von süss bis ungeniessbar

Schrankalarm

In meinem Kleiderschrank wird der Aufstand geprobt! Ich habe die Sommerkleider eigentlich schon verbannt – zumindest das meiste. Und stattdessen habe ich die Kaschmir- und Wollpullis, die Langarmoberteile und die Strickjacken nach vorne geräumt. Und jeden Tag habe ich bisher den Schrank aufgemacht, hab mich auf die schönen Kuschelteile gefreut und dann haben mir wieder die zu warmen Temperaturen einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Inzwischen ist es so weit, dass es aus meinem Schrank schimpft und tobt. Ich traue mich schon gar nicht mehr, die Schranktüre zu öffnen. Die „Kaschmir’is“ keifen mich an, dass sie endlich rauswollen weil es viel zu eng sei da drin. Die „Wolli“s“ schimpfen, dass ihnen langsam die Luft zu dünn wird da drin und die Langarmshirts verlieren vor lauter Frust schon die Farbe. Jedesmal, wenn ich an der Kaschmirbeige vorbei zu den T-Shirts greife, werde ich wieder angekeift. „Hey, so langsam wären wir mal dran, oder wie lange willst Du uns noch warten lassen?“

Ja, das frage ich mich auch. Wie lange wollen mich diese Temperaturen noch in den Wahnsinn treiben??? Aber es sieht ganz danach aus, als ob Petrus nun doch so langsam ein Einsehen hätte. Draussen bläst eine steife Bise um die Häuser und es wird kühler. Das Meteo prophezeit tatsächlich, dass die Temperaturen in den nächsten Tagen die 20-Grad-Marke nicht mehr knacken werden. Hurra! Mein Wetter ist im Anzug!!! 🙂

Ich habe mir also vorgenommen, heute mal einen der Pullis zum Einsatz kommen zu lassen. Das bedeutet zwar, dass ich Indoor schwitzen werde wie doof, weil die Häuser alle noch aufgeheizt sind … aber draussen kann ich endlich mal so ein schönes Teil ausführen. Und vielleicht ist dann auch endlich wieder Ruhe im Kleiderschrank und ich kann die T-Shirts endgültig verbannen. Schliesslich bin ich mit den Eisbären und Pinguinen verwandt – und möchte gerne auf einer Eisscholle leben. Also bitte: Alles über 20 Grad ist definitiv nicht mehr erwünscht!

R.I.P. Lieblingspulli

Nachts, kurz vor Mitternacht. Ein Jeansberg wartet noch darauf, in die Waschmaschine gesteckt zu werden. Blau in blau, so wie Jeans eben aussehen. Rein damit und ab ins Bett! So geschehen letzte Nacht.

Heute morgen bin ich – noch vor dem Kaffee – als erstes in die Waschküche gegangen, um die Jeans aufzuhängen und … was kommt mir da zwischen den Jeans in die Hände? Neiiiiiiiiiiin!!! Mein Lieblingspulli aus Hamburg. Mein royalblauer Rollkragenpullover aus einem Gemisch von Kaschmir und Wolle. Mein Magen zieht sich kurz zusammen und ich hoffe, dass es nicht so schlimm ist, wie mein Magen befürchtet. Ich befreie das Wolldingens aus den Jeanshosen und … ES IST SCHLIMMER! Mein Pulli hat noch die Grösse eines Puppenkleidchens und fühlt sich an wie ein Brett. Reanimation unmöglich. Alles Ziehen und Zerren in alle Richtungen nützt nichts mehr. Es knirscht zwar im Gewebe, aber sonst tut sich da gar nichts mehr. Das royalblaue Lieblingsstück liegt bocksteif und geschrumpft in meinen Händen. Diagnose: Tod durch Misshandlung in der Waschmaschine!

Was hat sich dieses blaue Lieblingsteil auch einfach in den blauen Jeansberg geschlichen? Und warum hat es nicht geschrien, als ich es mitten in der Nacht noch in die Maschine gesteckt habe? Ich war doch mit einem Auge schon im Bett … meine Güte – da könnte man sich doch mal melden. Aber nein, nichts dergleichen. Es hat sich kommentarlos in die Trommel stecken lassen und nun ist es tot, das Lieblingsteil.

Zum Abschied hat das misshandelte Gewebe übrigens noch eine Menge kleiner Fuselchen an den Jeans hinterlassen. Schönen Dank auch! Ich habe die Jeans gleich alle nochmal in die Maschine gesteckt. Einen solchen Auftakt in den Tag wünscht man sich. Ich brauch einen neuen Lieblingspulli – am besten aus Hamburg. Sniff …

Die Krux mit der deutschen Sprache

Ich dachte ja immer, ich könnte mich inzwischen nach unzähligen Aufenthalten in Hamburg ganz passabel in Hochdeutsch verständigen. Zumindest habe ich bislang noch immer bekommen, was ich haben wollte und das hässliche Kratzgeräusch im Hals der Schweizer ist auch nicht mehr ganz so schlimm in meiner deutschen Sprache.

Es gibt aber Wörter, die kann man nicht von der einen in die andere Sprache transferieren – weil sie nämlich ganz einfach nicht dieselbe Bedeutung haben.

Da gehe ich also in die Boutique meines Vertrauens zu meiner Lieblingshamburgfrau und da steht eine Kleiderstange voll mit Wollpullis in allen Farben. Die Farben lachen mich an. Ich greife danach, rümpfe die Nase und sage zu ihr:

„Die Dinger wären mega schön, aber die beissen!“
Sie so: „Die tun bitte was?“
Ich: „Die beissen, da ist so hässliche Wolle drin, die beisst auf der Haut!“
Sie grinst und meint: „Kann es sein, dass Du kratzen meinst?“
Ich so: „Ja, sag ich doch!“
Sie: „Nein, Du hast beissen gesagt. Nennt ihr das in der Schweiz so?“
Ich so: „Ja, in der Schweiz sagen wir „die biissä“ – was übersetzt heisst „die beissen“.“

Das fand die Lieblingshamburgfrau aber sowas von komisch. Sie hat das nämlich vorher noch nie gehört. Und beim Verlassen des Ladens musste sie sich nochmal vergewissern, dass ich wirklich beissen gesagt hatte. Nicht dass sie da beim Weitererzählen was verwechseln würde. Vermutlich hat es sich für sie wohl so angehört, als ob die Pullis uns beissen und verletzt zurücklassen würden. Quasi menschenfressende Pullis oder so …

Ja, für die Norddeutschen sprechen wir manchmal saukomisch – sie für uns aber auch! 🙂

Umrüsten

Wenn draussen die Natur erwacht und die Temperaturen steigen, dann ist es höchste Zeit, die Kleiderschränke auf „leicht“ umzurüsten. Das habe ich kürzlich gemacht. Und dabei sind mir dicke Winterpullis in die Finger geraten, von welchen ich nicht mal mehr wusste, dass ich sie habe. Wie das passieren kann? Nun ja, ganz einfach: Indem man neue Dinge einkauft und aus Platzmangel diese einfach vorne im Schrank reindrückt. Die hinteren Teile kippen so nach hinten weg und geraten irgendwann an der Schrankrückwand ins Niemandsland. Von dort sehen sie erst wieder das Tageslicht, wenn Umräumen angesagt ist. Unglaublich, dass da Farben zum Vorschein kamen, die ich den ganzen Winter über „dringend“ gebraucht und nirgends gefunden habe. Was soll man dazu noch sagen? Weiterlesen

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