von süss bis ungeniessbar

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… wenn Du willst, dass nix passiert!

Kennt ihr sie auch, diese Sprüche, Bilder, Spiele und Aufforderungen, die man täglich überall ungefragt bekommt oder irgendwo liest. Sei es auf Whats App, wo um Weitersenden geben wird; sei es auf Facebook, wo um Teilen oder Kopieren gebeten wird (oder eher aufgefordert); sei es auf dem Messenger, wo ziemlich aggressiv um Mitmachen gefordert wird …

An dummen Sprüchen ist das ganze Schneeballsystem kaum zu überbieten. Zum Beispiel hätten wir da:

Teile dieses Bild, wenn Du auch stolz auf Deine Tochter bist.
Teile dieses Bild, wenn Du auch stolz auf Deinen Sohn bist.
Teile diesen Text, wenn Du auch jemanden kennst, der an Krebs erkrankt ist und …. blablablabla …
Schicke dieses Herz an all Deine Freunde weiter, wenn Du sie auch so liebst wie ich Dich.
Sende diese Umarmung an 10 Deiner Freunde und Dir wird Gutes widerfahren.

Und so könnte man die Liste bis ins Endlose ergänzen und ich bin immer wieder erstaunt, wieviele Menschen diesen Quatsch mitmachen. Das erinnert mich an die Kettenbriefe von damals, als es noch kein WWW gab. Jene Briefe eben, die man 10 mal kopieren und weitersenden musste, wenn man nicht an einer schlimmen Krankheit sterben wollte. Und schon damals habe ich mich immer gefragt, ob es wirklich Leute gibt, die den Mist glauben.

Wenn ich aber sehe, wie oft solche Sachen vielfach geteilt auch bei mir landen, dann kräuseln sich meine Hirnwindungen. Wozu???? Wem hilft das???

Ich bin stolz auf meine ganze Familie, auch ohne dass ich diese Bilder und Sprüche teilen muss. Und ich kenne Menschen, die an Krebs erkrankt sind und weiss drum, dass es ihnen gar nichts nützt, wenn ich diese dämlichen Krebstexte teile (im Gegenteil … es macht die Betroffenen oft eher wütend!). Und ich liebe meine Freunde, auch ohne dass ich diese Herzen und blinkenden Blumen weitersenden muss. Und dass mir Gutes widerfahren wird, wenn ich imaginäre Umarmungen um die Welt schicke, daran glaube ich erst recht nicht. Mir widerfährt eher Gutes, wenn ich einen Menschen in echt umarme und diese Umarmung direkt erwidert wird.

Ich bin bis heute nicht dahinter gekommen, was dieses Phänomen ausmacht und was dahinter steckt. Und ich verstehe bis heute nicht, wem all dieses Geteile und Weitergeleite etwas nützt. Verdient daran jemand etwas, oder wo ist der Reiz daran? Könnte mich Unwissende bitte jemand aufklären?

Digitale Welt

Der Fortschritt in den letzten 10 Jahren war so schnell, dass es sich anfühlt, als ob es hundert Jahre gewesen sein müssten. Wir leben im Zeitalter der Digitalisierung. Ohne die drei Buchstaben WWW geht nichts mehr. Fast über Nacht wurde das Smartphone zur Pflicht, um nicht unterzugehen. Und damit meine ich nicht nur zur Accessoirepflicht, sondern zum erforderlichen Gegenstand für das tägliche angenehme (Über)Leben.

Reisen werden im Netz gebucht. Schnell und einfach. Kleider, Schuhe, Möbel, Kosmetik, Esswaren und Getränke – alles gibts im Netz. Schnell und einfach. Das gute alte Papierticket für die Bahn, das Parkhaus oder den Flug hat heute jeder auf seinem Smartphone. Und im Handel verschwinden immer mehr Artikel, die es inzwischen nur noch online gibt.

Es ist eine Tatsache, dass wir uns vor dem digitalen Fortschritt nicht verschliessen können und mitziehen müssen. Was aber ist mit jenen Dingen, bei welchen man die Wahl zwischen der alten konventionellen Art und der digitalen Variante nicht mehr hat? Jene Dinge eben, die es nur noch in der fortschrittlichen Version gibt?

Klar, ihr denkt jetzt bestimmt: Kein Thema, dann halt digital. Nun ja, ich denke das auch – aber denken das die 30-er und 40-er Jahrgänge auch? Jene Generation, die ohne Computer und ohne den digitalen Markt gross geworden ist. Was machen diese Menschen? Viele von ihnen haben gar kein Smartphone – bei ihnen ist das Handy mit den Knöpfen das höchste der Gefühle. Sie möchten gerne im Laden noch bedient und beraten werden. Sie brauchen Hilfe bei der Artikelauswahl und sie möchten die Parkuhr mit Münzen füttern – nicht mit der App auf dem Smartphone.

Schon mehr als einmal habe ich am Bahnhof älteren Menschen beim Lösen eines Tickets am Automaten helfen dürfen. Was, wenn gerade keine Hilfe zur Verfügung steht und sie ohne Ticket in den Zug einsteigen. Werden sie dann einfach gebüsst, weil sie vom digitalen Zeitalter überrollt werden? Oder wenn sie ihren Wagen an einer Strasse parken, wo nur noch per App die Parkgebühr bezahlt werden kann – müssen sie dann einfach die (gute alte) Papierbusse unterm Scheibenwischer in Kauf nehmen?

Alles was sich aus dem realen Leben ins Netz verlagert, wird für viele ältere Menschen einfach ganz verschwinden, weil sie nicht wissen, wie sie sich in dieser Welt bewegen müssen. Stehen da auch Hilfen bereit, oder vergessen wir diese Jahrgänge ganz einfach? Ich stelle mir gerade vor, wie ich mich fühlen würde, wenn ich morgen in einer Welt aufwache, in der ich mich einfach nicht mehr zurechtfinde. Ein unschönes Gefühl. Ich finde, für jeden digitalen (Fort)Schritt müsste eine menschliche Hilfe zur Verfügung gestellt werden. Sonst vereinsamen unsere Senioren bald in der digitalen Welt, weil sie sich nicht mehr aus dem Haus trauen. Das darf nicht sein!

Ich werde reich!!

Bekanntlich ist im World Wide Web nichts vertraulich. Keine E-Mail-Adressen, keine Kontakte, kein Wort, welches jemals ins Netz gestellt wurde. Und so kommt es, dass auch in meinem E-Mail-Postfach immer wieder Mitteilungen landen, von denen ich keine Ahnung habe, woher sie kommen. In den letzten Tagen geht da aber komisches vor sich: Ich scheine nämlich demnächst ganz wahnsinnig viel Geld zu erben. Von verschiedenen Leuten mit haargenau demselben Deutsch (Kauderwelsch), die haargenau gleichen Summen – einfach einmal am Morgen und einmal am Nachmittag. Zufälle gibt’s! (??)

Selbstverständlich sind es immer wahnsinnig vertrauliche Informationen, die da durchs Netz geschickt werden. Und selbstverständlich wollen alle immer auch eine vertrauliche Antwort. Ey, ihr komischen Jeff’s, Basel’s oder wie auch immer ihr euch noch nennen mögt: Wenn ihr mir schon gerne Geld vererben möchtet, dann packt es doch einfach in eine Tüte und bringt es gleich persönlich vorbei. Das würde uns ganz viel Geschreibe ersparen und ich würde euch alle (ihr scheint euch ja zu vermehren) persönlich kennenlernen.

Für alle, die nicht wissen, wovon ich hier schreibe: Die nachfolgenden E-Mails hatte ich heute beide fast gleichzeitig in meinem Postfach:

Guten Morgen
Ich kontaktierte Sie über den Fonds $ 5,2 Millionen Dollar hinterlegt in einer Bank hier von meinem verstorbenen Klienten, die den gleichen Nachnamen mit Ihnen tragen. Darüber hinaus, in dieser Transaktion möchte ich Sie vertraulich Antwort auf mich direkt für weitere Details.
Danke,
Jeff Edward Esq

Guten Nachmittag
Ich bin Basle Kunle Ich kontaktierte Sie über den Fonds $ .5.2 Millionen Dollar hinterlegt in einer Bank hier von meinem verstorbenen Verstorbenen, die den gleichen Nachnamen mit Ihnen tragen. Darüber hinaus möchte ich in dieser Transaktion vertraulich antworten
Basel Kunle

Besonders neu ist für mich dabei, dass Verstorbene tatsächlich verstorben sind (man beachte die zweite E-Mail). Und der zweite Schreiberling scheint nicht so genau zu wissen, wie er heisst (Basle oder Basel???). Also bitte: Es ist eine Beleidigung jeglicher Intelligenz, dass solcher Schrott im Netz rumgeistert. Ich hoffe bloss, dass es keine armen Seelen gibt, die auf den Quatsch reinfallen. Bestimmt sitzen nun der Basle und der Jeff in Basel unter einer Brücke an ihren Laptops und sinnieren darüber, auf welchem Weg sie am besten an die Kontodaten ihrer Opfer kommen. Zynismus Ende …

 

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