von süss bis ungeniessbar

Unerwartet perfekt

Wenn man von Tag zu Tag lebt und dabei versucht, jeden Tag so zu nehmen wie er eben kommt, dann plant man nicht mehr im voraus. In etwa so läuft unser Leben seit ein paar Jahren. Wir geniessen die guten Tage und überstehen irgendwie die weniger Guten. Wir haben lernen müssen, dass man im Leben nicht alles in der Hand hat. Es gibt Dinge, die passieren einfach, ob man will oder nicht!

Der Göttergatte hat mich überzeugen können, einen Sprung in unser „altes Leben“ zu machen und eine Woche Ferien in unserem ehemaligen Stammhotel anzutreten. Ich hatte Mühe mit diesem Gedanken. In meinem Kopf hatte ich diesen wunderbaren Ort „abgeschrieben“ und in die Schublade „perfekt gibt es nicht mehr“ gesteckt. Und trotzdem bin ich mit ihm losgefahren. Zusammen mit dem Tochterkind und ihrer Familie.

Die Anreise war gefühlsmässig für mich durchzogen. Was würde mich da wohl an Emotionen erwarten? Und … was soll ich sagen: ES WAR PERFEKT!! Ich habe die Eingangshalle der wunderbaren Hotelanlage in Österreich betreten, habe eingeatmet und meine Seele füllte sich mit dem Gefühl von „Zuhause“!!!! Ich hätte das niemals erwartet.

Petrus hat sich auch gnädig gezeigt und uns eine intensive Sommerwoche beschert. Und so konnten wir jeden Tag geniessen, baden, essen, chillen und unsere wunderbaren Enkelkinder geniessen, die uns das erste mal begleitet haben. Alles in allem also eine Fahrt an einen Ort, für welchen wir alle sehr dankbar sind und an den ich sofort wieder reisen werde. Wie gut, dass wir losgefahren sind! Es gibt Dinge im Leben, die kann man nicht erklären. Man muss sie einfach tun.

Vernünftiger Dialog gefällig?

Ich liebe es, Menschen bei Gesprächen zu belauschen. Das kann sein, wenn ich irgendwo in einem Café sitze und einfach nur still vor mich hingucke. Es kann aber auch sein, dass ich die Kommunikation zwischen Menschen auf den sozialen Netzwerken verfolge. Und ich komme immer mehr zum Schluss, dass es zwei extrem unterschiedliche Menschengruppen gibt:

„Die Daueraggressiven“
Diese Gruppe fühlt sich – ganz egal worum es geht – IMMER persönlich angegriffen. Jeder Satz wird augenblicklich gekontert mit oft sehr unschönen Wortkreationen. Der Anstand rutscht in die Schuhe (tiefer geht bekanntlich nicht) und die Aggression schwingt nicht nur in der Tonalität der Stimme mit – sie ist auch in den Augen zu sehen.
Beim geschriebenen Wort hat man das Gefühl, die Aggression beim Lesen zu hören. Und die Emoij’s machen es möglich, dass man dem Frust noch zusätzlich Ausdruck geben kann. Was da zum Teil im Netz niedergeschrieben wird, sollte dem Waffenschutzgesetz unterliegen. Ich habe mir schon überlegt, ob COVID aus den Menschen Monster gemacht hat. Aber offenbar war der Mensch schon immer so – COVID gab ihm einfach die Zeit, es so richtig heftig auszuleben.

„Die Dauersäusler“
Auf den ersten Blick sind diese Menschen zuckersüss. Leider spüren sie die Grenzen der süssen Attribute nicht mehr. Was da an Zuckerwatte in einen Satz gepackt wird, lässt mich erschaudern. Es kann durchaus passieren, dass in einem Satz lieb, süss, Zucker, umarmt, wunderwunderschön, wunderwunderwunderschön, allerliebst, verliebt, unfassbar verliebt, noch verliebter als verliebt, wunderobermegaschön, schnusig und was sonst noch so in eine Zuckerdose passt, verwendet wird. Da frage ich mich jeweils, ob es denn noch Steigerungspotenial gibt. Und: Wie ehrlich sind solche Äusserungen? Wer ständig mit Zuckerwatte um sich schmeisst, der wird doch letztlich nicht mehr ernst genommen. Ich merke bei mir jeweils, wie sich mein Magen bei diesen Zuckerbäckern zusammenzieht. Die sind mir überhaupt nicht geheuer. Sie lösen in mir unfassbar viel Trotz aus – und der unbändige Drang wächst in mir, eine Antwort zu geben, die so gar nicht in den Zuckerwattenautomaten passt. Eine Antwort wie: „Moment, ich muss mich kurz übergeben.“ Nicht nett, ich weiss. Aber ehrlich.

Ich bemühe mich sehr, mich im Mittel der beiden Gruppen zu artikulieren. Mal bin ich sauer, dann merkt man es. Mal bin ich unfassbar verzückt, dann merkt man es auch. Aber meine Sprache rutscht weder in die Schuhe, noch wohnt sie im Zuckerschrank.

Der gesunde Menschenverstand sollte uns eine vernünftige Kommunikation möglich machen – meine ich. Es gibt aber immer mehr Menschen, die behaupten, dass bei der Hoffnung auf den gesunden Menschenverstand leider alles verloren ist. Wäre schön, wenn sie nicht recht bekämen … obwohl … ich habe da auch so meine Befürchtungen …

Corona-Kränzchen

Ich war gestern mit klein Ellie an der Aare spazieren. Ich glaube, dass die kleine Fellnase inzwischen auch merkt, dass da irgendwas nicht stimmt. Stundenlang wird sie zweimal täglich durch die Witi geschleppt (bei Sonne – Ellie hasst warme Temperaturen) und die Stadtbummel und Kaffeekränzchen mit Freunden fallen weg. Das findet Ellie nicht so cool – und obwohl sie genug Bewegung hat, sass das Halsband auch schon lockerer …

Bei der „Wasserstelle“, wo Ellie runter zum Fluss düsen und trinken kann, habe ich ein Corona-Kränzchen gestört. Und das war so lustig, dass ich dort eine Weile am Flussufer verweilen und „mithören“ musste … es GING NICHT ANDERS!! Dort standen 4 Autos – und sassen vier Ü70igerinnen in ihren mitgebrachten Klappstühlen – im Kreis – jede mit eigenem Kaffeethermoskrug und Becher und jede mit dem Handy vor der Nase. Das sah in etwa so aus:

Die vier versuchten, eine Whats-app-Gruppe zu erstellen und kämpften mit ihren Mobiltelefonen. Und immer, wenn die eine der anderen etwas zeigen wollte, dann fiel ihr ein „Mist, die 2 Meter – geht nicht!“. Die Kommunikation lief in etwa so:

„Wo hast Du gesagt, dass ich drücken muss?“
„Bei den drei Pünktli!“
„Ich habe keine Pünktli … wo siehst Du Pünktli? Ursi, hast Du Pünktli?“
„Nein, ich finde das auch nicht – wenn ich da drauf drücke ist alles schwarz!“
„Wie schwarz, zeig mal!“ steht auf …
„Neiiiin, bleib bloss dort sitzen … ich kann das dann schon!“
„Mich würde interessieren, ob ihr dann alle immer seht, wenn ich Ursi etwas schreibe!“
„Ja klar, deshalb ja die Gruppe!“
„Aha, dann muss man aber immer aufpassen, was man schreibt, gell?“
„Wieso? Das ist doch nur, dass wir einfacher abmachen können! Oder was willst Du schreiben?“
„Und wenn ich ihr etwas Persönliches erzählen will, dann könnt ihr das nicht lesen?“
„Dann schreibst Du ihr persönlich!“
„Ja aber sie ist doch dann in der Gruppe!“
„Persönlich hast Du sie aber auch noch … nicht nur in der Gruppe!“
„Ich finde diese blöden Pünktli nicht!“

Echt Leute, das war so lustig und süss zugleich, dass ich mich dort fast nicht mehr losreissen konnte. Ich weiss, man tut das nicht, aber auch bei mir macht der Corona-Koller manchmal Dinge, die ich selber nicht verstehe. Und es tat gerade so gut, den vier lustigen Ladies bei ihrem Kränzchen zuzuhören …! Und ich musste dauernd kichern. Ellie hat mich dabei ständig angeguckt als ob sie sagen wollte: „Passiert hier noch was oder können wir weiter???“

Ich fand die Vier ganz grosses Kino und … CORONA macht erfinderisch! Sich treffen mit den nötigen Regeln – Weltklasse haben die das gemacht. Ellie hat beim Gehen leider noch in den Kreis der vier Eingeschworenen gepinkelt (dummes Tier) und ich musste mich entschuldigen … zum Glück waren die Abstände so gross, dass es niemanden gestört hat!

Rund ist schön!

Bekanntlich bin ich unter die Steinmaler gegangen. Und ich male viel – sehr viel. Inzwischen sind es knapp 700 Steine, die unter meinem Pinsel gelegen und dann farbig in die Natur zurück gegangen sind. Und dabei habe ich eines bemerkt:

Runde Linien sind bedeutend einfacher zu malen, als gerade Striche! Und weil ich Fan von lustigen Weibern bin, sind meine gemalten Weiber immer rund. Müsterchen gefällig?

Runde Pinselstriche machen mehr Spass – mit Schwung in der Feder … so quasi! Ich male viele verschiedene Sujets … aber bei Menschen ist es ganz klar einfacher, wenn sie lustig und wunderbar unperfekt sind, als den Pinsel zur Perfektion zwingen zu wollen. Ich habe es schon anders versucht, hatte aber nur den Krampf in der Hand, war mit dem Resultat nicht zufrieden und habe alles wieder überpinselt. Wie toll, dass es beim Malen so viel einfacher ist, die Perfektion zu umgehen, als im wahren Leben. Das Leben ist nämlich auch nicht perfekt. Und der Mensch erst recht nicht. Wir sind alles Individuen mit unzähligen Fehlern; und genau das macht uns so einzigartig. Ich werde den runden Pinselstrichen treu bleiben. So macht es einfach mehr Spass!

Unser Sonnenschein

Seit etwas mehr als 8 Monaten sind wir nun stolze Grosseltern. Und wir werden uns NIEMALS an den Anblick dieses süsses Menschleins gewöhnen. Wir sehen sie zwar täglich – aber eine Gewöhnung scheint nicht einzutreten. Im Gegenteil: Jedes mal, wenn die kleine Zuckerschnute uns angrinst, geht unsere ganz persönliche Sonne auf. Krass, oder? Wie oft habe ich schon zum Göttergatten gesagt: Hatten wir als Eltern auch so einen Knall, als unsere Kids noch klein waren?

Also in meinem Fall ist es manchmal so, dass ich froh bin, nicht gefilmt oder sonstwie aufgenommen zu werden. Man würde mir vermutlich den Verlust des Verstandes attestieren. Ich quieke wie ein Meerschweinchen; beim Erzählen des Buches mime ich Tierstimmen, die es so in der Natur ganz bestimmt nicht gibt (egal, die Kleine liebt es!) und ich mache mich zum totalen Deppen, um sie lachen zu sehen! Und die kleine Menschin dankt mir all das mit unfassbar viel Liebe.

Es ist nicht zu erklären, wie sich das Gefühl „Grosseltern“ für uns im Herzen anfühlt. Aber wenn man sogar jeden „Pups“ beklatscht und jeden Rülpser bewundert und auch die vollen Windeln einen verzücken, dann ist man wirklich vernarrt bis zum Mond und zurück. Es gibt nichts Vergleichbares!

Die Kleine hat mit ihrem blossen SEIN unser Leben so derart wunderbar auf den Kopf gestellt, dass wir uns gar nicht mehr so recht erinnern können, wie es vorher war. Und wenn wir sie einmal 24 Stunden nicht sehen (was zum Glück selten vorkommt), dann fühlt es sich schon leer an.

Wie oft haben unsere Kinder beim Heranwachsen weinen müssen, weil sie sich den Kopf gestossen, den Arm gebrochen oder den Fuss verknackst haben? Ich habe das immer sehr gut handhaben können. Und jetzt? Wenn die Kleine sich den Kopf stösst und herzzerreissend weint, dann zieht sich mein Magen zusammen und ich könnte gleich mitweinen … was in meinem Fall eine wirkliche Seltenheit ist.

Wir sind so unendlich dankbar, dass wir die Kleine in unserem Leben haben – ich weiss, alle Grosseltern sagen, sie seien stolz. Wir sind aber derart stolz, dass wir total gaga werden! Und das ist wunderbar 🙂

Im Norden ist es kühler?

So, da sitz ich also nun – am Ziel meiner Träume: An der Nordsee. Genauer im nordfriesischen Sankt Peter Ording. Ich habe schon lange davon geträumt, es endlich mal über Hamburg hinaus in den höheren Norden zu schaffen. Zumal ja meine treuen Leser-/innen alle wissen, dass ich den schwitzigen Sommer nicht ausstehen kann. Was liegt da also näher, als den Sommerurlaub im hohen Norden zu buchen. Und um gut ausgerüstet da anzukommen, habe ich selbstverständlich einen Windbreaker (eine dünne, atmungsaktive Windjacke) gekauft und in den Koffer gepackt. Man sagte mir, die kühle Meeresbrise erfordere dies.

Auch wenn das Ding atmungsaktiv ist, so hilft es mir trotzdem nicht beim Atmen. Und das Atmen fällt bekanntlich bei 30 – 35 Grad im Schatten verdammt schwer. Die Nordsee liegt genau vor der Nase – und die fühlt sich in etwa so an, als ob man den Morgenkaffee zu lange hat stehen lassen. Lauwarm und nicht wirklich erfrischend. Ein echter Nordfriese und „Eingeborener“ hat uns heute erklärt, dass man hier erst von echtem Wind sprechen könne, wenn die Schafe keine Locken mehr hätten. Nun ja – davon sind wir Meilen entfernt!

Unsere Bleibe hier ist dafür sowas von urgemütlich … so ähnlich, als ob man bei Freunden und Familie zu Besuch wäre. Klein, familiär, kuschelig und die Freundlichkeit der Nordlichter halt …!

Für alle, die mehr darüber wissen möchten: www.hotel-zweiteheimat.de

Die Zimmer sind zum Wohlfühlen – das Ambiente ist wirklich wie eine zweite Heimat und es ist alles auf Kuschelmodus eingestellt. Und die Nordsee mit dem gigantisch schönen Sonnenuntergang liegt genau vor dem Balkon. Einziger Nachteil: Kuscheln bei heissen 30 Grad und mehr ist nicht wirklich das, was man möchte. Und dafür kann keiner was. Selbst die Nordlichter hier sind ziemlich überfordert mit der Hitze – das kennt man in diesem Ausmass nämlich nicht. Deshalb haben wir auch vergeblich nach einer Klimaanlage im Zimmer gesucht. Gefunden haben stattdessen wärmende Kuscheldecken, eine Sauna, einen Kamin oder eine Heizung.

Was macht also die überhitzte und ziemlich überforderte Modepraline im gigantisch heissen Norden? Sie kauft sich als erstes ein paar richtig kurze Shorts (ich trage sowas im Normalfall nie) und stellt von den Turnschuhen auf Flip Flops um (ich hasse eigentlich nackte Füsse), um nicht im eigenen Schweiss zu schmoren.

Und weil die steife Meeresbrise auf lauwarmes Föhnlüftchen umgestellt hat, bleiben auch die Jacke und der Schal für einmal im Zimmer. Es hat zwar immer Wind – der scheint mich aber auch nicht zu mögen. Wenn wir nämlich mit dem Fahrrad über die endlosen Weiten des nordfriesischen Flachlands radeln, dann habe ich irgendwie IMMER Gegenwind – ganz egal, in welche Richtung ich fahre. Und NEIN, es ist KEIN Fahrrad mit Motor … es ist noch echtes Radeln mit Muskelkraft (ich wusste bis dato nicht, dass ich konditionsmässig auf dem Niveau einer Gartenschnecke angekommen bin). Ich strample, keuche und schwitze … bin aber auf der ganzen flachen Weite des Landes hier die langsamste Velofahrerin ever. Eigentlich könnte man mich eher als Verkehrshindernis bezeichnen. Der geduldige Göttergatte muss so alle paar hundert Meter wieder auf mich warten, damit ich mich nicht irgendwo in den unendlichen Weiten Nordfrieslands verfranse.

Alles in allem muss ich aber sagen: Würden Petrus und ich nicht auf Kriegsfuss stehen – es ist unglaublich schön hier im Norden. Die Häuser sind eine wahre Pracht – es hat nicht einen einzigen kleinen Hügel (geschweige denn Berg), der einem die Aussicht versperrt und die Menschen sind sowas von offen und witzig, da könnten sich die Schweizer ein grosses Stück von abschneiden. Ich denke, dass sich eine Reise hier in den Norden im Winter lohnen würde. Kuschelig und wohlig warm am Kamin – in der Sauna – in der Massage mit warmem Oel oder einfach in der gemütlichen Stube. Ich denke, ich werde mit Petrus mal noch darüber diskutieren, ob er an Weihnachten die Osterglocken im Garten hervorzaubert … dann überlege ich mir, ob ich möglichweise im Februar eine Chance hätte, hier im Norden die kühle Brise zu finden.

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