Ich habe auf Facebook einen Aufruf gemacht, bei welchem ich nach Themen, Ideen, Visionen, Gedanken oder Überlegungen für Geschichten gefragt habe. Eine ziemliche Herausforderung, denn manche Ideen sind einfach Sätze, mit welchen ich anstellen kann, was ich will. Dann mal los – hier für Natasche K.:

Die unspektakulärste Jugend ever

Es wurde der Wunsch geäussert, ich solle einen Schwank aus meiner Jugend erzählen. Meine Güte – ich laufe Gefahr, dass mir dabei das Gesicht einschläft. Kennt ihr das Jugendmodell Wollhosen und Rollkragenpulli? Das war ich!!!

Ich strenge mich an wie wild und mir will einfach nichts Spektakuläres einfallen. Ich weiss, alle meine Freundinnen aus dieser Zeit können ganz bestimmt unendlich viele Anekdoten ihrer Sünden und Liebschaften und weiss der Geier was erzählen. Ich? Nix! Ich war vermutlich die angepassteste Jugendliche, die man sich vorstellen kann. Nicht ganz freiwillig, das stimmt – mein strenger Vater sass mir im Nacken. Aber ich ging drogenfrei durch die Jugend … nicht einmal betrunken war ich. Tattowiert bin ich auch nicht – Ohrlöcher hatte ich auch nur die üblichen zwei und Röhrchenjeans und Minirock waren in unserem Zuhause tabu. Schminken durfte ich mich auch nicht – ganz zu schweigen von Ausgang oder Jungs. Stattdessen schrieb ich lauter Bestnoten in der Schule und war der Liebling aller Lehrer. Schrecklicher Gedanke – ich bekomme noch heute beim Rückblick beinahe Pickel!

Doch, es gibt etwas, worüber ich euch erzählen kann. Das ist zwar auch keine spektakuläre Jugendsünde – aber immer wieder für einen Lacher gut. Ich habe nämlich schon als kleines Mädchen immer von einem Mann geträumt, an den ich mich lehnen kann, wie an einen Felsen. Einen Bär von Mann, der mich beschützt, mich trägt und der dunkles Haar und einen Bart hat. So war mein Plan. Und dann kam der Tag, an dem ich meinen Eltern meine vermeintlich grosse Liebe vorstellte. Meine Mutter erzählt noch heute, dass sie sich den Lachkrampf für später aufsparte, um mich nicht zu provozieren. ER war 2 cm kleiner als ich, blond – Modell Milchbubi. Er hatte schiefe Zähne, war kaum 50 Kilogramm schwer und hatte blaue Augen. Also eigentlich einfach alles, was ich NIEMALS haben wollte. Und meine Mama war clever genug um zu wissen, dass sie bloss nichts dagegen sagen sollte, weil ich sonst womöglich aus Trotz diesen Ausrutscher behalten würde. Nun ja: Ich habe den Ausrutscher auch über ein Jahr neben mir geduldet, bis ich endlich merkte, dass er so gar nicht meinem Traum entsprach.

Bekanntlich habe ich meinen grossen Bären mit dem dunklen Haar und dem Bart tatsächlich unmittelbar darauf gefunden, behalten und geheiratet. Zur grossen Erleichterung meiner Mutter, die sich heute noch schüttelt, wenn sie an meinen Mister Wrong zurückdenkt! Wie gut, dass ich noch rechtzeitig die Kurve gekriegt habe!