dann noch die Familie um mich herum schwirrt, fühle ich mich so richtig wohl. Der Mann schiebt im Idealfall den Zopfteig fürs Frühstück in den Ofen (welch ein Duft), die Tochter legt sich mit auf die Insel und der Sohn platziert sich daneben und baut sich sein eigenes Kissennest. So sieht für mich das perfekte Timeout im eigenen Zuhause aus! Wozu also Koffer packen, wegfliegen, Reisestress riskieren, wenn man zu Hause die eigene Familieninsel hat? Ok, jedem seine Insel – meine ist für mich perfekt!

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