von süss bis ungeniessbar

In diesem Jahr …

… bekommt von mir niemand ein Geschenk zu Weihnachten. Der Satz des Monats, den ich alle Jahre wieder verkünde. Und auch in diesem Jahr sieht das Resultat dieses Satzes so aus:

Ich habe den ganzen Sonntagnachmittag damit verbracht, all die Geschenke einzupacken, die ich eigentlich in diesem Jahr einmal mehr nicht machen wollte. Warum zum Geier will mir das einfach nie gelingen?

Da sehe ich hier was Kleines, dort was Hübsches oder entnehme in einem Gespräch einen Wunsch, den ich derjenigen Person geschwind besorgen will. Und so läuft es jedes Jahr darauf hinaus, dass die Nichtgeschenke sich im Büro türmen …! Und genau wie jedes Jahr schimpfe ich darüber, dass ich ES doch wieder getan habe und ärgere mich, dass ich wieder stundenlang mit Geschenkpapier, Klebstreifen und Geschenkband zugange war. Ich verpacke nämlich gar nicht gerne Geschenke.

Ich bin mit meinem Vorhaben jedes Jahr in etwa gleich erfolgreich, wie mit der Tatsache, dass wir zum nächsten Weihnachtsfest nicht wieder so ein Fressgelage veranstalten wollen. Und was tun wir? Wir planen gleich ZWEI Fressgelage. Ist das nicht wunderbar? Das scheint dasselbe Prinzip zu sein, wie die oberdoofen Vorsätze in der Silvesternacht. Die hält man nämlich auch nie ein. Oder da hätten wir noch: „In diesem Jahr mache ich mal keinen Weihnachtsbaum“, und erwische mich kurzum beim Schmücken der Tanne. Nachschlag gefällig? „In diesem Jahr mal nur ein kleines Bäumchen“, welches dann letztlich doch wieder so hoch ist, dass ich die Baumspitze nicht selber dekorieren kann. Ich werde einfach NICHTS MEHR zum Thema Weihnachten sagen … es funktioniert nämlich doch nicht. Und ich werde jetzt Schere und Klebeband weglegen … ich habe genug eingepackt. Fertig!

 

Habt ihr eure Liste….

…mit den guten Vorsätzen für das neue Jahr schon fertig? Es bleibt nicht mehr viel Zeit, der Countdown läuft! Meine ist so kurz wie noch nie. Es steht genau ein Satz drauf:

Ich nehme mir vor, mir nichts vorzunehmen!

Das wird einfach, oder? Bislang habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich die Vorsätze genau über die ersten Tage im neuen Jahr retten konnte, dann waren sie auch schon wieder aus dem Sinn. Was soll das also bringen, ausser einem vermeintlich guten Gefühl in der Silvesternacht? Selbstbetrug in Ehren, aber dafür bin ich nun doch zu alt.

Ich möchte mal wissen, wieviel Fitnessabos in den ersten beiden Januarwochen gelöst werden, die dann zu Hause in der Schublade vor sich hin gammeln. Oder wieviele Zigarettenschachteln um 5 Minuten nach Mitternacht im Abfall landen, um anderntags an der Tankstelle schnell wieder Neue zu kaufen, weil die Superidee von der Silvesternacht sich als ziemlicher Kraftakt herausstellt. Oder das Versprechen, keinen Alkohol mehr zu trinken, das viele einfach zu heimlichen Trinkern macht. Am besten sind die Diätvorsätze, welche die Umsätze der „Diätisten“ (ich habe das Wort soeben kreiert) in die Höhe schnellen lassen – und mit ihnen meistens auch kurzum die Pfunde auf der Waage wieder. Die Liste könnte endlos ergänzt werden:
– Kinder versprechen, weniger Fernzusehen
– Männer beteuern, öfters mal Blumen nach Hause zu bringen
– Frauen schwören, nicht ständig neue Möbel anzuschleppen
– Eltern versprechen, toleranter zu sein
– Im Gegenzug werden Kinder zum Versprechen genötigt, bessere Noten zu schreiben
Seitenweise könnte man nun dieses Spiel weiterführen. Und oft kommt das böse Erwachen schon am Neujahrsmorgen, wenn die Vorsätze im verkaterten Kopf irgendwo noch hängen und man sich fragt, wie man aus dieser Nummer am besten wieder rauskommt.

Deshalb habe ich mir vorgenommen, mir diesmal einfach nichts vorzunehmen. Und ich glaube, dass das genauso schwierig ist. Denn schon alleine das Ersetzen der alten Agenda durch eine Neue verleitet einen dazu, darüber nachzudenken, was man im neuen Jahr alles (besser) machen möchte. Das erzeugt Druck und irgendwann schliesslich Frust, wenn man es denn doch nicht schaffen sollte. Ich wünschte mir, dass ich einmal ein Jahr lang einfach Tag für Tag nehmen könnte – einfach so, wie es halt kommt. Ohne Plan, ohne Vorsatz, ohne Druck – einfach nur so. Aber das ist kein Vorsatz, sondern ein Wunsch. Und dafür bin ich nun leider zu spät, denn das Christkind war schon da. Hätte mir eine Woche früher einfallen müssen. Nun denn: Seien wir gespannt, was das neue Jahr so bringen mag!

 

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