von süss bis ungeniessbar

Und was macht eure Laune so?

… ich bin grad auf dem Weg in den Keller … vermutlich hat sich meine Laune dort versteckt. In der dunkelsten Ecke des Weinkellers. Hinter einem Regal! Inmitten der Spinnweben. Ich kann mir nur so erklären, dass ich die Schnauze voll habe vom „Abstand-Zuhause-Desinfizieren-Mundschutz-Risiko“ Leben. Wie heisst nochmal die Sendung auf dem Dumm-sucht-Dümmer-Sender? Ach ja: Ich bin ein Star, holt mich hier raus!!! Genau!!

Ich bin zwar kein Star, aber ich möchte schon extrem gerne raus aus diesem Corona-Karussell! Wir haben ein wunderbares Zuhause mit einem schönen Garten … und wir wohnen in einer Sackgasse – alles Vorteile für eine Zeit wie diese. Und mir ist auch nie langweilig – ich habe immer was zu werkeln. Und doch geht es mir so langsam aber sicher auf den Senkel. Die Löwin in mir fühlt sich auf einmal eingesperrt und umtriebig! Dieses unsichtbare Coronagitter ist mir grad sowas von zu viel. Immer dieselben Gesichter, immer dieselben Tagesabläufe, immer dieselben Themen! Ich habe sogar schon angefangen zu backen … das ist, als ob ein Huhn anfangen würde, sich das Rollschuhfahren beizubringen!! Und es geht soweit, dass ich nachts von Abflügen an die wildesten Orte der Welt träume … immer mit anderen Menschen. Die Erfahrung des „Eingesperrt-Seins“ lässt mich so langsam aber sicher wahnsinnig werden. Mit Risikopatienten in der Familie hat man aber Verantwortung … und kann nicht einfach machen, wie man möchte. Da kommt bei mir die Gretchenfrage: Ist das Risiko, sich anzustecken grösser, als das Risiko, überzuschnappen?

Darauf hat leider bis dato keiner eine vernünftige Antwort, zumal man ja auch nicht schuld daran sein möchte, wenn man einen Risikopatienten ansteckt. Und wenn die Frage auftaucht: Kennst Du überhaupt jemanden, der an COVID19 erkrankt ist, so heisst die Antwort bei uns eben JA. Und es ist auch nicht bei allen gut ausgegangen.

Also was nun? Wahnsinnig werden oder raus ins Leben? Und ihr so???

 

50 Jahre Modepraline

Ich oute mich … als Modepraline hätte ich das Ablaufdatum nun definitiv überschritten. Ich bin nämlich am 22.8.1967 zur Welt gekommen, was also bedeutet, dass ich schon ein halbes Jahrhundert auf diesem Planeten rumlümmle. Eine derart alte Praline hätte ja schon längstens Schimmel angesetzt. Und die Sache mit der Mode ist irgendwie auch nicht mehr so wahnsinnig hoch im Kurs bei mir.

Man verändert sich bekanntlich im Laufe des Lebens … wäre ja schlimm, wenn nicht. Dann würde ich ja immer noch aussehen wie damals. OMG – das wäre übel, dann wäre meine Friese nämlich immer noch das Pendant zu Jimmy Hendrix, einfach in braun-blond.

Aber was hat sich denn nun verändert – ausser dem Ablaufdatum der Praline?

Also, ich bin vom hormongeschüttelten Pubertier zur noch hormongeschüttelteren Wechseljährigen geworden. Das ist schon mal definitiv keine Verbesserung.
Von der trotzköpfigen Jugendlichen bin ich zur trotzköpfigen Alten geworden. Da wollte ich klar keine Veränderung – das finde ich sogar gut so!
An jene Stellen, wo früher die Pickel nervten, sind in den letzten paar Jährchen die Altersflecken gerückt. Die stören mich aber nicht die Bohne.
Die Pfirsichhaut aus den jungen Jahren ist auch geblieben … einfach halt so, wie ein Pfirsich eben aussieht, wenn man ihn etwas lange in die Sonne legt und ihm das Wasser entzieht.
Den knackigen Kurven von früher sind knackende Knochen gefolgt – gut verpackt unter einer schönen Schicht Isolationsmaterial (auch Speck genannt …).
Auch das Körpergewicht ist immer noch wie vor 25 Jahren – damals war ich einfach im neunten Monat schwanger, aber letztlich ist es immer noch dieselbe Zahl.
Gestochen scharf sehe ich nach wie vor, einfach nur noch in die Weite. Was ich hier schreibe, kann ich nur noch dank einer relativ stark korrigierten Brille lesen.

Ja meine Güte, was hat sich denn nun wirklich verändert? Ganz viel! Ich bin ruhiger geworden, sehr viel ruhiger sogar. Die Dani-Düsentrieb von damals ist eher zur Dani-Schneckenkriech geworden. Ich bin überlegter, gelassener, ängstlicher, zäher und sehr viel selbstsicherer als in jungen Jahren. Was andere sagen, interessiert mich heute nicht mehr. Mainstream geht mir am gut gepolsterten Hintern vorbei und etwas ist mir zum grossen Glück geblieben: Ich würde töten für meine Familie!

Fazit: Es gibt Dinge, die haben sich geändert – es gibt Dinge, die sind im Grunde geblieben, wie sie waren, nur in etwas älter. Ich denke aber, dass es ein Privileg ist, gesund 50 Jahre alt zu werden – und ich wünsche allen, die noch nicht soweit sind, dass sie dieses Privileg auch haben werden. Jenen, welche die 50ig schon lange hinter sich gelassen haben sage ich: Seid dankbar und geniesst jeden Tag – das Leben ist zu kurz um schlecht gelaunt zu sein.

Ich werde vermutlich keine Bohne anders sein, als mit 49 – ich gehöre jetzt einfach auch zu den Oldies. Aber wie sagt man so schön: Oldies but Goldies!

Taxifahrt in die Hölle

Berufsbedingt bin ich in der Stadt Zürich des Öfteren mit meiner Kollegin im Taxi unterwegs. Meine Güte, was wir schon alles erlebt haben – das gäbe ein ganzes Buch mit Geschichten. Eine hat aber in unseren Erzählungen inzwischen ihren festen Platz.

Wir kamen also am Hauptbahnhof mit dem Zug an, marschierten zum Taxistand und wollten beim vordersten Taxi einsteigen. Der Taxifahrer winkte uns sogar noch herein, wurde aber schlagartig von seinem Kollegen in der Wagenkolonne nebenan dermassen angeschrien, dass er uns bat, wieder auszusteigen. Wir wechselten also ziemlich verdutzt das Taxi, um von dem aggressiven Fahrer angeschnauzt zu werden, dass ER nun an der Reihe sei. Wir schauten uns nur an und reagierten auf sein Geschnauze nicht. Wir gaben ihm die Zieladresse an, worauf er (Achtung, jetzt kommt’s!) uns entgeistert ansah und keifte: „Nur so wenig weit? Nein, da fahre ich nicht. Sie müssen gehen zu meine Kollege nebenan.“ Ich dachte erst, irgendwo hätte jemand eine Kamera versteckt. Vom Kollegen nebenan hat er uns doch hergeholt. Nun gut. Bloss nicht unnötig provozieren. Aussteigen – Spur wechseln – einsteigen. Der Kollege schaute nun etwa genau so doof, wie wir und fragte: „Was ist passiert?“ Wir erklärten ihm den Sachverhalt, er schüttelte den Kopf und fuhr los. Übrigens nicht ohne dem vermeintlichen Berufskollegen noch den Stinkefinger zu zeigen. Was für ein schönes Arbeitsklima! Weiterlesen

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