Schilderwald

In der Schweiz stehen bald schon die Nationalratswahlen an. Das bedeutet, dass die Autofahrt ins Grüne in den nächsten Wochen einer Fahrt durch den Schilderwald entspricht. Die Strassenränder sind gespickt mit Wahlplakaten, die sich in ihren Farben, Formen und Grössen einen Wettkampf liefern. Der Wahlkampf findet also nicht nur auf dem Politparkett statt, sondern definitiv auch auf der Strasse.

Ich bin immer wieder überrascht, dass in der überreglementierten Schweiz, wo eigentlich jede Kleinigkeit per Gesetz festgehalten ist, dieses Plakatwettkämpfe erlaubt sind. Es gibt Strassenabschnitte, wo der Blick auf die Strasse beinahe unmöglich wird. Alle paar Meter steht ein Schild, welches das vordere zu toppen versucht. Die einen sind so hoch, dass sie die Sonne verdecken, andere sind breiter als die Häuserlandschaft dahinter. Die Konterfeis auf den Plakaten werden also künstlich entweder in die Höhe, oder in die Breite gezogen und es wird derart um die Wette gegrinst, dass Pepsodent und Colgate mit ihren Werbungen einpacken können.

Am besten sind aber die Wahlslogans, welche einen doch schon sehr vom Strassenverkehr ablenken. Entweder, weil sie in ihrer Kreativität in etwa so toll sind wie eingeschlafene Füsse, oder aber weil sie so aggressiv sind, dass man glatt das Bedürfnis hat, das Schild umzufahren.

Im Moment sind also Wegbeschreibungen in der Schweiz sehr besonders. Es heisst nicht mehr: „An der zweiten Kreuzung biegst Du links ab, dann fährst Du bis zu der riesigen Eiche. Dort siehst Du den Parkplatz, auf welchem Du Dein Auto abstellen kannst.“ Nein – aktuell lautet die Beschreibung eher: „Bei der 3. Plakatwand mit dem Typen mit der Knollennase biegst Du links ab, dann fährst Du bis zu jenem Schild mit den überdimensionierten roten Buchstaben drauf. Dort siehst Du, wenn Du Glück hast, den Parkplatz, auf welchem Du parkieren kannst.“

Ich warte auf den Tag, an welchem die Wahlplakate noch an den Ampeln montiert werden…

57 Gedanken zu „Schilderwald

  1. Scheint ja überall das gleiche zu sein, wenn’s um Politik geht scheint Verkehrssicherheit keine Bedeutung mehr zu haben… Hier in Wien stehen auch Wahlen an und auch wir versinken im Schilderwald. Besonderes Ärgernis hier natürlich die Blauen (FPÖ) mit ihren Hassparolen und Herr Strache mit dem Geisterbahngesicht. Einziges Positivum: Ein paar Hitlerbärtchen hat der Herr schon abbekommen, sind wohl nicht alle doof im 10ten ^^.

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  2. Bei uns in Berlin schon gesehen, aber relativ kleine, so DIN A3 mässig.
    Auch sehr schlimm finde ich die Werbung an den Strassen in den Ländern wie Italien oder Griechenland. Als Ortsunkundiger, der auf Wegweiser angewiesen ist, ist es nicht immer leicht, den passenden aus der ganzen Werbung heraus zu finden.

    G. l. G. Jochen

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  3. Wenn in deinem Beitrag nicht von der Schweiz die Rede gewesen wäre und vom parkieren, hätte ich gedacht, du beschreibst Deutschland. Hier ist es auch so. Am meisten nerven mich dann immer die Parolen auf den Plakaten. Die sagen nämlich genau NICHTS aus und erklären die Leute für blöd.

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  4. Haha, parkieren ist süß, das kennen wir in Deutschland ja gar nicht!!
    Das mit der Ampel ist doch auch ne tolle Idee, die rote, gelbe und grüne Partei zeigen die Ampelphasen an. Gelb ist da zwar eindeutig benachteiligt, aber zumindest bei uns spielen die ohnehin keine große Rolle mehr. 😛

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