Nervensägen

Der Göttergatte und ich wollen unserer vierbeinigen Freundin das Reisen beibringen. Dazu gehört natürlich auch das Bahnfahren. Der Lärm am Bahnhof, die vielen Menschen, die Gerüche – alles ein ziemlicher Stress für das Fellknäuel. Und alles muss erst mal gelernt sein. Es braucht Geduld und manchmal sogar Nerven wie Drahtseile. Tickets lösen (neuerdings müssen wir ja auch für den Hund eins haben) und dann am Perron auf den einfahrenden Riesen warten. Ellie scheint ruhig – bei näherem Hinschauen merkt man aber, dass der Stresspegel doch ziemlich hoch ist.

Im Zugabteil die Lieblingsdecke hinlegen, damit Ellie sich gemütlich auf das vertraute Flauschiding legen kann – und dann der Dinge harren, die da kommen. Also, noch unwissend, dass die kommenden Dinge absolute Nervensägen sein würden. Sonst hätten wir uns ein anderes Abteil gesucht. Da setzt sich nämlich ein junger Papa mit seinen zwei Knirpsen (ca. 3 und 5 Jahre alt) ins Abteil hinter uns und – los geht die Party. Der Papa zückt das Handy und fängt an zu Gamen und die beiden Rotznasen nehmen den Zug auseinander. Sie ziehen die Schuhe aus, klettern auf den Lehnen rum, kreischen, hüpfen von Sitz zu Sitz und klopfen schreiend gegen die Scheibe. Ellie ist doch etwas verwirrt – wie sollte es auch anders sein, denn selbst uns bleiben die Kiefer unten. Der gamende Papa macht null Anstalten, sich kümmern zu wollen. Und im ganzen Wagen nerven sich die Fahrgäste. Am allermeisten wahrscheinlich wir, denn das Üben des Bahnfahrens im Ausnahmezustand gehörte eigentlich nicht unbedingt zu unserem Programm. Nun ja, da muss man also durch. Ich denke mir nur: „Wenn sie das durchhält, dann kann sie es wirklich.“

Sie hat durchgehalten. Zwar total hibbelig, aber heil. Und unsere Nerven waren bis zum Anschlag gespannt – noch ein paar Stationen mehr, und ich hätte das erste mal in meinem Leben Zwergenwerfen durch den Bahnwagon gespielt …

25 Gedanken zu „Nervensägen

  1. Solche Situationen härten ab und sind gar nicht mal so verkehrt für Lernprozesse, die insbesondere Erziehungsmaßnahmen betreffen.

    Wenn man das Tier immer nur in Watte packt, kann es mit eventuell später eintretenden Stresssituationen viel schlechter umgehen und wird vielleicht sogar zum „Angstbeißer“. Deshalb ist eine solche zufällige „Übung“ unter Kontrolle Gold wert.

    Habt ihr euch bei dem Ich-seh-nichts-und-höre-nichts-Papa ordentlich bedankt für seine eigenen recht missratenen Erziehungsqualitäten bezüglich seiner Kinderschar?

    Gefällt 1 Person

    • Danke, das ist lieb. Ich schlage solche Einladungen aber seit geraumer Zeit konsequent aus … sonst könnte ich meinen Blog damit füllen…und das fände ich doch ziemlich langweilig. Bestimmt freut sich jemand anderes mehr darüber. Das soll weder undankbar noch arrogant klingen, ich mags nur einfach nicht. Ich schreibe gerne wenn ich will über die Dinge die ich will – wenn Du weisst, was ich meine! Nicht böse sein, gell!? 🙂 Danke trotzdem!

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