Offener Brief

Lieber Petrus

Ich habe ein Problem. In meinem Schrank sind die dünnen Kleider eingemottet und die Winterpullis und Jacken sind einsatzbereit. Mein Auto hat die Winterrreifen drauf und der Garten ist auf winterfest gerüstet. Die Katzen haben die Unterwolle sehr dicht und meine Füsse sind auch auf Winter eingestellt – was soviel heisst wie: Die Nägel sind nicht mehr lackiert und die Hornhaut darf auch wieder Hornhaut sein, stört ja keinen.

So, und jetzt kommst Du und machst mir einen totalen Strich durch meine Winterrechnung. Ich meine: 18 Grad heute Nachmittag … das kann man wohl kaum als Winter bezeichnen. Ich schwitze beim Laufen mit dem Hund wie eine Bekloppte und kaum ist die Sonne weg, fange ich nassgeschwitzt an zu bibbern. Und genau deswegen habe ich nun eine mittelkleine Erkältung … und das finde ich (mit Verlaub) bescheiden!

Drum, lieber Petrus – wir müssen echt über die Bücher. Das kann es doch nun wirklich nicht sein. Den ganzen Sommer hindurch hast Du mich gequält mit der grausamen Hitze. Jeden Tag habe ich mich auf den Winter gefreut und ich habe gejubelt, als die ersten kalten Tage kamen. Und nun? Hast Du vergessen, dass es erst JETZT so richtig losgehen sollte. Bist Du in den Ferien oder hast Du womöglich immer noch die Sommergrippe? Ich meine: Selbst die Igel sind verwirrt. Beinahe jeden Abend begegnet mir in der Dunkelheit irgendwo beim Spazieren ein Igel, der sich vermutlich gerade fragt, wann er nun genau sein Winterquartier aufschlagen soll. Und heute habe ich zwei Wespen totgeschlagen. Hallo? In den Schaufenstern glänzen die Weihnachtsdekorationen und ich soll die T-Shirts wieder rausholen? Ich weigere mich!!!

Sollte das in den nächsten Tagen nicht ändern, werde ich eine Petition einreichen, dass Du ausgewechselt wirst. Ganz offensichtlich scheinst Du dringend Ferien nötig zu haben. Also bitte – nimm Deinen Job etwas ernster und schick endlich den Winter …. sonst …. sonst … sonst muss ich mir irgendwo eine Eisscholle suchen (oder hast Du die auch schon alle schmelzen lassen?).

Mit schwitzigem Frustgruss

Modepraline

36 Gedanken zu „Offener Brief

  1. Ja das ist echt Wahnsinn, bei uns in Bayern das gleiche Spiel. Den Restaurantbetreibern gehen nachmittags die Sitzplätze im Außenbereich aus. Die Biergärten machen immer noch guten Umsatz und der letzte Sonntag (verkaufsoffen!) war der Renner. So um die 20 Grad!
    Ich mußte zum Glück nicht arbeiten, habe mir aber sagen lassen, daß viele Leute im kurzärmeligen Tshirt gesichtet wurden.
    Und ich habe am Montag eine amerikanische Touristin gesehen, die obenrum mit Tshirt und Steppweste drüber und unten mit Flipflops unterwegs war…ja geht’s noch?
    Ich bin gerade auf dem Weg in den Frühjahrsschlaf, normalerweise gehe ich im November nach der Sommermüdigkeit in den Winterschlaf über. Aber morgens singen die Vögel wie im Mai und die Bäume schlagen aus..hab ich gesehen im Park..und meine Lilie im Garten treibt aus.
    Frühling im November!
    Jedenfalls ist meine Tageslichtlampe, die ich im nebligen November bei uns in Donaunähe eigentlich brauche, noch nicht zum Einsatz gekommen.
    Ich glaube momentan freue ich mich über die eingesparten Heizkosten und über Spaziergänge wie im milden Oktober.
    Danke trotzdem Petrus, du bist halt auch schon etwas in die Jahre gekommen und verwechselst vielleicht manchmal etwas..grins !!

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  2. Ich muss mal meckern: Ich finde es alles andere als schön, wenn ich im November noch draußen ein Eis essen kann, ohne Jacke. Ich meine schönes (warmes) Wetter hin oder her aber ich kann da nichts schön dran finden. Lässt mich eher mit nem mulmigen Gefühl zurück. Liebe Grüße.

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