Du sollst nicht…

…werten oder vorschreiben und Du sollst nicht von Dir auf andere schliessen. Sätze, die ich auch schon als Kommentare bekam. Ich erkläre drum nun einmal, wie ich das sehe. Und NEIN, ich rechtfertige nicht, ich erkläre!

Ich bin Bloggerin – und Blogger dürfen fast alles, solange es nicht rassistisch ist und solange es keine juristischen Grenzen überschreitet. Da ich lange als Journalistin gearbeitet habe, kenne ich den Unterschied sehr wohl. Journalisten sollten (ausser bei Kolumnen) immer sachlich sein, nicht werten, keine Ich-Botschaften senden und nur die Fakten wiedergeben. Innerhalb dieses Rahmens habe ich mich lange genug bewegt. Da ist der Blogger viel freier. Und das geniesse ich. Ich darf, will und kann

  • provozieren
  • Ich-Botschaften senden
  • werten
  • meckern
  • hinterfragen
  • kritisieren
  • mich lustig machen
  • mich aufregen

solange ich die Kritik nicht scheue und hinter meiner Meinung stehe. Und das tue ich! Dazu kommt, dass ein Blog, der immer nur in zartem Rosa Wölkchen über die Geschichten bläst, für meinen Geschmack keine Spannung hat. Wie langweilig. Das will doch kein Mensch lesen – oder nein, falsch: ICH möchte sowas nicht lesen. Natürlich gilt das vor allem für Blogs mit Textinhalten. Fotoblogs, Modeblogs oder Kochblogs sind anders aufgebaut und haben oft wenig bis gar keinen Text. Weil ich aber definitiv eine Texterin bin, schreibe ich eben so, wie ich schreibe. Mal lustig, mal ironisch, mal zickig, mal provokant und immer mit dem Gedanken, dass es nicht allen gefallen wird. Aber so soll es auch sein. Ich habe nämlich keine Ambitionen, den Award für den süssesten Blog zu gewinnen. Stattdessen habe ich den Anspruch, dass ich – sollte ich einmal nicht mehr schreiben – meinen Leserinnen und Lesern fehle, weil sie mich aus irgendeinem besonderen Grund im Hinterkopf gespeichert haben. Solche, die sang- und klanglos von der Bildfläche verschwinden, ohne dass es überhaupt jemand merkt – solche gibt es genug. Da möchte ich nicht dazugehören. Drum bin ich manchmal richtig gerne ein totales Ekelpaket und schreibe hin und wieder über Themen, die kontrovers sind. Und ihr dürft gerne weiterhin mit dem Buchstaben-Vorschlaghammer zurückschlagen … ich bitte sogar darum. Sonst schläft mir nämlich das Gesicht ein! Danke also allen, die kommentieren, loben, aufmuntern, sich freuen aber auch kritisieren, schimpfen, sich wehren und überhaupt nicht meiner Meinung sind. Das macht das Leben spannend und meinen Blog lebendig! 🙂

64 Gedanken zu „Du sollst nicht…

  1. So lange ich Deine Blogbeiträge lesen kann, so lange werde ich auch entsprechend meiner Eingebung (ob positiv oder negativ) dazu Kommentare schreiben.
    Ich bin niemand, der mit falscher Zunge redet (bzw. mit schräger Tastatur schreibt), nur um dem Blogger ein zufriedenes Ego zu verschaffen. Ich benenne die Dinge so, wie ich sie auch sehe. Ich halte nichts davon, im Reader ein „liked“ zu setzen, ohne auch den Beitrag gelesen zu haben.
    Deine Beiträge finde ich mit unter amüsant, witzig und auch sehr aufschlussreich. Sicher stimmt es auch, dass es aufregend sein kann, immer auf der Suche zu sein, aber ich habe nicht die Unruhe in mir. Ich habe ein bewegtes Leben bis heute gehabt und geniesse den Gleichklang des Rentnerdaseins.

    G. l. G. Jochen

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  2. Ein Drama ist zuallererst mal ein Theater. Man kann sich zurücklehnen und zuschauen. Wir haben eine Katastrophe durch eigene Untätigkeit mit angezettelt und sind jetzt dran. Das ist für mich der Unterschied. Wir können – im Gegensatz zum Drama – etwas tun. Jetzt und sofort. Fakten ja. Aber sprachliche Genauigkeit genauso. Und eben: Angst gehört nicht in die Presse. Wir sind reich, wir sind stark. Wir schaffen das. Und vielleicht bekommen wir einen leidlichen oder sogar einen guten Ausgang hin. Allen Unkenrufen zum Trotz.

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  3. Im Grundsatz hast du absolut recht, mit dem, was du da schreibst. V.a. auch damit, dass ein Blog vom Wesen her ja nicht langweilig sein darf.
    In 2 Punkten würde ich einen leichten Meinungsunterschied sehen: Zum einen meine ich, dass auch der Blog vermeiden sollte, von sich auf andere zu schließen. Die eigene Sichtweise des Lebens muss, so meine ich, noch lange nicht die Sichtweise der anderen sein. Und zum anderen denke ich, muss man auch mit „werten oder vorschreiben“ vorsichtig umgehen. Die Handlungsweise eines anderen zu bewerten, kann schief gehen, denn man kennt ev. dessen Umstände nicht vollständig. Und jemandem etwas vorschreiben zu wollen, das ist, aus meiner Sicht, auch mit Vorsicht zu genießen. Zweifelsohne gibt es Themen, da GIBT es keine 2 Meinungen; etwa wenn jemand meint eine Flüchtlingsunterkunft anzünden zu sollen. Da MUSS es gradezu darum gehen, einem anderen etwas vorzuschreiben. Ob der Blog dies kann, ist dann eine andere Frage, aber zumindest kann er es versuchen.
    Ich bin also nicht zu 100% der Meinung, dass der Blog alles kann oder darf. Aber er hat sicherlich große Freiheiten, und dort, wo es Sinn macht, sollte er diese auch nutzen.
    Und in einem stimme ich dir voll und ganz zu: Wenn ein Blog nicht mehr ist, sollte dies auffallen!!!

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      • Im Prinzip schon. Aber auch ein Blogger sollte sich darüber im klaren sein, dass jemand im Gelesenen eine Bestätigung seiner Einstellung zu erkennen glaubt, und entsprechend handelt.
        Ich stimme dem, was du schreibst, sehr weitgehend zu. Möchte aber halt nur zu bedenken geben, dass auch ein Blogger die Wirkung seiner Worte berücksichtigen sollte.

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      • Jeder trägt für sich selber die Verantwortung – ich für das Geschriebene, die Leser für das, was sie lesen und dann daraus machen auch … somit ist das also nicht mein Problem! 🙂

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      • Texte zu verfassen und dabei mehr oder weniger deutlich die eigene Meinung zu transportieren, gleicht oftmals wahrlich einem Ritt auf der Kanonenkugel. Man kann damit im wahrsten Sinne einschlagende Wirkung entfalten…ob nun in dem Sinne, den Geist anderer wachzuknipsen, oder eben zu reizen.

        Und natürlich besteht immer die Gefahr, dass Schlagwörter bestimmte Personenkreise auf den Plan rufen, mit denen man überhaupt nichts zu tun haben will. Umso trauriger, wenn der Inhalt sich klar gegen eine bestimmte Gesinnung stellt, ein dahergelaufener Rezipient aber nur das Augenscheinliche wahrgenommen hat und sich fälschlicherweise unterstützt fühlt.

        Man muss aber auch sehen, dass man sich nicht hinter allen Eventualitäten verkriecht…denn dann kann man gleich einen Blog für Schminkanleitungen* gestalten. Dann würde man zumindest nicht riskieren, sonderlich anzuecken.

        Wenn man die sozialen, menschenrechtskonformen Normen einhält, dann sollte man schon shreiben dürfen, wonach einem gerade ist. Wem es nicht gefällt, der darf gerne konstruktiv diskutieren, oder eben auf einen nächsten, zum eigenen Geschmack besser passenden Beitrag warten.

        Ich finde daher, dass sowohl Modepraline als auch smamap1 den Kern des Bloggens treffen.

        *(Bitte nicht auf die Goldwaage legen!)

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      • Ich finde, dass ganz viele Blogger den Kern treffen – und dass ganz viel ruhiger etwas mutiger sein dürften. Und jene, die das nicht möchten, ist auch okay. Hauptsache, man wird in seiner Meinung nicht beschnitten, das mag ich gar nicht! 🙂

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    • wie sollte es auffallen wenn ein Blog nicht mehr da ist,es gibt so viele Blogs und nicht jeder kann jedem folgen oder bemerken wenn jemand nicht mehr schreibt, vielleicht sogar nicht mehr lebt ? Ich kenne jemanden der verstorben ist im Juli und kaum einer weiss davon. Und wer ich bin weiß auch niemand. sag ich auch nicht. Es interessiert auch nicht

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  4. Journalist/innen dürfen das übrigens alles auch. Gerade provozieren oder meckern, sich aufregen, selbst Ich-Botschaften sind alle möglich. Zum Beispiel bei Kritikern. Was sollten die armen Leute denn schreiben? Oder die, die Glossen schreiben, Zwischenrufe, Leitartikel oder was auch alles. Der einzige Teil, der davon nicht betroffen ist, ist die Nachricht. Natürlich gilt im Journalismus immer: Der Name unter dem Text bürgt für das, was drin steht. D.h. ich kann meine Meinung stets sagen, aber sie muss als solche kenntlich sein. Sonst manipuliere ich. Für mich kein großer Unterschied zum Blog. Der besteht wohl eher darin, dass ich frei und ganz ohne Redaktion die Themen wählen kann oder eben auch schreiben kann frei Schnauze.

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    • Ja, in der Glosse, dem Zwischenruf, der Kolumne etc. darf der Journalist all das auch, das stimmt. Aber im Artikel über die Fakten sollte er bei den Fakten bleiben und keine Ich-Botschaften senden. „Das Flüchtlingsdrama spitzt sich zu – es wurde wieder eine Unterkunft angezündet.“ – so klingt die journalistisch saubere Auskunft. In der Glosse oder dem Blog darf es heissen: „Und wieder haben feige Rassisten eine Unterkunft angezündet. Ich finde das einfach nur eine Sauerei!“ – meine Version! Verstehst Du, was ich meine?

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      • Nein. Widerspruch. Es spitzt sich überhaupt kein Flüchtlingsdrama zu, auch wenn wieder eine Unterkunft angezündet wird. Es gibt kein Drama. Es gibt einen echten Engpass und eine Lage, mit der wir – warum auch immer – nicht gerechnet haben. Das ist kein Drama. Wir sind nicht vorbereitet. Dass Idioten Brände legen, ist insofern dramatisch, als sie Leben in Gefahr bringen. Ja und noch mal ja. Wir haben genug Geld, wir haben genug Platz, wir sind überfordert von einer globalen Entwicklung, die wir auch durch unsere Politik und nicht zuletzt durch gut laufende Rüstungsgeschäfte mit verursacht haben. Den Satz den Du zitierst, ist zumindest für mich gerade keine journalistisch saubere Arbeit. Der Satz schürt Angst. In meinen Augen ist das Hetze.

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      • So, ich habe eine Kontrahentin gefunden – da scheint jemand versiert zu sein im Bezug auf diese Arbeit!? Ich habe den Pass angenommen und spiele ihn zurück. Nix Hetze – das sind Fakten, meine Liebe!

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      • Dat is berlinern.
        Auch ein hübscher Dialekt 🙂
        Zudem, natürlich hat ein Blogger viel größere Freiheiten, es ist sein Blog, seine Sicht der Dinge, seine Persönlichkeit, sein Geschmack, seine Haltung.
        Er ist es selbst bzw. bei manchen natürlich auch ein Avatar.
        Sonst lese ich Spiegel.
        Hier ist es privat, persönlich – im Vergleich zu Journalisten ernsthafter Couleur unter den Anforderungen ihres Mediums.
        Der Blogger kann sagen, wie ihm/ihr das Mundwerk gewachsen ist, kann provozieren und zu Äußerungen verlocken.
        Kann wider den Stachel löcken.
        Das ist ja das Reizvolle an Blogs.
        Ansonsten würde ich ja ausschließlich bei meiner Spiegel Lektüre bleiben.
        Und man vergleiche das mal detailliert, wenn man / frau meint, Blog und offizieller Journalismus wären vergleichbar.
        Ich habe allein zur Arbeit der Spiegelredakteure mal ein 50 – seitiges Dossier gelesen – na, aber hallo.
        Bewegungsspielraum einer Amöbe, bis auf die Herausgehobenen.
        Brillante Recherche vieler Journalisten im Sinne des Charakters der Zeitschrift.
        Also, differenzieren.
        Und diesen Vergleich im Sinne des guten Journalismus emotionslos und sachlich betrachten.
        Hirn gegen Herz bzw.Hirn und Herz ( je nach Thema)- so geht es bei Dir zu, liebe Dani
        Also – in diesem Sinne – auf Dich
        Bella

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  5. Du hast Recht. Ein Blog bietet Freiheiten für den Verfasser und die sollte man auch nutzen. Auch ich habe zu bloggen angefangen, weil ich zu dem mich bewegenden Thema mal etwas mehr Klartext schreiben wollte, als ich es oft vorgefunden habe. Es ist eine Wohltat, das nun tun zu können :-).

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