Angenehme Nachtruhe

Also selbst in der schönsten Privatklinik ist eine Nacht nichts Erholsames. Ein Krankenhausbett ist und bleibt ein Krankenhausbett. Viel zu klein und ziemlich unbequem. Wenn es dunkel wird und auf den Gängen Ruhe eingekehrt, kann man auch mit der stärksten Vorstellungskraft kein Wellnesshotel herzaubern – es ist und bleibt ein Krankenhaus.

Am meisten leid tut mir aber die Nachtschwester. Wenn es nämlich eine Arschkarte zu vergeben gilt, dann bekäme bestimmt sie diese! Warum? Die gute Seele ist die ganze Nacht darum bemüht, den Patienten den Aufenthalt so angenehm wie nur möglich zu machen. Und das bedeutet auch, dass sie – kaum ist man wieder eingeschlafen – die Vitalzeichen erneut überprüfen muss. Das ist keine Schikane, sondern ihre Pflicht. Und diese Pflicht nervt, weshalb sich die Arme jedesmal entschuldigt, wenn sie einen wieder wecken muss.

„Schlafen Sie, Frau Jäggi?“
„Nein, sie reden ja mit mir.“
„Tut mir leid, aber ich muss ihren Blutdruck messen.“
„Ja, das ist dann wohl so…“ grosses Gähnen.
„Haben Sie Schmerzen?“
„Geht so.“
„Möchten Sie ein Schmerzmittel?“
„Nein danke.“
„Ich fülle noch Ihren Luftbefeuchter kurz auf.“
„Dankeschön.“ Dieses Ding blubbert so laut, dass ich andauernd das Gefühl habe, ins Bett pinkeln zu müssen.
„Brauchen Sie sonst noch etwas?“
„Nein danke.“ Ausser vielleicht meine Ruhe…
„Entschuldigen Sie, dass ich Sie wecken musste.“
„Schon okay.“ Grummel…

Ja, und dann war das Gespräch auch lang genug, um die Vitalfunktionen wieder total auf Vordermann gebracht zu haben und putzmunter zu sein. Bis der Schlaf wieder kommt, dauert es gerade mal solange, bis die gute Nachtfee wieder im Zimmer steht und das Spiel von vorne losgeht. Echt: Ich möchte nicht Nachtschwester sein. Die Lieben schlagen sich hier die Nacht um die Ohren und müssen per Pflichtenheft dabei den Patienten auf die Nerven gehen. Und dies mit einer Güte, dass es kaum zu glauben ist. Hut ab – ich möchte also diese Arschkarte definitiv nicht!

89 Gedanken zu „Angenehme Nachtruhe

  1. Das dachte ich mir auch immer im Krankenhaus: „Die arme Nachtschwester“. Und ich hab auch immer nur dann nach ihr geläutet, wenn es gar nimmer anders ging.
    Auch wenn es gar nicht hierhin passt: Hab eben im Radio gehört, dass eine Krankenschwester berichtetet, dass es gelegentlich Patienten gibt, die, ob der Länge ihres Aufenthalts schon mal erotische Gelüste hätten. Die sich dein eine Dame bestellen, die dann, mangels Barem, mit der EC-Karte zum Automaten schicken, und sich dann wundern, wenn sie Karte und Dame nie mehr wieder sehen. Und die Fragestellungen der Ehefrau, weil Konto leer, seien dann erheblich 🙂

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  2. Oh…was ich Dir noch erzählen wollte… ( und dabei ma an Modepralinsche rüttel )….ich war doch heute….äh….schläfst Du schon? Huhu…..Moooodepralinsche…..das muss ich Dir noch erzählen….

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  3. ich habe den Job mal gemacht! Ich kenne das Dilemma. Alle, die den Job machen, hätten liebend gern, dass die Patienten dem Arzt sagen, dass die nächtliche Überwachung nervt ! Sie ordnen das nämlich an ! Bei mir schliefen die meisten aber weiter ! Nur ein kurzes Grummeln….ist wahrscheinlich Übungssache !

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  4. Ja, die sind wirklich nicht zu beneiden. Musst du noch lange bleiben oder darfst du bald wieder in deinem eigenen Bettchen schlafen?
    Das war für mich nach jedem meiner Krankenhausaufenthalte die Krönung. Endlich wieder das eigene Bett, den eigenen Lokus und die eigene Dusche.
    Geht mir auch nach jedem Urlaub so.
    Hoffentlich darfst du schnell wieder heim 🙂

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  5. oh das ist aber mal eine liebe Anerkennung an die Nachtschwester. Mein Schwager ist Nachtbruder (ok, ich Weiss, es heist Krankenpfleger), tauschen moechte ich da niht! Gute besserung, unbekannter weise!
    Lisa

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  6. Na ja lieber als wenn du vor Schmerzen heulen würdest, knapp nicht schreien, deine Morphiumdodis vom Arzt schon ausgeschöpft, andere Patienten auch am Nerven…so hatte ich nach 1. misslungener Rücken OP genervt und die arme Frau musste zuerst noch einen Arzt aus dem Bett holen um mir mehr spritzen zu dürfen.

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