Notbremse ziehen?

Auf unserer Kugel namens Erde leben derzeit 7,32 Milliarden Menschen. Das sind doch ganz schön viele, wenn man bedenkt, dass es 1950 (also vor 65 Jahren) gerade mal 2,53 Milliarden Menschen waren. Was ist bloss passiert? Wie konnte es so weit kommen?

Die Medizin ist sicher das Hauptthema, welches zu dieser Explosion geführt hat. Früher starben die Menschen an der Grippe, bei Hausgeburten oder einfach an verhältnismässig „normalen“ Krankheiten. Heutzutage gibt es fast gegen alles ein Mittelchen. Und während man früher mit 50 Jahren bereits uralt war, steht man mit 50 heute noch mitten im Leben. Die Menschen werden nämlich immer älter. Auch da ist wieder die Medizin mitverantwortlich, neben der Tatsache, dass lebenserhaltende Massnahmen früher gar nicht vorhanden waren. Heutzutage werden auch sehr alte und kranke Menschen solange medizinisch therapiert und aufgebaut, bis sie noch ein oder zwei Jahre weiterleben können (mit oder ohne Lebensqualität). Da lässt sich streiten, ob diese Massnahmen immer sinnvoll sind.

Ja, und dann gibt es da noch die kontroverse Tatsache, dass kinderlose Paare früher einfach kinderlose Paare waren. Punkt. Es gab keine andere Option. Inzwischen ist die Medizin soweit, dass die meisten kinderlosen Paare (und sei es mit der Brechstange) zu ihrem Nachwuchs kommen. Das ist auch der Grund, weshalb heute mehr Zwillingskinderwagen durch die Stadt rollen, als früher. Damals waren Zwillinge eine Seltenheit, da auf normalem Weg gezeugt. Heute sind Zwillinge an der Tagesordnung, da mit Hormonbehandlungen und Invitrofertilisationen die Wahrscheinlichkeit von Zwillingsgeburten erheblich ansteigt. Das erklärt doch so manches, oder nicht.

Als China lange vergeblich versuchte, mit der Einkindregel den sprungartigen Wachstum der Bevölkerung in den Griff zu bekommen, wurde hierzulande munter auf medizinischem Weg vom Einzelkind bis zu Sechslingen alles „produziert“. Kein Wunder, dass innerhalb von nur gerade 65 Jahren die Weltbevölkerung sich beinahe verdreifacht hat. Und ebenso wenig ist es demzufolge ein Wunder, dass abgeholzt, überbaut, verschmutzt und vergiftet wird, was das Zeug hält. Alles auf Kosten der nächsten Generationen, die auf diesem ziemlich kranken Erdball weiterleben müssen. Die Lösung? Keine Ahnung. Aber wäre es vielleicht schon mal ein Ansatz, alte und kranke Menschen gehen zu lassen, wenn sie das möchten (und sie nicht auf Gedeih und Verderben am Leben zu erhalten)? Oder die Tatsache „kinderlos“ als Schicksal zu akzeptieren und nicht um jeden Preis Kinder bekommen zu wollen? Ja, klar – jetzt werden alle Paare mit unerfülltem Kinderwunsch auf mich einschlagen – ist mir schon bewusst. Aber ich glaube irgendwie auch ein bisschen ans Schicksal und an die Tatsache, dass wir viele Dinge selber verursacht haben. Ich meine: Jahrzehntelanges Einnehmen der Pille, Stress, Übergewicht, Bulimie, Anorexie, Medikamente und das Ignorieren der biologischen Uhr führen schliesslich auch dazu, dass der Kinderwunsch oft unerfüllt bleibt. Haben wir uns also ganz viel auch selber zuzuschreiben.

Habt ihr euch schon mal überlegt, wie lange es noch dauern wird, bis wir uns defintiv auf den Füssen rumstehen…??

57 Gedanken zu „Notbremse ziehen?

  1. Ich finde die Situation auch wirklich bedenklich. Vor allem, da viele Menschen noch der Meinung zu sein scheinen, dass man Kinder bekommen muss, um ein glückliches Leben zu führen oder damit ein Leben, so wie wir es jetzt führen, möglich bleibt. Dass das vollkommener Bullshit ist, ist wohl den wenigsten klar.
    Ich habe mich bewusst dafür entschieden, dass ich keine Kinder bekommen möchte. Aus persönlichen aber eben auch aus den ökologischen Gründen. Wenn es doch dazu kommt, dann ist es eben so, dann soll es so sein. Aber dass man runtergemacht wird, á la „Wir brauchen Kinder, dass ist doch der Sinn des Lebens“. Wenn es deiner ist, schön – meiner ist es definitiv nicht 😉
    Ich glaube, bevor wir uns die Füße gegenseitig plattstehen, wird ein Krieg ausbrechen und die Menschheit minimieren, bis alles wieder von vorn losgeht. Das ist zwar das letzte, was ich möchte, ich wünsche keinem den Tod, aber sich über die Natur stellen – wie du geschrieben hast – finde ich arg bedenklich …

    Liebe Grüße, Tinka 🙂

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  2. Hach, du sprichst mir so dermaßen aus der Seele! Sowohl was das Gehen-lassen betrifft (Eine Horrorvorstellung für mich, monate- oder gar jahrelang zu sterben. Denn nichts anders ist das doch – eine Verlängerung des Sterbens. Nicht des Lebens!) als auch dieser Kinderwunsch auf Teufel-komm-raus. Hier wärs vielleicht auch zu überdenken, das Adoptionsrecht zu ändern, so dass es einfacher wird, Heimkinder in einer Familie unterzubringen – ob nun direkt als Adoptiv- oder zunächst als Pflegekind.
    Mir fehlt einfach das „Muttergen“, so dass ich diesen dringlichen Kinderwunsch nicht nachvollziehen kann, der Frauen dazu bringt, alles Mögliche über sich ergehen zu lassen, anstatt einfach zu akzeptieren, dass es auf herkömmlichen Weg halt nicht sein soll und statt dessen eine andere Möglichkeit wie z.B. Adoption (s.o.) in Betracht zu ziehen. Is vielleicht ein blöder Vergleich, aber wir holen unsere Katzen auch ausm Tierheim… Familie entsteht durchs Miteinander, durchs Füreinander-da-sein, durchs Zusammenhalten. Die Gene haben da nicht so wirklich viel damit zu tun, finde ich…

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  3. In Anbetracht der sich kehrenden Alterspyramide in unserer Kultur würde ich eher sagen „Nur her mit den Kinderlein!“….denn wer soll uns Alte später pflegen, geschweige denn Produzierendes Gewerbe etc. am laufen halten?

    Das damit etwas unbeholfen umgegangen wird zeigen Deine Schilderungen….mit denen ich grundsätzlich d’accord gehe…es aber gerne etwas differenzierter sehen möchte….jeden einzelnen Fall akribisch unter die Lupe nehmen, bevor Entscheidungen gefällt werden 🙂

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  4. In China gibt es immer noch das Verbot mehr als ein Kind zu bekommen. Und selbst das erste Kind muss genehmigt werden. Ansonsten drohen Zwangsabtreibungen. Nicht sehr erstrebenswert. Seid fruchtbar und mehret Euch – gilt nicht nur für Tiere sondern auch für Menschen. Mehr oder weniger Menschen wird dann per Krankheiten, Hunger und leider auch Kriege geregelt. Irgendwann können sich nur noch Reiche die Krankenversicherung leisten, dann werden auch nicht mehr so viele Leute alt. Und auf ein paar Mehrlingsgeburten kommt es dann auch nicht mehr an

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  5. Da hast Du Dir ein ganz großes Thema ausgesucht, Chapeau.
    Wir meinen, wenig richten zu können in unserem persönlichen Umfeld, aber vielleicht ist das nicht unbedingt so.
    Lebensverlängernde Maßnahmen um jeden Preis, damit die Krankenhausbetten Gewinn bringen – da hast Du ganz recht – sind sehr fragwürdig.
    Kinder um jeden Preis, obwohl die Natur klar und deutlich dagegen ist – ergibt Mehrlingsgeburten und viele andere Probleme auch ( ja, Ihr Betroffenen könnt jetzt auch auf mich einhauen!) – sollte man lassen und lieber adoptieren – doch das geht, wenn auch mit größeren Schwierigkeiten verbunden.
    Unser Konsumverhalten – für jeden von uns in Europa, hier die Zahlen von Deutschland, arbeiten 40 bis 70 Menschen in der dritten Welt, in China und Indien etc. Gab dafür mal im Spiegel einen hübschen Fragebogen.
    Wir wollen viel und billig – guckt Euch an, für wieviel Geld in China produziert wird – oder in Bangladesh, na, Ihr wißt schon, auch die teuren Labels.
    Profit und Raffgier. Das man diese Dinge für dieses Geld nicht unter Umweltschutzauflagen produzieren kann, ist klar.
    Da rauchen die Schlote für uns – also runterfahren den Konsum.
    Die Verhütungsfrage in der dritten Welt und die Rolle der katholischen Kirche dabei – auch bei Aidsprävention. Verheerend.
    Mangelnde Bildung – Ungebildeten kann man viel erzählen, sie glauben es – oder ?
    Die nicht vorhandene Alterssicherung in der Dritten Welt, obwohl in diese korrupten Staaten Unsummen fließen (nur wer viele Kinder hat wird im Alter versorgt sein – richtig) Wir sind an den Ressourcen interessiert, aber nicht an den sozialen Bedingungen der Bevölkerung.
    In diesem Punkt ist am Schwierigsten was zu richten.
    Aber – generell – am Konsum kann jeder etwas ändern – und an denersten 2 Punkten auch, falls betroffen.
    Uumpf, es gibt sicher noch vieles mehr ( fliegen, Auto fahren etc.)
    Machen wir alle ein wenig, wird es schon viel
    liebe Grüße
    Bella

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  6. Hallo,
    die Probleme, die du hier ansprichst, sind ja vor allem Probleme der Industrienationen. Besonders hohe Geburtenraten kommen aber eher in der „Dritten Welt“ vor. Einer der Gründe ist, dass die Menschen dort so arm sind, dass sie sich Verhütung schlicht nicht leisten können. Erst heute habe ich einen Artikel dazu gelesen: http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/rapides-bevoelkerungswachstum-in-afrika-wird-es-eng-13725733.html

    Gruß
    Grace

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  7. Bei allem Respekt, aber hier jetzt auch noch Panik zu schieben, bloß weil einigen Wenigen daran liegt, die Mär von den endlichen Ressourcen nicht aussterben zu lassen, zeigt doch nur, wie brav reagiert wird, wenn die entsprechenden Knöpfe bedient werden … Oder aber liegt es vielleicht auch nur daran, bei der Informationssuche mehr oder weniger an der Oberfläche hängengeblieben zu sein? Vielleicht wäre beispielsweise die Lektüre von Björn Lomborg in der Lage, die Sichtweise zu verändern.

    Das Wesentliche darüber hinaus wurde ja bereits von Schnipseltippse angesprochen.

    Herzliche Grüße
    Der Salva

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      • Gibt ein m.E. hochinteressantes Werk von ihm: Apocalypse No! – Wie sich die menschlichen Lebensgrundlagen wirklich entwickeln; erschieben auf deutsch bei zuKlampen!, 2002. Der Autor verficht die These, daß die Prognosen einer unaufhaltsamen Verschlechterung der menschlichen Lebensgrundlagen zu nicht unerheblichem Teil auf selektiver oder schlicht falscher Nutzung vorhandener Daten beruht.

        „Wahrscheinlich das wichtigste Buch, das jemals über die Umwelt geschrieben worden ist.“ (Daily Telegraph)

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      • Von gaaanz weit oben betrachtet sieht es tatsächlich so aus als ob jemand sagt „Jetzt ist es aber genug ihr Banausen!“….Sanktionen bis zum abwinken, wenn nicht ressourcenschonender mit der Mitwelt umgegangen wird….was früher Heuschreckenplagen etc. waren…sind heute Klimaerwärmung…Umweltkatastrophen…erzwungener Geburtenrückgang…Schwund der eigenen Selbstbestimmung durch Demenzen…da wo die kleine Kreatur Mensch meint noch das Ruder in der Hand zu haben, mit künstlicher Befruchtung, lebenserhaltende Massnahmen par excellence….ist es womöglich eher schon so das es eine Illusion ist!?

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      • Zwei Punkte zur Beachtung. Erstens, der Mensch überschätzt sich, was sein ihm mögliches Zerstörungspotential betrifft; soll heißen, er macht die Rechnung ohne den schöpfenden Wirt, der dem Menschen u.a. immer auch die notwendige Versorgung zugesagt hat. Und zweitens, die Mehrheit der Menschheit läßt sich unglücklicherweise von einer Minderheit vorschreiben, was sie zu denken und wie sie zu handeln hätte. Und drittens vielleicht noch der Punkt, daß Neusprech doch bitte auch als solcher behandelt werden sollte. 🙂

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  8. Und trotzdem werden hier zu wenig Kinder geboren. Mir graut vor dem Gedanken an die Vergreisung der Gesellschaft, die uns bevorsteht. Macht sich ja jetzt schon in der Politik bemerkbar. Nee, für mich ist das Problem nicht die Überbevölkerung, sondern die ungerechte Verteilung der Ressourcen und Reichtümer. Der Wohlstand verringert die Kinderanzahl. Und Menschen in Gesellschaften, die kein gutes Rentensystem haben, sind auf Kinder angewiesen.
    Armutsbekämpfung lautet für mich ein Schlüsselwort. Und zwar international, nicht nur vor der Haustür.

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